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DWWMkMTyM Wochen- und Rachrichtsblatt zugleich Älktüil fiii Siiilns, VW, Mim, Ei. Wi», stiniDnt, Inicm. MMI, ?ri»«isins Nilin Et. M«§. 3mt, Meli, Eluinins, A«n, Wemilsn, AWiMl ui WDn». Amtsblatt fiir ins Kgl. Amtsgericht it» Stadtrat ziiLichtenstein. älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbeztrk. — — S4 Jahrgang. Nr. 30. A°rnsp--chA«schl«tz: Sonnabend, den 6. Februar r-l-gramm«dr-ff«r 1904 vieles Statt erscheint täglich (nutzer Sonn- und FeNtagr) nachmittags für den folgenden Tag. vierteliöhrlicher Semyepreis I Mark 25 pfg., Lurch die Post bezogen 1 Mk. SV psg." Einzelne Summern Iv Pfennige. — Gestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Zwickauerstratze 397, alle Lailertichen postanftalten. Postboten, sowie Lie Austräger entgegen. MW- Inserate "HM werden die fünfgelpattene Lorpuszeilr oder deren Raum mit lv Pfennigen berechnet. — Annahme Ler Inserate täglich bis spätestens MN" vormittags I« Uhr. "VM Im „amtlichen Teil" wird Lie zweispaltige Zeile oder deren Raum mit 30 Pfennigen berechnet. Für auswärtige Inserenten kostet die sünfgespaltene Zeile 1b Pfennige. kie BWe Nen-W -er Lim in HtM- Zü-veAssrikll. Die deutsche Ausdauer und Tapferkeit hat in überraschender Weise noch ehe die neuen Hilfstruppen in Deutsch-Südwestasrika eingetroffen sind, mit der geringen Anzahl der dort vorhandenen Schutztruppen die Hereros und deren Bundesgenossen, die Damaras, auf allen Punkten in die Flucht geschlagen. Die von Süden herbeig teilte Kompanie Franke mit zwei Kononen hat die von den Hereros belagerten Plätze Windhuk und Okohandja entsetzt und zwar Okahandja bereits am 27. Jauuar, also am Geburtstag des deutschen Kaisers, und vor Windhuk wurden die Hereros noch einige Tage früher vertrieben. Die Truppen des Leutnants Franke haben sich alsdann mit den Truppen des Leutnants u. Zülow vereinigt und haben bereits am 28. Januar das Hauptlager des Feindes am Kaiser-Wilhelmsberg angegriffen und nach sechsstün digem Kampfe erstürmt. Darauf haben sich die Hereros und Damaraneger mit allem erbeutetem Vieh in die Otjisangaberge zurückgezogen. Ein schwerer Alp ist mit diesem Siege der deutschen Schutziruppen von der Berwaltung der demschen Kolonien genommen, denn es Hal sich doch gezeigt, daß die schon vorhan denen Schutzmittel auch für schwierige Lerhältnisse genügt hätten und nur das Zusammenlreffen des Aufstandes der Hereros mit dem Umstande, daß der Gouverneur rleutwein mit der Hauptmacht der Schutz- truppen zur Unterdrückung des Aufstandes der Bon- delzwarls nach dem L-üden gezogen war, das Un heil verursacht hat. Inzwischen ist der Oberleutnant Winkler mit dem ersten schutztruppenersatz auf dem Dampfschiff „Ernst Woermann" bereits in Deutsch- Südwestasrika eingetroffen und der Gouverneur Leut wein ist ebenfalls zu Schiff in Swakopmund ange kommen, nachdem er die Bondelzwarts unter worfen und ihnen die Gewehre abgenommen hat. Mit verstärkten Kränen wird daher nun die deutsche Verwaltung den Feldzug gegen die Hereros und die Damaras forlseyen und nicht eher ruhen, als dis sie in ihren Bergen besiegt und entwaffnet und zur Heraus gabe dcS erbeuteten Viehes gezwungen worden sind. Furchtbar sind die Greuel und Verwüstungen, welche die Hereros angcrichtet haben. Alle Farmen, Nieder lassungen und Bahnhöfe in den Bezirken von Windhuk, Okahandja und zum Teil auch von Karibik sind von den Hereros zerstört worden. Sogar die Kasernen der Gebirgsbattene in Johann-Albrechtshöhe Haden sie ver- ruchtet. Ferner Haden sie 44 Ansiedler, Frauen und Kinder, ermordet und verstümmelt, und außerdem hat der Ausstand auf deutscher Seite ungesähr 50 Soldaten, Beamten, Ansiedlern und Kaufleuten das Leben gekostet. Der Aufstand der Hereros ist deshalb nicht als ein Freiheitskrieg, sondern als ein ganz gemeiner Raub und Plünderungszug zu bettachten. Die Aufständischen haben wie Beitim gehaust und müssen auch als solche bestraft werden. Soweit man der Häuptlinge und Führer der Hereros habhaft werden kann, sollten