Volltext Seite (XML)
Früher Wochen- und Nachrichtsblatt Tageblatt sir MUks, Mit. AmMrs, Mas. A.W», HmiiljÄri, Ririnu, Miistl, Lckimsbis, MsaA. Slicks, Li. Li. Wtli, Limeüns, N«a, Menilsn, SMiM n> Mjti» Amtsblatt für das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Lichtenstein Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirk T4. Jahrgang. ------ -- - - .. — Nr. 132 »--"K.«--,-»-- Freitag, den 10. Juni 1904. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) nachmittags fN den folgenden Tag. Merteljährlicher Bezugspreis 1 Marl 25 Pfg., durch di« Post bezogen 1 Mk. 50 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Erpedition in Lichtenstein, Zwickauerstraße 397, alle Kaiserlichen Postanstatten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Inserate werden die fünfgespaltene Grundzeilr mit 10, für auswärtige Inserenten mit 15 Pfennigen berechnet. Im amtlichen Teil kostet die zweispaltig« Z«üe 30 Pfennige. — Jnseraten-Annahm« täglich bis spätestens vormittags 10 Uhr. Wegen Reinigung der Geschäftsräume bleiben Sonnabend, den 11 dss. Mts, die Registratur, das Standesamt und das Polizei- und Meldeamt; Montag, den 13. -fs. Mts, die Sparkaffe, die Stadtkaffe und Steuereinnahme und das Ttadtbauamt geschloffen. Lichtenstein, am 9. Juni 1904. Der Stadtrat. Steckner, Bürgermeister. Schbr. Bekanntmachung, die Schutzpockenimpfnug ausländischer Arbeiter betr Zur Erzielung einer einheitlichen Durchführung der Bestimmungen über die Schutzpockenimpfung ausländischer Arbeiter hat das Königliche Ministerium des Innern durch Verordnung vom 8. April dieses Jahres bestimmt, daß alle ausländische» Arbeiter innerhalb 7 Tagen nach Eintritt in ein inländisches Arbeitsverhältnis der Impfung zu unterzieben sind, wenn sie nicht den Nachweis erbringen, daß sie bereits innerhalb der letzten 10 Jahre mit Erfolg oder zweimal ohne Erfolg geimpft worden sind oder eine Blatternerkrankung überstanden haben. Da für die rechtzeitige Impfung die Arbeitgeber verantwortlich zu machen sind, wird denselben hiermit ausdrücklich zur Pflicht gemacht, jeden bei ihnen in ein Arbeitsverhältnis tretenden ausländischen Arbeiter innerhalb 3 Tage» nach dem Eintritte in unserer Polizeiexpedition anzumelden und dabei außer den Legitimationspapieren — Arbeitsbuch, Reise- und Militärpaß — den etwaigen Nachweis über die bereits erfolgte Impfung oder eine über standene Blatternerkrankung mit vorzulegen. Lichtenstein, am 7. Juni 1904. Der Stadtrat. St e ck ner, Bürgermeister. Schm. Keibmk. Heute Freitag, den 10. Juni, von früh 8 Uhr ab Fleischverkauf (gekochtes Rindfleisch), L Pfd 30 Pfg. vimmipM ns im Mckik. (Eigen-Bericht.) ob. Berlin, 8. Juni 1904. Die KausmannLgerichte vor dem Reichstage. Im Vordergründe des Interesses stand heute die zweite Be ratung des Gesetzentwurfs über die Errichtung von Kaufmanns gerichten. Wie gewöhnlich, so hatte Graf Ballestrem auch heute von den beiden aus der Tagesordnung stehenden Fragen die wichtigere in die zweite Reihe geschoben und die zahlreichen Ange hörigen des HandlungsgehilsenstandeS, männlichen und weiblichen Geschlechts, sowie deren offizielle Verbandsvertreter, die von den Zuschauertribünen aus den Verhandlungen über die in das kauf männische Erwerbsleben lies einschneidende Angelegenheit beiwohnten, wurden mit ihrer Geduld aus eine harte Probe gestellt. Denn niemand hatte erwartet, daß die Freunde des alten Talers, die gestern schon in so ergiebiger Weise zum Worte gekommen waren, ihren Kamps auch heute noch in dieser anhaltenden, zähen Weise fonsetzen würden. In den Reden der den Taler verteidigenden Abgeordneten kehrte die Berufung auf die Volksmcinung so häufig wieder, daß Herr Dr. Pachnicke (srs. Vgg.) es nicht unterlassen konnte, dieser Volksmeinung ein wenig angenehmes Certifikat aus zustellen und andererseits sestzustellen, daß in diesem Falle Bolks- mcinung gegen Bolksmetnung stände und daß man gut tue, den Wünschen einiger alten Leute die Interessen der Allgemeinheit Lberzuordnen. In der Abstimmung wurde der Taler-Antrag der Kommission angenommen, die 50-Psennig Lorbecrkranz-Resolution der