Volltext Seite (XML)
NWMWMTiigM kSL» Früher Wochen- und Nachrichtsblatt ^3 Tageblatt fd Ähibls, Mit, 8niM M«ls, Cl.Wk>, KtmiM Ninnn, M»A, LltimÄif, MtüLlMis, 8t. 3M 8t. Wtli, Amtüns, Am, Wmilsn, KWmel mt Miki» mtsblatt für das Kgl. Amtsgericht und den Stadttat zu Lichtenstein Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirl Nr. 2S2 Kerusprech-Auschlaß r «r. 7. L4 Jahrgang. - - Mittwoch, den 5. Oktober lelegrammav reffe i Dageblatt. 1904. Diejes Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) nachmMags für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pfg., durch die Post biogen 1 Mk. 50 Pfg. LkWlne Nummern 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Zwickauerstraße 397, alle Kaiserlichen Postanitcuten, Postboten, sowie di« Austräger entgegen. Inserate Werden di« fünfgespaltene Gruntyeile mtt 10, für auswärtig« Inserenten mtt 15 Mennigen berechnet. Im amüichen Tell kostet di« zweispaltig« Zell« 30 Pfennig«. — Jnseraten-Annahme täglich bis spätestens vormittags 10 Uhr. Politische Rundschau Deutsches Reich -Berichterstattung über das Be finden des Königs. Die „D. T.-Ztg." läßt sich über die oftmals wenig taktvolle Art, in der von manchen Zeitungen über das Befinden Sr. Maj. des Königs berichtet wird, u. a. in folgender sehr zutreffender Weife aus: „Es muß peinlich wirken, wenn von Dresden aus einer unbekannten Quelle immer wieder Berichte verbreitet werden, die im höchsten Maße beunruhigend wirken und um so bedenklicher und taktloser sind, als der König Georg selbst Einsicht in die Zeitung zu nehmen pflegt. So wurde nor einigen Tagen, gerade als die er» freuliche Besserung ärztlich konstatiert und gemeldet wurde, eine Nachricht verbreitet, wonach das Be finden des Königs sich aufs bedenklichste verschlim mert habe usw. usw. Es ist denn doch eine selbst verständliche Ehrenpflicht der Presse, in einem solchen Falle die möglichste Zurückhaltug zu üben und nur das zu veröffentlichen, was genügend und tatsächlich ver bürgt ist. Das Leiden des Königs ist bekannt. Was hat es für einen Zweck, immer und immer wieder das Vorhandensein mitzuteilen? Daß das Leiden schwer und ernst ist, ist nicht minder bekannt. Aber eS ist recht wohl möglich, daß der König seinem Lande noch geraume Zeit erhalten bleibt. Das wünschen wir von ganzem Herzen ; denn ge rade jetzt bedarf das Land und auch das Reich d er tre uen Fürsorge dieses be- währtenundvortrefflichenHerrschers in b es o n d e r e m Maße". * Im Verlage der „Leipziger Buchdruckerei- Aktiengesellschaft" erschien kürzlich unter vem Titel „Das sächsische Volksschulwesen" eine Schrift, die den ehemaligen Lehrer Otto Rühle zum Verfasser hat. Der Autor, der be reits wiederholt, vor allem aber in den berüchtigten Angriffen auf seine vormalige Bildungsstätte ge zeigt hat, wie wenig ernst er in feinen Behauptungen zu nehmen ist, legt auch in dieser Broschüre einen erneuten Beweis feiner geringen Zuverlässigkeit als Schriftsteller ab. Ein Teil jener Schrift beschäftigt sich, wie zu erwarten steht, unter anderem mit der Fortbildungsschule. „Es ist nun zwar," sagt das Organ des deutschen Vereins für das Fort bildungsschulwesen „Diedeutsche Fortbil dungsschule" sehr richtig, „nicht von jedem der Sache fernstehenden Manne zu verlangen, daß er sich in das Studium der Fortbildungsschulbe wegung vertieft und deren Entwickelung verfolgt." Wer aber sich berufen fühlt, über diese Dinge zu schreiben und damit in der Oeffentlichkeit ein Urteil abzugeben, sollte sich doch zum mindesten klar sein darüber, daß im Jahre 1904 nicht die Zustände von 1887 als Maßstab einer Kritik angewendet werden können, da trotz einem Rühle sich die Welt seit jener Zeit „etwas weiter nach vorwärts bewegt" hat. Der Verfasser schöpft nämlich sein Wissen aus einem Bande der „Fortbildungsschule" von obenge nanntem Jahre und kritisiert nun auf Grund seiner längst überholten Quelle den offiziellen Lehrplan. Dabei ist ihm indes völlig entgangen — wir nehmen das wenigstens zur Ehre des Autors an —, daß dieser Plan nur Mindestforderungen feststellt, im übrigen aber die weiteste Bewegungsfreiheit qestattet, von