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Frauen-Zeitung. Ein Vrgnn für dir höheren u'eiülichcn Intereltcn. Preis: 15 Zgr. vierteljährlich. Begründet und fortgesetzt Inserate: 2'F Sgr. die Zeile. 3. ZakrZang. ^ Quartal. giedigirt unter Verantwortlichkeit der Verlags-Handlung. INotto: Dem Ucich der Freiheit werk' ich öürgcrinnen. ^lr. 18. Tonntlbcnd, den Mai. 1851. Die Frauen in Alben. (Schluß c>»S Nr. 17.) Bei der früheren Reife des dangen Clima's kam mit dem 15. Jahre^des Mädchens ihre Ver- hcirathnng heran, und welche das 20. Jahr über schritt, kennte darauf rechnen, als „alteI n n g f er" zu sterben, deren Oieschlecht schon der Lustspieldichker Aristophanes kennt. Teck gab cS vertrante Sklavinnen und gefällige Frauen, die die Jung frauen a» den Mann zu bringen suchte» und dann bei der Hochzeit zugegen waren, doch war ihr Ge schäft nicht sehr geachtet, denn sic waren oft nichts, als niedrige Kupplerinnen. Wurde nun daS Mädchen verhcirathet, so wurde nach ihrem Willen nicht gefragt, oft sahen sich Braut und Bräutigam erst am Hochzeitstage von Angesicht; gewöhnlich machten dies die Väter unter einander ans. Zuerst kam die Verlobung, eine feierliche Rechtshandlung, die notbwcndig war, wenn die Kinder aus einer Che als Vollbürger gellen sollten, und zwischen den Vätern vollzogen wurde; diese setzten dabei die Mitgift fest; bei ar me» Bürgcrstöchtern schossen sie die Reichern zu weilen zusammen. Tie Hochzeit, die gewöhnlich im Winter in eigens davon benannten Monat ge schlossen ward, dauerte mit ihren Gebräuche» drei Tage. Am ersten Tage brachte man dem ZcnS und der Here üJupiter und Juno), deren Che wnibolisch als Muster galt, und der Artemis , L iane), der ewigen Jnngiran, zur Versöhnung und als Göttin der Geburtshülse solenne Opfer, sowie den an jedem Oite besonders heiligen Göttern. Am zweiten, dem eigentlichen Festtage, nahmen Braut und Bräutigam ein.svmbolischeS Bad anS einem iüc den Ort heiligen O-nellc oder Flusse; gegen Abend ward die Braut vom Bräutigam zu Wagen, bespannt mit Stieren oder Maullhiere», abgeholt, wobei sich die Braut zwischen den Bräu tigam und den Brautführer (einem Verwandten desselben) setzte; an manchen Orlen verbrannte mau die Deichsel deS Wagens vor de», Hause zum Symbol, daß die Frau nun nicht wieder zurnck- kehre; doch war dies nur bei der ersten Helrath Sitte, bei einer zweiten wurde die Braut vom Brautführer dem Bräutigam in's Haus geführt. Auf dem Zuge sang man ein Festlicd, die Begeg nenden gratulirte», die Thürcn der beiden Häuser waren bekränzt, ebenso Braut und Bräutigam, die farbige Gewänder trugen, während die klebrigen weiß gekleidet waren. Dann folgte das hochzeit liche Mahl, und weil cö damals keine Kirchen bücher gab, so galt das Zeugniß, daran Thcil ge nommen zu haben, für die Gültigkeit der Che; au dem Mahle nahmen auch die Frauen Theil, doch an einem besonder» Tische. Am Schluß ward die während der ganzen Zeit dicht verschleierte und von den Frauen bediente Braut von denselben unter Vortragung von Fackeln, die die Mutter des Bräutigams angezündet hatte, in das Hochzeils- gcmach geführt. Am folgenden dritten Tage, au welche», und von welchem an die junge Frau den Schleier Zurückschlagen durste, brachten die Ver wandten und Freunde der Vermählten in festlichem Aufzuge Geschenke, die man bald danach, daß man die Braut nun zum ersten Male sah, Augengabeu oder Sehgcschenke (optöriu), bald Trvstgcschcnke nannte, denn man schien zu fühlen, daß das arm selige Leben der Frauen, doch einer Aufheiterung bedürfe. Wir haben ja gesehen, welches Glück die Frau in der Ehe erwartete. .Hermann Se„imiq. 18