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MnMMMTyM Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich HesWr-Dzeiger für Kohndors, DSU Aemdsrs, Mors, §t. Wim, Keimchari. UmienW mt Mm. Amtsblatt füv den Stadtrat zn Lichtenstein. - — 47. Jahrgang. -- — > - . > > Nr. 27. Mittwoch, den 3. Februar 1897. Diese« Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark W Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennige- — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 17S, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltem KorpuSzeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Atts Stadt «nd Land. * — Lichtenstein, 2. Febr. Da» Kohl- fchmidt'sche Ehepaar hr» feiert nächsten Sonntag, den 7. Februar, das Fest der diamantenen Hochzeit. Die Familie besteht au» 6 Kindern, 31 Enkeln und 17 Urenkeln. * — Heute ist Lichtmeß! Rach einer alten Bauernregel sieht an diesem Tage der Schäfer lieber den Wolf in den SchafSfiall brechen, al» daß die Sonne Hineinscheine. Dena Lichtmeß hell «nd klar, giebt gewiß ein kaltes Jahr. Ob eS freilich jedes Mal rintrifft, — schwören kann «an auch nicht darauf und in der Praxis sieht gewöhnlich die Sache etwas anders aus. Bei den Katholiken wtrd der heutige Tag kirchlich gefeiert. DaS Fest Mariä Reinigung entstand im 6. Jahrhundert, dasselbe wurde nach vielen vorhergegavgenen kirchlichen Strei tigkeiten für den 2 Februar festgesetzt und ist dem Andenken an die Erscheinung der heiligen Maria im Tempel gewidmet. An diesem Tage werde» zu gleich die zum kirchlichen Gebrauch jür daS nächste Jahr bestimmten Kerzen in den katholischen Kirchen geweiht, daher auch der Name Lichtmeß. — Falb hat mit seiner Wettervoraussage dies mal vollständig recht gehabt, da Nach Schneefällen auch daS Thauwetter richtig eingetroffen ist. * — Heute wurde ia unserer Expedition als erster Frühlingsbote ein munterer Schmetterling überbracht. — Wer daS 70. Lebensjahr überschritten hat und Altersrente erlangen will, muß bekanntlich einen Antrag stellen. LS hat sich nun bei einer Versiche rungsanstalt, welche die bei ihr lagernden QttttungS- karten einer Prüfung unterzog, die überraschende Thatsache ergeben, daß von 362 Personen, die zum Bezug von Altersrente nach der Karte berechtigt waren, ein Antrag nicht gestellt worden ist. Weitere Nachforschungen ergaben allerdings, daß die Mehr zahl dieser Personen inzwischen verstorben ist, doch verblieben immer noch 70 Personen, denen durch daS höchst lobenswerte Entgegenkommen der Anstalt die Altersrente nachträglich zu teil geworden ist. Ein solches Verfahren sei allen anderen Versicherungs anstalten zur Nachahmung empfohlen. — Da» Ministerium des Innern erläßt eine Bekanntmachung über die Zusammensetzung des ärzt lichen Ehrengerichtshof. SlS Vorsitzender ist Herr Geheimer RegierungSrat Dr. Forker-Schubaurr in Dresden ernannt, für den Regierungsbezirk Zwickau als Beisitzer: Dr. med. Kretzschmar-Bockwa, Dr. med. Brückner-Slauchau, Dr. med. Opitz sen. Ehem- nitz, Dr. med. Wagner-Plauen r. B., als Stellver treter: Dr. med. Heyoold-Crimwitschau, Dr. med. FacilideS-Reichenbach, Dr. med. Jecklin-Th«w, Dr. med. Penzel-Schönheide. — ES ist nicht alle- Malz und Hopfen, wa» als Bier getrunken wird. Im letzten EtatSjahre ergaben die Steuerlisten, daß tu ganz Sachsen 8150 Ceutner Malzsurrogate verwandt worden waren. — Das OberlandeSgericht hat das von dem Verteidiger des Raubmörder» Kögler, Dr. Lhyll, eiugobrachte Gesuch um Wiederaufnahme deS Ver fahren« in dieser Strafsache abgewiese». In der Begründung diese» Abweisungsbescheids heißt e», daß Kögler selbst de» Wille» äußert, daß die Beschwerde nicht ergriffen weiche. E« steht nunmehr dem Ver teidiger de» Kögler i» dieser Strafsach« kein weiteres Rechtsmittel zu und eS wtrd nun darauf ankomme», ob der Monarch den Kögler begnadigt oder nicht. Die Akten gehe» jetzt zur Prüfung and