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Sächsische Staatszeitung : 03.12.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480731217-191512034
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480731217-19151203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480731217-19151203
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-12
- Tag 1915-12-03
-
Monat
1915-12
-
Jahr
1915
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 03.12.1915
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Beauftragt mit der Herausgabe: Hofrat Doeuge» in Dresden. 1915 Nr. 10 bestehe für Sachsen die Notwendigkeit, vielleicht durch eine Ver bindung zwischen Elbe lind Donau die Verkehrsmöglichkeiten der Elbe für Sachsen in ausgiebigster Weise auszunützen. Nach dieser Richtung möchte sich die Aufmerksamkeit der Regierung richten, zu der er das Zutrauen habe, daß sie in all den Punkten, die er angeführt habe, mit der nötigen Umsicht und Vorsicht und auch mit dem nötigen Entgegenkommen gegen andere bundesstaatliche Interessen, aber auch mit der nötigen Festigkeit in der Wahrung der sächsischen bundesstaatlichen Interessen vorgehen werde. (Leb haftes Bravo!) Ltaatominister Graf Vitzthum v. Eckstädt (nach den stenographischen Niederschriften) geht zunächst auf die Äußerungen der einzelnen Redner zur poli- tizchen Lage ein und fährt dann fort: Was den Aufsatz des Hrn. Prof. Anschütz in der „Zeitschrift" anlangt, die der Hr. Abg. vr. Böhme soeben im Laufe seiner Ausführungen erwähnt hat, so stimme ich mit dem Hrn. Abg. vr. Böhme durchaus in der Beuteilung dieser Ausführungen über ein. Auch ich halte sie für durchaus abwegig und verkehrt. Ich glaube aber nicht, daß man diesen Ausführungen eine besondere politische Wichtigkeit wird beimessen können (Sehr richtig! in der Mitte), da diese Ansichten von denjenigen der maßgebenden Stellen in Berlin durchaus abweichcn und wir keinen Anlaß haben, daran zu zweifeln, daß der Reichskanzler und alle maßgebenden Stellen in Berlin durchaus ans den» von dern Hrn. Abg. vr. Böhme vor hin charakterisierten föderalistischen Standpunkte stehen. Nun hat der Hr. Abg. vr. Böhme aber doch gemeint, die Aufmerksamkeit der Regierung darauf hinlenken zu sollen, daß in den Kreisen der Reichsämtcr ein neues Gewohnheitsrecht bestehe, das sich in Abweichung von den föderalistischen Grundlagen der Verfassung ausgebildet habe. M. H.! Ich muß das bestreiten. Wir haben keinen Grund zur Beschwerde und wir haben nicht die Erfahrung gemacht, daß sich ein andres von der Verfassung abweichendes Gewohnheitsrecht gebildet habe. (Hört, hört! in der Mitte.) Es kann sich höchstens um eine Praxis handeln, welche die Geschäfte erleichtert. Es wird von den Reichs Lan-tagsverhandlungen. II. Kammer. (Fortsetzung der Sitzung vom 1. Dezember.) Abg. vr. Böhme (kons.): Die Redner sämtlicher Fraktionen hätten darauf hingewiesen, daß auch innerhalb des Landes dieser oder jener Berufsstand Hervorragendes geleistet und wesentlich dazu beigetragen habe, die Ziele der Siege unserer Truppen auch für die Zukunft zu ge währleisten. Er wolle sich enthalten, den einzelnen Ständen das Zeugnis dieser Opferwilligkeit auszustellen, er wolle nur wünschen, daß diese Opferwilligkeit und diese Pflichttreue im Lande auch weiterhin anhalte, dann könne man des Sieges, den die Truppen gewiß erfechten würden, auch