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ächsischeSlaalszeilung Staatsan^eiger für den Zreiftaat Sachsen Dienstag, 26. Juli 1921 r. 171 Ankündigungen: Dte 82 mm breite Grundzeü« oder deren Raum im Ankündigung»- teüe 8 M., die 66 mm breite Grundzelle oder deren Raum im amüichen Telle 4 N., unter Eingesandt b M. — Ermäßigung auf GeschLftSanzeigen. Schluß der Annahme vormittag» 10 Uhr. Erscheint Werktag» nachmittag» mit dem Datum de» folgenden Lage». iS e-ugßp r ei»: Unmittelbar oder durch die Postanstalten 6M.monatl.EinzUneRrn.SOPf. Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 212S6, Gchristleitung Rr. 14674. Postscheckkonto Dresden Rr. 2486. Zeitweise RebeublLtter: Landtags-Beilage, Synodal-Beilage, Ziehungslisten der Verwaltung der Staatsschulden und der Landeskulturrentenbank, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der LandeS-Brandversicherung-anstalt, BerkaufSliste von Holzpflanzen auf den Staatsforstrevieren. Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesehlichen Vertretung für den schriftstellerischen Teil): RegierungSrat Do enge« in Dresden. iachsen und die Getreideumlage. (A. n.) Rach dem vom Reichstag beschlossenen st« über dte Regelung de» Verkehr» mit Gr. i»t sind im neue« Erntejahr im ganzen Reiche i Rill, rönne« Getreide (Brotgetreide, Gerste » Hafer) durch Umlage aufzubringen. Einem rHt» Durchschnitt zufolge träfen demnach auf jcdcu h» 2.S Doppelzentner Getreide. Die Wirt, licht Umlage auf die einzelnen Länder nimmt 2«. nicht die Alächezur Grundlage,fondrrn zchl von der «rtragitfähigteit de» BodrnS au», »ik Umlage habe« die LL«drr deshalb nach dem «nieil aufzubringen, mit dem sie an dem Ernte» »mag im Durchschnitt der Jahre 1W6/1S20 be teiligt sind. Dadurch kommt Sachse«, da» nach Schaumburg - Lippe und vrannschwetg im paztn Reiche die höchste« Durchschnitt»- tzttlarkMiigc — 26,4 är — aufzuwrisen hat Muhen nur 17,6, Bayer« 16,v, Württemberg U,t är), ziemlich schlecht weg. Für Lachsen »irlt weiterhin dte Art und Weise, wie die Umlage verfeinert worden ist, recht ungünstig. In nämlich de« Unterschieden in der LeistungS- sthiglei! die sich au» «lrinbesitz und Deputat» ltisiungcn ergebe«, Rechnung zu tragen, wird mch dem Gesetz das Gesamtaufbringungssoll sk.» Mill, t) vom Reiche für jeden Lelbstver- strgcr noch nm de« Betrag von 144 kg und »« die die gegenwärtigen Selbstversorger- niionen übersteigenden Deputatlcistungen erhöht. Lkn einzelnen Länder« wieder wird je nach der z«»l ihrer Selbstversorger und den geleistete» kchutateu der entsprechende Betrag von ihrem llmlagcjoll abgezogen. Länder, die wenig Selbst- Kljorgcr und Deputatberechtigte haben, kommen kümch in Nachteil gegenüber Ländern mit viel Stldiwcrforgern nnd Deputatberechtigten, i«S- Ksondere Lachsen, wo durchschnittlich nur jcder zwölfte Mann Selbstversorger ist, »ährend z. B in Bayern jeder dritte Mann. Im bei der Intensität seiner Landwirtschaft Gqicn nicht so ungünstig in der Umlage zu Mn, hatte Sachsen mit Erfolg im Reichsrat Llandpuakt vertreten, daß höchstens der klhswersorgerdedarf, und zwar nur mit 8« kg hrv Kopf, bei der Umlage berücksichtigt werden jille, daß aber von jeder weiteren Verfeinerung l«r Umlage abgesehen werden solle. Der ätichsrat hatte diesem Antrage zugestimmt; Iridcr hat aber der Reichstag nicht nur die Tr- Mtlcistungen neu eingestellt, sondern auch «ch die Selbstversorgerration auf 144 Kg nW. rie Folge von dem ist, daß, während die r»rchschnitlsbelast««g im Reiche 2,5 <lr aus ln> beträgt, Sachse« 3,82 ck» je da abz«- litsern hat. Di« Unterverteilung i« Sachse« selbst tann gleichfalls nur nach de« Grundsätze« echten, wie sie das Reich für die Länder a«- vendet Die Umlage ist also nicht nach der llKbavflöche auf die «ommunalverbände zu ver teile«, sondern nach dem Anteil der Kommunal- beebinde an dem Durchschnittsernteertrag Sachsens i» den Jahre« lv>6 1S26. Bei diesem Umlag«, belfahren sind die brsondere« Verhältnisse