Bestimmung »ach Wie» ab. * — Mülsen St. Iakob, 30. Jan. «ür^ lich faach i» Saale de» Pttscheksche» Etablissement» ei« Versammlung de« Bunche» der Landwirte statt. Gegen '/-5 Uhr nachmittag» erEffnete der Vorsitzende, H«r Traugott Kehr-Höckendorf, die Versammlung. vr'tchtrGßte die Auamsaideu uud strvrrt»»»^i»n» dreimaligen Hoch auf Se. Majestät de» König auf. Kräftig stimm»« die Versammlung in daS Hoch ein. Nun ergriff Herr Rittergutsbesitzer Töpfer, Böhlen da» Wort zu seinem Vortrage: „Unsere heutige Lage." Einstimmige Annahme fand folgende Re solution: Die heute in Mülsen St. Jakob versam melte» Landwirte sprechen der BundeSleituug und den Vertretern des Bandes der Landwirte in den Parlamente» für ihr bisheriges nur auf daS Wohl der Produktivstände gerichtete» zielbewußtes Vor gehen den ehrerbietigen Dank au«, bitten, auf die sem Wege, trotz aller Anfeindungen, weiter za gehen und versprachen, treu «nd fest zur Fahne deS Bundes zu stehe». — Der Verband Deutscher HaudlungSgehülfen zu Leipzig kann einen äußerst günstigen Rech- nungSabschluß vom Jahre 1896 aufweisen. Die Mitgliederbeiträge und BermögenSerträgniffe betrugen M. 155 940,41, wovon M. 126 272,08 zur AuS- führung und Verwaltung der gemeinnützigen Ber- bandSeinrichtunge» (Stellenvermittelung, Rechtsschutz, Unterstützung usw.) verwendet wurden, so daß ein JahreSMerschutz von M. 29 668,33 verblieb. Durch Aenderung de« Laufe» de» Geschäftsjahre» ist auch vom zweite» Halbjahr 1895 ein Ueberschuß von M. 9708,23 vorhanden, somit steht aber zur Verteilung an di« Verbandskassen etu Gesamtbetrag von M. 39 376,56 zur Verfügung. Hiervon sind zunächst die üblichen Abschreibungen mit M. 5058,53 gemacht worden und wird der demnächst stattfindenden Ge neralversammlung vorgeschlagen, den Rest mit M. 12000 an die Unterstützungskaff« für stellenlose und notleidende Mitglieder (im Jahre 1896 wurden 96 mit M. 5096,00 unterstützt), M. 8000 an die Wit wen- und Waisenkaffe (13 Witwen und 12 Waisen beziehen bereits Renten), M. 8000 an die AlterS- und JnvaliditätSkaffe und M. 6318,03 an die Ver- bandSbetriebSkaffe zu überweisen. Die Thättgkett deS Verbände« war im Jahre 1896 besonder» erfolg, reich in der Stellenvermittelung. ES wurden 3036 Bewerber an 727 verschiedenen Orten, darunter 22 außerdeutsche, in Stellung gebracht, gegen da» Jahr 1895 ein Mehrerfolg von 652 Besetzungen. Ueber- haupt waren 12 383 Bewerber und 9271 offene Stellen angemeldet worden. Der Verband Deutscher HandlungSgehülfeo zählte am 31. Dezember 1896 45 354 Mitglieder, der Jahresbeitrag ist M. 3,—, seine Bestrebungen verdiene« die Beachtung und Un terstützung der kaufmännischen Kreise. — Der tiefste Kohlenschacht der Welt ist gegen wärtig der Frisch-Glückschacht in OelSvttz i. E. Seine Tiefe beträgt 931 Meter; die Münduug liegt 460 Meter über dem Spiegel der Ostsee; er reicht also 471 Meter unter den Meeresspiegel hinab. Ihm zunächst steht unter den sächsischen Kohlenschächte» der erste Brückenberg-Schacht in dem Zwickauer Revier mit 804 Meter. Da seine Mün dung nur 324 Meter über dem Spiegel der Ostsee liegt, so berechnet sich seine Tiefe uuter dem Meeres spiegel sogar auf 480 Meter. Seine untersten Teile sind jedoch auSgesüllt worden, weil die Kohlenver hältnisse »»günstig waren. — Reichenbach, 30. Jan. Der Hochstapler „von Hagen," der in letzter Zeit hier mehrfach vou sich reden gemacht hat, hat übrr seine Persönlichkeit, die ia Dunkel zu hüllen er offenbar bestrebt ist, vor dem Landgericht Plauen Äusser gethan, die mit Rückficht auf die früher geschilderten Vorgänge, welche sich ans diesen Menschen beziehen, einige» Interesse bitten und in Kürze hier wiedergegeben seien, von Hagen will am 1. Mai 1850 iu oder bei Müuchea geboren sei«. Sein Katrr sei königl. bayr. GertchtSrat gewesen «nd im Jahre 1855 ge- storben. Seine Mutter, »tue Russin, sei hierauf »och Rußland gezogen «ad