im Jnlande gewiß sein. (Lebhaftes Bravo! rechts.) Wenn er sich den Einzelheiten zuwende, so müsse er zunächst zum Gesamtministerium eine persönliche Be- merkung machen, die die Lrdenskanzlei betreffe. Es liege ihm fern, ein Recht der Krone zu kritisiere«. Aber nach seinen Er- sahrungen draußen im Felde halte er es für seine Pflicht, den Stellen, die die Krone in dieser Frage berieten, einige Wunsche in der Deputation zu unterbreiten, Wünsche, von deren Erfüllung er annehme, daß manche Mißstimmung, die bei Auszeichnungen bis hinunter in die Mannschaften sich gezeigt habe, beseitigt werde. (Sehr richtig! rechts.) Beim Ministerium des Innern komme er zunächst auf die mittelständischen Fragen, die soeben in der Rede des Hrn. Ministers des Innern berührt worden seien. Es könnte den An schein haben, als ob seine Fraktion diesen Wünschen nicht mit der alten Wärme gcgenübcrstände, die sie immer gezeigt habe. Er möchte darauf aufmerksam machen, daß die Haltung der Regierung nach seiner Auffassung erst durch den Antrag Biener und Gen., der im letzten außerordentlichen Landtag eingebracht worden sei, hervorgerufen worden sei. (Sehr wahr! rechts.) Zu den Äußerungen des Hrn. Ministers möchte er nur zweierlei hervorheben. Er ver misse einmal als Begründer des Antrags die Begründung einer Mittelstandsbank, welchem Gedanken die Staatsregierung im letzten ordentlichen Landtag sympathisch gegenübergestanden habe. So dann scheine ihm die Lösung, welche die Staatsregierung gesucht habe, indem sie die Gemeinden mit als Darlehnsnehmer heran gezogen habe, doch nicht ganz die richtige zu sein. Er behalte sich allerdings hier seine Stellung und vor allen Dingen die Stellung seiner Fraktion für die Zukunft noch vor. Aber ihn» wolle doch scheinen, daß die Gemeinden, die in dein gegenwärtigen Kriege in ihren Pflichten so hoch angespannt worden sind, nicht noch mit größeren Lasten überbürdet werden dürfen. Beim Ministerium des Innern möchte er noch daran erinnern, daß nach Mitteilungen, die ihn» aus dem Lande geworden seien, die Frage der Durchführung des Wassergesetzes noch recht im Argen liege (Vizepräsident Opitz: Sehr rechtig!), wenn er auch zugebc, daß natürlich die außerordentlichen Verhältnisse, unter denen man jetzt lebe, auch hier der Hinderungsgrund sei. Redner kommt dann auf die Vereinheitlichung der elektrischen Versorgung des Landes zu sprechen. Seine Partei stehe diesem Gedanken durchaus wohlwbllend gegenüber und sehe in ihm die Lösung einer eminent wichtigen Frage. Er erkenne an, daß die Staatsrcgierung trotz der Schwierigkeiten die Frage energisch angegriffen habe, zumal sie zugesichert habe, daß voraus auf dem Worte Konfiskation, sondern darauf, daß durch eine zu starke Anspannung der direkten Steuern die Kapitalbildung hintangehajtcn werde, wie in Deutschland für das Gedeihen von Industrie und Handel unbedingt notwendig sei. (Sehr wahr! rechts.) Daß die Konser vativen einer Gelegenheitssteuer, die einer Konfiskation nahekomme, durchaus nicht entgegen seien, das hätten sie bei der Wehrsteuer bewiesen. Im Anschluß an seine vorherigen Arisführungen möchte er dann noch darauf aufmerksam machen, daß sich auch in der Literatur gegenwärtig eine Bewegung geltend mache, die noch viel weiter gehe und noch stärker die militaristische Ausbildung des Reiches betone. Es handle sich um die Schrift eines