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Mittwoch. «ripztg. v», Artung «sthetot mit A«Snahm« lx* Vkxtag« täglich und «Kd Nachmittag» ä Uhr au»- gegeben. Preis für da» vkrkl. jahr l'/, Thlr-, jede ein zelne Nummer 2 Rgr. Nr. 28. — 2. Februar 18SA Deutsche Mgemeiue Zeitung. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetzt» Zn beziehen durch all« PoftLmter des Zn- und Au-lande», sowie durch die Expedition in Leipzig lQuerstraß» Nr. 8). qjnsertionsgebü», fik den Raum einer Zeile 2 Ngr. Die Zoll- und Handelsfrage. Der Magdeburgifchen Zeitung schreibt man aus Norddeutschland vom Ende Januar: Schon im October des vorigen Jahres brachten die meisten preußischen Zeitungen die Nachricht, daß Braunschweig sich bereits für «Ine neue Vcrtragspcriode an Preußen gebunden und daß die dicsfaUigcn Zollvcrträge bereits abgeschlossen seien. Im Monat December wiederholten fit diese Nachricht und gaben dadurch einen klaren Beweis, daß die erste Mittheilung „verfrüht" gewesen. Auch jetzt bedarf diese Mittheilung noch einer Berichtigung. Es ist allerdings richtig, daß der Vertragsentwurf be reits im October die Zustimmung der braunschweigischen Negierung gefun den und daß man sich in der letzten Zeit auch über den Vertrag selbst ge- «inigt hat. Aber die Ratificationen sind nock nicht ausgewechselt, und nach dem diplomatischen Codex ist daher überhaupt die Sache noch nicht definitiv abgeschlossen. — Aus Hannover vom 30. Jan. schreibt man der Neuen Preußischen Zeitung: Wenngleich die Regierung durch schriftliche und mündliche Vor- stellungen mehrfach angegangen worden ist, den erhöhten Zolltarif mit dem 1. März d. I. nicht ins Leben treten zu lassen, und dieser Opposition gegenüber keine bestimmte Abschlagsresolution ertheilt hat, so können wir doch aus ganz sicherer Quelle versichern, daß von einer hohen Behörde fest beschlossen worden, den neuen Tarif, den Positionen des Septembcrvertrags entsprechend, in dem oben angegebenen Termin in Ausführung zu bringen. Darmstadt, 50. Jan. Die ofsicielle Darmstädter Zeitung meldet: „Die Unterhandlungen, welche Baron Bruck wegen eines zwischen Oesterreich und Preußen zu vereinbarenden Handelsvertrags in Berlin führt, nehmen den besten Fortgang. Man hat sich dort über die meisten Artikel des Tarifs, von dem es sich vorzugsweise noch handelt, verständigt, und bleiben nur noch wenige dahin gehörende Punkte zu erörtern, worüber Man vielleicht gegenwärtig schon zu Ende gekommen ist. Es sind dann wesentlich noch verschiedene Formfragen zu besprechen, so vor allem das Eintreten der außer Oesterreich und Preußen durch diese Verhandlungen be rührten Staaten, sowie die durch die Dauer der Verträge festzustellenden Zeit- fristen; doch dürften sich gerade hierin keine unübersteiglichen Schwierigkei- ten darbieten. Möglicherweise werden in der Kürze die sogenannten Coa- lltionsstaaten wieder zur Entsendung von Bevollmächtigten nach Berlin eingeladen, um mit ihnen die Erneuerung des Zollvereins in Berathung zu nehmen." Deutschland. Die von Hannover aus verbreitete Nachricht wegen Uebungcn des zehnten Armeccorps, die auf Bundesanordnung im nächsten Frühjahre staltfinden würden, soll der Allgemeinen Zeitung nach aller und jeder Be- gründung entbehren. Preußen. L: Berlin, 31. Jan. Es war ein lustiger Anblick, heute um die Mittagsstunde die Zuhörertribüncn der I. Kammer sich füllen zu sehen. Zeuge davon zu sein, wie die l. Kammer über ihre eigene Existenz zu Rathe sitzen würde, hatte