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SächsischeSlaalszeiMng Staatsan^eiger für den Zreiftaat Sachsen Erscheint Werktag» nachmittag» mit dem Datum de» Erscheinung»tage». Bezugspreis: Monatlich 3 Marl. Einzelne Nummern 15 Pf. Fernfprecher: Geschäftsstelle Nr. 21295 — Schriftleitung Nr. 14574 Postscheckkonto Dresden Nr. 2486. — Stadtgirokonto Dresden Nr. 140. Ankündigungen: Die 32 rum breite Grundzeile oder deren Raum 30 Pf, die 66 nun breite Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 60 Pf., unter Ein gesandt 90 Pf. Ermäßigung aus Geschäft-anzeigen, Familiennachrichten u. Stellen gesuche. — Schluß der Annahme vormittag» 10 Uhr. Zeitweise Nebenblätter: Landtags-Beilage, Perkaufsliste von Holzpflanzen auf den Staatsforstrevieren. Verantwortlich für die Redaktion: I. B.: OberregierungSrat Hans Block in Dresden. Nr. 227 Dresden, Dienstag, 29. September 1925 Einstellung des Personalabbaues in Preußen. Berlin, 28. Sepiember. Das Preußische Staatsministerium hat dem Staatsrat de» Entwurf eines Gesetzes über dieEinstellungdeSPersonalabbaues und Änderung der Preußischen Personalabbau- Vnv'dnung mit der Bitte zugehen lassen, sich mit Rücksicht auf dir Dringlichkeit der Voilage mög lichst bald gutachtlich zu äußern. Der Entwurf schließt sich in allen wesentlichen Punkten dem Vorgehen des Reiches an. Verhandlungen über die Beamten besoldung. Berlin, 28. Sepiember. Die Besprechungen der Beamtenspiyenorgaui. sationen mit dem ReichKfinanzministerium, die schon in der vorigen Woche stat finden sollten, infolge der Beratun.en der Reichsregierung über die Paktfraze jedoch unterbleiben mußten, finden am Donnerstag, den 1. Oktober, nachmittags 1 Uhr statt. Der Reichsfinanzminisler wird an den Ver handlungen über die BesoldungSfrage persönlich teilnehmen. Reichsbannertag in Siegensburg. München, 28. Sepiember. Zn Regen-burg hielt das Reichsbanner am Sonntag seine Bannerweihe, zu der aus dem ganzen Lande mehrere Tausende von Kameraden zusammengeströmt waren. Dcn Höhepunkt der Feier bildete die Festrede, die an Stelle des im letzten Augenblick verhinderten Reichskanzlers a. D. Marx, gegen dessen Er scheinen in der reaktionären Presse außerordentlich gehetzt worden war, der Vorsitzende der Windthorst-Bünde, der Reichstags abgeordnete Krone (Berlin), übernommen hatte. Nachdem er das Reichsbanner als dar Symbol für Groß-Deutschland charakterisiert hatte, mahnte er zur Wahrung demokratischer Werke auch in Fragen der Kulturpolitik und erklärte zum Schluß unter stürmischem Beifall: „Freunde, wer hat diese sck-öne Stadt erbaut? Der aufstrebende Bürgerfland des Mittelaliers. Der Adel, die Feudal-Herren regierten damals. In zähem Ringen errang der neue Stand der Bürger Position um Position. Heute sitzt er am Ruder, doch grollend, kraftstrotzend, kommt heute noch ein neuer Stand hoch: das Arbeitertum. Es ringt um seinen Platz in der Gesellschaft. Man will ihm diesen Platz verwehren, wie man es einstmals dem Bürgertum tat. Ein eitles Beginnen. Freundel Wir wollen zu jenen gehören, die die Not des Proletariats sehen, die den Sinn dieser um seinen Platz kämpfenden Arbeiterschaft verstehen. Dann erfüllen wir die Aufgaben, die uns die Zeit zu lösen gestellt hat: FriedenSbringer zu sein im Streite für soziale Gerechtigkeit. Kameraden vom Reichs banner, das ist die soziale Parole unseres Banner- Schwarz-Rot-Goldl" Ter Reichsbannerprozeß von Grevesmühlen. Rostock, 28. September. Am Dievttag hat tn Grevesmühlen der Reichrbannerprozeß von Grevesmühlen seinen Anfang genommen ES stehen 17 Ein wohner von Grevesmühlen vor dem Richter, in der Mehrzahl Angehörige des Reichsbanner», die samt und sonder- mit Ausnahme von geringen Geldstrafen vollkommen unbestraft sind. Diese RetchSbannerleuie