Suche löschen...
Sächsische Staatszeitung : 14.12.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480731217-191712143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480731217-19171214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480731217-19171214
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-12
- Tag 1917-12-14
-
Monat
1917-12
-
Jahr
1917
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 14.12.1917
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Landtags-Beilage zur Sächsischen Staatszeitung. Beauftragt mit der Herausgabe! Hofrat Doenges in Dresden. 1917. 37. ordentlicher Landtag. II. Kammer. Fortsetzung der Sitzung vom 12. Dezember. Abg. Schmidt-Freiberg (kons.): Der Überweisung des Antrages v. Byern an die Finanz- deputation 8 stimmen wir zu. Wenn der Hr. Vorredner davon gesprochen hat, daß der Hr. v. Byern mit seinen Anschauungen einer Verlängerung des Krieges das Wort geredet hätte, so möchte ich dem ganz ent schieden widersprechen. Ich möchte behaupten, das; gerade die jenigen sich der Verlängerung des Krieges schuldig machen, die mit krampfhaft ausgestreckter Friedenshand unseren Feinden nach- laufen. (Sehr richtig! rechts. Lehr unrichtig! links.) Zur Frage der Frauenarbeit möchte ich bemerken, das; sogar die Arbeitermasscu draußen im Lande sehr damit einverstanden sind, daß es heute Leute, die sich uni die Arbeit drücke», nicht mehr geben darf, daß man solche Leute zur Arbeit heranziehen muß. (Sehr richtig! rechts.) Es hängt die Frage der Frauen arbeit sehr oft zusammen mit der Frage der Unterstützung. Bei Verteilung der Unterstützungen an Kriegerfraucn findet keine ein heitliche Beurteilung der Bedürftigkeit statt, die doch die Grund lage für die Unterstützung sein soll. (Zehr richtig! rechts.) Es werden Frauen in der einen Amtshauptmauuschast unterstützt, die das doppelte Einkommen haben von denen, die in der anderen Amtshauptmannschaft nicht unterstützt werden. (Zehr wahr!) Ich habe vor ungefähr zwei Wochen eine Anfrage an das König!. Ministerium des Innern gerichtet. Ich bedauere, daß ich bis heute ohne Antwort auf diese Anfrage geblieben bin. (Hört, hört! rechts.) Run ist weiter vielfach bemängelt worden, daß Hr. v. Byern gefordert hat, man möchte oc» Handel bei der Zuteilung besonders der Pferde und der Rinder und dergleichen mehr, die aus dein Felde hcreinkommeu, möglichst ausschalteu. Hätte man, als man den Pjerdebcsitzeru die Pferde nahm, diese Pferde durch den Handel auskaufeu lassen, dann würden ganz andere Preise erzielt worden sein als bei der direkten Wegnahme durch die Heeresverwaltung. Run muß man auch dem das Wort reden, daß nun die Pferde von der Heeresverwaltung wieder an die vorigen Besitzer zurückgehen und daß damit keine Spekulation getrieben werden kann. Wenn die Landwirte mehr beurlaubt worden sind als die Angehörigen anderer Berufszweige aus dem Felde, der Etappe und den Garnisonen, so bat man cs nicht getan, nur den Landlvirten einen besonderen Gesallcn zu tun, sondern man hat es getan, weil es eine Rotwendigteit im Inter esse der Volkscrnährung war. Wenn der Hr. Abg. Eastan sich die Mühe geben wollte, sich einmal in unseren landwirtschaft lichen Betrieben umzuseheu, würde er eine gairz andere Auf fassung über die Behandlung der landwirtschaftliche,! Arbeiter be kommen, als er sie jetzt hat Der Antrag Trüber hat allenthalben so sumpathische Be urteilung gesunden, das; eS sich erübrigt, etwas dazu zu sagen. (Bravo! rechts.) Zum Antrag Eastan möchte ich bemerken, daß wir sehr gern unserer Bevölkerung mehr Kartoffeln gönnen würden, besonders der ärmeren, wenn wir nicht befürchten müßten, daß eine derartige Maßnahme überhaupt undurch