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UWMMMTyM Wochen- und Rachüchtsblatt zugleich HeWs-Anzeiger für Kohndorf, ISdlitz, Amrdors, Wsdorf, Sl. Lgidien, Keimichrort, Ammu md MW. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. —— — .. - > . — — — »7. Jahrgang. - ... - — Nr. 60. Sonnabend, de» 13. März 1897. Diese» Blatt erscheint täglich (außer Sonn» und Festtag») abend» für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 2b Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennige- — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 17S, alle Kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserat« werden die Viergespann« ikorpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätesten» vormittag 10 Uhr. Krieg und Panzerschiffe. Den KriegS-SuSfichten im Orient und der vou d«r Reichs-Regierung gewünschten Erbauung einer Vicht kleinen Zahl von neuen Kriegsschiffen gelten heute ZeitungS»Artikel und mündliche Gespräche. Der deutsche Bürger, der sonst gerade kein allzueifriger Politiker ist, hat nachgerade doch Feuer gefangen an dem glimmenden Kriegsbrand im Osten und der hohen Kostenrechnung für unsere deutsche Kriegs» marine, und eS ist damit ein politisches Interesse hervorgerufen, wie wir eS geraume Zeit nicht ge» kaunt haben. Unter dieser Konkurrenz der aktuellen Themata haben auch die laufenden Parlaments»»» Handlungen zu leiden, die wenigen Abgeordneten, die i« SitzuugSsaale des Reichstag» überhaupt anwesend sind, schenken den unglücklichen Rednern wenig Ge hör, st« bekümmern sich mehr um die neueste« kreten- sischen Depeschen, al» um die neueste oratorische Leistung eine» Kollegen, sie verfolgen die Erörterungen in der Budgetkommisston, die sich jetzt gerade mit den Marine-Plänen beschäftigen, mit der Sufmerk- «erksamkeit, welche die Plenar-Verhandlungen nicht finden. Ja Zeitungen und in Gesprächen wird immer hervorgehoben, eS würden im Frühjahr 1897 noch große Dinge passiere», bloS, daß leider Niemand weiß: „welche!" Zu wünschen möchte nur eine Beschleunigung der Entscheidung sein, denn an man» chen Orten in Europa beginnen die Leute schon »ervöS zu werden, wie eS immer geschieht, wenn etwa» in der Luft liegt, das man nicht fassen und nicht begreifen kann. Die europäischen Großmächte erweisen sich zum Glück diesmal nicht als die „Starken, die mutig zurückweicheu", sie bleiben gegenüber den griechischen Phrasen und Ausreden einig, und die Blokade deS PiräuS, deS Hafens von Athen, wird unzweifelhaft Platz greisen. Dann wird auch der erste Schuß an der thessalischen Grenze knallen, und waS dann weiter kommt, da» ist ebeu das Zweifelhafte. Die AriegSrüstungen sind von der Türket und vou deu Griechen in solchem Umfange vorgenommen und so weit gediehen, sie haben so viel Kosten verursacht, daß man auf beiden Seiten auch etwas für da» auf gewendete Geld haben möchte. Die Griechen haben ihr Ziel: Kreta, die Türken müssen sich freilich mit dem rndi,eklen Nutzen begnügen, ihren gar zu eiligen Erben, den gewaltsamen Antritt der osmanischen Erbschaft verleidet zu haben. Denn bleiben die Griechen obenauf, dann giebt'S zu Ostern einen all» gemeine» orientalischen Brand. Mau kann angesichts dieser Verhältnisse wirklich mit Recht die Frage auf werfen, ob die europäischen Großmächte nicht besser thun, heute schon die ganze Türkei unter sich zu teilen, um endlich einmal eine geordnete Verwaltung zu sichern und den kleinen orientalischen Streithäh- «en daS laute Krähen unnütz und unmöglich za machen. Alles daS ginge, and zwar recht gut, wenn «ur nicht die bescheidene Frage aufgeworfen werden müßte: Werde» sich denn die Großmächte besser ver» tragen, als die Kleinen? Darauf wird Mancher mit „Nein" antworten, und dies Nein hat eine Berechtigung. So schlimme KonfliktS-AuSsichten haben wir nun wegen der neue« Kriegsschiffe bei unS in Deutsch land nicht; allerdings halten die verbündeten Re gierungen die SchiffSvermehruug für notwendig, für sehr notwendig