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.1 den Zreiftaat Sachfen unter Emgesandt 1000 M, Ermäßigung auf Familie»- u. »efchLsttanzeigea. Schluß der Anna-m« vormittag» 10 Uhr. Erscheint Werktag» nachmittag» mit dem Datum de»Erscheinung»tage», vezug-preis: Monatlich bOVO Mart. Einzelne Nummern 800 Mart. Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 818« - Schristleitung Nr. 1LS71. Postscheckkonto Dresden Nr. 2186« Ankündigungen: Die 38 mm breite «rundzeile oder deren Raum im Aykündigung», teile 400M., die 66 mm breiteArundzeü» oder deren Raum im amtliche»Teil« 80Ü Leitweise Nebenblätter: Landtags-Beilage, Ziehungslisten de, Verwaltung der Staatsschulden und der Landaskuldverentenbant, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der Landes-BrandversicherungSanstatt, Bertaufstiste von Holzpstanzen aus den Ltaatssorstretneren. Lerantworttich für die Redattton: Hauptschriftleiter Bernhard Jolle« in Dresden. SächsischeSlaalszeitung Staatsan^eiger für Nr. 1V2 Donnerstag, 3. Mai 1923 Dentschland wartet auf Antwort. Der Wortlaut der deutsche» Rote. Die von uns gestern bereit» im Auszug nnedergegebene Rote, die die deutsche Regierung an die Regierung der Bereinigten Staaten von Amerika, die Königlich belgische Regierung, die französische Regierung, die Königlich groß britannische Regierung, die Königlich italienische Regierung und die Kaiserlich japanische Regierung gesandt hat, hat folgenden Wortlaut: „Die deutsche Regierung hat von jeher den Standpunkt vertrete« und sieht sich durch die grgruwärtige internationale Diskussion ver- anlaßt, von neuem zu betone«, daß Frage«, von deren Regelung der auch von Deutschland gewünschte Wiederausba« der zerstörten Gebiete und dariiber hinaus die wirtschaftliche Ge» sundung «nd der Friede Europas abhänge« nur auf dem «ege gegeuseitige, Berstäudigung gelöst werde« können. Die im Widerspruch hiermit erfolgte Besetzung beS Ruhrgebietes hat die vrvölkerung mit pas. sivem Widerstand beantwortet. Die drntsche Regierung teilt de« Wunsch aller Be- sonaruen, daß die täglich sich verschärfende Spannung gelöst und der nutzlosen Zerstörung wirtschaftlicher Werte Einhalt getan werde. Sie hat sich daher eutschloise«, nochmals einen Versuch in dieser Richtung zu machen, ohne damit ihren Rechtsstandpunkt zu Verlassen «nd ohne den passiven Widerstand aufzugebeu, der fortgesetzt werden wird, bis die Räumung der über den Vertrag von Ver sailles hinaus besetzten Gebiete und die Wie derher ft ellung vertragsmäßiger Zustände in den Rheinländer, er reicht sind. Droh der Ereignisse der letzten Monate hat Deutschland an seiner Bereitwillig keit festgehalten, sür Zwecke der Reparationen, namentlich sür den Wiederaufbau der zerstörten Gebiete, zu leisten, was immer in seiner Kraft steht. Jeder Versuch, diese Bereitwilligkeit in die Form praktischer Vorschläge zu kleiden, wird jedoch dadurch erschwert, daß es bei der Ver- fassunz ter deutschen Finanz- und Wirtschafts- Verhältnisse nicht möglich ist, die Leistungs fähigkeit Deutschlands in feste« endgültigen Ziffern abznschätzen. Daher muß jede Lösung einen elastischen Faktor enthalten, der der gegenwärtigen Unmöglich keit einer sicheren Abschätzung Rechnung trägt. Ferner ist zu beobachten, daß Dentschland, da ihm Überschüsse einer produktiven Wirtschaft fehlen, sür die nächste Zeit größere Kapital- brträze aus eigene« Mitteln n cht ansziibringen vermag und deswegen HIrrsür auswärtigcr An- leihe« bedarf, deren Aufnahme die Wieder herstellung des deutschen Kredites zur