führbar ist, wenn wir nicht befürchten müßten, daß es zn Verhält nissen führen könnte, die wir später recht sehr bedauern müßten. Es ist gar nicht zn leugnen, daß unsere Kartoffelernte hinter den ersten vielleicht zu hoch gespannten Erwartungen doch etwas zurückgeblieben ist, und wenn der Hr. Abg. Lauge diese Kartoffel ernte aus 34Mill b bezifferte, so ist das durchaus nicht eine sehr günstige Ernte. Ich erinnere Sie daran, daß wir im Frieden mit einer Durchschnittscrnte von 45 Mill, t rechnen. Deshalb haben wir es sehr nötig, sparsam zu jein. Besser ist vorgesehen, als hinterher berent, das; man eine Zeitlang znviel gegeben hat. Ans diesem Grunde halten wir es für etwas bedenklich, wenn inan heute der Bevölkerung die Hoffnung macht, daß sic etwas mehr erhalten könnte, da es doch jedenfalls nicht durchzusühren ist. Wenn die Landwirte weniger Kartoffeln haben, als cs erst angegeben worden ist, so m.cht man ihnen den Vorwurf, sie haben sie . irgendwie um die Ecke gebracht, verfüttert oder der gleichen mehr. Sind aber dann mehr Kartoffeln da, als erst an genommen worden ist, dann bestraft man sie. Vielfach bestraft man die Landwirte, ohne daß irgendein Verjchulden vorliegt. Die Amtshauptmannschaft Rochlitz tat sich dabei besonders rühmend hervor. Es liegt kein böser Wille des Landwirtes vor, wenn er sich verschätzt. ES ist sehr sonderbar, daß man einzelnen Landwirten daraus einen Vorwurf macht, was andccen Land wirten, die dann für die Behörden schätzen gehen, auch Passiert. (Abg. Eastan: Kein Engel ist so rein!) Redner führt ein Bei spiel an, wonach sich ein Bauer um 30 Ztr. verschätzt hat, d e Kommission aber nur 80 Ztr Ma» soll auch an die Gefahr denken, die darin liegt, daß in einzelnen Haushaltungen die vorhandenen Kartoffeln entweder nicht richtig auf- bewahrt werden und jo dein Verfaulen anheimfallen oder daß sie zn zeitig aufgezehrt werden. (Sehr richtig!) Wenn man weiter die Konservierung von Kartoffeln unmöglich macht, so liegt das durchaus nicht im Interesse der Allgemein heit, so liegt das durchaus auch nicht im Interesse der Er nährung unserer ganzen Bevölkerung So hat ein Landwirt den Antrag gestellt, daß er angcfressene Kartoffeln, die vielleicht »och nicht auSgcreift tvaren, die sich deshalb nicht lange halten konnten, für seine Wirtschaft trocknen lassen dürfe. Tas wurde ihm ver wehrt. Wohin führt das? Daß diese Kartoffeln zugrunde gehen! Die Anbaufläche ist sowohl in Deutschland, Ivie auch besonders in Sachsen, soweit die Kartoffeln in Betracht kommen, zurück- gcgangen. Wir würden weit besser dastehc», wenn man das Saatgut nicht so gering bemessen hätte. Ich warne davor, daß man dieses Jahr wieder zu ähnlichen Maßnahmen greift. Nun zur besseren FettVersorgung. Aus Sachsen ist nicht mehr an Fett herauszuholen. Ich befürchte, daß auch der Bezug von Fett aus andere» Bundesstaaten und preußischen Provinzen kein allzu großer sein wird; ich befürchte, daß wir letzten Endes immer wieder auf das, was »vir selbst h,cr haben, angewiesen sein werden. Doch cs kommt immer darauf an, daß alles erfaßt wird. Auch in bezug auf die Fcttversorguug bestehen für die Zukunft große Schwierigkeiten. Wir leiden heute unter dem früher gemachten Fehler. Redner verweist aus den Schweine- rnord im Jahre 1915. Man hätte damals viel mehr Fett er ziele» können, das dann auf irgendeine Art und Weise hätte konserviert werden können. Letzten Endes ist die Fettnot darauf zurückzuführe», daß wir kcinen ge»üge»dcn Schutz für den Futter- mittclanban in Deutschland gehabt haben Der Landwirt hat in seiner Wirtschaft fast lein Verfügungs recht mehr über das, was er geerntet hat. Ich würde cs außer ordentlich bedauern, wenn