sollen die schwer bewaffnete Roßbach-Geweinschaft und den ebenso berüchtig'en Frontbann am 6. Dezember v. I. überfallen und mißhandelt haben. Die Ermiit- lung-brhörde hat jed ch schon vamat» sestgeflellt, daß die Einleitung der Schlägerei von den üoß- bach-Leuten provoziert worden ist und oie Reich-- bannerleute erst nach fortgesetzten Attacken in de Notwehr gegen die Roßbacher Front mach en und sie dann alleiding- ganz gehörig verbläuter. Bon den Angeklagten sind acht kürzere rder längere Zeit tn Untersuchung-Haft festgehalten worden Der Rädelsführer soll eine 39 sichre Das Vorspiel zur Paktkonserenz. Die Erklärungen der Botschafter in Paris und London. Paris, 28. September. Der deutsche Botschafter o. Hoesch wurde in Verfolg des Besuches, den er am Sonn abend nachmittag dem Generatsekrelär des fran zösischen Außenministers, Berihelot, abzestattet hat, heute nachmittag um 5 Uhr durch den fran- höfischen Minister für Auswärtige An- grlegenheiten, Briand, empfangen. Die Unterredung dauerte etwa eine Stunde. Der Zoischafier brachte nochmals die Annahme der an die Reichsregierung gerichteten Einladung zu einer Ministerbegegnung zwecks Verhandlung über den Abschluß eines Sicherheitspaktes zur Kenntnis. Im Anschluss- daran kam eine Reihe mit der Einladung zusammenhängender Ncbenfragen zur Sprache, von denen einige noch nicht geklont sind. Uber die mündlichen Eiklärungen ver deutschen goisäafier in Paris und London, die sie bei der Überreichung der deutschen Antwortnote aus die Einladung der Alliierten abgegeben haben, weiß das .Berliner Tageblatt" mztzuteilen, daß der deutsche Botschafter in London Slhamer in d-n die Übergabe der Note begleitenden Worten einmal die Schuldfrage berührte, dann auf das Memorandum der deutschen Regie rung vom September 1924 über den Eintritt Deutschlands ,n den Völker bund verwiesen und auch die längst fällige Räumung der Kölner Zone erwähnt habe. Tie Verzögerung des Beginnes der Pakt" dnferenz wird von der „Boss. Ztz." auf diplo- matsiche Erörterungen zurückgeführt, die im An- chluß an die mündlichen Mitteilungen der »eutschen Botschafter von den Westmächten ge wünscht worden seien. Der englische Botschafter m Berlin, d'Abernon, und der französische Bot- chafter, de Margerir, hätten bereits gestern in der Wilhelmstraße vorgesprochen. Wie das gleiche Blatt wissen will, soll auch die Beröffent. ichungder deutschen Note nicht, wie an gekündigt, am Dienstag, sondern erst am Mitt- woch erfolgen. * Interview Lauerwein- Stresemann. Berlin, 28. September. Nach Mitteilungen an die Zeitungen hat der Reichsminister vr. Stresemann in dem Interview mit Sauerwein folgendes erklärt: Ich begrüße es, daß der Botschafter Hoesch morgen Gelegenheit ha», dem Minister Briand gegenüber die von deutscher Seite abgegebenen Erklärungen auch persönlich übermitteln und erläutern zu können. Die deuische Regierung hat ihrerseits wiederholt erklärt, daß sie ein positives Ergebnis der Ver handlungen über den Sicherhrttspakt begrüßen würde. Die von unserem Botschafter abgegebenen Eiklärungen bezwecken gerade, diejenige Atmo sphäre gegenseitiger inniger Gleich berechtigung zu schaffen, welche die Voraussetzung für ein gutes Ergebnis der M inist er ko n fe r e n z ist. Alles Weitere hat Sauerwein hinzugesetzt. Über eine Ver zögerung des Termins der Konferenz liegt amtlich nichts vor. * Tie Londoner Anssoffung. Paris, 28. September. Havas berichtet aus London: Die Veröffent lichung des Textes ver deutschen Antwort auf die Einladung zu einer Sicherheitspaklkonfeienz ist bis Donnerstag verschoben worden. Die Auf klärungen, die der Botschafter Stha- mer zur Note gegeben hat, berühren in keiner Weise den guten Eindruck, den die deutsche Antwort in diplomaiischen und