Voraus- fetzung hat. Von diesen Erwägungen ausgehend »nd im Einklang mit den Grundgedanken des für die Pariser Januarkonferenz von ihr brreitgestell- trn PlaueS faßt die deutsche Regierung ihre Vorschläge zum ReparationSproblem und den damit verbundenen politischen Fragen wir folgt zusammen: „Die Gesamtvcrpslichtung Deutschlands zu finanziellen und Sachlristungen ans dem Ver trag von Versailles wird ans 3» MilUardk« GolSmark festgesetzt, die mit 2V Milliarden bis zum 1. Juli 1V27, mit S Milliarden bi» zum 1. Juli 1»2» und mit 5 Milliarden bi» zum 1. Juli 1SS1 durch Ausgabe von ««leihen zu normalen Be dingungen auf dem internationalen Geldmarkt aufzubringen sind. 1. Die erste« 2« Milliarde« Gold- mark werde« sofort zu, Zeich«««g « ufgrlt - t. Die Anleihezinsen bl» ,«« 1. Juli 1»27 werde« au» de« ««letheerUkS e«t«o«mr« «nd in eine« vo« der «eparationSkommissio» zu branfsichtigendt« Fo«d» slchergestellt. So- weit die 2» Milliarde« Goldmark bi» z«« 1. -ult 1*87 «tcht durch Anleihe« aufgebracht werde« kö««en, .siud sie von diesem Zeitpunkt an mit S Proz. zu verzinsen n«d mit 1 Praz. zu tilge«. 2. Falls di« beiden Beträge vo» je k Mil- liardr« Goldmark bi» zu de» dafür vorgtsthrne» Dermine« im Anleihewege zu normalen Ve- di»gu«ge« «icht voll aufzubringen siud, soll eine unparteiische internationale Kommission darüber entscheide«, ob, wa « « und wie der «icht gedeckt« Rest aus- zub ringe« ist. Die gleiche Kommission soll im Juli 1»»1 auch darüber entscheide», ob, Wan« und wie sür die Zeit vom 1. Juli 1»2S an die zuuächst nicht v»rg«sehe»en Zinse« nach träglich a»fzubri»-e« sind. Al» «npartettscheiuternationaleKommisfio» soll gelte« entweder das A»le ihr- konsortium, das die ersten 2b Milliarde» begebe» hat, oder ein dem Vorschläge deS Staatssekretärs Hughes ent Der Reichskanzler Berlin, 2. Mai. In der heutigen Sitzung der Minister und Staatspräsidenten gab der Reichs kanzler vr. Cuno die deutsche Rote be- kannt und führte «. a. auS: Heute wird de« Mächte» ei«e Rote der ReichSregierung übergebe». Da» ist ei» unge- wöhnlichrr Schritt, der dem Witdrraufba» die»«» soll, während s«i» Rißli»g«» dauer»de Btrschärsuug deS Ab- wehrkampse» «nd die vernicht««, der letzte« für die Reparation bereitz« stellenden Mittel und Re- serven bedeuten und sür beide Delle innere Belast«,ige« u,,d Erschütterungen auSlöjrn könnte, dir für Europa und die Welt voller Gefahren fein würden. Unsere bisherigen Vorschläge gingen biS zum Höchstmaße des invglichrn. Sie sind von Frankreich abgelehnt worden und ohne jedcn RechtSgrund mit dem Ruhr- einbrnch, den Eingriff in den vertrags mäßigen Zustand der Rheinland« und dem Ein bruch in ander« deutsche Länder beantwortet worden, dessen Auswirkungen in immer rück sichtslosere« Formen wir täglich erleben. In der einmütige» Erkenntnis, daß von der ReichSregierung alles geschehen ist, hat das deutsch« Volk zur Waffe des passive« Wider standes gkgrifsen, und hält sie in starker treuer Hand. Die R e l ch s re g l e r u n g ist nicht müde geworden, alle Wege zu gehen, die zum Ziele sühren könnrn, aber nichts könnte sie veranlassen, den Weg deS Dik- lates des Ultimatums ober gar der freiwilligen Annahme ««erfüll barer Bedingungen zu beschreiten. Der Borwnrf, daß Dentschland nicht zahlen Woll«, darf nicht wiederkrhren um keinen Preis. Die Regierung ist in einem folgerichtigen Schritt weitergegangen, indem sie über die Er- klärnng der ZahluugSbereit'chaft hinaus die Konturen deutlich g«zeih«et hat, die für uns bei der Lösung in Betracht kommen. Wir haben diesen Schritt gewagt, um abschließend zu sagen, wa» wir als ehrliche Männer können und wollen. Was die ReparationSsumme anlangt, so haben wir erneut vlrsucht, zahlenmäßig eine Abgrenzung sür unsere Ber st slich tun gen zu finden. Dieser Versuch war schwerer alS je. Wir haben als AuSganzS- stunkt der Verhcndlnngen die SV Milliarden Goldmark gewählt, die durch Auleihen auf gebracht werden sollen. Diese Schuld wird schwer aus uns laste,,. Die Sachlieserungen, soweit sie durch den Ruhreinbruch unterbrochen waren, solle« wieder a«fgenommr« u«d aus unsere Schuld angerrchuet werde». Wir wolle» unter allen Ninstände«, daß das, was wir zusagen, auch erfüllt wird. Wir siud berett, sür die Beträge, Vie wir im Auleihewrge erhallen, jedwede wirtschaftliche Sicherheit zu stellen Alle», was dem «eichk Und den Ländern -r- hört, ist ber«it» kraft dr» Versa,Ner Ver trage» vrr Gegruselt: vrpsäudet. Wir ßehrn darüber' hin,«». Wir wollrn »ab zur Note. werden es durchführrn, daß auch die deutsche Wirtschaft, Industrie, Landwirt, schäft, Handel und Finanz mit ihren gesamten Kräften sich bereit stellen in konkreter Form sür bie Sicherung de, Anleihe, die wir ans dem Weltmärkte erhalten. Nur im Wege der Verhandlungen von Mann zu Man» kann gesund:» werden, was d«m an dern eine genügende Sicherheit zu sein scheint, «brr wir werde» in der Ersassuug der gesamte« drntschrn Wirtschaft mit v:r dnrch da» Gesamt- iuteresse gebotenen Rücksichtslosigkeit vorgehr«. D«r Betrag von L» Milliarden wird der Welt vielleicht zu gering erscheinen, wril sie vergißt, was an ungeheuren Leistungen bisher ausgebracht wurde in einer Zeit schwerster wirt- schastlicher Rot. Wrr wagt demgegenüber noch zu behaustien, daß Deutschland nichts geleistet hätte oder nichts leiste» wolle. Deutschland wird zur Abtragung der schweren Lasten nur fähig sein bei Wiederherstellung seines Kredits und seiner inneren finanziellen Ordnung. Wir wissen, daß in Frankreich ein staiker Wunsch besteht nach Ausgleich wirtschaftlicherJuter- essen. Eine solche Berständignng wäre zu- stände gekommcn, wenn nicht Frankreich jede An näherung und Besprechung darüber ab- gelehnt hätte Auch heute noch wird sich die brutsche Wirtschaft einer solchen Zusammenarbeit nicht entziehen. Da Frankreich immer noch von der Sorge vor deutschen Angrijjsabsichten spricht, haben wir auch dir Frage der politischen Sicher heiten sür Frankreich und Deutsch land nicht „»erörtert gelassen. Denn wir sind es unserem Volke schuldig, ihm die Sicherheit srirdlicher Arbeit in gleicher Weise z« garantieren we den anderen. An der Wiederherstellung des otutu» gu» oute hat auch Frankreich das größte Interesse- Es mutz den Rnhreinsall finanzieren. Ich er innere an dir nngehrure Tatsache, datz sich die Befatzungs kosten in den vier Jahre» nach dem Kriege auf 4^ Milliarden Goldmark be laufe« hab,«, mehr als früher Deutsch, land sür sein« gesamte Heeres- und Marinemacht ansgrwandt habe. Wir sind bereit, der Zerstörung Einhalt z« tuu. Aber wir sind auch bereit, bis zum letzten Rest unser»! eigenen «rast auSzuhaltrn, was den Dod jeder Rrparation brdeutrn würde. Wir sind dazu bereit, weil wir wissen, datz, wenn unser Vorschlag nicht al» Verhandln»-?- basiS angenommen wird, der Wille der anderen nicht aus Reparario», sondern aus Annexion oder Zer stückelung ab zielt und eS sich sür uns nur nm Sein oder Nichtsein handelt Die «rlt hat bisher tem Zwiste wie eine« Schauspiel zu-rsehen, ohue sich souderlich basür zu intenfsiere«. Wir haben sie nochmal» aus drücklich vor die Frage gestellt, ob sie den Friebe« will, »ber bie Fortdauer eweS Kon flikte», her zn ««berechenbaren Er' ei Griffe« führe» Io«». Die Welt hat da» «vrt. - spreche«beS Komitee vo« i«ter- »atio»«le« GefchäftSleute«, i« dem Deutschla«d gleichberechtigt vertrete« ist, »ber ei« Schiedsgericht, bestehe,» au» je eiuem Vertreter der Reparatwnskommifsiou u»d der deutsche» Regier»»-, sowie «wem Ob««»», »« dessr» Er»e»»»»-, fall» sich bie bribe» a»bere» Mit-lieber über seine Pers»» »icht ewi-e», ber Präsident ber Ver«i»i-te» Staate, von Amerika gebeten werben soll. S. Dtutjchland wird in Anrechnnn- „f seine Schuld nach deu vesti««»»ge» der besteh,ude« Verträ-e Sachleistungeu -u-führr», »ber bereu AuSmaß nähere Bereinbarnnge» Vor behalte» bleibe». Di« drutjche Re-ier»»- ist übtr»««-t, daß sie mit diese« Vorschläge bis an dik äußerste Grenze dessen gegangen ist, waS Deutschland bei An spannung alter Kräste zu leisten vermag: sie hat «ach ver b«rch bie Rnhrbrsetznng »er- «rsachten weiteren schwer,« Störung «nb Schwächung der deutsche» Wirtschaft er«st« Zweifel, ob nicht der Vorschlag die Lristung?» fähigleit Drulschlands übersteigt. Die beutsche Regierung ist ferner davon überzLNgt, daß »ein Unbefangener, der Vie Schmälerung b«r Pr,d«ktiou»bafiS Deutschlanb» unb vir Ver- ri«ger«ng seiner Vermö-enSjubstauz burch bie bereils bewirkt,u großen Leistungen berück sichtigt, bci odjeltiver Beurteil«»- zn höheren Schätzungen grwngen kann. Sollte diese Auffassung von der andere« Seite nicht geteilt werden, so schlägt die deutsche Regierung vor, entsprechend der Au- regung des StaatSselreiärS Hughe», das ge samte ReparationSproblem einer von jeder politischen Einwirkung unab hängigen internationatrn Kommission zu unterbreiten. Dir deutsch« Regier«»- ist bereit, sür bie vo, ihr angeboleneu Leistuage» spezielle Garautieu zu bestelle». Der gesamte vesitz u,d alle Eiu- nahmkqurllen deS Deutsche, Reiche» u,d ber deutsche» Länder sind bereit» nach dem Vertrage von Versaiilc» behaftet. Nur im Wege der Verhaudlunge««it be« i»ter»atio- «alen Anlrihekonsortium »ud der Reparatio»»- kommissiou läßt sich seststelle«, wie sür de» Anleihedieust diese Hastu«g ko«» kret zu gestatte« ist u«d welche Garaatien im ei«zel«ru zu bestelle« siud. Außerdem ist die deutsche Regteruu- be reit, nach Maßgabe brr noch zu trrssrubr« Ver- rinbarnngrn durch geri-netr «oßnnhmru auch aus gesetzlichem «ege dafür zu sorge«, daß die gesamte deutsche Wirtschaft zur Sicherung des AnleihedieusteS her angezogen wird. Die Sachlirser««ge« sollen dnrch längslistige Prlvatverträge «MerAn». bedingung von VertragSstrasrn gesichert werden. Die D «rchsührnng der D-ntschla,» odliegendt« verpslichtnngln ist abhängig von der Stabilisierung ber brüt» scheu Währung. Kann in Verbinbnng mit der Regelung deS Reparations- Problems die bentjche «Lhrung plan mäßig und aus die Dauer stabilirrt werbr», so wrrbeu glrichztitig die ««schwebe», vrr »,ber« J«d«strttlä,bkr über eineu uugesuude« beutsche« «titbrwerb vcrsqwwdr«. Nach der Stabilisirr««, werde e» auch möglich seiu, im Reichtzha«»» halt Ordnung zu schassen, der«« D«»tschla«b «nd sein« GlL«biger bedürfe«. Zur Verwirklich»»- diese» Pro-ramm» ist «ö auch im J»teresse der A,l«ltze-Iäubigrr «oi- we«»«-, d«ß dirgrw»ltsa«r Er,rrts»«g vo« Pfändern «nd Vie A»wr«b««g vo» Sanktionen künftig ««tervirivi «>v daß Dentschland von be« jetzt «och ans ihm lastenden «nprobnAtve« «,» »,« den polttifchr« «nd wirtschaftlich«» Kefsrw brsreit »trv. »ZM -«hört, daß die Et»hrtt vrr Vrrwvltog