dadurch die landwirtschaftliche Er- zeujgmg mehr und mehr zurückgehcn sollte, wenn unsere Land wirte in den Zustand der Gleichgültigkeit kämen. Soll aber nun bei unseren Landwirten alles erfaßt werden, so möchte mau sei» Augenmerk auch darauf richten, auch anderweck alles zu erfassen. Ich weise darauf hin, daß man in den Städten die Küchenabsälle vielfach noch in den Müllkasten wirft. Diese Sache ist noch nicht in die richtigen Bahnen gebracht worden. Weiter möchte ich darauf aufmerksam machen, daß man auch dahin wirken möchte, daß die Vollmilch richtig verteilt wird. Mit dem Mollereizwang möge man uns ja vom Halse bleiben. Ich will heute diese schönen Zettel, die Wochenzettel über den Milchertrag, r icht besonders kritisieren. Wir hören immer, wie notwendig es ist, mit dem Papier zu sparen. Auf der anderen Seite aber sehen wir, welche Papierverschwendung durch solche Einrichtungen hervorgerufen wird. Da darf man sich nicht wun dern, wenn deswegen besondere Borwürfe erhoben werde». Die Interpellation vr. Hähnel ist überall mit Freude be grüßt worden: inan hat allgemein eingesehen, daß es sehr im Interesse der verbrauchenden Bevölkerung liegt, besonders der ärmeren Be völkerung im Erzgebirge, daß hier Wandel geschaffen wird und daß man vor allen Dingen die kleinen Ölmühlen nicht etwa ausschaltet. Wenn dabei der Hr. Regierungsvertreter heute gesagt hat, man solle daraus hinwirken, daß in den nächsten Jahren vielleicht noch eine größere Anbaufläche mit Lein besät würde, so müssen unsere Landwirte draußen — und der Leinbau liegt ja in der Hau t- sachc in den Händen der kleinsten Gutsbesitzer — die Gewißheit habe», daß man nicht mit solchen Einschränkungen kommt, die ihnen die Lust am Flachsbau vollständig verleidet. Diese Er kläruug mußte in irgendeiner Form einmal gegeben werde». (Bravo! rechts.) Präsivkttt: Meine Herren! Es waren noch 8 Herren gemeldet und ! sind noch dazugekomme». Wir werden also heute nicht fertig werden, infolgedessen schlage ich vor, daß wir vielleicht bis 0 Uhr tage» u»d am Freitag die Debatte fortsetzen. Tie Kammer ist damit einverstanden Abg. Leger (Unabh. So,;.): Am Anfang der Rationierung der Kartoffeln in diesem Jahre ist ausdrücklich gesagt worden, daß nicht wie in de» frühere» Jahren eine so geringe Ration gegeben wird, solider» daß nach dem jetzigen Stande der Ernte es möglich sein werde, in diesem Jahre eine Ration von 10 Pfd. die Woche zu ge währen. Es ist ja wohl von der Bevölkerung, nach den Erfah rungen der vorangegaugeneu Jahre gleich bezweifelt worden, aber gleichwohl ist es der Bevölkerung versichert worden. Run stehen aber die Dinge für die Bevölkerung in der Tat äußerst ernst. Die Lebeusmittelknappheit ist sehr groß. Tic LebenSmittclämter hätten allerdings Ursache, sich darum zu kümmern, wo sie »och irgendwelche Lebensmittel anstreibcu lönntcn, nm die Rationen zu erhöhen. Es ist keine Frage, daß der Zwischenhandel, der Schleichhandel, in einem umfangreichen Maße besteht. Es ist auch gar keine Frage, daß die Diebstähle ans der Bahn und auf der Post einen Unifang angenommen haben, der einfach erschreckend ist und der natürlich mit zurück zusühren ist auf die außerordentliche Knappheit au Lebcnsmitieln. Wie schlimm die Wirkung der Lebcnsm ttelknappheit ist, das sollen Sie daran erzchen, daß man die Statistiken über die Bcvoike rnngszu- und abnahme nicht veröffentlichen läßt. Wie schlimm es aber mit der Eniährung steht und wohin die Leute getrieben werden und welche Folgen dabei zutage treten, das siebt »ran ja auch an Vorgängen, die vorzutragcu ich mich für verpflichtet halte. So ist im Sommer dieses Jahres vom Schofseugericht m Grimma ein Vorwerksbesitzer zu drei