politiscten englischen und alliierten Kreisen her- vorgerufen hat. Die englisä e Regierung ver-- tritt den StanvpUikt, daß alle Fragen betreffend den Si terheitszakt, ob eS sich um den rheirÄchen Siche,heitepakt oder um östliche Schiedsverträge handele, in Locarno ge- regelt werden würden Ob die Konferenz am 5. Ok vber beginnen wird, kann erst nach den Verhandlungen, die Biiand und Botschafter v. Hoesch führen, entschieden werden. * Der „TempS" zur KriegSschnldfrage. Paris, 28. September. Die neuesten Pariser Pressestimmen zeigen bereits, daß die deutschen Vorbehalte den lebhaftesten Unwillen auelösen. Zur Kriegsschuldfrage weist der „Temps" darauf hin, die Verantwortung für die Kriegsschuld sei in dem Artikel 231 desFriedensvertrages festgelegt und kein Widerruf könne die Wirkung dieses von Deutschland gemachten Schuldbekennt'sses ver ringern. Keine Macht sei in der Lage, diesen Artikel 231 auszuheben, der auch vollkommen rechtfertige, von den für den Krieg verantwortlichen Nationen die Reparationen zu verlangey, die ihnen von den Alliierten auferlegt worden seien. Was die Räumung der Kölner Zone betreffe, so sehe man nicht, welche Versicherung Deutschland gegeben werden könne, da es allein von ihm ab- hänge, daß die erste rheinische Besatzunzszone von den Alliierten verlassen werde. Die Räumung dec Kölner Zone und der Abschluß eines rheinischen SickeihettScertrag^ seien zwei voneinander un abhängige Probleme. alte «lbeiterfrau Martha Schmedemann gewesen i sein. In Gieoe-mühlen kam es aber seit Monaten sortgesktzt zu Schlägereien, die immer wieder von den Roßbachern, die in einzelnen Trupp- bei Gadebusch, Schwerin und Grevesmühlen unter» gebracht waren, herauige ordert woiden sind. In der nächsten Umgebung von Grevesmühlen waren etwa 300 Mann „ewquartiert", die hier mit Re- volver und Dolch herumhantierten und fortgesetzt da- Leben anderer Leute bedrohten. Abgelehntes kommnuiftisches Bündnisaugebot. B-rlin, 28. September. Der „Vorwärts" veröffentlicht ein Geheim- zirkular der Kommunistischen Partei Deutschlands, das Richtlinien für den kom menden Groß-Be rliner Stavtverord- netenwahlkampf enthält und in dem «S u. a. heißt: „Wir müss.-n beton n und zwar scharf be tonen. daß dre K. P. D. bereit ist, mit der S P. D. gemeinsam für die Durchfüh rung einer Reihe von Forderungen zu kämpfen, de auch von der S. P. D ausgestellt und von der großen Masse der wert ¬ tätigen Bevölkerung als ihie Forverungen an erkannt werden. Wir müssen vermeiden, immer wieder davon zu sprechen, daß wir die S. P. D. entlarven wollen. Wir wissen doch, daß de S. P. D. nicht mit uns gemeinsam für die Verwirklichung der Forderungen kämpfen wird. Gerade dadurch ober, daß w r das E-itlarvungS- gejchrei einstellen nnd der S P D. ganz ko tret Vorschlägen, bestimmte Forderungen mit uns zu verwirklichen, weroen wr große Erfolge er zielen. <l) Damit keine Stimme der Arbeiter verloren geht, tritt die K. P D.-Ocganisation Berl n an die S. P. D mit dem Vorschlag heran, eine Listenverbindung zwecks Zählung der Reststimmen mit der K. P D. in Berlin und allen Verwaltungsbezirken einzugehen. Der „Vorwärts" bemerkt dazu: „. . . Bier Jahre lang haben die Kommunisten im Rathaus die wüsteste Radautoktik getrieben. Sie haben durch den Abbau der sozialdemokratischen Stadtrüte dem Bürgertum zur Mehrheit im Mo- gistrat verholsen, sie haben die Annahme einer jeden Etat- mit allen Mitteln zu hmtert eiben uer- jucht, si' haben niemals auch nur das geringste Interesse für die städtischen Finanzen und für d, kommunal« Wirtschaft an den Tag gelegt. Ila ganzes Treiben war d ktiert von der Sehnsucht, die Sozialdemokraten zu „entlarven". Jetzt komnu, dieselben Kommunisten weil sie sehen, wie sehr sic mit ihrer Politik aus den Hund