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Sächsisch e SlaalsMng Staatsaryeiger für den Zreiftaat Sachfen Aukundigungtu: Die 33 mm breite Grundzeil« oder deren Raum 35 Pf, die 66 mm breite Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 70 Pf, unter Ein gesandt 1RM. Ermäßigung auf Geschäft»»!,zeigen, Familiennachrichten und Stellen- gesuche. — Schluß der Annahme vormittags 10 Uhr. Erscheint WerltagS nachmittag- mit dem Datum deS ErscheinungStage». Bezugspreis: Monatlich 3 Marl. Ei»zelne Nummern 15 Pf. Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 21295 — Schriftleitung Nr. 11571, Postscheckkonto Dresden Nr. 2466. — Stadtgirokonto Dresden Nr. 140. Zeitweise Nebenblätter: Laudtags-Beilage, Verkausslijie von Holzpflauze» auf den StaatSforstrevierem Verantwortlich für die Redaktion: Hauptschriftleiler Karl Bethke in Rähnitz-Hellerau. Ml 06 Dresden, Montag, 7. Mai DS2S Oer Reichsaußenminister ermahnt zur Völkerverständigung. Heidelberg, 7. Mai. Nach einleitenden Worten, in denen der Reichs minister der staatSwisjenschasUichen, der philo sophischen und jmijiischen Fakultät der Universität seinen Tank sür die ihm cuviesene Ehrung aus- sprach, führte vr. Elreseinann n. a. a»S: ES ist ein unseliges Mißverständnis, das Nationale und das Internationale als Gegensatz ! inzustelleu und mit dem Begrijs des Internatio nalen den Vorwurf des Nichtnationalen zu ver binden. Damit möchte ich in keiner Weise jenen rvlitischen und geistigen Strömungen daZ Wort sprechen, die sich auf der Ansicht aufbaneu, wie wenn das Internationale das Höhere der Ge staltung. des menschlichen Daseins darstclle, und die in dem Nationalen nur eine vorläujige Form sehen, dazu bestimmt, dereinst in der jüngeren Form aufzugehen. Das ist ein schwerwiegender Irrtum. Auch bei höchster geistiger Entwicklung wird ter Mensch sich niemals von den Blutströmcn lösen, die sein eigen sind ans Grund der Traditio nen seines Bolles. Tic größten Denker und Dichter, die allen Böllern Großes und Mächtiges -u sagen hallen, lmben das Höchste ihrer straft nur da gegeben, wo sie im nationalen Boden wurzelten. SlMtcspearcistohneEngland.GoclheolMDcnlschland, Tanle ohne Italien, und alle ohne die Zeit, in dec sic lebten, nicht zu verstehen. Ebenso wird niemals ciue Weltorganisation «ufznbancn sein, ohne die feste natürliche Grundlage, die in den zu nationale» Etaalen zusammeugeschiosjcneu ein zelnen Böltern besieht. Co wie die Wurzeln ter Kraft der einzelnen Ctaaten in der Kraft der ihnen augehörcndeu cinzrlncn Persönlichkeiten liegen, so werden die Wurzeln des inter nationalen Lebens in der Gesundheit der einzelnen Etaalen der Welt- gemei »icha ft liegen, nnd daZ Völkerrecht wüd, wie Kaut ausspricht, nur aus einem freien Föderalismus der Völker auf- gebaut werden können. Wer die Vereinig ten Staaten von Europa ausbaue» will ans ngendrinem MenschhcitslnpuS, der seinem «heocc- uschen Denken vorschwebt, der verkennt die real- politische Entwicklung der Tinge nnd stößt die jenigen zurück, di: in der wirtschaftlichen und politischen Verbundenheit selbständiger Völler einen Fortschritt zu scheu vermögen. Tie Einordnung des Einzelnen in eine Gesamt heit ist für den Einzelnen lein Verzicht und kein Verlust. Gleichwie die Persönlichkeit nichts von sich ausgibt durch Einordnung in die Volksgefamt- heil nnd in die Ordnung des Staates, sondern wie dadurch erst der Impuls sich cnlsaltet zur Konzentrierung aller Kräsie und zu der eigentlich stttlichcn Betätigung, die nur in dem Streben nach einem höheren Ziele liegen kann, so gilt dasselbe sür die Einordnung dcZ Volles in die organisierte Gesamtheit der Kulturwclt Beide Voraussetzungen, von denen eine wirklich dauernde und fruchtbringende internationale Ordnung abhnugt, sind einstweilen n o ch nicht erfüllt. Es ist noch nicht zwischen den einzelnen Claetcu derjenige Ausgleich erfolgt, den die Natur