Staats rechtslehrers an der Berliner Universität, des Geheimrats Anschütz: „Die Arbeiterschaft im neuen Deutschland", in der dieser seine Gedanken über die künftige Staatsreform im Deutschen Reiche kundgebe. Dieser sage: „Tas Reich ist nicht das Bertragsverhält- nis, sonder»» der Herr seiner Gliedstaaten." Damit verschiebe er mit einer Handbewegung die ganze Grundlage der Reichsverfassung. Er möchte doch dein Herrn Staatsrechtslehrer anheimstellen, den Eingang der deutschen Reichsverfassung zu lesen. Wie ein Staats rechtslehrer an der ersten Hochschule in Deutschland so etwas schreiben könne, sei ihn» unverständlich. Wie sich der Herr die weitere Ent wickelung der Reform der deutschen Reichsverfassung denke, sage er auf Seite 50 seiner Schrift: „Hier müsse»» Reformen cinsetzen. Ihre Richtlinie liegt, wie es mir scheint, klar, kann aber hier nur angedeutet werden. Die „Reichsleitung" muß die einzige, muß die Reichsregierung werden, eine im Kaiser gipfelnde, durch dessen Minister, den Reichskanzler und die Staats sekretäre (deren Verantwortlichkeit gegenüber dem Reichstage schärfer zu betonen und durch geeignete Einrichtungen aus zubauen wäre) tätige Reichsregierung, auf welche die jetzt vom Bundesrate ausgeübten Rcgierungsgewalten über gehen. Der Bundesrat wird aus einem regierenden zu einem parlamentarischen Faktor, zu einem neben den Reichstag tretenden — einflußreichen — Reichs-Oberhause, das zu gleich die Funktionen eines Staatsrats versieht." Weiter sage er, daß der Kaiser zum obersten Träger der Reichsgewalt, zum Souverän des Reiches erhoben werden solle. Diese Aus ¬ führungei» hätten, wie er höre, auch starken Anklang in der Bevölkerung gefunden, welche die Verhältnisse, insbe ¬ sondere de»» Inhalt der Reichsverfassung zu beurteilen nicht in der Lage sei. Er bitte, daß die Regierung solchen Publi- kationen ihre Aufmerksamkeit schenken und vielleicht mit der Reichsregierung oder im Bundesrate ins Vernehmen trete, wie man dort derartige»» Bestrebungen gegenüber stehe. Tie Sache sei nicht unwichtig, und er möchte fragen, ob unter dem Schutze des Burgfriedens solche Äußerungen von solcher Stelle zulässig seien. Man könne ja darüber verschiedener Ansicht sein. (Abg. Nitzschke-Leutzsch: Sehr richtig!) Er wolle damit lediglich die Wahrung der sächsischen Interessen in die Hand nehmen. Darüber seien sich Wohl alle einig, daß man an den» föderalistischen Prinzip festhalten müsse, und daß sich die Stellung der Bundesstaaten innerhalb des Reiches nicht verschieben dürfe. Redner prä zisiert hierauf im Auftrage seiner Fraktion deren Stand punkt in der Frage der sächsischen Eisenbahnhoheit, die vom Abg. vr. Niethammer besprochen worden ist. Die Reichsverfassung spreche sich in klarer Weise darüber aus, wie die Bahnfrage behandelt werden solle. Wenn der Art. 42 der Reichsverfassung Präzis durchgeführt werde, so erübrigten sich die Bestrebungen der Nationalliberalen »»ach einer weiteren Ver einheitlichung der Bahn. Seine Partei »nüsse an der Bahnhoheit aus zwei Gründen festhalten: einmal, weil die Einkünfte aus den Bahne»» für die sächsischen Staatsfinanzen ein ganz wesentlicher, vielleicht der wesentlichste Verdienst seien, und zweitens — ein Punkt, den auch der Hr. Abg. vr. Niethammer ganz besonders anerkenne —, weil die Berücksichtigung lokaler Wünsche von hier aus eher zu erwarten sein dürfte, als