der in Sachsen in ausgedehntestem Maße Ge brauch gemacht worden ist. Auch die erfreuliche Tatsache, daß bei unS die Schüler zumeist schon seit langem nach Berufskreisen gesondert wurden und der Unterricht dem beruflichen Interesse Rechnung zu tragen sucht, ist Rühle ebenso unbekannt geblieben, wie er nicht zu wissen scheint, daß Gesetzeskunde, Volkswirtschafts- und Gesundheitslehre längst Auf. nähme im Lehrplan« vieler sächsischer Fortbildungs- ! schulen fanden. Sollte also den Verfasser wieder einmal die Lust anwandeln, sein« Gesinnungsgenossen über Schuloerhältniffe aufklären zu wollen, möchten wir ihm denn doch recht dringend raten, vorher zu bedenken, daß zwischen seiner Entfernung aus dem Schuldienste und heute einige Zeit verstrichen ist, in der so manches auch in der Schulwelt sich geändert hat. * Nach einer Verordnung des Kriegsministeriums sollen wiederum zwei verfügbare Stuben des Laza retts der Festung Königstein zur Unterbringung von erholungsbedürftigen Offizieren, Sanitätsoffi ziere i und Beamten verwendet werden. * Von der Verfolgung der Hereros durch die Sandwüste und deren Schrecken erhält die „Rhein.-Wests. Ztg." aus dem Feldlager folgende, teilweise nür in flüchtigen Notizen, während des Rittes hingeworfene Schilderung. Hamakuri, 15. August. „Die Herero sind unserer Rache durch planlose Flucht nach allen Zeiten hin vorläufig entronnen. Unsere Abteilung hatte ein nur leichtes Gefecht längs des SüdranbeS des Water berges mit geringen Verlusten, wogegen die Hauptabteilung hier bei H. einen heißen Kampf mit schweren Verlusten bestand. — Vorgestern Nerfolgungsmarsch der vereinigten Abteilung, leider ohne den Femd einzuholen. An einer etwa 50 Kilometer entfernten Wasserstelle Rast. Gestern Rückmarsch hierher, ent setzlich i 40 Prozent unserer Pferde verloren. Hier wohl reich lich Wasser, aber nicht ein Halm. Vie P'erde verhungern. . . In einer Viertelstunde ist wieder einmal Gelegen heit zur Rücksendung eines Lebenszeichens, heißt es in einem weiteren Biles aus Hamakari vom 18. August. Bon den beiden schweren Tagen, die unsern 50 Kilo- meter-Vorstoß gegen den abziehenden Michael und entsprechenden Rückzug bedeuteten, haben sich Menschen und Tiere kaum erholt. Da Tausende von Hereroochsen und Kühen, die sich in dieser Gegend vier Monate aufgehalten haben, nicht ein Hälmchen mehr übrig ließen, kann man sich denken, wie es den armen Pferden ergeht. Sie nagen die Aeste der thnen erreichbaren Bäume and die Kralbüsche ab und fressen die unglaublichsten Dinge. Die Leute essen viel Fleisch, das infolge der überstürzten Flucht der Hereros massenhaft zu haben ist. Zutaten gibt es nicht, nur etwas Kaffee ist noch da. Seit vier Tagen haben wir auch kein Brot mehr. Wie mit dem Fleisch gewütet wird, geht über alle Begriffe. Man findet massenhaft Tiere, die einfach erschossen, ihrer Leber, Nieren und allenfalls noch des Filets beraubt, liegen gelassen werden. Hunderte, vielleicht Tausende vonViehkavavern liegen um- her. Die Tiere verhungern und verdursten, da sich niemand um sie kümmern kann. * Zum lippeschen Thron st reit. In sonst gut unterrichteten politischen Kreisen wird dem „Tag" zufolge angenommen, daß die Entscheidung über die lippische Angelegenheit nicht so bald erfolgen dürfte. Dann heißt es weiter: „Der Bundesrat als die Vertretung der deutschen Bundesfürsten und Freien Städte hat sich zwar zur Entscheidung der artiger Thronstreitigkeiten für zuständig erklärt, in Wirklichkeit aber werden diedeuts chenFürsten diesmal persönlich berufen sein, ihr Urteil ab zugeben, und sie werden es natürlich erst tun, nach dem sie sich über die Rechtslage eingehend unter richtet haben, erforderlicherfalls aus Grund von Gut- achten angesehener Juristen. Der Bundesrat wird das von den beiden streitenden Linien eingehende Material nicht nur an die deutschen Bundesfürsten weitergeben, sondern die beiden Linien werden sich voraussichtlich auch direkt mit den deutschen Fürsten- Höfen in Verbindung setzen. Die spätere Beschluß fassung im Bundesrate wird dann nur noch eine rein sormale Bedeutung haben. Bis dahin wird sich