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Mittwoch. Nr. US 18. Mai I8SS «etpzig DieZcUun, erscheint mit AuSnahm» des Montags täglich und wird Aach mittags 4 Uhr a»S- gegeben. Drei» für das Viertel jahr 1'/» Thlr.» jede ein zelne Stummer 2 Skgr. Dciitscht Mgkmim Zeitung. »Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Zu beziehen durch alle Po-Lmter des Zu- und AnSlaudes, sowie durch die Expedition in Leipzig (Querstraße Sir. 8-, Anfertionsgebühr für den Naum einer Zeile 2Ngr. Ve«tfchla«d. Man schreibe dec Weser-Zeitung von der Niederelbe vom 12. Mai: „Die Weser-Zeitung brachte kürzlich mehre Artikel, die den Anschluß, resp. Nichtanschluß der Hansestädte an den erweiterten Zollverein zum Ge genstände haben. ES braucht nicht gesagt zu werden, daß dieselben hier ihr volles Echo finden. Es fehlt zwar auch hier nicht an vereinzelten Apo steln, die das Evangelium des Anschlusses predigen, allein dieselben find schlecht inftririrt, um nicht zu sagen falsche Propheten. Sie verstehen we der das Interesse der Vereinslande noch das der norddeutschen Städte, wenn sie, wie sic dies forciren, beiderlei Interessen trennen. Die Hanse- städle habe keine isolirtc Existenz und sie rcp'räsentlren Mn isolirteS Inter esse. Sie gehören der Sache nach zur großen deutschen Handelsconfödera- tion, wenngleich sie dem' Namen nach nicht zu ihr zählen. Sie bilden selbst einen noch inniger« integrireUdern Theil derselben als vielleicht irgend ein anderes inneres Land, trotzdem oder besser weil sie ihr nicht asscnlirt sind. Denn als die Außenhäfen und kaufmännischen Agenten Deutschlands machen sie am deutschen HandclSkörper gleichsam die Hände und Füße aus, diese aber dürfen mit dem 'übrigen Leibe nicht so verwachsen sein wie seine andern Gliedmaßen. Ein stärkeres Band als Pergament fesselt sie an das kommerzielle Deutschland,, dies ist daS gemeinsame Interesse; ohne sic wäre der Zollverein nie eine Wclthandelsmacht geworden. Das Interesse des einen kann vom Interesse des andern so wenig getrennt werden, daß selbst daS Ausland die klarste Einsicht davon hat, geht sie gleich inländischen Blättern ab. Fremde, namentlich transatlantische Staaten begnügten sich in der Regel damit, nur mit den Hansestävten Rcciprocitätsverträgc abzu schließen, wissend, daß dieselben nicht lediglich als kleine abgesonderte Re publiken, sondern als die natürlichen Vermittler und Repräsentanten des deutschen Handels zu betrachten sind; wie auch wiederum die deutschen Staa ten, anstatt selbst mit entfernten Nationen in Handelsfreundschaften einzu- gehcn, dies Geschäft ihren großen Seeplätzen überlassen, weil sie in den hanseatischen Vortheilen ihre eigenen erblicken, wenn sie auch nicht immer noch besonders stipulirt werden.' Indem der Verein in seinen neuen Frci- hafenschöpfungen zu Geestemünde und Brake^die Zahl der freien Plätze nur vermehrte und eine fernere Erweiterung derselben sich sogar noch vorbehält, bekundet er von neuem, daß er seine alte Würdigung der Hanscstädte Moch nicht verlernt hat. Es kann in der That auch nur das Interesse des in- ncrn Deutschlands sein, so viel freie Ausgänge als möglich für seine Na turprodukte und Manufacten zu haben; je größer die Cvncurrenz der ver schiedenen Seehäfen, desto besser werden die'Bedingungen sein, unter wel chen die Produkte deutscher Industrien auSgcführt und die Bedürfnisse aus fremden Ländern eingcführl werden können. Deutschland darf daher seine Seeplätze nicht monopolisiren wollen. Es muß den natürlichen Lauf des Handels, ungestört von allen künstlichen Hemmnissen, fortbestehen