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Jede Woche erscheint eine Nummer. Lithoqraphirte Beilagen nnd in den Tert gedruckte Holzschnitte nach Bedürfnis. — Bestellun gen nehmen alle Buch. Handlungen, Posta»,- ter und Zenungs-Erpedi- zionen Deutschlands und des Auslandes an. — AbonncmentSpreis im Eisenbnlm-Aeitung. Organ -er Vereine deutscher Eisenbahn-Verwaltungen nnd Eisenbahn-Cechniker. Buchhandel 7 Gulden rhei nisch oder 4 Thlr. preuß. Cour, für den Jahrgang — Cinrückungsgebühr für Ankündigungen 2 Sgr. für den Raum einer gespalte nen Petitzeile. — Adress e: pRedakzion der Eisenbahn- Zeitung- oder: I. B. _Metzler 'scheBuchhan d- lung in Stuttgart. XXL. Jahr. LL. Aovember L838. Nro. 4Ä. Inhalt. Eisenbahnbau. — Literatur. — Zeitung. Inland. Württemberg, Oesterreich, Preußen, Hannover, Sachs. Herzogtümer. Ausland. Großbritannien, Rußland, Egypten. — Personal-Nachrichten. — Verkehr deutscher Eisenbahnen. — Ankündigungen. Eisenbahnbau. Dem in der letzten Nummer der Eisenbahn-Zeitung erwähnten Werke „Die Bauwerke der Herzoglich Braunschweigischen Südbahn" entnehmen wir nach stehende weitere Mittheilungen. I. Konstrukzion und Entwässerung des Bahnkörpers. Die cigeuthümliche Beschaffenheit des Flottlehmes nnd Thönes, eine große Quantität Wasser anfzunehmen, aber nicht wieder abzugeben, sondern mit dem selben in einen breiartigen Zustand überzugehen, machte eine durchgreifende, künstliche Entwässerung der in diesem Boden liegenden Bahnstrecken erforderlich. Dieselbe ist in verschiedener Weise theils durch Drains, theils durch Faschinen und Steinpackungen hergestellt, und zwar sind die Drains entweder bei Ein schnitten in die Oberfläche der Böschungen in 3 bis 4 Fuß tiefe Rinnen, welche 6 bis 8 Fuß weit von einander liegen und sich von der oberen Kante des Ein schnittes bis zur Grabensohle in geneigter Richtung herabziehen, eingelegt und mit einer Steinpackung überdeckt, oder sie sind sowohl bei Einschnitten wie bei Dämmen rechtwinklig auf die Bahnachse mittelst einer Bohrmaschine in die Böschungen »ach verschiedenen Richtungen hin auf Längen von 10 bis 20 Fuß und darüber eingeschoben. Auch sind bei Einschnitten, bei denen wasserführende Schichten geöffnet Wurden, Draiulcitungen in einiger Entfernung von der bergseitigen Böschung parallel zur Bahnachse in das Terrain gelegt, um das Wasser vor dem Ein schnitte aufzunehmen und abzuführen. Die Faschine» und als Sickerkanäle dienenden Steinpackungen sind nur bei Einschnitten angewandt und ähnlich wie die Drains in 2 bis 3 Fuß tiefe, je nach Erforderniß von einander entfernt liegende Gräben, welche sich theilweise rechtwinklig untereinander durchkreuzen, eingelegt und mit Rasen überdeckt. Ungeachtet dieser Vorkehrungen sind doch nachträglich in Einschnitten, wie an Dämmen verschiedentlich Abrutschungen entstanden; an derartigen Stellen ist der bewegte Erdboden durchaus beseitigt und durch größere Steinpackungen ersetzt. Außerdem liegt au vielen Stellen etwa 3 Fnß unter der Grabensohle eine Drainleitung, welche da, wo es sich als nöthig herausstellte, von 5 zu 5 Ruthen durch größere, aus Bohlen oder alten Bahnschwellen hergestellte Schlammkasten unterbrochen sind, von denen aus zugleich die Reinigung der Leitung selbst mittelst eines starken Drahtes besorgt werden kann. Die zum Einbvhren der Drains angewandte Maschine ist vom Braun schweigischen Landes-Oekonomiekoudukteur Schott konstruirt und besteht im All gemeinen aus einem aufrechtstehenden Holzgestelle, welches sich mittelst vier kleiner Rollen ans einer gleichfalls von Holz hergerichtcten Unterlage hinundhcr bewegen läßt. An dem Obergestelle befinden sich zwei vertikal stehende Wellen mit den nöthigen Rädern und Kurbeln; mit Hülfe der vorderen Welle wird das Bohr- ! gestänge in eine drehende Bewegung versetzt, mit Hülfe der Hinteren Welle ! wird dagegen das Obergestell nnd mit demselben das Bohrgestänge vorwärts bewegt, indem zwei durch diese Welle getriebene Räder in zwei an dem Unter gestell- angebrachte Zahnstangen eingreifen. Auf diese Weise werden zunächst in die fertigen Böschungen die Löcher auf di- bestimmte Länge eingebohrt, sodann der Bohrlöffel abgeschraubt, die Drains auf das Bohrgestänge geschoben und mit diesem j» g^s Bohrloch eingetrieben. Die Leistung der Maschine ist sehr zufriedenstellend. bi. Jnterimsbahiieg, Transportwagen und Handkarren. Die