Monaten Gefimgms ver urteilt worden, weil er einen Mann erschossen hat, der beabsich tigtc, auf seinem Gute Kartoffeln zu stehlen. Es ist erst dieser Tage geschehen, daß in der Dresdner Gegend hier Soldaten von Haus zu Haus gelaufen sind und sich Brot gebettelt haben, weil sie in der Kaserne nicht genug bekommen. So wie es jetzt geht, geht es einfach nicht weiter. Darüber braucht sich die Regierung nicht im Zweifel zu fein. Hr. v. Bnern hat gemeint, er möchte nicht, daß aus seiner Rede der Schluß gezogen werde, daß wir vor dem Frieden ständen. Run, diese Bange brauchte er in der Tat nicht zu haben: denn wer seine Rede gehört hat und sein außcrpolitisches Programm gehört hat, wie die Regierung beim FriedenSjchlnß verfahren soll, der wird nicht im Zweifel jein, daß dieses Programm, ansgefübrt, den Krieg verlängern würde. Präsident (imterbrechend): Hr. Kollege, ich möchte darauf aufmerksam machen, daß wir zur Ernahrnngssrage sprechen. Wenn beiläufig so etwas gestreikt worden ist, so habe ich das auch bei Ihnen zngclasseu. Aber ich bitte Sie, sich auf die Kriegsziele jetzt nicht einzulajscu. Abg. Leger (fortfahrend): ES tiit mir leid, aber ich muß mich mit den Aus'ülnnncen des Hrn. v. Byern beschäftigen. Präsident (unterbrechend): Aber ich muß trotzdem bitten, daß Sie nicht eingchcno über diese Sache sprechen. Abg Leger (sortsahrend): Ich werde meine Ausführungen auch beiläufig machen. Hr. v. Byern meinte, besonders die .Herren in Berlin sollten, statt zu rede», schweige« Dadurch diene mcm dein Frieden mehr. Ich stehe auf einem anderen Standpunkte. Das ist eine schöne Auf fassung von einem Politiker, den andern Politikern vorznschreiben, daß sie in dem Augenblicke schweigen sollten. (Zurufe.) Hr. v. Bnern sagte weiter, wenn etwa ein Scheidemann-Friede käme, dann würde der Krieg noch lange dauern, dann würden also die Arbeiter den größten Schaden davon haben. Er möchte sich aber äußern, inwiefern, denn mit der bloßen Be hauptung ist gar nichts anzufangen. Ich glaubte, daß die drei und ein halbes Jahr Krieg rind die ununterbrochenen Beweise, wie Deutschland politisch und wirtschaftlich cingeschnürt ist, doch auch denjenigen schließlich das Verständnis eingepaukt hätten, daß, wenn man mit anderen Völkern wieder in Handelsbeziehungen treten will, man sich nicht auf den Standpunkt der Vergewaltigung, sondern der Verständigung stellen muß, und — das möchte ich ganz besonders ausgesprochen haben — die Arbeiter sehen als ihre Jnteressenwahrungen etwas anderes an als den Wicderausbau der kapitalistischen Ausbeutungsgesellschast. Präsident (unterbrechend): Hr. Abgeordneter, ich mache Sic nochmals daraus ausmerk sam, daß wir nicht über Kriegsziele sprechen, sondcr» über die Ernährungssragen. Wenn Sie nicht davon abgche», muß ich Ihnen das Wort entziehen. Abg. Leger (sortsahrend: Ich kam» nicht davon abgehen, ich muß das ausführlich sagen. Hr. v. Byern hat auscinandergesetzt, daß in Zukunft — und das ist für mich mit das Wesentlichste gewesen — das deutsche Volk auf diese Nahrungsmittel angewiesen jein werde, die in Deutsch land erzeugt würden, und diese Nahrungsmittel würden auch für diese lange Zeit noch rationiert werden. Diesen Satz kann man nicht scharf genug jedem in Deutschland cinprägcn, denn hier tvmmt der agrargchc Wunsch von vor innerpolitischni Zukunft Deutjchlands vollständig klar znm AnSdruck. Wie bis zum Kriegsau bruch sollen wieder die Erzeugnisse der Industrie aus den Weltmarkt hinausgehen, aber es sollen leine Lebens mittel hereinlommen, denn das würde den Gewinn der Land wirtschaft außerordentlich schädigen. Wer solchen Idee» nach hängt, den muß ich nur bedauern, der kennt nicht einmal