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SächfischeSlaatszeilung Staatsan^eiger für den Zreiftaat Sachsen , 1921 Sonnabend, 6. August M. 181 Ankündigungen: Die 32 wo» breite »rund,eile oder deren Naum im Ankündigung«- teile 8 M., die 66 mm breite Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 4 M., unter Eingesandt b M. — Ermäßigung auf Geschäfttanzerge«. Schluß der Annahme vormittag« 10 Uhr. Erscheint Werktag» nachmittag« mit dem Datum de« folgenden Tage«. B ezug«prei«: Unmittelbar oder durch die Postanstalten 5M monaU.EinzelneRrn.LOPf. Fernsprecher, Geschäs »stelle Rr. 2129b, GchrifUeitung «r. 14674. Postscheckkonto Dre«den Rr. 2436. Zeitweise Rebenblätterr Landtag«.Vellage, Synodal.Beilage, Ziehung«listen der Verwaltung der Staatsschulden und der Landeskulturrentenbant, Jahresbericht uad Rechnungsabschluß der LandeS-BrandverstcherungSanstalt, Verkauftliste von Hvlzpfianzen aus den Staatsforstrevieren. veauftragt mit der Oberleitung (und preßgesetzlichen Vertretung für den schriftstellerischen Teil): Regierungsrat Doenge«in Dresden. Dit neue Steuergesetzgebung. Berlin 6. August. Gestern nachmittag sand eine ktadtuett-sttznng statt, di« sich der .Deutschen «llgemeiuen Zeitung" »uselge mtt der weitere» Veratoug der neuen Stenrrgesetzgebn», besaßt«. Die Beratungen stehe« de« Blatte zufolge vor dem Abschluß. Niue ausführliche Mitteilung hieritber ist in Kürze z« erwarte«. Tie Vorgänge in Aussig. Wien, 4. August. Rach Blättermeldungen stellt das .Prager Tageblatt" entgegen den amt lichen Meldungen über die Ausschreitungen tschechi scher Legionäre in Aussig fest, daß eine fünftausend- köpfige Menge eine Rede des Abgeordneten Kaibel anhören wollte, al» plötzlich 200 bewaffnete Legio näre und Zivilisten mit Browningpistolen, Schlag- ringen und Gummiknütteln auf die Menge ein- stürmten, zuerst in die Lust und dann in die Menge hinein schossen, Frauen und Kinder nieder- schlugen. Ein Arbeiter wurde durch einen Bajonett stich getötet und mehrere Personen schwer verletzt. Die wilde Jagd auf die Deutschen dauerte bi« 10 Uhr abends. Dann durchzogen die Legionäre singend und schreiend die Stadt. Um Mitternacht trat Ruhe ein. Prag, 4. August. In der heutigen Senats» sitzung gab der Ministerpräsident eine Erklärung über die gestrigen Vorfälle in Aussig ab. Bei den bereit« gemeldete« Zusammenstößen wurden 10 Personen verletzt, von denen eine gestorben ist. Heute herrscht in Aussig vollkommene Ruhe. Gestern abend noch wurden Gendarmerteverstär- kungen nach Aussig entsandt. Gegen alle Betei- liglen wird rücksichtSlo« nach dem Gesetz ein- geschritten werden. Der Ministerpräsident befaßte ich sodann mit den den gestrigen Vorfällen vorausgegangenen Ereignissen und sprach mit Schmerz und Bedauern über diese Ereignisse, die nicht geeignet seien, zum ruhigen Zusammenleben der Rationen beizutragen. Die Erklärung des Ministerpräsidenten wurde vom Senat nach kurzer Aussprache zur Kenntnis genommen. Dafür stimmten alle tschechischen bürgerlichen Parteien, dagegen die tschechischen Kommunisten. Die deutschen bürgerlichen und sozialdemokratischen Senatoren waren nicht erschienen. Die Zurückziehung amerikanischer Truppe« ans Dentschiand. Washington, 4. August. Bei Besprechung mehrerer Entschließungen über die Zurückziehung anreriklmischer Truppen aus Deutschland erklärte Porter, nach seiner persönlichen Ansicht würden die amerikanischen Truppen bi« zur Regelung de« Verhältnisse« zwischen Deutschland und Amerika bleiben. Er glaube, daß diese Regelung in zwei bi« drei Monaten erfolgen werde. Tie Verhandlungen des Oberste« Rates London, 4. August. „Evening Standard" zufolge gehen mit Lloyd George Sir Edward Greist Sir Maurice Eankey, Mr. Davi- und Lord BidvA nach Paris, während Lord Lurzon von Mr. »an Sittart und