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M April 18SS. Nr. SS. (Qurrstraße Nr. 8). «Wahrheit und Recht, Freiheit und Tesch I» Preid für da« Vierteljahr 1'/, Thlr.; jede einzelne Nummer 2 Rgr. Inserttonsgebühr für den NaUm einer Zeil« 2Ngr. ! Dienstag. , ... . - >5 ' . Zu beziehe« durch all« . sM DaW MMim Ztittmg' D-«tschl-«d. Preußen. * Berlin, 26. April. Wie man hört, ist das hiesige Gc- neralauditoriat damit beschäftigt, ein Gutachten über den vom Kriegsgericht in Frankfurt a. d. O- in der Hinckeldey-Nochow'schen Angelegenheit gefällten Urtheilsspruch auszuarbeiken. Die Urtheilssprüche des Kriegsge richts pflegen stets, wenn dieselben zur Bestätigung an den König gehen, mit einem Gutachten des GeneralauditoriatS begleitet zu sein. — Eine Hin weisung in der augsburger Allgemeinen Zeitung darauf, daß die österrei chischen Tarifermäßigungen nicht blos ein großer naiionalükonomi- scher Fortschritt, sondern auch eine inhaltsschwere politische That seien, in dem bald die Stunde da sej, die letzte Hand zu legen an den Aufbau des stolzen Gebäudes, das den Namen führe: Deutsch-österreichischer Zollverein re., hat hier natürlich große Aufmerksamkeit erregt. „Bleibt die nächste Zukunft eine Periode des Friedens", sagt in Bezug auf diesen Gegenstand das Preu ßische Wochenblatt, „so wird Oesterreich nicht blos seine noch unentwickelten inner» Hülfsquelsen aufs äußerste zu entfalten bestrebt sein, sondern es wird unzweifelhaft noch weiter gehen; es wird, wie vorauszusehen ist, den Wettstreit mit Preußen um Einfluß und Uebergewicht in Deutschland von dem politischen Gebiete, auf welchem er sich während der letzten zehn Jahre vorzugsweise bewegte, auf handelspolitischen Boden verpflanzen." Welche praktische Bedenken der Verwirklichung eines deutsch-österreichischen Zollver eins «tgegenstfhen, bleibe hier unerörtert, indem es genügt, auf das ent schiedene Hiyperniß hjnzuweisen, welches die österreichischen Geldverhältniffe darbieten. ES ist nicht in Abrede zu stellen, daß au» der künftig unge hemmten Benutzung des Donaustroms und aus der gesicherten Stellung der Donaufürstenthümcr sich für Oesterreich eine neue Quelle nicht nur Kr in ner» volkswirthschaftlichcn Entwickelung, sondern auch der enger» Verknü pfung seiner Verkchrsverhällniffe mit dem südwestlichen Deutschland ergibt. Der Wettkampf Oesterreichs mit Preußen auf dem handelspolitischen Ge biete würde in dieser Beziehung allerdings unter günstiger» Bedingungen als vor drei Jahren geführt werden. - - — Auf der Lage-o»-««- der vorgestrigen Sitzung de- Herrenhauses stand der Bericht der Commission über die Entwürfe eines Gesetzes, betref fend di« Gemeindeverfassung in der Rheinprovinz, und einer Städteord- nung für die Rheinprovinz. Die Commission schlug dem Hause di« unver- änderte Annahme beider Gesetzentwürfe in der vom Hause der Abgeordne ten^ beschlossenen Fassung vor. Zu diesem Berschte halte Hr. Lautz folgen den Präjudicialantrag gestellt: „DaS Herrenhaus wolle beschließen: daß die vorliegenden Gesetzentwürfe zuvörderst an den rheinischen Provinziallandtag zur Begutachtung zurückgewiesen werden." Der Präsident erklärte, daß dieser Antrag am Schluss« der Generaldebatte zur Abstimmung kommen werde, und demnächst begann die Generaldi-tpssion, nach deren Schluffe der Präjudicialautrag durch Namensaufruf mit 69 gegen 26 Stimmen abge- lehnt wurde. 