alle gehängt werden. Die verübten Greueltateu und Ver wüstungen fordern eine solche Sühne, auch müssen die Hereros für immer unschädlich gemacht werden, damit die so schwer heimgesuchte Kolonie sich m Ruhe ent wickeln kann. Ls kommt auch dazu, daß die Hereros die treuen Untertanen Deutschlands gespielt und einen elenden Verrat begangen haben. Solcher Tücke und Raublust kann man nicht mit Nachsicht und Milde be gegnen, diese würde bei den wilden Völkern als Schwäche ausgelegt werden. SliiiWM »s bi LWyt. Von unserm Berliner parlamentarischen Berichterstatter. vb. Berlin, 4. Februar 1904. Die erste Lesung der Vorlage über die Ent schädigung für unschuldig erlittene Untersuchungs haft nahm noch die ganze heutige Sitzung in An spruch. Daß die Beratung wesentlich neu« Momente ergeben hätte, die für das Gesetz von Bedeutung sind oder noch werden können, kann wohl niemand behaupten. Im allgemeinen bestand die Debatte in zwei sozialdemokratischen Reden und in Erwiderungen einiger in verschiedenen Parteilagen stehender bürger licher Abgeordneter. Während die Sozialdemokraten dem Beispiel ihres Genossen in dergestrigen Sitzung folgten, ja denselben inbezug auf die Verdächtigung des Gesetzes im allgemeinen und der Richter im be sonderen noch zu übertrumpfen verfuchten, verteidig ten die bürgerlichen Vertreter die guten Absichten des Gesetzgebers und nahmen sich mit besonderer Wärme des deutschen Richterstandes an. Aeußerlich glich das Haus beinahe irgend einem Juristentag, denn von den sechs Rednern nennt sich Abg. Deppe Landgericht- Präsident, die Abgg. Gröber und Müller- Meiningen Landgerichtsräte, der Abg. Lucas Amts richter und der Abg. Stadthagen Rechtsanwalt a. D. In der Art der Verteidigung der Richter machte allerdings der Abg. Dr. Müller-Meiningen (srs. Vpt.) eine Ausnahme, indem er unter großem Beifall fast der ganzen Linken gewisse unerhörte Gerichtsurteile der letzten Jahre scharf geißelte und betonte, daß man sehr wohl von einem teilweise verloren ge gangenen Vertrauen zum Richterstande sprechen könne. Nicht nur liberale und sozialdemokratische Blätter behaupteten das, sondern auch der christlich- konservative Reichsbote hätte in einem geharnischten Artikel auf diese bedauerliche Tatsache hingewiesen. Das gesunkene Niveau des Richterstandes hebe man nicht durch Hellmalerei, sondern durch eine schonungs lose Kritik der vorhandenen Mißstände, denn nur dadurch könnten manche Richter zur Vorsicht bei der Rechtsprechung gezwungen werden. In den Reden der sozialdemokratischen Abgg. kam fast nur das Mißtrauen gegen die Auslegung der Entschädigungsparagraphen durch die Richter und Staatsanwälte zum Ausdruck. Sehr zu statten kamen chueu bei iyrer Argumentation eine Reihe von richterlichen Mißgriffen, die prinzipiell bedauer lich sind, die aber weder vom Regierungstisch, noch von bürgerlichen Abgeordneten verteidigt oder be schönigt sind. Wenn die äußerste Linke diese Miß griffe als maßgebend dafür erachtet, mit großer Wucht gegen das ganze Gesetz zu Felde zu ziehen, so ge schah es wohl mehr aus grundsätzlicher Opposition als aus Ueberzeugung. Diese Anschauung kam be sonders in der Rede des Abg. Gröber (C.) zum Ausdruck, der dem Abg. Frohme nachwies, daß dieser im Jahre 1883 mit großer Begeisterung für einen nicht einmal so weit gehenden Antrag der stets. Abgg. eintrat und heute das wesentlich bessere Gesetz in Grund und Boden verdamme. Die süd deutsche Derbheit des Abg. Gröber bei der gelungenen Beweisführung dieser sozialdemokratischen Wider sprüche veranlaßte einen minutenlangen Bei fall auf der rechten und große Heiterkeit auf der ganzen nichtsozialdcmokratischenlinkenSeitedesHauses. Als er des weiteren in seiner gemütlichen Art den Abg Frohme für Vie Gesprächigkeit des Abg. Stadthagen nicht verantwortlich machen wollte, brach das Haus wiederum in schallende Heiterkeit aus, ein Beweis, daß Herr Stadthagen bei den Reichsboten nicht mehr ernst genommen wird. Allerdings passierte Herrn Gröber das Malheur, daß der Präsident am Schluß den von ihm im Laufe