gekommen sind» und glauben, durch ein Bündnisangebot an die eben noch verlästerte Sozialdemokratie ihre arbeite:- feindliche Politik vergessen machen zu können. . . . Man könnte trotzdem vielleicht mit den Kommunisten darüber reden, wenn man auch nur den geringsten Anhaltspunkt dafür hätte, daß diese taktische Wendung irgendwie ernst gemeint sei. Tie Kommunisten würden cs wahrscheinlich selber als Beleidigung empfinden, wenn man ihnen bei diesem neuen Manöver auch nur im geringsten Ehrt chkeit zutrauen wollte. Sie sind im Gegenteil wahr, scheinlich öesonders stolz darauf, daß sie so fabelhaft zu „manövrieren" verstehen. . . . . . Der tiefere Sinn dieser Schwenkung ist lctzten Endes ja nur das Eingeständnis von dem vollständigen Bankrott der kommunistischen Taktik. Was fällt, soll man stoßen. Mit den berufsmäßigen Zersplitteren, der K.P.D. im Rücken kann die Ar- beiterbewegung sich nicht durchsetzen. Erst muß sie mit ihnen aufräume n, und das wird sie auch im Berliner Wahlkampf gründlich besorgen." Der Sparkaffcnprozeß Lieben- werda. Torgau, 28. September. Vor dem Großen Schöffengericht in Torgau begann am Montag der Prozeß gegen den Land rat, des Kreises Liebenwerda, Vogl, und den Direktor der Kreisspaikasse Merres. Beiden wird zum Vorwurf gemacht, zugunsten der Wurst- fabrik Georg Schmidlhals in Rügenwalve die KreiSsparkafse um mehrere hundert tausend Merk geschädigt zu haben. Menes soll der Firma Schmidthals einen größeren Kredit aus der Spaikasse gegeben haben, trotzdem diese Firma vor dem Zu- sammenbruch stand. Vogl soll dem Cpar- kassendirektor dabei durch Rat und Tat Bei hilfe geleistet haben. Der Prozeß erregt bei den Eingesessenen des Kreises großes Interesfe. Bei Beginn d.s Prozesses lehnte die Ver teidigung einen der kommunistischen Par ei an- gehörigen Schöffen ab, da Landrat Vogl mehr fach mit der Kommunistischen Partei Differenzen gehabt hatte. Tas Gericht wies den Antrag jedoch zurück. Die Verhandlung beschränkte sich am ersten Tage auf die Vernehmung der beiden Angeklagten und suchte Klarheit darüber zu schaffen, ob sie sich einer strafbaren Handlung bewußt gewesen sind. Die Angeklagten erklärten, daß sie bei der Vermittlung des Kredits sich im guten Glauben befunden hätten, die Firma Schmidthals, die Weltruf genoß, fei noch völlig kreditfähig. Der vermittelte Kredit sollte dazu dienen, den Kreis vor einem Schaden zu bewahren, ver durch einen zu Protest ge gangenen Wechsel entstanden war, den der Kreis Liebenwerda mit Genehmigung des Kieisaus- schuffrs auf die Luisenstädttsche Bank in Berlin gezogen hatte. Ein Zivilprczeß mit dem Ruhr- verband in Esten wegen dieses Wechwls ist in erster Instanz zugunsten des Kreises Liebenwerda entschieden worden. Eine Koalition von Ordnungs block und Kommunisten. Dortmund, 28. September. Vor wenigen Tagen erfolgte in Herne i. W. die Wahl eines neuen Oberbürgermeister-. Das Zentrum versuchte, in der zu 50 Proz. katholischen Stadt unter Zustimmung der Demo- Katen und Eozialdemolraten ein Mitglied seiner Partei durchzubringen. Turch eine Koalition des sogenannten „Ordnungsblocks" mit den Kommu- nisten wurde das vereitelt. Ter Ordnungöblock trat in persönliche Fühlung mit den Kommunisten, um den Katholi en als Oberbürgermeister unmög- lich zu machen. Tie „Germania" sieht sich deshalb zu folgender Feststellung veranlaßt: „Tie-mal muß auch der harm oseste Nach, läufer der sich al» besonder- national aufspielenden Parteien einsehen, daß selbst ein Pakt mit den Kommunisten nicht verschmäht wird, um cinen Kaiholiken zu Fall zu bringen. Die Akien über diese Oberbürgermeist erwähl sind noch nicht ge- schlossen. Auch der tüchtigste Katholik hat im Ernstfall von diesen traditionell evangelischen Parteien nichts zu erwar en."