Lippe überhaupt nicht im Bundesrat vertreten lassen, womit die Frage nach der Legitimation seines Vertreters gegenstandslos wird. Der Weg des schiedsgericht lichen Verfahrens wird nicht mehr beschritten werden." — Man scheint also ernstlich gewillt zu sein, den unter dem Vorsitz König Alberts gefällten Schieds spruch als nicht vorhanden oder nicht mehr ver pflichtend anzusehen. * Schreckliche Freunde hat der bayerische Kultusminister Herr von Wehner in der „guten" Presse. Der „Bayr. Kurier" verteidigt ihn gegen den bereits bekannte« Borwurf, noch ärger als ein Indianerhäuptling zu sein, und schreibt: Er trägt keinen Ring durch die Nase, er läuft nicht nackt herum, sondern ist mit allen Requisiten des Schneider gewerbes versehen. — Also mit Elle, Schere und Bügel eisen. Armer Herr von Wehner! * Eine Verkürzung der Arbeitszeit in den königl. Eisenbahnwerkstätten der iächs. Eisen bahnen um eine Stunde wöchentlich ist in Vorbe reitung. Die Verwaltung des Arbeiterausschusses hat aus Anregung des Arbeiterausschusses durch Zirkular bei den Arbeitern anfragen lassen, ob sie damit ein verstanden seien, ohne Zeitentschäoigung Sonnabends um 5 Uhr statt wie bisher um 6 Uhr die Werk stätten zu schließen. Die Arbeiterschaft war geteilter Meinung. Während die Mehrzahl der Akkordarbeiter diesem Vorschlag zustimmten, waren die Minderheit der Akkordarbeiter und fast alle Lohnarbeiter dagegen, weil ohne Zeitentschädigung das Einkommen ge schmälert wird. Uebrigens ist in Preußen durch ministeriellen Erlaß die Arbeitszeit in den Eisenbahn- Werkstätten auf 9'^ Stunden festgesetzt, während in Sachsen lOstündige Arbeitszeit besteht. Großbritannien. *SirWilliamHarcourtist gestorben. Harcourt, der 77 Jahre alt geworden ist, gehörte sämtlichen vier Gladstoneschen Ministerien an, und sein Name war daher einer der meistgenannten u nter den englischen Politikern. Er war ein eifriger Mit arbeiter von Zeitungen; seine politischen Briefe mit der Unterschrift „Historicus" in den „Times" er regten wegen der Schärfe ihres Urteils seinerzeit großes Aufsehen. Spanien. * Infolge Platzens eines Geschützes sind in Ek Ferrol (Spanien) vier Soldaten verwundet worden. Amerika. * Nach einer Blättermeldung aus Pueblo in Colorado soll der Oct Drinidad durch Bruch eines Wasserrohres vernichtet sein. Man fürchtet, daß 5000 Personen dabei ams Leben gekommen sind. Der Newyorker Berichterstatter des „Daily Telegraph hofft, daß der Bericht über das Unglück in Drinidad stark übertrieben ist. Der russisch-japanische Krieg. London, 4. Okt. Ein aus Tschifu hierher telegraphierter amtlicher Bericht des Verteidigers von Port Arthur, General Stöffels vom 23. September bestätigt die Zurückschlagung der letzten japanischen Stürme. General Stössel erließ damals folgende Proklamation: „Ruhm und Dank sei Gott, Ruhm unserer heldenhaften Garnison, Ruhm Illmann, Sychaw und Vogarski, alles Helden, Ruhm unseren Offizieren, besonderen Ruhm und Dank unseren tapferen Freiwilligen, welche den Feind von den Höhen vertrieben und vernichteten. Gott hat uns gestattet, den Feind zurückzuschlagen, Lob sei Gotl!" Tokio, 4. Okt. Nachrichten aus russischer Quelle berichten, daß alle Angriffe der Japaner c uf Port Arthur in der Zeit vom 20.—26. Sept, von den Russen abge schlagen worden sind. Diese Nachricht wird als voll ständig unrichtig bezeichnet. Hier cintreffende Meldungen bestätigen vielmehr, daß die Japaner fortgesetzt Fort- schritte machen und wichtige Stellungen besetzen. London, 4. Okt. General Stössel hat alle chinesischen Frauen und Kinder aus Port ausge wiesen, angeblich deshalb, um die Verproviantierung zu verringern. London, 4. Okt. Nach einer Depesche auS Tschifu griffen die Japaner während drs letzten Sturmes auf Port Arthur den für die Russen sehr wichtigen höchsten Hügel an. Am 22 September nahmen sie die Stellung «in, indem sie die steilen Bergabhänge erklommen. General Stössel befahl die Rückeroberung, die nur unter großen Verlusten ge schehen konnte, nicht, rief aber Freiwillige vor, die von einem Hauptmann und einem Leutnant in Sturmkolonnen formiert wurden. Die Offiziere und