3» der gestrigen Sitzung de- Herrenhauses wurde die Stadt«- ordnung für die Rheinprovinz unter Verwerfung verschiedener Am«dr- ment- nach den Beschlüssen deö andern Hauses angenommen- — Die Eommission für den MathiS'schen Antrag, die Presse be treffend (Nr. 79), hat, wie die Neue Preußssch« Zeitung miltheilt, unter Zustimmung aller Mitglieder sowie des Antragstellers selbst di« Berathung auf 14 Tag« ausgesetzt, d. h. für die diesjährige Session fallen lassen. — S» ijh bereit- gemeldet nH-ben, daß nach dem am 20. April in Ber lin verübt« Raubmord an der Wirthschafterln Bunge der Verdacht der Täterschaft sogleich auf den Schfftkdergesellen Kage und dessen nächste Um gebung fiel und deshalb Kage, dessen Ehefrau, der Tischlergeselle Pfirff und die Aufchtzterin de- Geh. BauralhS Ander- verhaftet wurden. Aus der folgenden Bekanntmachung des Polizeipräsidium-, welche gestern Nachmit- tag dürch Anschlag veröffentlicht wurde, ersieht man, daß es gelungen ist, di«Thäter zu entdecken. Dem Vernehmen nach haben die betheiligten Per- sontn in der vorigen Nacht umfassend« Geständnisse vor der Criminalpoli- zri abgelegt und die Beamten derselben noch in der Nacht nach einem der bei der Hastnhaid« v-v dem Halleschen Thor« belegenen Kirchhöfe geführt, wo man den größten Theil der bei dem Mord« -«raubten sehr werthvollen Gegenständ, ia einem Grabhügel verschont vorgefunden hat. Die erwähnte öffentlich« Bekanntmachung de- Gniglichen Polizeipräsidiums lautet: Durch, dft O«-Snduiffe, welche «ehre bet deck (oben dez«ichn«ttu) Verbrechen be- Millgt« Personen in der vergangen«», Nacht abgelegt haben, tst der größte Theil der er «ralordung der Bunge geraubsen VrgenkLnd« wieder herbeigeschafft worden, chlen nur noch folgende: I) Eine goldene DamenrvllMruhr und Nhrhaken mit einen. 2) «tue feine golden« DamenhalSkett«, mit Amethyst und Perlen a«- , Sin Armband mit Granaten. 4) Zwei klein« goldetw Damenring«. 5) Vin «inge und «in« Broch« von cktt «rannt«. »ch, d« «taatsschnldschei- /Smmtliche Soupon« herbelgHhajst. Vie SchulMsschretbung«« selbst Mr ft» Magdeburg, 24. April. Prediger Uhlich, angeklagt durch Her- ausgabe seines Sonntagsblatts nach Schließung der Freien Gemeinde den tz.16 des Vereinsgcsrtzes übertreten zu haben und in erster Instanz bereit- freigesprochcn, stand heute vor dem AppellationSgcricht. Die Freisprechung wurde bestätigt. Es ist nun elf Monate, daß sein Sonntagsblatt dieses ProccffeS wegen nicht hat erscheinen können. (Magd. Z.) Baden. Karlsruhe, 24. April. Staatsrath Brunner, kürzlich auf seinen Wunsch zum Hofgerichtspräsidenten in Manheim ernannt, wird in den nächsten Tagen sich abermals nach Rom begeben. Es wird behaup tet, er nehme diesmal di« Hoffnung auf endliche Beilegung des Bischofs streits mit. Wann und wie er sein Ziel erreichen werde, kann wol Nie- mand mit einiger Sicherheit vorhersagen. (Schw. M.) Großherzogthum Hessen. Wie dem Frankfurter Journal auS der Oberrheinischen Kirchcnprovinz vom 25. April in Betreff der katholischen Kirchen frage in Hessen geschrieben wird, liegt zur Zeit ein vom Papst revidirter Entwurf einer Vereinigung der Regierung zu Darmstadt mit dem Bischof von Mainz dem Großherzog zur Genehmigung vor, sodaß also b>i der kaum zweifelhaften Aussicht auf düse Genehmigung der Abschluß dis getroffenen Uebereinkommens jeden Tag erwartet werden könne. Gleich den Ansprüchen des Episkopats auf die Schule sind auch jene auf freie und selbständige Verwaltung des Kirchenvermögens vom Papst in dieser Verein barung aufgegeben und die bisherigen Rechte des