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SächsischeSlaalszeilung Staatsan^eiger für den Zreistaat Sachsen Dresden, Sonnabend, 24. Oktober W25 Nr. 249 Erscheint Werktag» nachmittag» mit dem Datum de» Erscheinung»tage». Bezug»prei»: Monatlich 3 Mark Einzelne Nummern 15 Pf. Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. L1L95 --- Schriftleitung Nr. 14574. Postscheckkonto Dresden Nr. 2486. — Stadtgirokonto Dresden Nr. 140. Ankündigungen: Die 32 mm breite Grundzeile oder deren Raum 30 Pf, die 66 mm breite Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 60 Pf-, unter Ein gesandt SO Pf. Ermäßigung auf SeschäftSanzeigen, Familiennachrichten u. Stellen- gesucht. — Schluß der Annahme vormittag- 10 Uhr. Zeitweise Nebenblätter: Landtags-Beilage, Verkaussliste von Holzpslanzen auf den Staatsforstrevieren, verantwortlich für die Redaktion: I. B.: OberregierunzSrat Han» Block in Dresden. Reichsregierungs Krise? zu einer Stresemann über Locarno. werden. am Annahme de» Paktes in Zweifel stellen und der wirk- un- den Differenz wegen der Besetzung der ersten Rheiulaudzone beseitigt Die nördliche Rheinlandzone ist denen wir in Locarno verhandelt haben. Ich lege vielmehr Wert darauf, zu erklären, daß die deutschen Delegierten die Verantwortung für die Paraphierung deshalb übernommen haben, weil sie selbst davon überzeugt sind, daß dir Herren Briand, Chamberlain und Vander- vetde die BerstSudigung mit Deutsch- zunächst die aus nicht ohne weiteres Anlaß Regierungskrisis zu sein. deutsch Reichs al-Großmacht in moralischer Beziehung. Der Friedenswille einer überwältigen- den Mehrheit de- deutschen Volkes kann und wird der Ausgangspunkt sein für eine Entwicke- tung, die un- diejenigen Möglichkeiten friedlicher und gleichberechtigter Betätigung eröffnet, die un» bisher versagt waren. Bon Ver ailles bis Locarno war ein weiter Weg. Bon Locarno an wird ein weiter Weg sein, um da- zu erwirken, was daS Ziel jeder deutschen Regieruug sein wird und sein muß: der Wiederaufbau Deutschland» in einem zum gemeinsamen Wirken vereinten Bestreben der Völler Europa-. hält für den Fall, daß die Deutschnationaten lich aus der Regierung ausscheiden, es für möglich, daß dieser Reichstag der Sicherheit des Zustandekommen» de» Werke», wenn man in bezug auf die eintretenden Rück wirkungen alle» der Zukunft überlassen will und von bedingung»los«r A-mahme der Verträge von Locarno spricht. Die Stellungnahme der RetchSregierung und de» deutschen Volke» soll darin bestehen, die Ent- scheidung zu fällen, sobald wir er kennen können, daß da», wa» bi»her in Locarno vor sich gegangen ist, sich fitr da* Rheinland anbtntrtt. Da» sage ich nicht au» irgendeinem Miß- trauen heraus gegen die Staatsmänner, mit Die „Tägliche Rundschau" schreibt: Durch den Beschluß sind die nationalen Mitglieder des allein um das Werk von Locarno, sondern um die gesamte Arbeit des Reichskabinetts während der vergangenen zehn Monate. Die „Germania" schreibt: Natürlich wird sich der Reichskanzler vr. Luther bemühen, dem deutschnationalen Beschluß die Spitze abzubrechen, um das Ergebnis von Locarno und sein Kabinett zu retten. Wenn ihm das gelingen sollte, dann gewiß nur durch Spaltung der Deutsch nationalen. Die „Bo,fische Zcitnng" die weitgehendsten Maßnahmen al» wolle« und sich mit allen Kräften dafür einsetzen, daß, statt eines gegen Deutschland gerichteten Blocks der Siegerstaaten ein Zusammenwirken der europäischen Mächte erfolgt, zumal die Ent wicklung nach dem