sich eine Versammlung in den ober» Räumen des Hauses eingefunden, die beiweitem mehr Köpfe und vielleicht noch mehr „Sinne" auf einen Raum zusammendrängte als die Arena, auf die sich so behaglich herunterblickcn läßt, wenn man sich das Beste im Stillen dabei denken kann. In einer der diplomatischen Logen wurde auch der General v. Wrangel bemerkt. Batterien von Verbefferungsanträgen, welche unter dem Bortritte des Amendement Arnim-Stahl die Frage der Neubildung der I. Kammer von der des andern Hauses abhängig machen sollten, ließen einen sehr heißen Tag erwarten. Wirklich fehlte cs auch nicht an Hitze und nachdem die dritte Stunde der Berathung abgclaufen, sah man die Züge manches in seiner Abspannung um so interessantem Gesichts nur noch durch den Entschluß belebt, das Resultat einer so entscheidenden Sitzung beharrlich und sei es auch mittels drei weiterer Stunden des Abwartens nach Hause bringen zu wollen. Der Minister des Innern ergriff die Initiative mit der Nach richt, daß in Rücksicht auf die Richtung, mit der die Verbesserung des Com missionsantrags so dringend angestrebt werde, bereits ein Gesetzentwurf für die Bildung der II. Kammer in Angriff genommen und demnächst zur Vor lage reif sei. Sogleich trat Hr. Brüggemann mit einem neuen Anträge her vor, durch den die Debatte aus der Zersplitterung, die ihr durch die be anspruchte Verbreitung aller eingebrachten Amendements drohte, um einen festen Punkt concentrirt, systematisch geregelt werden sollte. Dies konnte nur durch einen Präjudicialfall ermöglicht werden und diesen hatte Hr. Brüggemann glücklich gefunden. Die Berathung und Beschlußnahme über das Amendement Stahl - Arnim war nach seiner Ansicht von der Verhandlung über den vorliegenden Gesetzentwurf auszuschließen und jenes, soweit eS sich auf die Umbildung der II. Kammer bezieht und daher einen dem Gesetzentwürfe fremden Gegenstand betreffe, einer ander weitigen Commission zur Vocberathung zu überweisen. Das wirkte. Kein Vergleich konnte besser sein, als der, welchen der Antragsteller für die Fe derung des Amendements Stahl-Arnim anwandte, den er als einen Vogel, welcher im Fluge geschossen werden solle, nicht nur abschoß, sondern auch zuvor als Zielpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit auffliegen ließ. Hr. Stahl stellte demselben zwar den Präjudicialantrag in Gestalt eines Bockes gegenüber, der mit nicht geringerer Schwierigkeit im Stehen getroffen wer den könne, konnte damit aber nicht verhindern, daß selbst Hr. v. Arnim die streitig gemachte Unvereinbarkeit der Berathungen über die Bildung beider Kammern als einen möglichen Fehlschuß gelten ließ. Graf Jhenplitz gab dem Aufsehen, das die scurrile Darstellungswcise, deren Hr. Stahl sich heute bediente, erregte, einen Ausdruck, welcher mindestens schmeichelhaft für den ästhetischen Geschmack war, den die Ritterschaft bisher noch in allen Um- gangsverhältnissen zu pflegen verstand. Damit war der Kulminationspunkt der Diskussion erreicht, und cs trat jene allgemeine Sensation ein, deren im Eingänge dieses Schreibens erwähnt wurde. „Unverhofft kommt oft" und so auch heute, wo das Ding mitten im besten Gange plötzlich zu Ende war und zwar durch folgenden Antrag des Abg. Stahl: „Unter Anerkennung der Zulässigkeit der Verbindung des Gesetzentwurfs mit den Verbesscrungsan- trägen, diese und und jenen zusammen an die Commission zurückzugeben und den Präsidenten zu beauftragen, die Berathung bis nach Ausgabe des neuen Commissionsberichts