sogar, aber der Reichskanzler Fürst Hohenlohe hat doch auch in der von ihm in der Reichstags-Kommission abgegeberen Erklärung den finanziellen Schwierigkeiten ein gewisse» Recht werden lassen. DaS hat er allerdings nicht gesagt, daß der Reichstag da» Geldbewilligungsrecht hat, und daß der Schiffsbau unterbleibt, wenn e» kein Held giebt, aber er hat auch nicht gesagt: Friß, Bogel, »der stirb'! Die Mariuefrag« wird in der laufenden Reich-tagSsesfio» jedenfalls angeschnitten, wenn auch nicht gelöst werde», und für die ohnehin «ahe» Reichstagswahlen bleibt also die» Gericht üb rig. E- ist eine der hohen Diplomatie gewiß nicht angenehme Thatsache, daß der Bürger in diesen Tagen gemerkt hat, wie wenig eigentlich die Staat»« kunst gegenüber der erregten BolkLleidenschaft ver mag, wieviel in den gegenseitigen Friedens» und Freundschafts-Versicherungen auf Phrase beruht, ober die Thatsache hat wieder daS Gute, daß die fried liebenden Nationen sich die Jntriguanten und Frie densstörer genau aus » Kor» nehmen. Man hatte sich den Frühling 1897 eigentlich etwa» ander» ge» dacht, aber er ist nicht schlecht an sich, er hat nur die Bestätigung de« alten Satzes gebracht, daß die Zeitverhältnisse genau so sind, wie die Menschen. Aus Stadt und Laud. * — Lichtenstein, 12. März. I» dem Be richt über die Stadtverordnetensitzung, den Beschluß über den SchulhauSbou betr., hatten wir gemeldet, daß die Stadtverordneten mit Majorität für den Helmgarten gestimmt, während von den Stabiläten bekanntlich nur 1 Stimme für den Helmgarteu ab gegeben worden war. ES dürfte sonach wahrschein lich iu dieser Angelegcvhett dem Kultusministerium die Entscheidung überlasse» bleiben. * — Die diesjährige Musterung in dem AuS- hebungSbezirk Lichtenstein findet im neue» Schützen- Hause zu Lichtenstein statt. ES haben sich zu stellen: am 9. April früh 8 Uhr die Mannschaften au»: BernSdors, Callnberg, HeinrichSort, Hohndors, am 10. April früh 8 Uhr die Mannschaften auL: Kuh- schnappel, Lichtenstein, Mülsen St. Jacob, am 12. April früh 8 Uhr die Mannschaften auS: Mülsen St. Micheln, Mülseu St. Nicla«, Röblitz, Rüßdorf, Stangendorf, sowie am 30. März früh ^/,8 Uhr im Metsterhause zu Glauchau, Kastnostraße, die Mann schaften au» St. Egidten. Die Losung der Mann schaften der laufende» Altersklasse wird für den Aushebungsbezirk Lichtenstein im neuen Schützenhause Lichtenstein am 13. April, früh 8'/r Uhr vorgenommen. * — Zum SchwurgerichtSvoisihenden für die im zweiten Kalndervierteljahre 1897 beginnende Sitzungsperiode ist bei dem Landgerichte Zwickau der LandgerichtSdirektor Dr. Klöppel ernannt worden. — Beim Heravnahen deS Ostertermtns, wo viele junge Leute in die Lehre treten, wöge auf das .Lehrlingsheim" des Verein» „BolkSwohl" in Dresden hiugewiesen werden. Dasselbe befindet sich in Dresden-Sltstadt, Feldgaffe 2, und hat de» Zweck, Lehrlingen, welche nicht bei ihre» Ange hörigen oder Lehrherren wohnen können, da» El ternhaus zu ersetzen und ihnen Wohnung, vollstän dige Verpflegung, sowie Familien-Anschluß mit elterlicher Aussicht und Fürsorge zu bieten. Ge sunde Wohn-, Aufenthalts- und Schlafräume sind vorhanden, auch für Garten, Tummelplatz, Bade zimmer rc. ist gesorgt. Die Beköstigung ist gut, schmackhaft und reichlich. Das Pflegegeld für Woh- uung und vollständige Beköstigung, sowie Beaufsich tigung iu freier Zeit beträgt monatlich 30 Mark. Jeder Zögling bekommt ein gutes reines Bett und dazu gehörige Bettwäsche, sowie Handtücher, ferner eine» Schrank für Kleidung, Wäsche, Schuhwerk rc. Für Reinigung und Instandhaltung der Leibwäsche dagegen hat jeder selbst zu sorgen. Die Besichtigung de» Institut» ist stet- gern gestattet, auch können Anmeldungen stets erfolgen. Ausführlicher Prospekt, Hausordnung rc. wird auf Wunsch gern zugeschickt, sowie jede gewünschte AuSkunst gern erteilt durch die Geschäftsstelle des Vereins „BolkSwohl", DreSden-N., Wasserstraße 7, I. — Dienstsuchende Mädchen, sowie deren Eltern and Vormünder