Weltkriege wohl für jeden, der denken kann, ergeben hat, daß es europäische Sieger im Endergebnis dieses gewaltigen Welt ringens nicht gibt, sondern nur ein aus tausend Wunden blutendes und deshalb in seiner geistigen Emanation und wirtschaftlichen Kraft geschwächtes Europa. vr. Stresemann legte dann dar, daß die Be hauptung, daß die in Locarno vereinten Mächte beabsichtigen, einen Block gegen Rußland zu schließen, vollkommen unrichtig sei, und erklärte, Deutschland würde eine solche Politik nicht mitmachen, da es auf die alten Be ziehungen zu Rußland, die sich aus der Lage des Landes und der Beziehungen beider Völker ergeben, nach wie vor den größten Wert legt. Dieses Ziel der deutschen Politik wird auch durch die inneren Verhältnisse Ruß lands für uns nicht beeinträchtigt, da wir es als Grundsatz annehmen, uns in innere Verhältnisse anderer Völker und Staa ten nicht einzumischen, wie wir das von anderen Staaten und Völkern für uns voraussetzen. Der Abschluß des deutsch-russischen Handels vertrages hat den Willen Deutschlands, mit Rußland in guten Beziehungen zu bleiben, klar und praktisch zum Ausdruck gebracht. Ich bin im übrigen überzeugt, daß die Stellungnahme der Westmächte sich mit dieser Stellungnahme im wesentl chen deckt. In seinen weiteren Darlegungen führte vr. Stresemann aus: „Wenn die Grundlagen ge geben sein werden, um zu einem positiven End ergebnis zu kommen, dann muß hinter diesem Er- gebni» die große Mehrheit des ganzen Volke» stehen. Locarno darf keine Frage der Partei. Politik sei«. Eck darf nicht zum Ausgangspunkt innerpolitischer Teutschnationale Ablehnung Austritt ans der Regierung ? Berlin, 2S. Oktober. Wie daS Rachrichtenbureau deS B. D. Z. mit- tcilt, Haden nach einer sich über de« ganzen Lag hinziehenden Verhandlung der Partei- Vorstand und die LandeSverbandSvor- sitzenden der Dentschuattonale« BoltSpartei mit erdrückender Mehrheit folgende Ent schließung gefaßt: In Fortführung der von der deutschnatio- nalcn Reichstagsfraktion bereits ergriffenen Ini tiative erklären der Parteivorstand und die Landesverbandsvorfitzenden der Deutschnationalen PoltSpartei: DaS nunmehr vorliegende VertragS- ergedniS von Locarno ist für die Partei ««- annehmbar. Gras Westarp kündigte zum Schlüsse der Sitzung an, daß er die deutschnationale SieichStagsfraktion auf Sonntag vor- mittag berufe, um nach diesem Beschlusse über die erforderliche« Schritt« der Fraktion zu beraten. Wie das Nachrichtenbureau deS B. D. Z. zu diesem Beschlusse erführt, liegt der Sinn des Beschlusses darin, daß Reichsminister Schiele die Konsequent feines AnStritteS an» dem Ministerin« wird ziehen «äff««. Ba« de« beiden anderen, den Drutfchnatio«ale« znznrech- «enden, aber als Richtmitglieder de» Reichstags der Fraktion nicht angehSrenden Minister, v. Schliebe« u«d ReuhanS hat fich je«er schon vor einigen Tagen in dem Sinne ge- äußert, daß er aus der Stellungnahme der Fraktion die Konsequenzen ziehen werde. Vom Minister Reuhaus ist eine WillenSmeinnng noch nicht bekannt geworden. s- Die „maßgebende Entscheidung". Berlin, 2S. Oktober. W. T. B. erfährt von dem Vorstand der Reichstagsfraktion der Dcutschnatto- nalen Volkspartei, daß dir maßgebende entscheid»«« über diese Frage von der Be schlußfassung der deutschnationalen Reichs- tagSfraktion abhäugt, die erst am Sonn tag nachmittag zusammentritt. Alle vor dieser Entscheidung an die heutige Entschließung gclnüpften Schlußfolgerungen entbehren somit der tatsächlichen Grundlage. Zum Beschlusse