freisinnigen Volkspartei aber adgelehnt. Nunmehr folgte die Beratung des Gesetzentwurfs über die Kaufmannsgerichte. Der Z i der Vorlage entfesselte eine längere interessante Debatte. Er bestimmt, daß zur Entscheidung von Streitigkeiten aus dem Dienst- oder Lehrverhältnisse zwischen Kauf leuten einerseits und ibren Handlungsgehilfen oder Haudlungs- lehrlingen andererseits bei vorhandenem Bedürfnisse Kausmanns gerichte errichtet werden können. Die Sozialdemokraten stellten hierzu einen Antrag, der die obligatorische Errichtung von Kauf- mannsgerichten für diese Streitigkeiten verlangt. Zustimmung fand dieser weitgehende Antrag nur bei der dem deutsch-nationalen Handlungsgeyllsen-Verbande nahestehenden wirtschaftlichen Ber einigung, die durch den Mund des Adg. Lattmann (ant. 1 verkünden ließ, daß sie in der Annahme des Antrages Auer und Genossen eine wirtschaftliche Notwendigkeit erblicke. Die Konservativen stehen dem Gesetzentwurf reichlich kühl gegenüber und wenn sie ihm zu- siimmen, geschiehts wohl zumeist aus Anstandspflicht. In diesem Sinne drückte sich der Abg. Hennig (kons.) aus, der daneben noch die unbedingte Gegnerschaft seiner Fraktion gegen den soz. Antrag hervorhob. Die Stellung der freisinnigen Parteien zu dem ganzen Gesetz ist wenig anders. Sowohl der Abg. Dr. Müller- Meiningen (srs. Vp.) als auch der Abg. Dowe (frs. Vgg.) äußer- ten Bedenken und gaben mit symptomatischer Entschiedenheit dem Wunsche Ausdruck, daß endlich mit der Atomisierung un serer Rechtspflege aufgehört werden möchte. Abg. Dr. Sem ler (natl.s, der wirtschaftliche Vertreter der Interessen der han seatischen Großkaufleute, äußerte sich in stark ablehnender Weise. Mit ihm und seinen dem Gesetzentwürfe wenig freundlichen, teilweise recht tendenziös gefärbten Ausführungen beschäftigten sich namentlich Abg Singer (soz.) und Trimborn (C.). Vor allem war es der Abg. Singer, der die Semlerschen Darlegun gen in höchst geschickter Weise zu einer Agitationsrede gegen die Nativnalliberalen auSbeutete. Sowohl er als auch der Abg. Trimborn spielten den in Frankfurt a. O. wiedergewählten nationalliberalen Führer Bassermann, der aufsallenderweisr auch heute noch dem Hause ferngeblieben ist, gegen Herrn Semler aus. Daß der Mehrheit der nationalliberalen Fraktion die Offenheit des Abg. Semler unangenehm war, bewies d'e Rede d<s Abg. Beckh-Heidelberg, der zum Schluss« konstatierte, daß Herr Semler nur für sein« Person und nicht im Namen der Partei gesprochen habe. Schließlich wurde der § i unter Ablehnung des soz. Antrages in der KommissionfaSffung ange nommen. Die Kampfe um das aktive und passive Wahlrecht der weiblichen Gehilfen werden nun bald folgen; ihnen sieht man gerade in dieser Zeit, wo der Frauenkongreß sich zu tagen anschickt, mit großem Interesse entgegen. Der russisch-japanische Krieg. Wir gehen wahrscheinlich in nächster Zeit großen kriegerischen Ereignissen entgegen Eine bedeutsame Wendung scheint sich m der Tat vorrubereiten. Freilich ist es auch heute noch unmöglich, zu erkennen, in welcher Weise dies im einzelnen g>ielkhen fall. Nach einer .Reutermeldung" aus Liaujang scheint es fast, als wolle die bevorstehende Verschiebung die Dinge nicht gerade zuungunsten der Russen umgeftalten. Ein aus ländischer Offizier, welcher sich bei den russischen Truppen in der Mandschurei befindet, berichtet, General Kuro- patkin und sein Stab haben sich mit der Eisenbahn nach einem Punkte zwischen Haischeng und Taschitschiao, 60 Werst südlich von Liaujang, begeben. Auch ist mehreren der fremden, im russischen Hauptquartier be- findlichen Militär-Attaches, darunter den beiden englischen Obersten Waters und Major Hume, jetzt gestattet worden, sich von Liaujang nach Süden zu begeben; einige dieser Offiziere hoffen, sich Kosakenabteilungen anschließen zu können, welche nördlich von Kintschou in Fühlung mit den Vorposten der Japaner sind. Den Militärattaches wird also jetzt mehr Spielraum gewährt, und daran läßt sich die Hoffnung knüpfen, daß die Nachrichten vom Kriegsschauplatz fortan etwas reichlicher und ausgiebiger nach Europa gelangen werden. General Kuroki soll