der Tinge gebietet, und der ein gleichberechtigtes Nebcucnianderleben gewährleistet. Ebenso müssen die Formcn sür den internationalen Zusammeu- schluß selbst noch gesunden werden. Co ergibt sich eine doppelte Ausgabe siir die internationale Politik, nnd in besonderem Maße sür die deutsche Politik: die Sicherung eines freie» gleich» brrechtigte» Leutschlands mit alle» anderen Staate» zusammen i» eine stabile internationale Form. Es ist vielleicht nicht zu gewagt, die Behauptung achustcllen, daß, wenn Bismarck in den entscheidenden Jahren nach der Reichs gründung in den Kabinetten der enro- päischen Großmächte gleichgesinnte Ltaatsmänne r vorges linden hätte, schon damals eine organisatorische Zusammen arbeit im Dienste des Friedens erreicht worden lväre. BiSmarck war kein Freund der Zerteilung in Bündni-gruppem Erst durch den hisiorhchen Brief deS Zaren an Wilhelm k., in dein Deutschland in fast ultimativer Form zu einer Op tio» zwischen Rußland und Österreich aufgefordert wurde, ist Bismarck auf den Meg deS Zwei- nnd daun der Dreibünde:- gedrängt wordeu, und er hat sich bis zum letzten Tag« seiner Amtszeit be- mült, diesem Bündnis jeden sriedcnstöreuden Eharalter zu nehmen und andere Großmächte zu vertrauensvoller Zusammenarbeit zu gewinnen Tie Geucration nach Bismarck hat diese Politik nicht mehr verstanden. Überhaupt scheinen mir gerade die Jahre von Bismarcks Abgang bis zum Ausbruch des Weltkrieges ge- kcuuzeichnet durch einen wachsenden Fatalismus der öffentlichen Meinung in allen europüischc» Ländern. Es kann hier uucrörtert llcibeu, ob diese Slimmuug einer Wandlung fähig gewesen wäre. Für ciue aus- richtige, von Hiutergedankcn freie uud in llarcr Erlcunluis dc-S ureigcucu Interesses jeder ciuzclncn Macht verfolgte Politik der Verständigung waren die Gemüter noch nicht reif. Co crtkärt sich wohl auch, das; dis zum Teil krampfhaften Versuche, die hier uud dort in vorletzter Stunde gemacht wurden, um die Kluft des Mißtrauens zu überbrücken und zu Positiver Zusammenarbeit, wenigstens aus ganz bestimmte!, eug mugrcu tteu Gebieten,zu kommen, — Versuch«, di: uns allen in lebhafter Eriuncrung sind, zum Scheitern verurteilt warcu. B u larcst, 7. Mai. Tie bisherigen Meldungen aus Karlsburg lassen crteuucn, daß die Kundgebung der rumä nischen Agrarpartei in Karlsburg alle Erwartungen übc'.tmsseu bat. Karlsburg ist von ciucr un geheuren Menge überfüllt. Man spricht von 2OV000 Meuschcn. dis doU zniammcngekommeu sein sollen. Tis Belgrader „Prawda" gibt eins eiugeheude Schilderung über den Verlaus der Karlsburger Bauerntaguiig, an der über 2000 Gemeinden aus 7l Komiiaicn vcttreicn waren. Tas Blatt schreibt: Schon am suchen Morgen sei der Haupt platz von Karlsburg mir dichten Mcuschcumaiseu anaejüllt gewesen. Die Führer der Nationalen Bauern partei, Manin und Michala che, hätten di« Entschließung gegen d i e R cg i e ru ng be gründet, die sofort angenommen wurde. In der tzntjchlirßnng wird die Drcuc zum Vater lands, ei» Grnß a» de» Völkerbund als Fricdrnshort und rin Dank an die Verbündeten des WkMricgs-r zum Ausdruck gebracht. Vclont wird, daß die Regierung Vratiames nur durch Staatsstreich an; Ruder gskommeu fei. Sie müsse eine Regierung des Rechtes, einer R e - gierung Maniu, Platz mache». Maniu ist mit dieser Entjchließnng noch heute nach Buka rest gereist, um sie dem Regrutschastsrat zu unterbreite». Sechs andere Redner sprachen noch in össcnt- richcn Versammlungen. Tie Menge schwor mit erhobener Hand, alles zum Sturz der Regierung Bratiann tun zu wollen. Ein Abgeorductcr sprach mit Nachdruck von ciuem durchaus notwendigen Marsch ans Bukarest. Tie Karlsburger Tcmonstrautcn marschierten zu einem großen Teil nach Klausenbürg, wo morgen eine Massenversammlung stallfinden soll, der Maniu die Antwort deS RegcntschastsrateZ überbringen soll. Auch in Bukarest sanden gestern unter Teil nahme von 30000 