Deutschland, geschweige denn das Ausland. Die Sozialdemokratie war nie dagegen, der Landwirtschaft oder der Industrie Arbeitskräfte zuzuführen, aber etivas anderes ist es natürlich, in der Industrie wie in der Landwirtschaft die Bedingungen zu schaffen, unter denen die Arbeiter als Menschen existieren können. Und das haben sie zum großen Teile nicht gekonnt. Wenn Hr. v. Byern sagte, daß die Demobilisierung so vor sich gehen müßte, daß erst einmal die Vorarbeiter, die Werkmeister und dann erst die Arbeiter entlassen werden sollen, so glaube ich nicht, daß sich die Arbeiterschaft dies gefallen lassen wird. Was mich auch ganz besonders an den Ausführungen des Hrn. v. Byern inter. ssiert hat, war: Die Russen bleibe» gern hier. Wenn das der Fall wäre, Hr. v. Byern, dann wären die — ich will mich einmal sachlich ausdrücken — Zwangsgesetze nicht notwendig. Machen Sic sich gegenseitig nicht etivas derar tiges vor, daß die Russen gern in Tentscbland bleiben wollen Jetzt, wo ihnen in Rußland doch eine ganz andere Zukunft blüht, sollen sie hier bei uns bleiben? Es ist ein stilles Einvcmehmeu zwischen den Agrarier» und den Judustrieuuternchmeru, daß es daraus cmkommt. mit möglichst billigen Arbeitskräften m Zukunft wieder den Wirtichaslslampf zu schaffe». Die große und mittlere Landwirtschaft hat aller dings vier reiche Jahre gehabt, und sie möchte cs noch auf die sieben reichen Jahre bringe», deshalb die wundervollen Verschlage,die gemacht worden sind. Was den ganz reaktionären Kern der Forderungen des Hrn. von Bnern kennzeichnet, ist, daß die jungen Lente, die zum Militär kommen, unr in Keinen Garni sonen untergebracht werden dürfen und nicht in die Großstädte komme». So zeigen sich die politischen wirtschaftlichen Ziele der Konservativen in einem Lichte, das dem deutschen Volle zeigt, Ivas ihm für eine Zukunft blüht. Abs > ließuug des deulichen Marktes von den ausländischen Lebensmitteln, Hereinjch üen billiger Arbeitskräfte, Aufhebung der Freizügigkeit. Das ist wc Znkuust nach diesem großen Kriege. (Bravo! links.) Regicnmgskonnnissar Geh. Regiernugsrat In. Lchmit» (nach den stenographischen Niederschriften): M. H.! Tie Regierung hat l creits erklärt, daß sic sieb vor- behält, aus alle Fragen betreffs der Anträge, die gestellt worden sind, in der Teputation näher ein »gehen Der Gang der Ver Handlungen läßt es aber rmgezcigt erscheinen, bereits jetzt eine Erklärung wenigstens zu der Kartossclsrage zu geben, damit eS in den Berichten, die heute hinausgehen, u cht beißt, daß auf die Fragen, die heute an die Rechnung gestellt worden sind, keine Antwort erteilt worden sei. Wenn der Antrag Eastan bezweckt, die Regierung zu ver anlassen, beim Kricgseruährungsamte dahin vorstellig zu werden, die Kartosselration zn erhöben, jo ist er eigentlich hin- sälüg iniofern, als die Regierung sich nachdrücklichst bemübt hat zu erreichen, daß eine Kartosfelration von 10 Pfd. gegeben werde. Die Regierung hat sich aber überzeugt — und ich glaube, daß es gelingen wird, den Herren in der Deputation diese Ilberzengnug bcizubrmgen —, daß es durchaus nicht ver antwortet werden tonnte, wenn man aus eine solche Ration zu käme Es wird vorläufig wenigstens sicher nicht möglich sein, auch nur für eine gewisse Grnppc der Bevölkerung eine höhere Ration als 7 Pfd. zu geben. Wenn der Vergleich mit dein Vorjahre gezogen und daraus hingewieseu worden ist, daß die Ernte au Kartoffel» in diesem Jahre wesentlich besser ausgefallen sei, so wird doch dabei über sehen, daß wir in diesem Jahre unsere Wintereiudcckung i:. den Städten ganz wesentlich weiter gefördert haben, als eS cm vorigen Jahre möglich gewesen ist. Wir haben voriges Jahr nicht annähernd soviel