Staats, im Widerspruch mit der ursprünglichen Foderung des Bischofs, zugcstanden worden. Hier nach könne man das Vorgehen des Erzbischofs von Freiburg beurlhcilen, weicher die Verweigerung der selbständigen Vermögensverwaltung für Ge wissenszwang zur faktischen Widersetzlichkeit gegen die Gesetze deS Staats er klärte. Die Bischöfe wollten päpstlicher sein als der Papst. Thüringisch« Staaten. Gera, 23. April. Der Fürst hat dem Landtag ein Rescript zugeh« lassen, in welchem er dem Majoritätsbeschluss« die Sancljon erlheilt, msolgedeff^brck-Abgeordnet« ihrMandat «»«zogen »Albe. Dies« drei Abgeordneten, Mlche in b«r Sitzung nicht anwesend war«, in de« die Abgeordnete» auf den modificirten E i d verpflichtet wur- d«, hatten di« Ablegung dieses Eides verweigert, und der Landtag beschloß in seiner Mehrheit, dieselben aus der Versammlung auSzuweiscn. Braunschweig. *Brauyfchwcig, 26. April. Gestern vor 50 Jahrs» wurde unser Herzog Wilhelm geboren, gestern vor 25 Jahren trat er dl« Regierung seines Landes an, und gestern haben Stadt und Land diese- seltene Doppclfest mit einem Glanze begangen, der nur von der Theilnahme überwogen ward, die in Aller Herzen sich regte und die das alte Braunschweig mit dem reichsten Festschmuck geschmückt hatte. Früh um 6 Uhr läuteten sämmtliche Glocken der Stadt die Feierlichkeit ein, wäh- rend glrichzeitlg in den Schall der Glocken der Donner der Kanonen dröhnte. Eine halbe Stunde später vereinigten sich sämmtliche Musikcorps deS Mi litär- zur Reveille, denen sich die Gesangvereine zu musikalischen Vorträgen angeschlossen hatten. Nach Beendigung des Gottesdienstes, der um 8 Uhr begonnen hatte, statteten die Umgebung des Herzogs sowie das Ministerium und her Hofstaat ihre Gratulation ab, worauf im Thronzimmer die zahl- reichen LandeSdeputationen vom Herzog empfangen wurden. Unterdessen war der Festzug der Bürgerschaft herangezogen, voran tHe ugWrmirtcn Schüße» mit ihrem Musikcorps, dann der Stadtmagistrat u«sh bA-Stadt- verordnet«», die Mitglieder der Kaufmannschaft, die vereinigten Beamten, die Gilben, die Gesangvereine, die Buchdrucker, welche Festgedichte zu Taufenden unter das Publicum verlheilten, die Fabrikanten mit ihrcn Arbeitern. Um ll Uhr kamen die Militärdcputanoncn der auswärtigen Negierungen und fremde Anwesende zur Cour im Audienzzimmer. Jmpc- sank War das Ausreiten der berittenen Landleute, das um 1 Uhr statlhatte. Rach her Tafel, die uni 4 Uhr begann, fand die Aufführung einer Fest- oper i« Hoftheater statt, wozu der neueinstudirtc , Zweikampf" von Herold gewählt Horden war, und hieran schloß sich ein Umzug deS Herzogs mit sein«» fwWchen und andern hohen Gästen durch die erleuchteten Straßen der Stadt. Hier haben Ci« die Umrisse zu unserer Feier, di« lang» in unser« Gedächtniß bleiben wird. Erhöht wurde der Glanz de-Feste» durch di« Anwesenheit vieler fürstlichen Personen (wir nennen darunter den König von Hannover, den Großherzvg von Oldenburg, den Herzog «gn, Hachse» KoblHffGotha, drn Fürsten von Bückeburg, d«n Herzog von Augustenburg, die Prinz« von Solms) sowie durch da-Eintreffen vieler hoher auswärtig« Htaät«. beanjt« n*d Militärs. So sahen wir den österreichischen außeroG«MW«n G«. sand<« Gmerallieutenant Grafen Monttnuovo, den österreichisch« MkMN und CoawnatGour d«- Regiment- Herzog Wilhelm Grafen Salbers den Hannover- sch« W»A«Lrhrn. v. Hammerstein, den G«neralllntt«ant HGfttt, den groHeHA HWchm Gesimb-w» Günsen Görtz, drn Legation-reH Grafen