Menschen zwei Versammlung-» der Nationalen Baucrnpartci statt. In langen TemonstrationSzügen begaben sich die Teilnehmer durch die von Militär stark besetzte Stadt, ohne daß Zusammenstöße erfolgten. Wie die Bukarester Agenkur OlienIradio meldet, ist der Kongreß der Baritrup'artei ohne alle Zwischen fälle verlaufen, ebenso ähnliche Versammlungen in Erajora, Ecrnowitz, Jassy, Braila. In allen Fällen wurden Entschließungen angenommen, die sich scharf gegen die liberale Partei und die von ihr verfolgte Politik aussprechen und fordern, daß die Macht an die Bauernpartei übergeh». Tcr Weltkrieg hat dieses gegenseitige Miß trauen ins Riesenhafte vergrößert. Er hat aber zugleich in allen Völkern, kriegführen den und neutralen, die Erkenntnis zur Reise gebracht, daß e » nicht jo wsitsrgsht, daß dis Menschheit und insbefondrrc das alle Europa nttnngsloS dsr Zcrjleischnng verfallen wnrdc wen» cs »icht geling,» sollte, ans dcm System der internationale» Anarchie, der »»beschränk- i len Herrschaft des nationalen Egoismus, der i Vimdnifje nnd Gcgtnbnndnijfe heransznkommen. lind fo bickct die Nachkriegszeit zunächst ein sonderbares Bild des Nebenein ander von rücksichtsloser Anwendung des nationalen Macht Prinzips und von zäh verfolgten Bemühungen, ein neues Sustem der Völkerverständigung auf derGrundlagc d e r G l c i ch bcrechti - gung auszu bau cu. Es laun l.icr nicht meine Ausgabe fein, das Auf uud Ab dieses Gegcujatzcs zweier großer Strömungen im einzelne!, uachzu- zeichnku. noch auch di: organisatorische Scike ec? Verständigungsproblems in allen ihren juristischen Verästelung.'».hinein zu verfolgen, wohl aber liegt Prinz Carol und der Karlsburger Parteitag. London, 7. Mai. Prinz EacN dec sich, wie bekannt, zurzcit in Surrey aushalt — hat uach deu Beuchten ciuzeluer englischer Blätter an die Tagung dec rumänischen Baucluparwi nr Karlsburg ganz be sondere Erwartungen gelnüpst. Schon der„S»ud>) Erpreß" vcrösseutlichw ei» Interview mit dem Prinzen, in dcm Earol ausspcach. er erwarte innerhalb der na ch sl en 2 t S, uudeu wichtige Depesche» a»s Rumänien und werde, falls sie das täten, was er erwarte, aus dem politische» Kampsplatz erscheinen, u m Sen letzten entscheidende» Schlag z » s ü h r c n. Nunmehr schildert die „Expreß" den Prinzen als die Hauplügm' einer politischen Verschwörung, die seine Rückkehr anf den Königsthron und den Sturz der gegenwärtigen rumänischen Negierung zum Ziel gehabt haben soll. Prinz Earol habe in England Flug',enge gemietet, die ei» von ihm an das lumänischc Volk gerichtetes Maui fest m Massen über Rumänien abwcrsc» sollten. Dieser Tcil dcS Planes sei gescheitert. Wählend die Flugzeug: in Eroydc» warteten, hätte» dis britischen Behörden von dcm Pla» ersahrc» und dcu Abflug verboten Earol habe darauf einen englischen Agcnleu in geheimer Mission »ach dem Kontinent ge sandt. Angeblich solle er versuche», di: Unterstützung der ungarischen Re gierung sür Earol zn erhallen. Earol werde als Gegenleistung versprechen, sür eine Re vision des Trianvuverlragcs zu wirken. Tas Blatt veröffentlicht eine Photographie dcZ Manifestes „An das rumänische Volk!", das aus London vom 5. Mai datiert ist, sein Bild trägt und u. a. aussührt: „Ich will durch Euren Willen zurücllehren, um Rumänien zu seinem rechten Platz in der Welt zn führen. Ich wünsche, zn meinem Kind zurückzu- kehren und cZ zu einem würdigen Nachfolger der Dynastie zu machen. Ich erkläre, daß ich mein Land gegen meinen Willen verlassen habe, ge zwungen durch unglückliche Umstände. Fra» Lupescu war nicht die Ursache meines Wegganges und sie wird mich nicht verhindern, meine Pflicht gegen» über meinem Laude zn tum" Earol appelliert an alle Rumänen, sich um ihn zu scharen, unter der Losung: Freie Wahlen, Freiheit der Presse, Reinigung des Heere» und deS Gerichtswesens von politischen Einflüssen, Ab schaffung der Monopole und Unterstützung