Kartoffeln herausgeholt als in diesem Tas spricht bei der Versorgungss age doch sehr erhebt ch mit. Ich glaube, daß wir in Sachsen mit unseren Zentnerlartoffel karten die wir ausgegeben haben, eine» Erfolg ausweiseu können. In der Tat haben wir aus den Bezirken sehr viel mehr Kartoffeln heransgcholt, als auf andere Weise möglich gewesen wäre. (Sehr richtig!) Es ist richtig und ein Einwand, der sehr häufig gebracht worden ist, daß die Gefahr eines Überverbrauchs an Kartoffeln durch Ausgabe der Zentnerkartcn gesteigert worden ist. Ich bitte, nicht zu vergehe», daß, wenn wir die Zentner- kartosseln nicht gehabt hätten, wir weniger Kartoffeln in die Städte bereingcbracht hätten (Sehr richtig!), als es der Fall gewesen ist Wen» von der Gefahr ocs Verderbens in den Kellern gesprochen wird, so kann ich versichern, daß die Nachprüfung, die wir bisher vorgenomme» haben, durchgängig erwiesen hat, daß, wie es in einem Berichte beißt, die Leute ihre Kartoffeln wie einen Schatz hüten (Sehr richtig!) und wohl wissen, Ivas sie an den Kartoffeln haben. Ich kann »ach allem nur die Bitte aussprechen, keine über- triebemn Hoffnungen an den Gang der heutigen Verhandlungen nnd die weitere Aussprache in der Deputation zu knüpfen, sondern der Tatsache, vor der wir stehen, in die Augen zu sehen, daß cs für unS nicht möglich ist, mehr Kartoffeln zu verteilen, als wir bisher getan haben, und zu glauben, daß die Regierung dieser Frage die allergrößte Aufmerksamkeit jetzt und in Zukunft zu- weudet und in jeder Weise bestrebt ist, die Kart. stelverjorgung auf das »ach dein jeweilige» Stande denkbar beste Mas; zu bringen. (Bravo! rechts.) Abg. Krauße (joz ): Es ist Gute von allen Seiten des Hanfes anerkannt wmden, daß 7 Pfund Kartoffeln als ungenügend bezeichnet werden müssen. Wenn dieser Gedanke für die allgemeine Bevölkerung richtig ist, dann ist er um so richtiger für die Kreise der Schwerslarbeiter. Taz» gehören auch d e Bergarbeiter. Bis jetzt hat man d<se immer mit wohlwollenden Erwägungen abgespeist, davon werden sie aber n cht satt. Mindestens 1o Pfund müssen die Bergarbeiter bekommen. Tie Arbeiter lesen in den Zeitungen, daß man in verschiedenen anderen Bezirken nicht nur die sieben Pfund Kar toffeln bekommt, sondern wiederholt aus Uberschuß an Kartoffeln besondere erhöhte Rationen mit zur Verteilung gebracht hat. Es sind also tatsächlich Kartoffeln genug vorhanden. Tie Bergarbeiter sind gezwungen, in der nächsten Zeit in Massen zu den Kranken scheinen greisen zu müssen, wenn sie die Arbeit nicht niederlegen wollen, was nach außen immer als etwas Unrechtes bezeichnet wird, weil sie jo nicht mehr weiter arbeitsfäbig und leistungsfähig bleiben können. Recht eigentümlich muß es auch berühren, daß verschiedene Behörden in Sachsen, darunter auch die Königl. Amtshauptmannschaft in Stollberg, versucht haben, der Arbeiter schaft gegenüber gewissermaßen den Glauben zu erwecken, daß es Aibcitervertreter gewesen se cn, besonders Gewerlschastsvertretcr, die mit der Rationierung von sieben Pfund einverstanden ge wesen sein sollen. Ich halte es für meine Pflicht, well die Gerüchte nicht verstummen wollen, hier öffentlich darauf aufmerksam zu machen, daß es keinen Arbeitervertreter, auch ke nen Gewerkschaftsführer gegeben hat, der nach der Richtung derart gc Ausführungen gemacht hat. Wen» alle Bcmühunge» nichts Helsen, mehr Kartoffeln zu be kommen, so versucht mcm eben aus Umwegen, das zu er- re chen, was einen; auf gerechtem Wege nicht zuteil geworden ist. Durch eine solche die wirklichen Verhältnisse verkennende Bestim mung, wie sie eben in der Rationierung von 7 Pfund zum Aus«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite