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Das im Januar 1776 in Salzburg komponierte Klavierkonzert B-Dur KV 238 ist Wolfgang Amadeus Mozarts zweites Werk d'eser Gattung, die er vornehmlich später zu höchster Vollendung geführt hat. Das für sich selbst oder für die Schwester geschriebene Konzert wirkt wesentlich reifer als das erste in D-Dur KV 175 vom Jahre 1773. Zwischen beiden Konzerten lagen das Concertone für zwei Violinen KV 190 und fünf Violinkonzerte KV 207, 211, 216, 218 und 219. Der Geist dieser Kompositionen wirkt im Klavierkonzert KV 238 spürbar nach, die dreisätzige Form mit vergnüglichem Schlußrondo ist dieselbe wie bei den Violinkonzerten. Vor allem entspricht die Orchestrierung der Ecksätze (mit zwei Oboen, zwei Hörnern und Streichern) der der Violin konzerte. In dem gefühlvollen Mittelsatz in Es-Dur, in dem die Violinen con Sor dino das Hauptthema anstimmen, schlägt Mozart den Weg ein, der zu den far benreichen Konzerten der Jahre 1784 bis 1791 führen sollte: Er ersetzt die beiden Oboen durch Flöten und erreicht damit denselben koloristischen Effekt wie im Violinkonzert KV 216. Tatsächlich läßt der melodische Reichtum des Mitte'satzes von KV 238 die Mittelsätze der späteren Konzerte vorausahnen. Hinzuweisen ist auch auf den teils phantastischen, teils leidenschaftlichen Charakter der Harmonik in diesem Konzert, die mit Vorliebe durch Molltonarten dahingleitet. Mozart hat das Werk offenbar noch später geschätzt, nahm er es doch auf seine große Reise von MTljlZ mit. Das Klavierkonzert Nr. 1 d-Moll op. 15 von Johannes Brahms gehört zu den Jugendwerken des Meisters. Es wurde in seiner Urform als Sonate für zwei Klaviere entworfen (1854), auch Pläne für eine Sinfonie hatte der Kom ponist ursprünglich damit verbunden. Die ersten Aufführungen des dann end gültig zum Klavierkonzert umgestalteten Werkes fanden mit Brahms als Solisten kurz nacheinander Anfang 1859 in Hannover und im Leipziger Gewandhaus statt, wobei es allerdings besonders in Leipzig zu einem völligen Durchfall des Konzertes kam. Der Komponist äußerte sich darüber in einem Brief an se : nen Freund, den berühmten Geiger Josef Joachim, recht sarkastisch: „Ohne irgend eine Regung wurden der erste Satz und der zweite angehört. Zum Schluß ver suchten drei Hände, langsam ineinanderzufallen, worauf aber von allen Seiten ein ganz klares Zischen solche Demonstrationen verbot. Weiter gibt's nun gar nichts über dieses Ereignis zu schreiben, denn auch kein Wörtchen hat mir noch jemand über das Werk gesagt! Dieser Durchfall machte mir übrigens durchaus keinen Eindruck ... Ich glaube, es ist das beste, was einem passieren kann: das zwingt die Gedanken, sich ordentlich zusammenzunehmen, und steigert den Mut. Ich versuche ja erst und schaffe noch. Aber das Zischen war doch zuviel . . ." Die Gründe für diese überaus schlechte Aufnahme der ersten bedeutenden Or chesterschöpfung des jungen Brahms bei seinen Zeitgenossen mögen besonders darin zu suchen sein, daß es sich hier nicht um eines der üblichen Virtuosenkon zerte, sondern um ein rein sinfonisch angelegtes Werk handelte, bei dem das Klavier — kein virtuos konzertierendes Soloinstrument mehr — ebenso wie die anderen Orchesterinstrumente der sinfonischen Entwicklung nutzbar gemacht wird. Daneben mögen auch die Monumentalität und die dramatische Schroffheit besonders des ersten Satzes, der unter dem Eindruck des