lassen. Und die inländischen Fabrikanten sind davon so überzeugt, daß sie öfters kein Bedenken tragen, bei der Versendung ihrer Erzeugnisse belgische, hol ländische und französische Häfen selbst unter gleichen Exportbedingungen den deutschen vorMiehen." — Aus ebürg vom 13. Mai schreibt man: „Beachtung verdient wegen- der Quelle, aus der sie rührt, folgende Notiz in der heutigen Num mer des Magdeburger Correspondenlen: «Je weniger bei der gegenwärtigen Sachlage auf einen nahen Anschluss Mecklenburgs an den Zollverein zu rechnen ist, und je mehr die. Ermäßigung der Elbzölle gerade als eine' A erwartende Folge eines Hmzutretens' von Mecklenburg zu dem Zollverein angesehen würde, desto mehr wird es sich die diesseitige Regie rung angelegen sein lassen, ganz abgesehen von dem möglichen Eintreten eines solchen nähern Verhältnisses zu Mecklenburg, die Ermäßigungen der Zollbelaflungew deS ElbsKoms? unausgesetzt zu verfolgen.»" — In Oesterreich ist bekanntlich unter dem Vorsitze des MinisterialratHS Ür. Hock eint Commission eingesetzt würden, welcher die Ausführung des preußisch - österreichischen. Vertrags obliegt und die alle hierauf bezüglichen Ver änderungen vorzubereittu hat, Vie sich aus dem Vertrage in dem Brrhälk- niss zum Zollverein und in vir östeueichischin Zollgesetzgebung ergeben. Diese Commission hat ihre Wirksamkeit bereits begonnen und soll' als' eint dev er- sten Grundlagen Vie Einführung gleichartl'gtr Aosl'manf in den beiderseitigen Zollgebieten erkannt und eine demgemäß^ Umgestaltung der österreichischen Einrichtungen, soviel als möglich Nach' dem' Muster des ZöllvettiNS, beschlosst haken. Sin solches BdrschreittM WÜrdi für den ver einsländischen Verkehr nach Otsttrrtich von großer Wichtigkeit sein: Wie man der Neuen Preußischen Zeitung, aus Wien schreibt', sind behufs AuS- führung jener Absicht. österrcichischetseitS mehre höhere Zollbeamte beauftragt worden, sich von dem Wesen der Zollmanipulation in Preußen unv den Zollvereinsstaaten an Ort und Stelle zu unterrichten: Frankfurt a. M., 14. Mai. Verschiedene Zeitungen lassen sich „ver sichern", daß in letzter Zeit zwischen Oesterreich und Preussen sehr rege diplomatische Erörterungen zur Anbahnung von Verständigungen über beim Bundestag anhängige Fragen und zu stellende Anträge gepflogen worden seien. Hier ist davon nichts bekannt. Wenn aber vorzugsweise „normative Bundesbestimmungen für Regelung der Presse" unter jenen angeblichen Vcr- ! Handlungsgegenständen hervorgehoben werden, so mag dies im Wunsche lie- ! gen, aber nicht i» der Wahrheit. Ein Artikel der augsburger Allgemeinen Zeitung, welcher auch in die Deutsche Allgemeine Zeitung (Nr. 102) überging, gibt vielmehr die gegenwärtige Lage der Bundcspreßgesehsrage recht genau, und soviel bekannt, sehr richtig an. Dem Verehmen nach ist cs der bairische Gesandte, welcher soeben mit der Zusammenstellung des Gesetzentwurfs nach den vorliegenden Instructionen beschäftigt ist. Diese Arbeit kommt dann zur Ausschußberalhung, nachher zum Vortrage im Plenum; und da noch immer Vie principiellen Differenzen keineswegs ausgeglichen sind, so wird es sich wol endlich um abermalige InstructionSeinholungen handeln, ehe der Termin eintritt, wo ein einstimmiger Bundesbeschtuß das Gesetz herzüstellen haben wird. — Aus Frankfurt a. M. wird der Neuen Preußischen Zeitung be richtet, daß der politische Ausschuss bereits eine Sitzung in Betreff des österreichisch-preußischen Antrags wegen Aufhebung der Arbeitervereine gehabt habe. Preußen. ttBerlill, 16. Mai. Die Anwesenheit der fürstlichen