wenn das von der Zentral stelle aus geschehe. (Sehr richtig? rechts.) Diese lokalen Wünsche aber seien wesentlich für die Entwicklung des Verkehrs und der sächsischen Industrie. (Sehr richtig!) Menn der Abg. vr. Niethammer weiter gesagt habe, der Verkehr sei nicht nur national, sondern international, so könne er das nur mit einer gewissen Einschränkung gelten lassen. Sachsen habe zunächst natürlich nur Interesse an dem Ausbau seines sächsisch - nationalen Verkehrs. Daß das sächsische Verkehrswesen natürlich tot wäre, wenn es nicht einen rechten Anschluß an die umliegende»» Ver kehrsadern habe, das sei selbstverständlich, und er unterschreibe deshalb die großzügigen Gedanken über die Perspektive: von Hamburg bis Bagdad unter Eingliederung unseres sächsischen Eisenbahnsystems. In bezug auf tue Frage der Wasserstraßen ämtern durchaus daran festgehalten, daß ihre Vorlagen Vor lagen der preußischen Regierung sind und daß diese in dei» Reichsümtern vorbereitete»» nur mit der preußische» Stimme beim Bundesräte eingebracht werden können. Dieser strenge Standpunkt, der vom Reichskanzler in korrekter Weise ein genommen wird, ist uns sogar oft sehr unbequem gewesen; de»»»» es ist uns wiederholt, wenn »vir über die Absichten des Reichs kanzlers uns habe»» unterrichten wollen, gesagt »vorbei», ich bin nicht ii» der Lage, Ihnen darüber eine Auskunft zu geben, »veil ich mich erst der preußischen Stimme versichern muß und erst wisse»» muß, wie die preußische Regierung dazu steht. Wir haben demgegenüber das Interesse, daß Angelegenheiten, die unter Um ständen nicht nur von Preußen, sondern auch von anderen Staaten angeregt worden sind oder in anderen Staaten öffentlich erörtert werden, in Berlin vor» einer Stelle bearbeitet werden, bei der »vir unsere Interessen vertrete»» können, einer Stelle, die mit den sämtlichen deutschen Staaten in Berührung ist. Wenn uns nun von dieser Zentralstelle gesagt wird, »vir gehen auf eure Wüusche jetzt nicht ein; dem» »vir müssen erst mit der preußischen Stimme uns verständigen, so würde das zweifellos nicht ii» un seren» sächsischen Interesse liegen, das vielmehr dahin geht, daß »vir möglichst früh mit der Sache besaßt werden. Ich weiß nicht, ob ich mich verständlich ansgedrttckt habe. Ich wollte nur darauf Hin weisen, daß eine sehr korrekte Handhabung unter Umständen gerade nicht in unserem Interesse liegt und daß »vir immer dankbar dafür gewesen sind, wenn die Reichsämter uns von ihrer Absicht in Kenntnis gesetzt haben und wenn sie uns zu gewissen Vorbesprechungen hinzugezogen haben, bevor sie sich der Zustim mung der preußische»» Stimme versichert haben. Einen besondere»» Tank möchte ich auch dem Hrn. Abg. vr. Böhme dafür aussprcchen, daß er die sächsischen Gesandtschaften ii» ihrer Notwendigkeit erwiesen hat. Ich kam» nur durchaus mit ihm darin tibereinstimmen, daß der Krieg erwiese»» hat, daß die Gesandtschaftei» jetzt notwendiger sind denn je. Abg. Schulze (soz.) wendet sich zunächst gegen dei» Ausdruck „Staatshaushaltsetat", der besser zu verdeutsche»» sei. Hierauf verbreitet sich der Redner des längere»» über die Gründe, die seine Partei veranlaßt hätten zur Einbringung des Antrages Nr. 5, daß den Beamten und Arbeitern in der» Staatsbetrieben Teuerungszulagen gewährt würden, und zwar bis zu 3000 M. Einkommen. Es bestehe eine offensichtliche Notlage für