auSzusetzen." Und wie im Hui zerstoben war aller Hörer Schwall, welche, ohne sich der Vcrsäumniß eines wichtigen Ereignis ses schuldig zu machen, davonzogen, um bis auf Weiteres abzuwarten, ob Hr. Stahl einen Adler oder einen Bock geschossen. — Aus Königsberg vom 27. Jan. berichtet die Königsberger Har» tung'sche Zeitung: Heute Nachmittag 4'/- Uhr wurde der Himmel durch einen Schein geröthet und unmittelbar darauf erschreckte die Bewohner der Stadt ein starkes Gekrach. Der Anlaß zu diesen Begebenheiten ging von der auf den Jahrmarktspiahe befindlichen Gasbereitungsanstalt aus, denn dort war der in dem einen Gebäude befindliche Gasometer gesprungen und hatte dasselbe im Nu in Flammen gesetzt. Das Feuer verzehrte die im Dache und im Gebäude sonst befindlichen Holztheile, ohne sonst gefähr lich für die andern Gebäude zu sein. Der Verlust von Menschenleben ist, so weit man bisjetzt weiß, nicht zu beklagen, da zu der Zeit des bedauerns» werthen Vorfalls die Arbeiter daß Gebäude verlassen hatten. Die Stra ßenbeleuchtung und die Erleuchtung des Theaters, sowie der Privatgebäude war für den heutigen Abend natürlich gestört. Was den Anlaß zu dem Unglücksfall gegeben, hat bisjetzt nicht ermittelt werden können. — Mit der Neuen Preußischen Zeitung scheint sich Jemand einen jScherz gemacht zu haben. Man schreibt ihr nämlich aus Darmstadt vom 26. Jan.: Aus unzweifelhaft sicherer Quelle wird uns mitgetheilt, daß ganz vor kurzem der bekannte kriegvcrkündende Auszug des Rodenstciners zum Schnellert wieder stattgefunden hat. Der Bauer von Oberkainsbach, durch dessen Hof und Scheune der Zug regelmäßig seinen Weg nimmt, war selbst hier und machte Anzeige von diesem Ereigniß. Es sei, so meldete er, am Tage zuvor ein einzelner Reiter gleichsam als Quartiermacher hindurch gebraust und dann am darauf folgenden Tage das ganze „wüthige" Heer mit ungeheurem Lärm nachgefolgt. Was darauf erfolgen wird, wird die Zeit lehren. — Die von der Landeskirche getrennte lutherische Kirche in Preußen hat im Ganzen sieben Supcrintendenturen, nämlich: Breslau, Liegnitz, Mi- litsch, Thorn, Tricglaff in Pommern, Wollin, Berlin und außerdem die noch keiner Supcrintendentur angehörigen Pfarrbezirke: Erfurt, Köln am Rhein, Nadevormwalde, Steilen in Nassau und Ihringen in Baden. Es gehören zusammen 49 Pfarrbezirke zu dem ganzen Kirchenverbande, und besteht jeder Pfarrbezirk aus einer großen Anzahl weit zerstreuter Ge meinden und Predigtorte. Die Gesammtseelcnzahl beträgt 44,000. — Aus Radevormwalde schreibt man der Neuen Preußischen Zeitung vom 29. Jan.: Karl Keßler von Meinerzhagcn ist der Mörder von Pastor Haver. Er hat das vollständigste Geständniß abgelegt. Danach ist er von einem Bürger hiesiger Stadt, der zugleich sein Oheim ist — Schäfer mit Namen — zum Morde gedungen. Auch dieser ist bereits verhaftet. Ist er der Urheber des Mordplans, woran trotzdem daß sein Geständniß noch fehlt nicht zu zweifeln ist, so liegen die Motive klar vor. Dieser Schäfer stand den hiesigen confessionellcn Wirren so fern wie mög lich, aber in seinen Privatinteresscn meinte er sich von Haver aufs schwerste beeinträchtigt. Er benutzte nämlich durch eine Verkettung besonderer Um- stände fast unentgeltlich eine Wohnung und Ackerwirthschaft, in der er sein sicheres Brot bis an sein Ende zu haben meinte. Diese Wohnung nebst Zubehör ward indessen an Pfarrer Haver verpachtet. Schäfer hatte trotz aller Gegenbemühungen am 1. Mai auch die letzten Stuben des Hauses