Mr. Osborne von der Ab- teiüinß für Ostsragen im Auswärtigen Amte de- gleitet wird. Lloyd George wird nur an dem Teil« der Verhandlungen de» Obersten Rates teil- nehmen, welcher der Lösung der oberschlesischen Frage gilt, und wird sich im Lause der nächsten Woche nach London zurückbegeben. „Evening Standard" hält e» für sicher, daß die technischen Sachverständigen England«, Frankreich« und Italien« einander diametral entgegengesetzte Bor- schtäge w der oberschiesischen Frage bringen werden. Datzrr sei eine vorläufige Teilung möglich. London, b. August. Wie „Daily Tele graph" berichtet, ist die Politik, sür die Lloyd George tn der bevorstehenden Konferenz de« Obersten Rate« bezüglich Ob.rschlesien« ein- treten wird, von der Konferenz der Premwrmnnster de« britischen Reiche« gebilligt werde». Zum ersten Male seit der Friedens konferenz wird daher die britisch« Politik auf der Konferenz der Verbündeten nicht nur Großdritan- Das Schicksal Rsch keine Einigung der verbündeten Sachverständigen. Paris 4. August. Der „TempS" stellt im heutigen Leitaussatze sest, daß die verbündeten Sachverständigen, die den Auftrag hatten, die Teilung Oberschlesiens vorzubereitea, bi« jetzt noch zu keiner Einigung gelangt seien. Die Meinungs verschiedenheiten blieben sehr groß. Man bemerke noch lein Mittel für die Überbrückung. Der „Tempi" verlangt von der britischen Regierung, dafür zu sorgen, daß die Arbeit der Sachver ständigen sich nicht in eine Sackgaffe verlaufe. Frankreich könne ebensowenig im Obersten Rate wie in der Sachverständigenkonferenz einer Lösung zustimmen, die eine Ungerechtigkeit für Polen sei. Eine Teutschrist der deutschen Reichsregierung. Berlin, 4. August. Die Reichsregierung hat unter dem Titel „Die wichtigsten wirtschaftliche» Folgen einer Abtrennung Oberschlestens von Deutschland" eine Denkschrift herau-gegeben, die eingehende Angaben über die Wirkungen macht, di« bei einer Loslösung Oberschlesien- vom Reiche sowohl sür die oberschlepfch« Industrie wie auch für dir Wirtschaft Deutschland« emtreten müßten. Die Denkschrift kommt zu folgendem Ergebnis: Deutschland verlöre, wenn Oberschlesien au Polen au-geliefert wird, einen großen Teil seiner Kohlenbasis, einen erheblichen Teil seiner Eisen basis, den überwiegenden Teil seiner Zinkproduk- tion. Es würde damit für seine wichtigsten in dustriellen Rohstoffe aus einem Ausfuhrland« zu einem Einfuhrland«. Gleichzeitig ginge ihm ein« seiner wertvollen inländischen Absatzgebiete ver loren. Ohne eine ihren Bedarf voll deckende eigene Sohlen- und Eisenbasis kann Deutschland als Industrieland nicht weiterbestehe«. Die In dustrie allein gibt Deutschland die Möglichkeit, seine Bevölkerung zu ernähren. Deutschland muß heute, nur uni nicht zu verhungern, noch viel mehr industriell tätig sein, noch viel mehr expor tieren als vor dem Krieg«. Zu all«d«m soll und nie», sondern da« gesamte britisch« Reich ver treten. — In einer in Carnarvon gehaltenen Red« drückte Lloyd George die Hoffnung au«, daß aus der Konferenz de- Obersten Rate« ein Einvernehmen erzielt werden würde Die Abrüftnugsksnserenz. London, 6. August. Da- Reuterfche Bureau meldet au» Washington: Wie verlautet, ist dem Staatsdepartement, devor e» den neue« Vorschlag über die Abrüstungskonferenz formell unterbreitete, von Großbritannien mitgeteilt worden, diese« sei bereit, jedem in Washington für die Konferenz gewählten Zeitpunkt zuzustimmen. Japan ist, wie angenommen wird, in gleicher Weise dazu bereit. In japanischen Kreisen fürchtet man jedoch, daß die große Entfernung zwischen Washington und Tokio e» unmöglich mach«, daß die Konferenz schon so früh beginne. Der Meinungsaustausch zwischen den einzelnen Mächten bezüglich de« Programm« geht weiter. Die vereinigten Staaten von Amerika hoffen immer noch, daß die Papfrage de- handelt werde, bevor die Konferenz zusammentrete. Die irische Frage. London, 6. August. Wie au« London ge- meldet wird, beruh«« di« günstig«» Rachnchte« über die Stellungnahme der Siunseiner zu de« Vorschlägen de, englischen Regierung auf dem glücklichen verlaus direkter Verhandlungen, die zwischen Vertreter« de valera« und de« Minister präsidenten von Ulster Eratg seit einigen Woche« im Gange sind. Di« Ulstcrleute solle« bei diese« Verhandlungen et« befriedigende« Entgegenkommen tn bezug auf die Wahrung der Einheit Irland« in Oberschlestens. will Deutschland seine finanziellen Verpflichtungen aus dem FriedenSvertrage erfüllen. Auch sie können nur durch vermehrten Export, nur durch die Industrie, ausgebracht «»erden, verliert Deutsch land die oberschlesische Montanindustrie, so kann eS beide« nicht vollbringen, weder die Reparations leistungen au» dem Friedensvertrag, noch die Er nährung seiner Bevölkerung. Die deutsche In dustrie würde verkümmern. Deutschland würde eine» großen Teil seiner Bevölkerung durch Aus wanderung und Absterben verlieren und aus den Stand der Wirtschaft vor 50 Jahren zurücksinken. Auch als Sauser aus dem Weltmärkte würde Deutschland im wesentlichen ausscheiden. Büßt aber Deutschland seine Kaufkraft ein — was ein treten muß, wenn seine industrielle Weiterentwick lung, wenn seine Ausfuhrtätigkeit eingeschränkt wird —, so werden sich hiermit notwendig ein schneidende Wirkungen aus die gesamte Weltwirt, schast ergeben. Die Flichtlisge i« Oberschlesie«. Beuthen, 4. August. In die Stadt hat er- neut ein starker Flüchtlingsstrom besonders aus de» Landgemeinden eingesetzt. Auch aus Gleiwitz wrrd ein starte» Anwachsen de- Flüchtlingszustroms ge meldet. Aus dem Kreise Tarnowitz mehren sich di« Klagen der deutschen Bevölkerung über Über griffe der polnischen Ortswehren. Polnische Forder»«sie«. Berlin, 4. August. Das in Berlin erscheinend« polnisch« Blatt „Dziennik BerlmSke" meldet au» Beuthen . Im Hinblick auf die nahe Sitzung de» Obersten Rate« veröffentlicht der verband ehe maliger polnischer Aufständischer eine Reihe von Forderungen. Darin heißt e» u. a.: Lloyd George hat in Irland wohl noch nicht die Lehre erhalten, daß nationale und wirtschaftliche Bestrebungen nicht durch Bajonette entschieden werden können. Wir glaub««, daß die Vertreter von Frankreich, Italien und Amerika dem englischen Projekt nicht bei stimmen »»erden, und erklären, daß wir eine Ber- gewaltigung unsrer Forderungen durch den Obersten Rat für eine Kampfansage ansehen. Gewalt wird gegen eine einheitliche Front stoßen. Bajonette fürchten wir «ich» wirtschaftlicher und finanzieller Beziehung gezeigt Hadem London, 5. August. Da« Sinnseiner-Paria- ment tritt am 16. d. M. zusammen, um di« Antwort Lloyd George« und die Haltung Ulster« zu erörtern. Die griechisch-türkischen Kämpfe. Athen, 4. August. Der Senera>stab de- zeichnet da« Gerücht, daß eine griechiich« Division auf Konstantinopel vorgehe, al- unrichtig. Ko«sta»tinopel, 4. August. (HavaS.) Der griechisch« Zerstörer „Panther" hat, wie e< heiß», Trapezunt beschoffen, um eine Landung zu er- möglichen. Di« griechische Kirch« d«r Stadt ging in Flammen aus. E« wurden 1b Griechen ge tötet. Ter „Pan'.her" wurde von den türkischen Küftenbatterien getroffen. Angora, 4. August. Die Ratronalversamm- lung hat beschlossen, daß alle Mitglieder der Ver sammlung a« der Verteidigung de» vaterlande« teilnehmen sollen. Die militärische», und medt- zinischer» Mitglieder reisen an die Front ab, während die anderen sich mit BersorgungSangelegen- heiten hinter der Front dejasftn. « W«ffr«r»he ;»ische« Fasciste» »b Lszialistk«. Rom, 6. August. In Rom haben Vertreter der Sozialisten und Fascistcn in Gegenwart de« Präsidenten der Kammer, de Ricola, ein Ab kommen