diese Schichte»» der Bevölkerung. Er glaube deshalb, daß der Landtag unverzüglich an die Bewilligung der Zulage gehen werde, schon aus Gründe»» der Volksgesundheit, da durch die Verteuerung der Lebensmittel für die Familien mit fo niedrigem Einkommen die Gefahr der Unterernährung bestehe. Zum Etat im allgemeinen möchte er sagen, daß der vorgelegte Etat die Wirkungen des Krieges nur zu einein ganz geringfügigen Teile er kenne»» liehe. Tie Zeit nach Friedensschluß sehe er durchaus nicht opti mistisch an, er glaube wie sein Parteifreund Fleißner eher, daß mit der bisherigen Höhe der Steuern nach de»»» Kriege unmvglich auszu- konunen sei. Deshalb habe sich seine Partei bei Stellring der Anträge, die Geldmittel beträfen, auf die Forderungen beschränkt, die aus der Not der Zeit geboren seien und unabhängig vom Kriege und seinen Folgen erledigt werden müßten. Vor allen Dingen glaube er, daß auch die Darlehen und jene Mittelslands anträge, die seit langen Jahren Gegenstand der Besprechung in diesem Hause gewesen seien, unter diesein Gesichtspunkte mit be urteilt werden müßten. Soweit es sich um Unterstützungen bei direkten Notlagen als Folge»» des Krieges handle, seien diese Mittel selbstverständlich bcreitzustellen. Wenn es sich aber darum handle, zurückgegangene oder untergegangene Gewerbebetriebe wieder flott zu machen, so könne das nur in der Weise geschehen, daß Darlehne gegeben würden. Im übrigen sei seine Partei natürlich dnrchaus dafür, daß überall da, »vo sich die Wirkungen des Krieges auch während des Krieges zeigten, der Staat helfend einzugreifen habe. Die Einzelheiten dieser Fragen würden sich an» besten ii» der Deputation besprechen lassen. Sodann erklärte sich der Redner gegen den Abg. Biener, daß der Staat zur Entlastung der Gemeinden und Erleichterung der Darlehnsgewährung die Hälfte der Garantie übernehmen sollte. Ter von einigen Sozial demokratei» für den Fall eines Krieges vorausgesagte Zusammen bruch sei nicht erfolgt, aber der innerste Charakter der kapita listische»» Wirtschaft, nämlich das freie Spiel der Kräfte, sei zu sammengebrochen. Dieses sei voin 4. August ab systematisch durch die Verordnungen des Bundesrates unterbunden »verden. Er erinnere an die Gründung von Rvhstoffgcselljchaften zur Ab schätzung des Bedarfs von Heer und Industrie und ihre Ver teilung an die Produzenten, die Beschlagnahme von Leder, von Metallen, von Gummi, die Einstellung des private»» Automobil verkehrs, die Wegnahme der staatlichen Automobile, die staatliche Förderung von Erfindungen, die Errichtung neuer Fabrikanlagen mit Staat shilfc unter der Verpflichtung zur Übernahme bestimmter Produktionsverpflichtung. An die Stelle des freien Spieles der Kräfte sei getreten eine Bedarfsregelungswirtschaft. Er erwähne noch die völliye Umwälzung des Transportwesens, die Eingriffe deS Staates in das Eisenbahnwesen in bezug auf die Heran schaffung von Rohmaterial für die Privatindustrie, nicht zuletzt an die Verstaatlichung der Regelung des Kreditwesens. Die wachsen seien. (Sehr richtig! rechts.) Er wolle sich eines Urteile- über die gegenwärtige Besetzung enthalten, aber an der Hand der ausgeworsenen Mittel für diese Posten die Behauptung ausstellen, daß der Tüchtige, der Begabte, der nicht im Besitze von aus reichenden Mitteln sei, eS wohl werde ablehnen müssen, bei den Summen, die ausgeworfen