Jnterimsbahnen sind mit einer Spurweite von 2 Fuß 2'/r Zoll ans alten ausgewechselten Schienen, welche mittelst Hakennägel auf 4 Fuß langen buchenen Querschwellen befestigt wurden, ansgesührt; an vielen Stellen, wo zwei Geleise erforderlich waren, wurden diese möglichst nahe aneinander gerückt, um beide auf dieselben Schwellen, welche zu dem Ende eine Länge von 8 Fuß erhielten, legen zu können; es hat sich aber als vorthcilhafter herausgestellt, überall nur 4 Fuß lauge Schwellen anzuwenden, um beide Geleise voneinander unabhängig zu machen. Die Weichen bestanden aus zwei beweglichen Schienen, welche an ihren freien Ende» durch eine durchgehende starke Eigenstange in der richtigen Ent fernung voneinander gehalten, und mittelst kurzer Ketten von dem einen zum anderen Geleise gezogen wurden. Auf der Durchkreuzung beider Geleise lag eine um ihre Mitte bewegliche Schiene, welche sich je nach Erforderniß in die eine oder andere Geleisrichtung stellen ließ. Für das Legen der Jnterimsbahnen ist durchschnittlich pro laufende Ruthe 7.5 Gr., für eine 8 Fnß lange buchene Schwelle 16.6 Gr., für eine 4 Fuß lange buchene Schwelle 8.3 Gr., für einen Hakennagel 0.65—0.8 Gr. gezahlt. Die beim Legen der Jnterimsbahnen, so wie späterhin beim Oberbaue be nutzten Geräthe sind vorzugsweise die Schienenzange zum Heben und Tragen der Schienen, die Stopfhacke, die Kreuzhacke und die Hakennagelzange. Die Letztere besteht aus einem dreibeinigeu Bocke von Schmiedeisen, durch dessen obere Platte eine vertikale Schraubenspindcl, an welcher die Zange mittelst zweier Ringe hängt, durchgeführt ist. Durch Anziehen der Spindel wird die Zange geschlossen und, ohne sich zu drehen, in die Höhe gezogen. Mit Hülfe dieser Vorrichtung vermag man ohne große Kraftanstrengung jeden Haken aus- zuziehen, welchen die Backen der Zange nur auf einen halben Zoll Länge fassen könne», und sind diese Backen zum besseren Festhalten des Gegenstandes an den inneren Seiten mit vorspringenden Zacken versehen. Eine derartige Hakennagel zange kostet 14 Thlr., eine Schienenzange von circa 20 Pfv. Gewicht 2 Thlr., eine gut verstahlte Stopfhacke von 7 Pfd. Gewicht mit Stiel 28 Gr., eine Kreuzhacke von 10 Pf». Gewicht 1 Thlr. 10 Gr. Die Kipp- und Handkarren haben die gewöhnliche Konstrukzion; auch die Transportwagen unterscheiden sich von den früher gebrauchte» nur dadurch, daß die Seitenwände nicht mittelst der drei eingeschobenen Leisten in Blechöscn, welche an den Bodenschwellen befestigt sind, eingesetzt, sondern mit Letzteren durch Charnierbänder verbunden und demnach beim Entleeren des Wagens herunter- geschlagcn werden. Ein Transportwagen hält 48 Kubikfuß: man nimmt an, daß eine Schacht ruthe leichter Boden in 6, eine Schachtruthe schwerer Boden in 8 bis 9 Wa genladungen transportirt wird. Der Preis eines solchen Wagens ist 90 Thlr. Eine Kippkarre hält 14 Kubikfuß. Mit derselben transportirt man von leichtem Boden eine Schachtruthe in 25, von schwerem in 28 bis 32, von ganz flüssigem Flottlehm dagegen in 50 Ladungen. Das Gewicht einer Kippkarre beträgt 328 Pfd., der Preis derselben 22 Thlr. Eine deutsche Handkarre hält etwa 2^, eine englische fast 3 Kubikfuß; in ersterer transportirt mau eine Schachtruthe Boden, je nachdem sie leichter oder schwerer ist, in 85 bis 110 Ladungen, mit letzterer in 80 bis 100: erstere kostet 3 Thlr. 5 Gr. bis 3 Thlr. 10 Gr, letztere 3h'z Thlr. in. Die Gitterbrücke über die Oker. Diese Brücke hat eine schräge Lage gegen den Bahndamm erhalten, indem die Flußrichtung Letzteren unter einem Winkel von 65 Grad durchschncidet; sie besteht aus 3 Oeffnungen von gleicher Weite, und zwar eine jede 87 Fuß normal und 96 Fuß weit in der Bahnlinie gemessen. Da der Untergrund aus grobem Kiese besteht, so war zur Fundamentirung der Pfeiler nur ein Schwellrost erforderlich. Zur Sicherung gegen das Unter waschen sind die Pfeiler mit 18 Fuß hohen Spundwänden und Steinpackungen umgeben, welche Ersteren über dem Fundamente bei den Strompfeilern mittelst durchgehender Schraubenbvlzen mit einander verbunden sind, bei den Landpfeilern aber durch tief in das Mauerwerk greifende Anker festgchalten werden. Die Richtungspfähle dieser Spundwände stehen 11—12 Fuß voneinander. Die Landpfeiler sind in der Außenfläche aus Granitquader von Harzburg, und zwar eine jede Schicht auS 1'/- Fuß starke» Läufern und 3 Fuß langen