eine» jede« »ommunalverbandeS am besten berück sichtigt. «ommunalverbände in gnter Boden- pzc werden daher über de» Landesdurchschnitt s^k är) lomme«, während andere mit schlechter Vttenbejchafsenheit weniger abzuliesern habe« Gwen. Eine entsprechend« v«rückzichtign«g d«r Müdere« Verhältnisse wird brt der weitere« I»lagc auf die Gemeind«« und «i«t«l«en Er- ttigek stattfind««. ^vorstehende Reise Marschall Kochs «ach Warschau. Paris, 24. Juli. „Chicago Tribune" teilt mt, daß Marschall Foch gestern die Einladung der polnischen Regierung angenommen habe, Ende »Msi oder Anfang September Warschau zu Misten. Tie griechisch-türkischen Kämpfe. Paris, 24. Juli. Havas meldet aus Angora, bei Ankingach sei eine erbitterte Schlacht geliefert Verben, die zugunsten der Türken endete. De britchen hätten viele Gefangene, acht Geschütze, »elpere Maschinengewehre, sowie viel Munition bi» jtriegsgerät verloren NeWWmrÄWnseMWMWtrM Deutsche Ablehnung. Berlin, 24 J«U. Der frauzöstsch« »vt- schafter hat brt sei»«m gestrige» Besuche de» Reichsminister de» Auswärtigen vr Rose» ge fragt, ob dte deutsche Regierung erkläre» wolle, daß sie bereit fei, dte nötigen Vorkehrung«« für de« Transport ei«,r französische» Division zu treffen, welche die französische Regier»»- «ach Oberschlefte« zu sende« beabsichtige. Der Reich», miaister de» Auswärtigen hat dem französische« Botschafter die nachstehende Antwort erteilt: „Hr. Botschafter! Bei unserem heutige» Ge spräche haben Sie mir mitgeteilt, daß die fran zösische Regierung entschlossen sei, eine Division HilfStruppen durch Deutschland nach vberschlesten zu schicke», und Haden Hiera« die ««frage ge- knüpft, ob di« deutsche Regierung bereit sei, dte nötigen Vorkrhrnngen für den rasche« Transport dieser Truppen dnrch Deutschland zu treffe«. Rach Rücksprache mit dem Hrn. Reichskanzler Wirth beehre ich mich, hiera»j mitznteile«, daß die deutsche Regierung bereit ist, bezüglich der Transporte von Truppen der alliierten und assoziierte« Mächte den Bestimmungen de» Ver sailler Vertrages in jeder «eise nachzukomme«. Indessen kann nach ihrer Auffassung ein Ersuche« um Beförderung von Truppen nach Vberschleste« nicht von einer der drei Mächte tm eige««« Rame», sondern nur im Ramen der Gesamtheit der drei Mächte, welche die Besetzung OberschlesienS ansführen, gestellt werden. Ich darf Ew. Ex zellenz daher um geneigte Mitteilung darüber bitten, ob da» Ersuchen in diesem Fall« im Ramen der drei Okkupationsmächte gestellt ist. Genehmigen Sie usw." Französische Pressestimmen z«r Haltung Deutschlands. Paris 24. Juli. Der „Temps" bespricht die Verhandlungen, die mit der englischen und deutschen Regierung in der oberschlesischen Frage gepflogen wurden. Deutschland erkläre, daß der Selbstschutz in einem Gebiet wirke, das seiner Verwaltung entzogen sei, habe aber gleichzeitig dem französischen Botschafter erklärt, es weigere sich, eine französische Berstärkungsdivision zu be fördern. Die deutsche Regierung verhindere oder verzögere eine Maßnahme zur Sicherung der französischen Truppen in Oberschlesien, versperre also den Gendarmen den Weg. Sie sei von heute ab für alles verantwortlich, was den Fran zosen in Oberschlesien zustoßen könne. „Petit Journal" betont den schlechten Willen der deut schen Rote und ihren unverschämten Lon. Es sei ein psychologischer Irrtum, auf einen Streit zwischen Paris und London zu spekulieren. Britische Stimme». London, 24. Juli. „Daily - Chronicle" schreibt im Leitaufsatz: Bis jetzt ist keine Entscheidung bezüglich der Zusammenkunst des Obersten Rates getroffen worden. Inzwischen hat Deutschland die französische Note beantwortet und erklärt, daß das Recht der Durchführung von Truppen nur zugestanden werden könne, wenn ein allgemeines Ersuchen der Hauptmächte vor liege, die mit der Ausführung der Lberschlesien betreffenden Bestimmungen des Versailler Ver- trage» betraut sind. Diese Behauptung, so be- bäuerlich eS ist, daß sie von Deutschland vor gebracht wird, erscheint aus juristischen Gründen korrekt. Weder Großbritannien noch Italien sind bereit, mehr Truppen nach Oberschlesien zu sende». Ebensowenig haben beide, wie wir glauben, den besonderen Wunsch, daß Frankreich es tue. Aber in dieser Beziehung sind ihre Erwägungen nicht grundsätzlich. Wir glauben, daß sie beiseite gestellt werden würden, wenn Frankreich sich be- reit zeigte, vernünftige Zugeständnisse an die An sichten seiner Verbündeten zu machen und die Zusammenkunft des Obersten Rates zu beschien- nigen. Wir sind nicht geneigt zu glauben, daß tatsächlich, wie die Berichte besagen, ein französisch- polnisches Geheimabkommen abgeschlossen worden ist. Aber wir sind sicher, daß die Verwirrung, wenn der Oberste Rat nicht binnen ku zem zu sammentritt, immer größer und vielleicht der Entente einen lebensgefährlichen Schlag verletzen wird. Wird ßnglaud nuchgtbru^ P»rtö, 25. J»U Wie d«r „Petit Parisi««" mitteilt, hnt dt« französisch« Regier«»« gestern vvrmittag d«« französische« Botschaft«! in Lo«dS« neue Weisung«« «rteilt. Zweimal im Laufe des Tage» hat der G««eralse1retSr Philippe Berthelot de« Besuch des ««glifche» GeschäftSrägertz trheftham empfange«. DaS Blatt glaubt, daß beide Male über die nach Oberschlesic« zu sendenden Vrr- PSrk««gr« gesprochen wurde, da die Frage durch dt« deutsche Rote eine neue Wendung gcuommen hat. Der französische Botschafter wurde jeden falls nochmal» darauf hingewtesen, die englische Regierung möge die Zustimmung zur Entsendung von Verstärkungen gcben, damit der deutschen Regierung bewiese« werde, daß entgegen dem, was sie glaube, die Verbündeten immer noch einig seien. ES sei auch nicht zweifelhaft, daß im Laufe der Unterredung zwischen dem englische« Geschäftsträger und Berthelot der Versuch gemacht wurde, durch gegenseitige Zugrstindniss« die Grundlage sür eine Verständigung zu finde«. Neue Miiteilnuq Englands au Frankreich. London, 25. Jul,. Der parlamentarische Korrespondent des „Daily - Expreß" will erfahren haben, daß eine neue Mitteilung der britischen Re gierung an Frankreich bezüglich Oberschlesiens unter wegs sei. Die englische Regierung bleibe bei ihrem ursprünglichen Standpunkte und werde Vor schlägen, in der nächsten Woche eine Zusammen kunft deS Obersten Rates abzuhalten. Lloyd George sei bereit, nach Paris zu kommen. Tie englische Regierung sei der Ansicht, daß Briand die Ge- fahr in Oberschlesien überschätze. Sollten aber Frankreichs Besorgnisse begründet sein, dann sei die englische Regierung dafür, daß die Gefahr am besten durch eine gemeinsame Aktion im Obersten Rate beseitigt werden würde. Französischer Kriegsverbrecher. Paris, 25. Juli. In der „HumanitS" erhebt Henry Barbusse gegen den Hauptmann Matis vom 134. Infanterieregiment Anklage, daß er bei Fleury 180 deutsche Krieger im Schützengraben nach Be endigung des Kampfes habe niedermachen lassen. Al» das Bataillon zurückkam, habe sich der Oberst des Regiment- über die geringe Zahl von 20 Ge fangenen gewundert Matis erklärte, die anderen seien unten im Schützengraben geblieben Roch nach dem Kriege habe sich der zum Major be förderte Hauptmann dieser Tat gerühmt. Werhart Hauptmann z> tzlortis Hilfernf. Berlin, 24. Juli. Aus den Hilferuf Maxim Gort.» hat Gerhart Hauptmann in einem täuae- ren Telegramm geantwortet, in dem es nach der „Berliner Montagspost" heißt: Die ganze zivili sierte Welt hat Ihren erschütternden Rus nicht nur mit den Ohren, sondern auch mit dem Herzen ver nommen. Sie wird ihn nicht ohne Antwort lassen. Je mehr zu tun sie imstande ist, je besser es ihr gelingt, Hunger und Krankheit zu bekämpfen, um so tiefer wird sie die Menschheit entsühnen. Was aber das schwer geprüfte, doch allezeit hilfsbereite deutsche Volk betrifft, so ist es schon heute durch den Ruf au» dem Osten tief erregt und bewegt. Ich kann getrost sagen, daß Volt und Reichs- regicrung in dem ,nmgen Mun che einig sind, nach bestem