Gäste am hiesigen Hoflagcr, die bereits heute dasselbe zum größten Theil wieder verlassen haben — die Königin von Griechenland, der Herzog und die Herzogin von Genua, der Großherzog von Schwerin, der Erbgroßhev- zog von Strelitz nebst Gemahlin, der Prinz Friedrich von Hessen — gab ge stern Veranlassung zu einem der größern militärischen Schauspiele, an die der Berliner freilich gewöhnt ist, die den Fremden aber durch ihren kriege- rischen Glanz überraschen. Der sonnenhelle, wenn auch kühle Tag begün stigte das Schauspiel ungemein, das unter den Linden und auf dem gro ßen, von den schönsten architektonischen Zierden umgebenen Platz am Opern haus« stattfand. Obgleich die Potsdamer Garderegimenter nicht an der Pa rade theilnahmcn, bildeten die hier garnisonirenden Truppentyeile dennoch eine imposante Truppcnmasse, bestehend aus vier Gardeinfanterieregimentern, dem neufchatellcr Gardeschützen- und dem Gardepionierbataillon, dann demGärde- kürassier-, dem Gardedragoner- und dem ersten Gardeuhlanenregiment, ferner aus der reitenden und der Gardefußartillerie. DerH erzog von Genua äußerle sich mit Lebhaftigkeit über das prcpre Ajustement der Truppen und nament lich über die trefflichen Pferde der Cavalerie, die vorzugsweise bei der Garde den, ausgezeichneten Schlage aus Preußisch-Lithauen entnommen sind, eine Nace, die, aus trakehner Züchtung, bekannten Ruf durch ganz Europa ge wonnen hat: Bekanntlich ist der Prinz der Chef der sardinischen Artil lerie, die unter seiner energischen Leitung mit großem Mulhe längere Zeil die Niederlage bei Novara abwehrte, bis endlich Oesterreichs Wassen siegten. Erklärlich war daher auch die Thcilnahme, mit der der Herzog auf Vie hie sige Artillerie sein Augenmerk richtete und über' öle Bespannung, die vor zugsweise bei den Zwölfpfündern auö wahren Luxus- und Prachtrosscn be steht, seine Bewunderung äußerte. Die ganze Erscheinung des italienischen Fürsten hat etwas gediegen EhevalercSkes' und hat deshalb hier nicht geringes Aufsehen erregt, während die zarte Milde', die sich in dem Wesen sek- ner hohen Gemahlin ausspricht, die achtungsvollste Theilnahme nicht min der in Anspruch nahm. — Däs berliner Corttspondettz-Bureau schreibt: „Vielfach ist davoli Vie Rede, daß der Minister des Innern die Octroyirung der nicht fertig. Vera'- thenen Gemeindeordnung im StaatSmiilisterium beantragt habe, mit diesem Anträge aber nicht durchgedrungen sei. Nach Allem, was' in besser unterrichteten Kreisen verlautet, scheinen aber die in Resse stehenden Ange- lcgenhestcN sich in einer Lüge zu befinden; welche einen solchen ANttag nicht zeitigen konnte:" — Die offitlelle «Zeit» sagt, bass eine Octroyirung des Maischsteuer- gesetzeS nicht in Aussicht stehe. — Zn Bezug auf eine der Schlesischen Zeitung entlehnte Nachricht, „daß ein Unteroffizier Jacob, der noch, gegenwärtig! bei dem 6. Artillerie- regimentt in Koblenz im Dienste- siche, in voller Artillcrieumform von öster reichischem Gendarmen nachKrakäu transportirt worden sei" (Nr. 104),, geht den Spenchschm Zeitung, folgende- amtliche, Berichtigung zu: „Ein Unter offizier Jacob steht^egenwärlig. ggr nicht im 8.Arullerieregimentr, sondern es ist einer dieses Namens (Heinrich Michael) schon am 4. Oct. 1851 zur Reserve von der A reitenden Batterie des gedachten Regiments entlassen worden. Derselbe Jacob ist im März u I. durch Has Kreisgcricht in He- chjngen wegen Landstreicherei zur Untersuchung, gezogen und das 8. Artil lerieregiment bei dieser Gelegenheit um näher« Auskunft über ihn vom der genannten Justizbehörde angegangen worden."