seiner Rede gebrauchten Ausdruck Blödsinn in Anwendung aus die Konsequenzen der sozialdemokratischen Gedankengänge zum Gegenstände einer längeren ernsten Ermahnung machte, in dem er die Herren Kollegen bat, sich solcher Kraftaus drücke zu enthalten; denn ihre Anwendung schädige das Ansehen des Reichstages. Der gestern gestellte konservative Anttag, zur Weiterderatung eine I4gliedrige Kommission zu er- nennen, wurde hierauf einstimmig angenommen und die Sitzung um 5 Uhr geschloffen. Politische Rundschau Deutsches Reich * In der zweiten sächsischen Kammer gab es am Mittwoch eine große wahlpolitische Debatte: die selbe betraf die mittels Kgl. Drekrets Nr. 24 vor gelegte Denkschrift über die schwebende Frage der Reform des Wahlrechtes zur zweiten Kammer und die hierzu teils von konservativer, teils von natio nalliberaler Seite gestellten Anträge. In längerer Rede erläuterte und begründete Minister v. Metzsch die Denkschrift und die in ihr enthaltenen Vorschläge der Regierung zur Umgestaltung des Landtagswahl- ttchtes, hierbei betonend, die Regierung sei gern be reit, auch andere Vorschläge in dieser Beziehung, falls sie einen gangbaren Weg eröffnen sollten, an zunehmen. Abg. Opitz (kons.) kritisierte die Wahl- resormvorschläge der Regierung ziemlich abfällig, stellte jedoch die Zustimmung seiner Partei zur Ein beziehung der Ergänzungssteuer in den Wahlzensus und zur Vermehrung der Wahlsitze der größeren Städte in Aussicht. Abg. Schilck (nat.-lib.) verlangte eine gründliche Wahlresorm ohne „kleine Mittel" und bezeichnete die gerechte Abstufung der Wahl stimmen als den Kernpunkt der ganzen Frage Abg. Behrens (kons) teilte im allgemeinen die Schieck- schen Anschauungen, während die Abg. Gräfe (wild- lib.) und Günther (freis.) für unbedingte Rückkehr zum Wahlgesetz von 1868 plädierten; außerdem forderte letzterer Abgeordneter die Einteilung des Landes in 82 Wahlkreise ohne Unterschied von Stadt und Land und Jntegralerneuerung. Der Re former Zimmermann befürwortete ebenfalls die Wiederherstellung des Wahlgesetzes von 1868 sowie die Einführung der Wahlpflicht. Nachdem noch die Abgeordnten Hähnel (kons.) und Schulze (nat.-lib.) sowie nochmals Minister v. Metzsch gesprochen, wurde die Denkschrift und die hierzu gestellten An träge der Gesetzgebungsdeputalion überwiesen. * DerLuxus im Heere. In der Budget- kommision des Reichstags führte Kriegsminister v. Einem bezüglich des Mangels an Offiziersnachwuchs aus, es sei schwer, die Etats voll zu halten; der Mangel an einem Nachwuchs beeinflußte tatsächlich die Schlag- ferligkeit des Heeres. Eine Beseitigung des Luxus wünsche die Armee selbst; er weise auf die hiermit bezüglichen Bemühungen des Kaisers Hinz die Uniformsänderungen seien nicht zum Vergnügen eingeführt worden. Die Achselstücke auf dem Paletot der Offiziere seien praktisch. Ihm fei nichts bekannt davon, daß weitere große Uniformänderungen beab sichtigt seien. Der Etat enthalte ja auch keine be züglichen Forderungen. Oefterretch Ungar» * Im ungarischen Parlament gewinnt die Tiszasche Regierung endlich entschieden Oberwasser gegenüber den Obsiruktionisteu. Die katholische Volkspartei beschloß die Einstellung der Obstruktion, nachdem bereits die große Mehrzahl der Kossuthpartei zu dem gleichen Be schluß gelangt war. Jetzt besteht die Gruvpe der „un entwegten" Obslruktionisten des Abgeordnetenhauses nur noch aus 7 Mann. In den ungarischen Regimentern wird anläßlich der Zurückbehaltung der Leute des drit ten Jahrganges noch immer gemeutert. In Preßburg verweigerten zahlreiche alte Leute des dortrgen Husaren regiments den Gehorzam, sie konnten von der einschrei- tcndcn Wache erst nach einem förmlichen Kampfe ver haftet werden. Norwege« * Die so ausgiebige Hilfsaktion der deutschen Dampfer „P hönicia" und „Weimar" in Aalesund ist nunmehr wieder beendigt und haben dieselben die Rückfahrt nach Europa angetreirn. Amerika * Mit der Regierungssache in Uruguay gegenüber den Insurgenten stehts offenbar nicht zum besten. Zwar hat sich die Meldung, der Präsident