Vermögen «aikrä'tige Hilf« zu leisten. ^rLebt für das Ober- fchlesierhilfswert! Griechen und Türken. Die große Griechen-Lssensive, die am 24. Mai d. I. angeiündigt, aber immer wieder abgesagt war, hat nun endlich zu entscheidenden Schlägen geführt. Es besteht kein Zweifel mehr, daß der wichtige Stützpunkt der Kemalisten, die Stadl Eslischehir in der Nacht vom 19. auf den 20. Juli von den Griechen genommen worden ist. Voran ging eine Schlacht bei Kutahia, wobei die Türke« nicht, wie das Reuterbureau übertreibt, 30 000 Mann verloren haben, sondern sich sehr geschickt mit einer solchen Truppenzahl zurückgezogen haben. Durch den Erfolg bei Eslischehir ist die Scharte wieder ausgewetzt, welche die griechische Heeres- macht vor drei Monaten an derselben Stelle er litt. König Konstantin, der bisher in Eordelio, einem Billenvorort von Smyrna, weilte, und eisrige Vorarbeit leistete, hat sich mit seinem Generalstab nack Uschak (südwestlich von Kutahia und Eslischehir) begeben. Auch an der Nordfront hatten die Griechen Glück. Ihre Hauotaruppe hat die anatolüche Bahnlinie besetzt. König Konstantin hat seinen alten Kriegsruhm erneuert, indem er für England die türkischen Kastanien aus dem Feuer holte. Die Schale des Venizelos, der bereits wieder bei der englischen Regierung gegen Konstantin arbeitete, schnellt in die Höhe. Tatsächlich ist die griechische Offensive diesmal etwas anderes. Sie ist jorgsältiger vorbereitet. England hat >a seine Hand im Spiele, nut Blockade und heimlichen Unterstützungen. Tm Offensive atmet in Vorbereitung, Anlage nnd Durchführung, soweit sich bisher erleunen laßt, geschickte, höhere Führung. Man hat diesu "t nicht zuerst angegriffen, sondern erst den türkischen Angriff abgewarlet, bat sich die Initiative durcv geschicktes Ausweichen bewahrt, hat an einer 'ur die Türken entscheidenden Stelle am Marmara meer deren Haupttraslc gefesselt und ist dan'. selbst an anderer Stelle zum entscheidenden Gegen angriff mit starken Kräften übergcgangen. Man hat also aus der bisher von den Türken mit so viel Geschick angewandten Taktik gelernt. Es l-ezt zweifellos ein neiwr Geist, ein neuer Scllwnug in der griechischen Führung, seil König Konstantin an der anatolischen Front per'önUch fuhrt, uns hierin von seinem tüchtigen, auS dem Balkankrieqe bekannten Generalstabsches General Dusmanes unterstützt wird. Das zeigte sich bereis vom ersten Augenblick an, wo dieser sür Griechenland hochverdiente, aber seiner Deutschfreundlichlen wegen bei den Verbandsmächten gehaßte General nach den letzten Niederlagen im Frühjadr an d»e Spitze des griechischen Generalstabes trat, mW seinen Gesinnungsgenossen, den srüheren griech«- scheu Militärattache in Berlin, General StraiegoS. an die kleinasiatische Front entsandte. Die erste Maßnahme dieser beiden Männer war, trotzdem die Türken bereits dicht vor Uschak, dem ent scheidenden Punkt an der Smyrnafront, standen, ein svstematifche» weites Zurücknehmen der griechi schen Linien, ei«e Umgruppierung und im Zn- sammcnhang damit ein« Verstärkung der griechische« kleinasiatijchen Armee, die das militärische Gleich gewicht in Kleinasien wieder hcrstelltc. Die türkisch« Offensive lief sich fest, sie kam vor de« Toreu Smyrnas zum Stehen ohne trotz chrer -Erfolge bei Sstlscheyir und Ajunkarahisfar die Entscheidung durch Vernichtung des griechischen Heeres gebracht zu habe«. Nun Hal sich da« Blatt gewendet, und die Reibe ist an de« Türken, sich schleunigst an der ganzen Front zurückzuziehen. um n cdt im Norden abgeschaitte» z» werden. Vis Angora ist ja noch weit, und es ist sehr die Frage ob die Griechen in ihre» neuen Tempo unaufhaltsani vordringen können. Die Regiernng von Angora weiger» sich jeden- falls, mit England in Verbindung zu trete«, weil sie die Gewißheit zu haben glaubt, daß die griechische Offensive von England unterstützt wird T>c Abgeordneten der griechisch«., Naiinalver- jammlui^ sind hmsichU.ch des Krieges in dr«.