möchten wir darauf aufmerksam machen, daß der Verein „BolkSwohl" iu Dresden seit Jahren eine Dtenstvermittelvng ein gerichtet hat, welche sich von Jahr zu Jahr sowohl bei stellensuchenden Mädchen, als auch bei deu Herr schaften einer wachsenden Beliebtheit erfreut. Die Stellenvermittelung, welche hauptsächlich in der Ab sicht errichtet worden ist, solche Mädchen, die in Dresden fremd sind, vor den Gefahren der Groß stadt und vor Ausbeutung und Irreleitung zu be wahren, wurde im Jahre 1896 von 1860 Herrschaften und 1520 Mädchen benutzt. Der Verein nimmt von den Mädchen nur eine r,»malige VermittelungS- gebühr von 25 Pf., und da die Nachfrage der Herr schaften eine sehr große ist, so ist jede» ordentliche Mädchen sicher, daß «S auf eine Stelle nicht lange zu warten braucht. Günstig ist noch besonders, daß di, erwähnte Stellenvermittelung sich im „Mädchen- Heim" de» Vereins „BolkSwohl", Ammonstr. 24, pari. (5 Minuten vom Böhmischen Bahnhofe ent fernt) befindet, wo die Mädchen gleichzeitig zu den niedrigsten Preisen, wöchentlich 3 Mk. 70 Pf., täg lich 70 Pf., Wohnung, erste» Frühstück und Mittag» essen erhalten können. — Da Herrschaften die zu mietende» Mädchen am liebsten persönlich sehen wollen, so ist es zu empfehlen, daß die Mädchen sich nicht auf die Einsendung ihres Dienstbuches be schränken, sondern selbst nach dem „Mädchenheim" kommen. — Chemnitz. Hier fand eine Bersamwluug de» Verein» zu» Förderung der Luftschifffahrt für Sachsen statt. Der Verein zählt gegen 40 Mitglie der. Im vrieskasteu fand sich die Frage vor: „Wes halb ist da» Recht der Luftschifffahrten auf der Leip ziger Ausstellung dem Franzosen Godard übertrage« worden?" Hierzu wurde bemerkt, daß die Herre« Spiegel und Feller bereits früher darum »achge- sucht und auch die Erlaubnis erhalten hatten, Auf fahrten mit einem Fesselballon zu veranstalte», daß aber Godard mehr geboten habe und nun die deut schen Luftschiffer zurücktrete« mußten. Man bedauerte lebhaft, daß Ausländer den einheimischen Lustschis- fern vorgezogen worden seien. — I« einem Hotel zu Glaucha» logierte sich vor einigen Tagen ein angeblicher Kaufman» Löffler au» Dresden ein, verschwand aber am näch sten Vormittag ohne seine Zeche zu berichtigen. Die polizeilichen Erörterungen sind im Gange, doch fehlt von dem Betrüger bi» jetzt noch jede Spur. — Meerane, 11. März. Beim Ausschachten deS Ladens de» Herr» Kaufman» Müller am Neu markt hier wurde heute vormittag ein bedeutender Münzfund gemacht. Die dort beschäftigten Maurer sande» beim Abträgen einer Grundmauer einen thö- nernen Krug mit 185 noch gut erhaltenen Silber- Münze« mit verschiedenen Jahretzahlrn (vom Ende des 17. Jahrhundert» bi» 1735). Die Münzen fiud zum größte« Teile frühere französische Thaler aus der Zeit Ludwig» XIV., sogenannte Ecu». Außer dem befinden sich noch eine größere Anzahl andrer Münze» darunter, dere» Wert usw. erst noch festge stellt werden muß. — Wie sich „kluge Leute" in Meißen er zählen, soll eine Kartenschlägerin die Polizei auf die Spur der Mörder de» Rentier- Pfardte gebracht haben. Einer der Verbrecher habe sich bei ihr vor her die „Karte legen lassen" und diesem habe die Frau auS der Karte gelesen, daß er sei» Gewissen mit einem Mord beflecke» würde. Die- habe sie einem Schutzmann mugeteilt, der da- weitere ver anlaßte. — Gegen «inen L ö b a u«r Einwohner, der ge» legenilich eines öffentlichen Maskenballes in der Berkleidung eines Geistlichen aufgetreten ist und als solcher kirchliche Gebräuche nachgeahmt haben soll, ist wegen Verlästerung und Verächtlichmachung kirch licher Einrichtungen Strafanzeige erstatten worbe». Maskenscherze dieser Art werde» vom Strafgesetz mit Recht nicht gerade milde angesehen. Deutsches Reich. 8 Berlt», 10. März. Ein unerhörter Fall vou Suggestiv» in hypnotischem Zustande ist vor einige» Timea in Hamburg durch eine» bekannte« Arzt Dr. D. an» Tageslicht gebracht und hierdurch »och rechtzeitig »iu kaum glaubliche» Verbrechen ver-