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Sächsisch eSlaalszeilung Staatsan?eiger für den Zreiftaat Sachfen Erscheint Werktag» nachmittag« mtt »em Datum de» Erjchelnung»t«geS. Bezugspreis! Monatlich S Marl Einzeln» Nummern 15 Ps. Fernsprecher: GeschLft»st«ll« Nr. 21295 — Schriftleitung Nr. 14574. Postscheckkonto Dresden Nr. 24SS. — Stadtgtrolonto Dresden Nr. 14V. Anküudiguagr» Dre S2 mu» drette Grundzeit» oder dereu Naum SV Pf., di« KS mm breite Grundzeit« oder deren Nau» <m amtlichen leit» 6V Pf., unter Ein gesandt 20 Pf Ermäßigung aus GeschäftSanzrigen. Famtliennachnchten «. Stelten- gesuche. — Schluß der Annahme vormittag« 1V Uhr. gettweis« Nebenblätter: Landtag« - Beilage, BerkaufSlist« von Holzpflanzen auf den EtaatSforflrevteren. verantwortlich für die Redaktion: Hauvtschriftleiter Bernhard Jolle« in Dresden. Nr. 291 Dresden, Montag, 15. Dezember 1924 Zu Chamberlains Romreise. London, 14. Dezember. Der Staatssekretär für auswärtige Angelegen heiten, Austen Chamberlain, kehrte gestern nachl aus Rom nach London zurück. Sein Besuch in Rom wird hier allgemein als äußerst bedeut sam betrachtet. Seme Teilnahme an den Sitzun gen des BölkerbundSrateS habe, wie der amtliche britische Funkdienst dazu berichtet, gezeigt, welche Bedeutung die neue britische Regierung dem Völkerbund beimesse, und habe dem StaatS- sekretär überdies Gelegenheit gegeben, sich in das Wirken des Völkerbundes persönlich einen Ein blick zu verschaffen, der besonders wertvoll sein dürfte im Hinblick auf die von ihm ausgespro chene Absicht, den künftigen Tagungen des Völkerbundes, sobald es ihm möglich sei, als britischer Delegierter beizuwohnen. Die Reise habe Chamberlain fernerhin in Stand gesetzt, mit Herriot, Mussolini und anderen hervorragenden europäischen Staatsmännern persönlich Fühlung zu nehmen und mit ihnen die großen Linien und allgemeinen Strömungen hinsichtlich der schwe benden und der künftigen europäischen Fra- gen zu erörtern. Manche seiner Äußerungen hätten allerdings durch die Presse eine zu be stimmte Form erhalten, so besonders seine Äuße rung über das Genfer Protokoll, die von der „Daily News" dahin umschrieben wurde, daß Chamberlain erklärt habe, er könne über die Hal- tung der britischen Regierung gegenüber dem Genfer Protokoll erst dann Bestimmtes sagen, wenn die Dominions gehört worden seien, und erkenne die Notwendigkeit an, Frankreich das Maß von Sicherheit zu verschaffen, da- das Genfer Protokoll vermissen lasse. Man erwartet, daß Chamberlain in der kommenden Woche ge legentlich der Debatte im Unterhaus über die auswärtige Politik genauere Aufklärungen über die in Nom gewonnenen Eindrücke geben wird. London. 15. Dezember. In einer Übersicht über die Reise Chamberlains nach Paris und Rom schreibt der diplomatische Bericherstatter des „Daily Telegraph" u. a.: Chamberlain werde vielleicht in der Lage sein, den Bericht zu bestätigen, der Herriot di; Ab- sicht zuschreibt, Großbritannien über alle neuen Entwicklungen in den französisch.russische n Beziehungen auf der Grundlage der Gegen feiti'keit unterrichtet zu halten. Es sei begreiflich, daß dis brititche Regierung möglicherweise in der Lage und bereit sein werde, in bestimmtem Maße dem italienischen Wunsche bezüglich Tangers entgegenzukommen. Eine solche Re gelung düifte keine außeroidenUichen Schwierig- keiten bringen. Be üglich der Frage der Verlängerung der britischen Besetzung bemerkt der Be- richterstatter, vorbehaltlich der Beobachtung legaler Formen durch die Alliierten sowie der Fort- dauer der versöhnlichen Haltung Deutschlands gegenüber müsse die franzö sische Regierung die Bereitschaft der englischen Regierung erkannt haben, nicht den französischen Befehl im Rheinland durch britische Zurück- ziehrng aus Köln vor der Zurückziehung der fran. zöstschen Truppen au« dem Ruhrgebiet innerhalb