Selbstmordversuches des verehrten Robert Schumann geschrieben sein soll, zunächst befremdet haben. Und doch müssen wir in diesem Werk, bei dessen Entstehung wohl persönliches Erleben des jungen Komponisten eine wichtige Rolle spielte, eines der großartig sten Beispiele seiner Gattung erblicken, das uns durch seine Einheitlichkeit und Intensität, durch seine düstere Größe und seinen starken Gefühlsreichtum aufs tiefste zu fesseln vermag. Der erste Satz (Maestoso) wird mit dem großartigen Hauptthema des Orchesters eröffnet. Nach einem Zwischenspiel und einer kontrapunktischen Steigerung setzt das Klavier piano espressivo mit klagenden Terzen- und Sextengängen ein. Spar sam begleitet das Orchester. Die ernste, schmerzliche Stimmung konzentriert sich. Dann erklingt — im Klavier allein - das edle zweite Thema, das zu Brahms’ schönsten Einfällen gehört. Das Orchester greift die Melodie auf, das Klavier um spielt sie figurativ. Die Durchführung bemächtigt sich dieses Materials und mün det in einer Verarbeitung des Hauptthemas. Düster klingt die Reprise aus. Wie faszinierend die melodischen Entfaltungen, der großflächige Aufbau, der herbe Mollklang des Satzes wirken, läßt sich kaum mit Worten sagen. Der Einsatz des Soloklavieres erfolgt sinfonisch-konzertant und stellt an den Solisten höchste physische Anforderungen. Andere Gefühlsbereiche eröffnen sich schon mit dem zweiten Satz (Adagio), den Brahms ursprünglich — wohl im Gedenken an Schumann — mit „Benedictus, qui venit in nomine Domini" überschrieben hat. Ein innig-gesangvolles Geigenthema steht im Vordergrund des Satzes. Einen weiteren edlen Gedanken bringt das Klavier. Die Anlage des Adagios ist dreiteilig. Der mittlere Teil wird von elegi schen und schmerzlich-trotzigen Stimmungen beherrscht. Die variierte Wieder holung des ersten Teiles — mit einer Kadenz des Klavieres — schließt im Pianis- simo. Das Rondo-Finale (Allegro non troppo) steht inhaltlich im Gegensatz zu den vorangegangenen Sätzen. Rhythmisch und melodisch begegnet fast ungarischer Schwung. Kraftvoll, stürmisch setzt das rhythmisch pointierte Hauptthema ein. Welch einen Kontrast schafft dazu das wunderschöne zweite Thema in F-Dur, das besonders wirkungsvoll in einer fugierten Episode mit Klavier und Horn zum Ausdruck kommt. Die Gestaltung des Rondos meidet insgesamt belastende Pro blematik. Nach einer konzertanten Kadenz verklingt das Werk mit hellem Dur- Klang. Dr. habil. Dieter Härtwig VORANKÜNDIGUNGEN: Sonnabend, den 30. April 1977, 19.30 Uhr, Freiverkauf Kongreßsaal des Hygiene-Museums Dresden 2. SONDERKONZERT Chorwerke von Hans Leo Haßler, Johann Christoph Demantius, Heinrich Schütz, Felix Mendelssohn Bartholdy, Robert Schumann, Johannes Brahms, Wilhelm Weismann und Heinz Krause-Graumnitz A-cappella-Chor und Kammerchor des Philharmonischen Chores Dresden Leitung: Herwig Saffert Sonnabend, den 28. Mai 1977, 20.00 Uhr, Freiverkauf Sonntag, den 29. Mai 1977, 20.00 Uhr, AK (J) Festsaal des Kulturpalastes Dresden 9. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Kurt Masur, Leipzig Solistin: Cecile Ousset, Frankreich, Klavier Werke von Mendelssohn, Schumann, Rachmaninow, Ravel Programmblätter der Dresdner Philharmonie — Spielzeit — Chefdirigent: Günther Herbig Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Druck: GGV, Produktionsstätte Pirna - 111-25-12 2,65 T. ItG 009-29-77 (•Inilhamoomio 8. AUSSERORDENTLICHES KONZERT 1976/77