de» Parteivorstander und Laubcsparteivorsitzenden der Deutschnationalen BolkS- kabinetts, die sich auf den Boden der Verträge von Locarno gestellt hatten, voll- kommen desavouiert worden. Wenn die Deutschnationalen bei ihrem Beschlusse verharren sollten, das Werk von Locarno zu zerstören, so müßten für alles, was folgen müsse, die Deutschnationalen die volle Verant- Wortung tragen. Es handle sich hier gar nicht 10. Januar nicht geräumt worden, und wer über den Geist des Mißtrauens in dem deutschen Volke klagt, der soll nicht vergessen, daß gerade diese Nichteinhaltung des Räumungstermins von Köln genügend Grund zu diesem Mißtrauen gegeben hat. Eine auf Vertrauen aufgebaute Politik der Zukunft muß die Kölner Frage bereinigen. Ich habe Grund zu der Annahme, daß bieS gtschchen Wirt». In bezug auf die Rückwirkungen handelt es sich vor allem um die Sorgen des Rheinlandes, das in den nach dem Vertrag besetzt bleibenden Gebieten unter dem Druck einer übermäßigen Besetzung und unter dem Druck des Rhein landregimes zu leiden hat. Irgend ein logischer Grund, neben dem Pakt den Frieden durch eine jahrelange militärische Be setzung zu sichern, liegt nicht vor. Die Auswirkungen de» Sicherheit-Pakte» können und müssen diese Entwicklung sicher- stellen. Nur muß man sich auch in Deutschland klar darüber sein, daß man nicht gleichzeitig die Or. Stresemann über Laearno. - Karlsruhe, 23. Oktober. In einer Rede, die Reichsminister vr. Strese mann in Karlsruhe über die Verhandlungen von Locarno hielt, führte er folgendes aus: Was bisher in Locarno geschaffen worden ist, kann die Zustimmung jedes Deutschen finden, der sich dessen bewußt ist, daß nur auf D-m -BVhr-st-^-reVTTPer kntw^lÜnfNi Europa die innere und wirtschaftliche Wieder erstarkung Deutschlands möglich ist. Aus voller Überzeugung haben wir uns zu diesem Deutsch land des Friedens als Mittelpunkt eine- friedlichen Europas bekannt. Wir glauben uns damit in Übereinstimmung zu befinden mit der überwälti genden Mehrheit des deutschen Volkes. Wenn Deutschland durch den Vertrag von Locarno den Beweis seiner dauernd friedlichen Einstellung gibt, dann muß aber das, was bisher geschaffen wurde, auch erweitert werden durch die Bekundung unserer Bertragskontrahenten, auch ihrerseits die Folgerungen aus diesem neuen Stand der Dinge zu ziehen. Auch ohne jeden Zusammen hang mit den Verhandlungen in Locarno muß Tie Auffassung der Deutschen Volkspartei. Berlin, 23. Oktober. Von maßgebender volksparteilicher Seite er fährt W.T. B-, daß die durch den Beschluß der dcutschnationalenDelegiertenversamm- lung geschaffene Lage nicht als endgültig angesehen werde. Die Deutsche Volkspartei habe das Vertrauen zu den Deutschnationalen, daß sie bei der endgültigen Stellung zu der Angelegenheit sich der Folgen auf außen- und innenpolitischem Gebiet bewußt sein würden. Die Deutsche Volkspartei könne danach nur annehmen, daß sich die Aufrecht erhaltung der gegenwärtigen Regie- rungskoalition und auf dieser Grundlage die weitere Verfolgung der mit der Note vom 20. Juli beschrittenen klaren außenpoliti schen Linie werde ermöglichen lassen. Die Berliner Presse zu dem Beschluß. Partei bemerkt die „Deutsche Ta«e»zeit»»g", daß durch den Beschluß restlose Klarheit geschaffen worden sei. Bezüglich der Folgen des Beschlusses sagt das Blatt, cs ließe sich setz gut denken, daß das Reichskabinett den Beschluß nur kl eine Rückendeckung für weitere Ver handlungen mit der Entente benützen »erde, die sich nunmehr