angemessener Zeit in Schwierigkeiten zu bringen Laut „Su«d«tz Times» ist da» Er. geb«i» de» Besuches Lhamberlai«» i« Paris und in «am eine festere Entente. Er werde zweifellos zu eine« frenndlicheren und engeren Zusammenwirken zwischen England, Frankreich und Italien bei« politischen Aufbau Enrapa» führen Die TagAAg des Bö1kerb«»dsr«1eS geschl-sie«. Rom, 14. Dezember. Der Präsident de» BölkerbundSrate« Mello Franco (Brasilien)^hat gestern nach Be- Handlung zweier Fragen über den griechisch, türkischen Bevölkerungsaustausch und über die griechischen Minderheiten in Konflanti- nopel sowie nach Genehmigung zweier Berichte über die Gründung eine» internationalen Institute« in Pari» entsprechend eimm Angebot der fran zösischen Regierung und über die Gründung eines internationalen Instituts für die Vereinheitlichung de« Privatrechts die 3 L. Session de» Völker bundsrate» für geschlossen erklär». I» der Frage de« Bevütkerung-auttaujche» fei ein RechtSgutachten dr« Jnternaiioralen Gerichtshöfe« im Haag eingeholt worden und an die Tagung der nächsten Konferenz verwiesen worden, da die türkische und die griechische Regierung bei der nächsten Tagung des Bött-rbundes neue- Matmal zu dieser Frage untsrbreiten wollen. In Sachen der Errichtung eine» Inter- nationalen Institut« in Pari« hat die französische Regierung an den Rat einen Briet Tie Krise noch immer akut. Berlin, 1». Lezemder Heute tritt die Regierung Marx znrück. Ler Rücktritt erfolgt, ohne daß vorläufig et» Ersatz vorhanden wäre und ohne d«n Willen der »risenmacher, di« Nenbildung »er Regie» rung zu übernehmen. Herr Stresemann, al» der für den «ürgerdlock auSersehene Kanzler, scheint sich inzwijchen davon überzeugt zn Haden, daß die ZentrnmSpartet nicht daran denk», sich aktiv an einem Bürgerdlock zu beteiligen. Die „Germania- bestätigt diese Vermutung in ihrer SonntagSausgabe, indem sie ganz offen jagt, daß eine aktive Mitarbeit nicht in Frage komme. Die Frage, welche Ste«>«»g sie Partei zn einer Bürge,dlockregrrvvg, als» einer MinderheitSregierung der aus gesprochene« Rechte«, einnehme« wird, beant- wortet das Blatt wie folgt: „Nun, ra» wird ganz von »er Polttrt ab- hingen, die »iese» Eabinett treibt. Ans jede« Fall würde »er Lharakter eine» solchen Kabinetts da» Zenlrnm zu erh»hte,W«ch- samkeit zwingen. Im übrigen »»«««« wir in Seelenruhe abwatten und denen znnüchst das Wort überlassen, nie diese Krise hrrbei- gesührt habe«. Patteipolitisch gesehen, fühlen wir un» in der Rolle de» Znschaner» vorlünsig recht wohl Mag die Deutsche Votk»pattei, die erklürt, sie stünde hier und tSnne nicht anders, zunächst sehen, wie sie mit der Politik, dir sie begonnen hat, »« Rande kommt. Wir sehen für das Zentrum gar keinen Anlaß, sich jetzt nach vorne zu drängen und glaube», daß auch für nns die Zeit kommt, wo wir ein wrnig Deutsche VottSpattei spiele« kSnnrn und unsererseits erkläre«: Hier stehe» wir, wir kS«nen auch nicht anders." Es ist mehr als fraglich, ob unter diesen llmständen ei« Bürgerblock, oder bessert ein Recht» block überhaupt zustandekommt. Die Wahrschrinüchkeit spricht dafür, daß ein Kabi nett Marx nach einer Krise von einigen Woche« in mehr oder weniger veründetter Form wiederkommt, ««d nach dieser Regierung ein Kabinett der großen Mitte die Geschicke des deMschen Volkes leite« wird. * Die S. P. D. - Führer beim Kanzler. Berlin, 14. Dezember. Der Reichskanzler hat gestern die Abgg. «el», Hermann Müller, Dittman« und vr. Hilferding als vettreler »er «ozial. demokratischenPartei «mpfangnr. DieA«»- spräche »ah», in, Gegensatz ,n »en Besprechnngen de» «eich»tan»ler» «tt den bürgerlichen Partei- sührer», insofern eine« anderen Berlans, al» »ie Sozialdemokraten »ie Erklärung abgabe», »aß sie »en AuSsaU »e, «ahle» dahin »««te« kS««1e«, »aß sich »aran» eine Bestätig«», nnd Billig»«« »er »t»herige« »eich». p»Uttk, »or aUem der A«ße«pvlttlk, er- gebe« habe, n»d »aß für di« Sozialdemokraten »«her, da sie dies« Politik «« erstützt hätte», n»r eine Erweitern»» »er Negier»»« »ach li»k» t» Frage kommen kä«»e. Sie kü»di«e» fer»er für »e» Fall, »aß ei»e »echts- regter»»« ,»sta»de käme, die schärfste Opposition mtt allen Mittel» im gerichtet, in dem das Institut, für dar Frankreich l die «owenvigen Räum: und di- Aus aben zur s Einrichtung sowie jäh Uch zwei Millionen Franken dem Völteibund zur Verfügung stellt, für auto-' nom erklärt wird. Sä-ntliye Stiftungen für da« Institut, gleichgültig von welcher Seite sie ihm zufließen, bleiben steueifrei. Dir Verpflichtung gilt auf sieben Jahre, kann aber jeweils auf weitere suben ^ahr« verlängert werden und wird mit der Raiifikation sozialdemokratischen Partei des Reichstages wird voransjichtlich am Donnerstag ftaltfinde«. Daß der Reich-Präsident dem Reichs kanzler schon eine Mitteilung darüber gemacht habe» sollte, welche Persäalichkeite» er mit der Bildung der neuen Regierung beanttragen würde, «st kam» anzunehme«. Zunächst dürfte dafür die Pattri i« Frage kommen, die die Anregung zur Bildung einer Rechtsregierung gegeben hat. G Tic Haltung der Tentschen Bolks- partei. Ttrille Ablehnung einep Ansammen. gehens mit den Loztnldemolraten. Berlin, 15. Dezember. Neuerdings veilamet, daß, ebenso w»e das Zentrum, auch die Deutsche Voik-partei wenig Steigung zur Übernahme der Regi-lunpSblldung verspüren dürft«. Den Gedanlr« einer Re- gterungSbtldung mit aktiver oder neu- traler Unterstützung der Sozialdemo, traten lehnen volk^parteiliche Kreis« naL wie vor ab mu dem Hinweis vorauf, va-, eine solche Regierung leine praktische ArbeitSmög. lichkeit hab«, da ein drraviges Kabinett bei den ersten wichtigen Fragen, vor allem bei den Steuerfragen, wieder auseinanderjallen würde. Eine Entscheidung in der Frage der Regierungsbildung dürste kaum oor Donnerstag zu erwarten sein, da die Beschlüsse der Reichstags- fraktionell erst Dienstag oder Mittwoch zu er- warten sind. O Frankreichs Besorgnis vor einer Rechtswendung. Paris, 14. Dezember. Die frauzSfischtn Blätter verSffr«tlichr» über di« am Sou»ab«»d stattgrfu«d«»e U»terr«d«»g d«» deutsch«» Botschaft««» i« Patts mit dem Direktor deS AuSwättigen Amtes ei« halb amtlich e S Komiuniq«», i« dem «. «. über die Reise de» Hrrr« v. Hoesch »ach Vcrlia gesagt wird, daß der deutsche Botschafter dott «elegeu- heit habe« werde, de« ReichSpräside»te« über de« schlechte« Ei»dr«ckz» informiere», dea eS in Frautrttch »»-läsen würde, w «» di« «ahle« vom 7. Deze« er, trotz der W«»- d«»g «ach lt«k», zur Bildung tt»«rRtch«»- regier«»« führen würde«. G Auch England fürchtet. Lo»do«, 14. Dezember. Brailsford schreibt im „New Leader- z»r »egienmg-»U»nng i« Deutschl««»: „Weder »ie Linke «och di« Mcht« hat «m« klar« Mehrheit. E» wird ««»lose B«rha«d. l««g«» ««» Debatt«« ««be«, »«vor irge»»«i»e stabil« Grappt«,««« heraa-kommt, »ad dir Sozialdemokraten werde» wieder einmal vor die ständig Wiederkehr««»« Wahi gest«Ut wrr»««, ob «» ratsam ist, «t«rr v«rhäU»i»mäßi« liberal ein- gefärbte« Koalttto« beiz«trete« oder et«e solche Koalition z« »»lerstütze», ohne selbst in die »egiernng etnz>tr«1«». Sie werben für durch das >'ran ösische Parlament endgültig. Der Rat erblickt in diesem Brief der französischen Regierung eine Abmachung, die den Wünsch-« der ganzen Bölkerbundiversammlunz entspricht, und beauftragt seine Präsidenten, den Beschluß des Rates der französis en Regierung miizuteilen. Für die Gründung des internationalen Rechtrinstitut- in Rom hat die italienische Regierung einen Satzung;entwarf vorgelegt, der zur Begu'achtung an die verschiedenen Völker- bunvsolganisaiionen weitergeleitet wird. Außerdem soll eine Kommission von fünf europäi- schen Mächten, de unter dem Vorsitz veS neuernannten Präsideniender