neulich, als er um einen Waffen- stillstand zur Beerdigung der Toten von Kintschou in Mulden ersuchte, gleichzeitig einen Austausch der Gefangenen vorgeschlagcn haben. General Kuro- patkin habe jedoch diesen Vorschlag rundweg abgelehnt. Lebhafte Bewunderung und Anerken nung crrcgt hier in militärischen Kreisen der Adjutantenritt, den Oberstleutnant Gurkow mit einigen Kosaken von Port Arthur aus durchgefüyrt hat. Oberstleutnant Gurko hat sich mit seinen Be gleitern mitten durch die feindlichen Linien begeben und ist glücklich mit wichtigen Botschaften aus Port Arthur beiKuropatkinim Haupt quartier zu Liaujang angelangt. Es sollen dem Zaren äußerst wichtige Nachrichten telegraphisch übermittelt sein, die aber der Oefientlichkeit — wie fast immer in solchen Fällen — noch einige Tage vorenthalten bleiben. Auch der kurze Bericht des Generals Stöffel über die Schlacht bei Kintschou ist durch Oberstleutnant Gurko in das russische Haupt- qartier gelangt. Der Oberstleutnant Gurko ist der Sohn des berühmten russischen Generals, der sich durch seine Forcierung des Schipkapaffes beim Vor marsch auf Adrianopel zu Beginn des russisch-lürki. schen Krieges ernen Namen in der Militärgeschichte erworben hat. — London, 9. Juni. Dem Globe wird aus Schanghai telegraphiert, daß eine russische Brigade unter General Stakelberg am Sonnabend von den Japanern bei Wafungtienf geschlagen worden sei und sich nach Tashitschao zurückgezogen habe. Petersburg, 9. Juni. Der russiche Kriegs- korrespondent Tantschenko telegraphiert, daß die Ja paner bei Wanfangan am 3. Juni den Rückzug auf Kintschau begonnen hoben, wo sie die Russen aushalten wollen. Nach Mitteilungen von Chinesen haben die Japaner in einem Gefecht den Verlust des Generals Akkama zu beklagen. Petersburg, 9. Juni. Gerüchtweise ver lautet, daß vom Kriegsschauplätze Telegramme ein- gelaufen seren, wonach die Japaner 3mal nachein ander Angriffe auf Port Arthur machten und die Stadt bombardierten. Die Russen haben sich tapfer gewehrt. Die Armee Okus sei fast halb aufgerieben worden. 7 japanische Kriegsschiffe seien gesunken. Wien, 7. Juni. Die „Great Nordon Tele graphen-Kompanie meldet, daß das Kabel zwischen Japan und Korea unterbrochen ist. Da dies die einzige Telcgraphenlinie ist, die Telegramme aus Port Arthur übermitteln kann, wird angenommen, daß dort wichtige Ereignisse vor sich gehen. Die Japaner werden das Kabel voraussichtlich erst wieder sreigeben, wenn sie amtliche Berichte herausgeben. Petersburg, 5. Juni. Aus Liaopang wird gemeldet: Der Angriff der Japaner gegen Port Arthur geschah sowohl von der Landseite als auch von der Seeseite aus. Die Japaner wurden mit großen Verlusten zurückgeschlagen. Einer ihrer her vorragendsten Generäle soll gefallen sein, was die Japaner sehr entmutigt. Die Stellung der Japaner soll durch den Mißerfolg sehr kritisch geworden sein. Wie weiter verlautet, soll sich das Port Arthur- und das baltische Geschwader vor Port Arthur vereinigt haben. Wien, 5. Juni. Auf der hiesigen japanischen Gesandtschaft ist bisher keine Bestätigung des von London aus verbreiteten Gerüchtes, daß Port Ar thur gefallen sei — und es 11000 Tote und Ver wundete gr geben habe, eingetroffen. Politische Rundschau Deutsche« Reich * Der Kaiser, der am Montag der Trauer - feier für den verstorbenen Großherzog von Mecklen- burg-Strehlitz beiwohnte, machte am Diestag einen Spazierritt und hörte dann im Berliner Schlosse den Vortrag des stellvertretenden Militärkabinetts- chess. Zur Tasel waren geladen Prinz Heinrich, der Chef des Marinekabinetts, der Minister des Innern und der Staatssekretär deS Reichspostamts. *MitdemSchlagwort vom Klassen- kampf sei gar nichts zu erreichen, behauptete der Redakteur des .Korrespondent" der Buchdrucker, Rex- Häuser, in einer vom Zittauer GewerkschastSkartell einberufenen Versammlung, in der er über die Not wendigkeit der wirtschaftlichen Arbeiterorganisationen sprach. Aber nicht genug oamit, er trat in seiner Rede sogar für eine realeGegenwartSpolitik mit aller Entschiedenheit ein. Wenn die deutschen Gewerkschaften unabhängig von jeder politischen "I