darüber klar sein müsse, dich sie die von Deutschland angcbotcnen Opfer mit wirklich entsprechenden Gegenleistungen ausgleichen müsse. Der deutschnationale Beschluß brauche also durch Rückwirkungen einer in Zweifel gestellten Lu- ... . . nähme verlangen kann. Ebensowenig dient e» Zwistigkeiten gemacht werden. Wir sind ungebrochen Vertrag von Locarno verabschiede. Dann werde sich die Reichsregierung entschließen müssen, den Reichstag aufzulösen und Neuwahlen durchzuführen. Auch der „Vorwärts" betont, daß eine innerpolitische Krisis nur durch Befragung des Volkes zu lösen sein werde. Information der AraltionSvorfitzenden in Bayern. München, 23 Oktober. Für morgen, Sonnabend, hat der bayerische Ministerpräsident die Fraktionsvorsitzenden des bayerischen Landtages zu einer Aus sprache und zu Mitteilungen über Locarno und über die jüngste Beratung der Ministerpräsidenten in Berlin zu sich geladen. * Chamberlain vor der britischen Presse. London, 23. Oktober. Beim Empfang von Vertretern der britischen und der Presse der Dominions erklärte Chamberlain: Die Verträge von Locarno sind dar Ausdruck ««« wirklich«, Entschlossenheit zum Frieden. Diejenige Nation, die den in Locarno beschlossenen Frieden stört, wird den Fluch der ganzen Welt auf sich ziehen. Dies ist das erste Abkommen, das allen in Betracht Kommenden die größte Sicherheit gibt und alle Feinde versöhnt, ohne alte Freundschaften zu beeinträchtigen. Locarno hat einen wirklichen Beitrag zum Weltfrieden ge liefert. Die britische Regierung beabsichtigt, ebenso wie die übrigen dort vertreten gewesenen Regierungen, für die Abkommen voll einzustehen. Chamberlain erklärte dann auf Anfragen: 1. Der Vertrag bindet kein Dominion, außer wenn es sich freiwillig dazu verpflichtet. 2. Bisher verhinderten Argwohn und Furcht die Durchführung der Abrüstung. Diese müssen beseitigt werden. 3. Europa verstößt keineswegs Rußland. Dieses hält sich selbst fern. 4. Die Regelung der östlichen Fragen war viel leichter, als ich erwartet hatte. 5 Es besteht keine Frage über einen Mandatswechsel. Wenn einer erforderlich wird, ist Deutschland für ein Mandat, wie jedes andere Landat wählbar. Auf die Frage, ob es nicht besser wäre, den Gebrauch des Wortes „Alliierte" fallen zu lassen, antwortete Chamberlain: Ich bin gegon jedes Wort, das eine Spaltung Europas in Gruppen bedeutet. Wir wollen den Gedanken los werden, daß zwei Völker, weil sie Freunde sind, not wendigerweise gegen ein anderes Volk Komplotte schmieden müssen. Die gesamte Grundlage unserer Versöhnung mit Deutschland ist die un erschütterliche Freundschaft zwischen Frankreich und uns. Die Deutsche Reichsbahn im September. Berlin, 23. Oktober. Von der Verwaltung der Reichsbahn wird u. a. mitgeteilt: Im September ist der Güter- verkehr der Reichsbahn nach der gestellten Wagenzahl gestiegen. Im Durchschnitt wurden arbeitstäglich etwa 5000 Wagen mehr als im Vormonat gestellt. Die Gründe dafür sind in erster Linie auf den zunehmenden Ernte ver kehr sowie auf den gesteigerten Versand von Kohlen, Düngemitteln, Kartoffeln und Baustoffen zurückzuführen. Auch ist eS gelungen, infolge mannigfacher Verbesserungen im GüterbeförderungSdienst den Verkehr von Auto» wieder für die Reichsbahn zurückzugcwinnen. Da gegen sind in letzter Zeit bedeutende Güter mengen, die bisher auf der Bahn befördert wurden, auf die Binnenwasserstraßen ab gewandert. Für den Kohlenversand wur den 27000 Wagen mehr gestellt, al« im Vormonat, darunter 9000 im Ruhrgebiet. Im