leien, diese Posten zu beziehen. (Sehr richtig! rechts.) Die Gesandten müßten entschieden in die Lage gesetzt werben, entsprechend der Würde des Staates an diesen beiden Orten wirken zu können. Redner bespricht im Zusammen hang damit in ausführlicher Weise das Verhältnis der Einzelstaaten zum Reiche. Es scheine so, als ob sich die Grundlagen der Stellung des Reiches zu den Bundesstaaten etwas verschoben hätten. (Abg. vr. Spieß: Leider!) In den letzte»» Jahren sei die Stellung des Bundesrates nach seiner Auffassung eine etwas andere geworden als früher. Er glaube, es habe sich hier in Abweichung von den föderalistischen Grundlagen der Verfassung ein Gewohnheitsrecht eingeschlichen, das seine Partei nicht für richtig halte. Der Bundesrat sei der Träger des souveränen Reiches. Im Bundesrate dürften Anträge nach der Ver fassung allein die Bundesratsmitglieder bez. die Staaten, die hinter ihnen ständen, stellen. Die Sache habe sich aber anders entwickelt. Tie Reichsämter hätten in der Zwischenzeit eine Stellung gewonnen, die ihnen nach der Reichsver ¬ fassung nicht zustehe. Diese Ämter hätten selbständige Minister erhalten, die zugleich preußische Minister seien. Die Gesetze würden nicht mehr im Bundesrate voi» Preußen oder Sachsen oder Bayern eingebracht, sondern von dem betreffenden Reichsamte, das die Vorlage bearbeitet habe. Das sei eine Ver schiebung der Kompetenz, wenn auch eine Erleichterung der Arbeit. Er möchte die Staatsregierung bitten, sich mit dieser Frage zu beschäftigen. Es handle sich um die Abgrenzung der Aufgaben des Reiches gegenüber den Aufgaben der einzelnen Bundesstaaten. Es seien da einige Entgleisungen vorgekommen, und er möchte wünsche»» und bitten, daß die Staatsregierung, ii» aller Milde natürlich, aber in energischer Wahrung der Interessen des Bundes staats dahin wirke, daß künftig derartige Entgleisungen nicht mehr vorkämen. Eines möchte er dabei bemerken. Der Forderung der Sozialdemokratie, die Einkommensteuer dem Reiche zuzugestehen, könne er nicht zustimmen. Wenn der Abg. Fleißner gesagt habe, daß die Konservativen, wenn die Einkommensteuer den» Reiche zugängig gemacht werden sollte, immer den Einwand brächten, das grenze an die Konfiskation des Vermögens, und im Zu sammenhänge darauf hingewiesen habe, in welcher Weife jetzt England die Kriegsgelvinnsteuer ausgebaut habe, um die Schulden des Krieges zu tilgen, so sei ihn» dabei ein kleines Versehen unter laufen. Eine derartige Kriegsgewinnsteuer, wie in England, sei nur eine vorübergehende Gelegenheitssteuer, in der »»jemals eine Konfiskation des Vermögens liege. Das Hauptgewicht liege auch nicht sichtlich schon im Jahre 1917 das Projekt durchgeführt sein werde. Redner geht auf die Schwierigkeiten kurz ein, die der Lösung der Frage in verschiedener Richtung entgegen ständen. Trotzdem sei sie aussichtsreich, zumal der Staat diese Aufgabe in engsten Zu sammenhang bringe mit der Erwerbung von Kohlenfeldern. Er möchte der Staatsregierung bei dieser Gelegenheit den Gedanken zur Erwägung anheim geben, auf andere Weise Elektrizität zu erzeugen und das gewaltige Stromnetz, das sich dann über den Bundesstaat Sachsen spannen werde, auch von an deren Stellen zu speisen. Er denke an die Talsperren. Zum Kapitel des Finanzministeriums seien alle sich darii» einig, daß der Staat nicht zurückstehen dürfe gegenüber Reich und