Volke-bundkommission HammarSkjoeld be teilt wirb, de n Rat die Arbens- regelung des römischen RechiSinstiluls oorlegcn. T r Ratspräsident würdigte vann in einer Schluß ansprache die Arbeiten Vieser Tagung wobei er auch oie neuen Bors hläge über das Kontroll recht des Völkerbunve- über den Rüstungs stand von Deutschland, O rerreich, Ungarn uno Bulga ien erwähnte und mm Genfer Protokoll meinte, daß di- Vertagung keines wegs da; Vertrauen erschüttere, das die Völker in das Genfer Proto oll letzten. Die große Re- gr-rungsreform, die die Giunvlag: di:ser gegen- wärtigen Gestaltung berühre, könne nicht auf einen sStlag verwllNicht weisen. Dir Anpassung der ! Vötkerbundsoiganisauon an ihr« lufgaben würde zu Ian sam nor si h gehen und die Arbei t«, würvcn gemeinsam auf die Sicherung des Welt- f'ied.-nS gerichtet fein. Mello Fianco- rasiken bat tchUeßlick Salanvm, der iialieoijEen Regierung den Tank des Rates iü, ihre Gastfrenuvfchajt zu üb-rnutlelo, wobei Ouimone» de Leon Spanien im Numrn der sp»» nischen Regierung oen W nfch aussprach, daß dm nächste außerhalb Genfs sta findende Tagung, wenn möglich, in Madrid stalifinden möge, ein Wunsü, der von den meist n Rat-mnglievera und von Brian) besonder» lebhaft unterstützt wurde, während die Ber reler Schwedens und Englands unter Berufung auf die Be immung, daß ver Rat nur in Ausnahmelällen au erhatb Genfs tagen solle, den spanischen Antrag unter Vorbehalt -nt- gegennahmen. Der Ra-Präsident Aello Franco har rn »einer ausführlichen Würdigung der Aräetten dr obz-- laufen.'» Tagung die wichtige Frage der Wahl des Präsidenten für die militärische Unterjuchungskommission in Deutschland, Osterr-lch, Ungarn und Bulgarien, bjv. die Frage der Bestürm n: der Länd-r, die diesen Prä id-nien zu bestellen hab-n, aaiz unerwähn: gelassen, ob wohl dieie Frare al- besonderer Punkt der Tages ordnung ang füqrt war. -emnach bleiben die Nachrichten unbestätigt, daß Frankreich den Präsidenten der Untersu-v ungS- kom Mission für Deutschland, Italien für Österreich, England für Ungarn und Schweoen für Bulgarien Kellen solle. Sicher ist allerdings daß Briand in Rom alles versucht Hai, um die Stellung ves Präsidenten sür die Kontrollkommis sion ia Deuts land durch Frankreich zu erreichen. Ticser Versuch hat jedoch infolge der HrUung Englands und Schwedens bisher -u keinem Er- gcbmS geführt. Frankreichs freie Hand in Marokko. Paris, 14. Dezember. Der „Petit Pansien" meldet, daß die fran zösische Regierung in einer an di- spa nische Regierung oerichieien Note Auf klärung über deren Absichten in Marokko verlangt hat. Dieses Ersuchen wu de damst be- gründet, daß die Ausgabe eines großen Teils ver Spanien überlassenen Zone und die Zurück ziehung der spanischen Truppen auf die Küste ei«e neue Situation geschaffen hat, die i» Widerspruch stehe mit den Bestim mungen de» spanisch.französische« Vertrage» vom Jahre 1912 und das iranzä- sische Pioi«ktorat gefährder. Die f an ösische Demarche dürste der Ausfluß der zwischen Herrwt u«s Ehambeilain gelegentlich ihrer Pauser Besprechungen zusiandegekommene« Vereinbar ing sei», die darauf hmau läuft, daß Frrnkreich gegen Unterstützung der engltschen Po litik in Agvpien und voider«si«n freie Hand i» Marokko erhalten snll. Reichstage «» Der »ttchsl««tl,r Hst tri«e Erklär»», abgrgebe«, d« er sich «icht i» be, Lage steh«, ht«sichtttch »«, »egttnmg»bU»»i s«chltch« V«r h«»»I»»gtt, »» kähre«. Die A«ktt»»ssttz»»g »er beib« Lss»»ge» «icht sehr »egeistett s«««, «be, eS wäre ei« grvße» U«glück, »««» et« Blvs ber »echte« »trr «»schluß «Ue, Rattv«altste» gege» »te S»zi»lve»«k»ntte gedilbet würbe. Da» würbe schärfst« »««Am« i« A»«er» »«»««1«« ««» wär»« «ach a»ße» »i«r »tlliz« E»t- sch«tvig»«g für »te »ütkketzr Fr«»kreich» »« »e, Pvktttk »es «rgw»tz»s ,»» »er B,»t«Ittät der P»i»e«räsche» Peri»»e »tl»r« Ein Kabinett der großen Mitte?