der Bauern. mir daran, in diesem Augenblicks die große» Grundlinien zu cutwickeln, die für die deutsche Außenpolitik in ihrem Be streben, z» einer Annäherung nnd Verständigung der Böller b e iz u t ragen, maßgebend find. Völkerverständigung nnd wriegsoerhülung be ding«« sich gegenjeitig. Daß ohne Verständigung dec Völler auf die Tauer kriegerische Verwicklungen bei der Naiur de? Mcufcheir nicht ausgeschlossen werde» können, liegt ans der Hand. Umgekehrt kann di: V e r hü t u » g des Krieges »icht als Z ick angesehen werden. Mit drr Vermeidung des »rieges muß der Ansbau derjenigen Institutionen Ha»d in Hand gehe«, welche nnan» fuhr- bar gewordene Vertrüge auf fried lichem Wege avzuändern i« der Lage find. Diese Aechfelierhällniise spiegeln sich auch tat sächlich i r der Geschichte der letzte!« Jahre deullich wider, in der die wirlichaftliche Verständigung durch das Londoner Protokoll am Anfang steht, dis Vcreiubnrungcn zur Kriegs- verhüNlug von Locarno nebst Tenljchlands Eintritt jir den Völkerbund sich daran reihen nnd dir Bemühungcu zu ciuer weiteren geistigen Au- uährruilz uns zur Bereinigung politischen Konstilt swsses im Gange und. Gerade setzt sind wir niederum Zeuge ciuer gioßeu politischen Aktion, dis beweist, wie dis wittschasiliche uud geistige Anmrheumg dcm Gs- daukc» der Verbannung des Krieges aus ds» Methoden iutcnialionalcr Politik förderlich ist. Hat doch eist die Entpolitisierung des Nepa ra I io ns pro b lem s, wie sie unter entschei dender Milwilkung der Vereinigten Staaten von Amerika iu London zustande gekommen ist, vrr- mochk, dis Abneigung der Vereinigten Staats» gcgc» dis vertragsmäßige Zusammenarbeit mit Europa im Diensts der Kiiegsvcrhütung so weit zu übcrwiudcu, daß wir heuts di: amerikanische Regierung mit ciuem iu große» uud ciufach Kars» Linie» gezeichnete» Entwurf eines Wclkpaktes zur Achtung des Krieges hervortrctcu sehen. Verseh!» wäre es-, die Forlsührling der Vc.- stäudiznngspelilik ausschließlich auf wiri sch» st liche Momente emzustctteu und solcher maßen die Politik überhaupt geradezu zu einer FunUion der Wictschastscnlwicklmrg zu machen. Dazu ist doch schon zuviel Arbeit im Diensts internationalen Zusammenlebens, unabhängig von wiltschaftlicheu Erwägungen, geleistet worden, rind zu vielfach sind dis Richtungen, m denen sich die'« Arbeit beweg». Tenlfchland nimmt seit bald zwei Jahren a» den Arbeiten des Völkerbundes tcil. Es ist clu- gctrcte» nicht i» dcm Glauben, daß nun mit einem Schlage das Ideal einer ans Glcichbcrcch- lignng und gegcnseiligcc Achtung der nationalert Interessen begründeten Völkergemeinschaft huudcr!- prozcntig verwirklicht würde. Es hat sich an allen Arbeiten beteiligt in einer Weiss, die bestimmt war durch die Erwägung, daß seine eigenen Inter essen mit denen aller anderen Nalionen insofern übcrciustimmeu, al-S ihnen am besten durch eine Lösnmg der bestehende» Konslitte im Geiste freund- schriftlicher Verständigung und im Zeichen des Recht-» gedient ist. Die Well wird sich aber klar darüber werden müssen, daß ans die Taner rin solches Handinhand- ardritrn nur möglich ist zwischen Mitch, trn, dir einander ganz allgemein ans dem Fuße der Gleichberrchti- guug behandeln, und die ehrlich bestrebt find, die zwischen ihurn noch beftrhrude» uonjlittsstoffc in, Wege gegenseitigen Vnt- gegcukommrnö zn beseitigt». VS hirße die Institution deS Völkerbundes zu «inem bloßen technisch-administrativen Apparat hrrabjnwür- digen, wollte man e» al» eine» erträgliche» Zustand btttichnen, daß eine Völker- vnndömacht anf dem Territorium einer anderen «achtTruppen unter hält. DleWclt wird sich auch darüber keiner Täuschung hingede» dürfen, daß drr Völker- Hund brwertet werden wird nach feinen »r- f»lge» l» der Frage drr «brüst»»» *»d der Beseitig»»» drr »ngehe»ttp Oer Karlsburger Kongreß -er rumänischen Bauernpartei fordert den Rücktritt der Regierung.