unterzeichnet, durch da« sie sich verpflichten, di« gegenseitige Bekämpfung einz »stellen und Zu sammenstöße z« verhindern. Bei Beginn der Sitzung der Kammer wurde de Ricola von alle« Abgeordnete« lebhaft begrüßt. Tas staatliche Elektrizitäts- Unternehmen. Bon Ministerialdirektor Geh Rat vr-kng Just- 1. Es wird immer ein hohe« Verdienst der säch sischen Regierung bleiben, daß sie unter Zustim mung de- Landtages im Kriegsjahre 1916 den wichtigen Beschluß faßte, die Versorgung des Lande- mit elektrischem Strome zur Staatsaufgabe zu erklären. Dieser Beschluß bildet die Grund- läge zu einem Lulturwerke, da- sich sür die Wohlfahrt des Lande-, besonders auch nach dem unglücklichen Ausgang des Krieges, als von immer größerer Bedeutung erweisen wird. Ist doch die Erzeugung von Kraft- und Lichtstrom und dessen Fortleitung b'S in die Stätten der Arbeit und die Wohnungen des Volkes ein Leden»- element unserer gesamten Wirtschaft. Je plan voller dabei vorgegangen wird, je mehr einer unzweckmäßigen Zersplitterung der Kräfte vor- gebeugt wird, je kräftig«! der gemeinwirtschas«- liche Charakter d«r Elektrizität-Versorgung hervor gekehrt wird, desto stärker wird die befruchtende Kraft sein, die von dem staatlichen Eiektrizitäts- unternebmen ausgeht. Schon früh hatten die sächsischen Städte die Rotwendigkeit einer öffentliche» Versorgung ihre« Gebietes mit elektrischem Strome erkannt und sich in dieser Richtung betätigt. Hier störend einzugreifen, liegt dem staatlichen Unternehmen fern. Ramentlich will es die Städte im Besitz« ihrer Kraftwerke taffen und nicht dort, wo die Gemeinden sich der Sleinverteilung des Stromes angenommen haben, diese« Geschäft an sich ziehen. Wohl aber ist da- staatliche Unter nehmen bestrebt, auch di« Gemeinden mit eigenen Kraftwerken als Großabnehmer zu gewinnen, um sie der Rotwendigkeit zu überheben, ihre Kraft anlagen, wo die« unwirtschaftlich wäre, zu erneuern und zu erweitern. Eine andere Stellung hatte dat staatliche Elektrizität-Unternehmen den privaten llbeNand- zentralen gegenüber emzunehmen. Die Verdienste ihrer Pionierarbeit aus dem platten Lande hat die Regierung niemals verkannt. Nachdem aber der Staat die Elektrizitätsversorgung de» Landes als Ausgabe der Gemeinwirtschaft erklärt und in seine Hand genommen hatte, galt e», auch di« privaten überlandzentralen diesem Zwecke dienst bar zu machen. Das ist teil» durch Ankauf der Kraftwerke und Leitung«netze, teil« durch die Er werbung ausschlaggebender oder doch einflußreicher Beteiligungen an den Unternehmungen erreicht worden. Werke, die den Strom ausschließlich oder im wesentlichen für den eigenen Bedarf de» Be sitzers erzeugen, hat das staatliche BekirizitätS- unternehmen unberührt gelaffen: es kann daraus vertrauen, daß diese Weck eiugehen »»erden, so bald ihr« Besitzer in dl« Lage komme«, den Strom von eine« staatlichen oder staatlich kon trollierten Weck unter dem Preise der Eigen erzeugung zu beziehe«. Ein« weitere Aufgabe hat da« staatliche Unter nehme« darin erblickt, die Verbindung mit den öffentlichen Großkraftwerken jenfeit« der Landesgrenzen hcrzustellen und von diesen Strom nach Sachsen zu ziehen. Bisher ist dies mit de« Reichslrasttverken des Bitter- selber und de« Rrederlausitzer Sohlenbezirke« ge lungen. Anderseit« ist e« mit de» Interessen der La,,de«versorgung vereinbar erschienen, in Sachse« erzeugten Strom in beschränktem Umsange auch benachbarten Gebieten zuzusühren. Will man sich einen Überblick über den der zeitigen Stand des staatlich«« Elektrizität-Unter nehmen« verchaffen, so empfiehlt e< sich, ,wische« stamseigenen und staatlich beeinflußten Elektrizität»- werken zu unterscheide». I. An eigenen Werten besitzt der S»«at 1. da» Großkraftwerk Hirschfelde bei Zittau und 8. das Kraftwerk Elbtalzentrale in Ptrna.