habe ihu mitgenommen. Een» Vater herbe i« der Nähe von München jein grüß««» Gut besessen; wie «» h«ißt und wo e» liegt, wiße er Mht- Gr «ch-feine Mutter feie« bt« ein zigen Erben gewesen, sein Erbteil habe etwa 30,000 Mark betragen. In Rußland habe er die Kauf mannschaft in einem Kolonialwarrngeschäft, dann auch die Landwirtschaft erlernt. Er habe später den Pferdehandel betrieben, fei »ach Australteu und Ame rika gereist und habe sich dort 5 und,3*/» Jahre aufgehalten. In Amerika sei er Brsitzer eine» Hotel- gewesen und von dort vor etwa einem Jahre mit 30,000 Mark »ach Rußland zurückgekehrt. Er sei russischer StaatSuvterthan und spreche 5 Sprachen: arabisch, russisch, französisch, englisch und deutsch. Sein Aufenthalt ist angeblich zuletzt ia Moskau ge- wesen. Im Januar v. I. habe er 22 Pferde beses sen und davon 15 Stück für 20,000 Mark an einen Münchener gegen eine Anzahlung von 5000 Mark verkauft. 15,000 Mart fei der Käufer schuldig ge blieben. Da dieser nicht gezahlt, habe er sich im April selbst auf de» Weg »ach Deutschland gemacht, um sein Geld zu holen. LegittwatiovSpapiere besitzt der Angeklagte gar nicht, sondern will sie in Deutsch land verloren habe». Festgestellt ist, daß er im letzten Jahre im Jnlande wegen Betteln» wiederholt vorbestraft worden ist. Vielleicht gelingt e» doch noch, festzustellen, wer dieser rätselhafte Mensch eigent lich ist. — Weinböhla, 29. Jan. Am Mittwoch nachmittag fand die Familie Protze die i» der Ober stube allein wohnende 70jährige Frau verw. Protze in einem entsetzlich verbrannten Zustand« auf d«n Dieleu am Ofen liegend tot vor. Jedenfalls ist die Bedauernswerte von einem Schlaganfall betroffea worden. AuS de« Ofen gefallenes Feuer scheint die Kleidungsstücke der Frau erfaßt zu haben. Hilfe rufe hat die im Parterre anwesende Familie nicht vernommen. An einer Hand fehlten dem Leichnam die Finger gänzlich, der Unterleib ließ fast die Ein geweide sehen, die Beine, sowie die Arme waren bi» auf die Knochen verkohlt, daS Gesicht unkenntlich, kurz, die Leiche bot einen schaudererregenden Anblick. Auch waren vom Feuer ein Fußbänkchen und die Diele arg mitgenommen. Petroleum scheint die auf so gräßliche Weise umS Leben gekommene Frau zum Feueranzünden nicht verwendet zu haben, denn die Flasche stand weit entfernt vom Ofen und war fest verkorkt. — Freiberg, 31. Jan. Der Eisenbahnver kehr auf den Linien Berthel-dorf-GroßhartmannS- dorf und Brand-Laugenau war nur von kurzer Dauer. Vorgestern Nachmittag hat derselbe Wege« abermaliger Verwehungen wieder eingestellt werden müssen. Alle Versuche, die Bahu-Seleise von dem Schnee zu befreien, scheiterten au der Heftigkeit de» StnrmeS, der immer wieder neue Schneemaffen auf die Schienen trieb. — Pausa, 31. Jan. Der Botenfuhrmann Müller wurde am Mittwoch früh erstarrt in der Nähe unserer Stadt aufgefunden. Müller hatte bei dem Schneewetter seinen Schlitten in der Oberförsterei Mittelhähe eingestellt and war mit seinem angeblich blinden Hunde trotz AbratenS weitergegangen. Kurz vor der Stadt am Bahnübergang lehnte er sich, um zu verschnaufen, au einen Baum und schürf dort, von Müdigkeit übermannt, «in. Der Hund harrte geduldig bei ihm aus, al» eS ihm aber za lang währte, versachte er seine» Herrn durch Zerre» an de« Kleidern zu wecke». Al« da» nicht» half, lief er zur Stadt «nd machte fich durch laute» Heule« bemerkbar, da»« ra»»te er wieder zu dem Schläfer zurück and suchte ihn auf'» Neue zu wecken. Rach vergeblichem Mühe» ist der Hu»d dann querfeldein gelaufen, bis er schließlich vou «inem Haa»b«ß-er in Wolfshain aufgegriffeu warben. Der Bote Müller w«de vom Schnee völlig zageaeht, sodaß die Leute am Marge», «ach 8 Stuadeo, »ar dwrch Zufall de» steifgefrorenen, anscheineud tote» M«m auffanden. De« B«vüh«o-e» do» Arzte» ist r» ^geüulgeo, daS Schlimmste abzuwevden; - Müller soll eurige Glied- »aß«« erstarr« habe».