Gemeinde in der Kriegsfürsorge und in der Fürsorge für die Arbeitslosen »ind der Teuerungszulagen. Er vermöge hierbei die Haltung des Finanzministerinms, wenn sie vorsichtig sei, durchaus zu billigen. Er sei der Ausfassung, daß der erste, der dazu verpflichtet sei, hier helfend einzugreifen, das Reich sei. (Sehr wahr! rechts.) Er halte auch die Haltung des Finanzministeriums um deswillen für richtig, weil man heute noch gar nicht alle die Möglichkeiten, alle die Verpflichtungen, die einmal auf diesem Gebiete an Gemeinden und Reich und Bundes staaten herantreten könnten, übersehen könne. Deshalb sei hier Vorsicht in der definitiven Stellungnahme geboten. Redner wendet sich dann den Ausführungen des Abg. vr. Seyfert über die Unterstützung des Hausbcsitzes zu. die dieser mit der Frage der Wohnungsfürsorge in Verbindung gebracht habe. Er glaube, man müsse da vorsichtig sein, weil es da manche Differenzen gebe. Beim Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts unterschreibe er gern die Worte des Abg. vr. Seyfert über die wichtigen und wesentlichen Vor gänge, die sich auf dem Gebiete des deutsche»» Geisteswesens ge zeigt hätten. Er möchte insbesondere wünschen, daß der Zug tiefer Religiosität, der durch das Volk gehe, recht lange, »venn möglich, für immer erhalten bleiben möge (Bravo! rechts), denn er habe die Überzeugung, daß darin der Schlüssel zur Begründung dieses ungeahnten Siegeslaufes der deutschen Heere liege. Er möchte deshalb an das Kultusministerium die herzliche Bitte richten, aufmerksam alles zu prüfen und jede Möglichkeit zu er- wägen, die dazu angetan sei, diesen Geist in dem Volke nicht bloß in den Truppen, sondern auch im Jnlande festzuhalten. — Die Warnung, die der Abg. vr. Seyfert dann an das Kultus ministerium bezüglich der Vorerziehung der Jugend für das mili tärische Alter gerichtet habe, scheine ihm nicht ganz unberechtigt zu sem. Es dürfe in den jungen Leuten nicht der Glaube er- weckt werden, sie wären schon Soldaten. Auch er sehe die Bor- crzichung von einem ganz anderen Standpunkte an und hoffe, sich da in Übereinstimmung mit der Auffassung der Kreise zu be- wegen, die diese Bewegung förderten. Das, was das Heer groß gemacht habe, worin der Wert des Heeres liege, scheine ihm darin begründet zu sein, daß es dem Heere gelungen sei, den ein zelnen Staatsbürger, der eintrete, zu einer Persönlichkeit zu er- ziehen. (Sehr richtig! rechts.) Dazu sei die Schule, die zwar die Intelligenz bilde, den jungen Mann erziehe, wegen allzu großer Jugend der Linder nicht in der Lage. Er möchte also bitten, daß diese Borerziehung für das Militär sich als Hauptgesichtspunkt setze, den Charakter, den Willen der Betreffenden auszubilden, daß sie allmählich zu vollen Persönlich keiten heranwachsen. Beim Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten komme er zu einem Kapitel, das ihm in der gegenwärtigen Zeit von einer ganz eminenten Wichtigkeit und Bedeutung erscheine, dem Kapitel: Gesandtschaften. (Sehr richtig! recht».) Seine Partei habe immer auf dem Standpunkt gestanden, daß die Gesandtschaften nötig seien. Sie seien aber noch mehr denn je nötig in der gegenwärtigen Zeit. (Sehr richtig! recht».) Nur auf ein» müsse man dabei sein Augenmerk richten, daß sie Von Männern besetzt sein müßten, die »hrer Aufgabe voll ge-
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