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Donnerstag. Nr. 35. LV. Februar !8SS. d »igtkn. lreinde et« 1 Thlr. leratton uilt predigt des- nd jederzeit, tgr. zu be ¬ scher. Mi I24S-SII berK Zlattgoldr«, !m Farben, chr niedrige 'träge wer- -ipzig. rdstück mit s. Flächen- lichkeiwhal- ' Eolonial- Lockotsil- ren werden. M7-K8I !vrt ceipzig, L8S» pke" von vrgvleao, L - t»1- unorsSn- vsviä, . Tonart, — »v T. v. ksnlllung »ngv üe» 7^« vdr. mnorslsg dev. 12 Uhr. : Abend«. -12 Uhr. —I U. . Ladinet adehause« s-s u. Abend« in algaffe 1. n. Krl. M. rnt Earl cf. — Hr. Schna- Polter. Unger t Frl. 8. Sri. 8. dam ein . — Hrn- Hrn. W- >rn. Adv. tttau. — Hr. L. ne, geb. Leipzig. Dit ZUtnng erscheint mit Aufnahme dc» Montags täglich und wird Nachmittags 4 Uhr au«- gegeben. Deutsche Mgemeiuc Zeitung. Preis für da« Vierte!- fahr 1/, Thlr.; jede ein- zelne Nummer 2 Ngr. «Wahrheit und Recht, FreihMyud Gesetz!» Zu beziehen durch alle Postämter de« In- und Auslandes, sowie durch lie ErpeUtwn in Leipzig (Querstraße Nr. 8) Jnsertioüsgedühr für den Raum riner Zeile 2 Ngr. Die Zoll- und Handelsfrage. tt Berlin, 8. Febr. Indem ich Ihnen am 6. Febr. einige Einzelhei ten über den am 3. Febr. zwischen Hrn. v. Bruck und dem preußischen Bevollmächtigten scstgestellten Entwurf mittheilte, fügte ich hinzu, daß die Instruction zur Unterzeichnung für Hrn. v. Bruck jeden Augenblick eintreffcn könne und daß man auch die Zustimmung Hannovers, das von dem Verlaufe der Unterhandlungen stets genau unterrichtet war, als nahezu gesichert betrachte. Die österreichische Instruction war nun gestern Abend, wie versichert wird, noch nicht cingetroffen. Doch scheint man an der Zu stimmung des wiener Cabincts noch immer nicht zu zweifeln. Eine gewisse noch nicht ganz erklärliche Ungewißheit soll dagegen im letzten Augenblicke über Hannovers Entschließung aufgestiegen sein. In Hannover existirt fast seit einem Monate eine Art Ministerkrisis, über die nicht viel ins Pu- blicum gelangt. Es waren innere ritterschaftliche Fragen, die jene Span nung veranlaßten. Man begreift jedoch, daß ein Ministerwechsel auch auf die Handelsfrage seine Wirkung äußern würde. An einen Rücktritt Hannovers ist natürlich nicht zu denken: es ist rechtlich gebunden. Oesterreichs vor aussichtliche Zustimmung zu dem Handelsvertrag und die dadurch allein schon gesicherte Wiederherstellung des Zollvereins (Sie erinnern sich, daß nach einem wichtigen Paragraphen des Entwurfs nur denjenigen deutschen Staaten der Zutritt Vorbehalten ist, die sich vorher mit Preußen zum Zoll verein verbunden haben) nehmen etwaigen auf das Nichtzustandekommen des neuen „vorausgesetzten" Vereins gebauten Vorbehalten jeden vernünftigen Boden. Auch der Tarif endlich gibt für neue Bedenken aus hannoverscher Seite keine Handhabe, denn man versichert wiederholt, daß ganz bedeutende Ermäßigungen selbst nach außen hin stattgefunden haben. Man nennt Po sitionen, die von 40 Fl. auf etwas über 2 Fl. heruntergesetzt wurden. Man begreift daher nicht wohl, welche Motive das Zaudern Hannovers, mit dem man die Abreise des Grafen Nostitz von hier am 5. Febr. in Verbindung bringt, herbeiführen könnten. Da indessen die Unterhandlungen, wenn auch nur für einige Tage, noch fortbestehen, so wird man um so mehr wohlthun, die über diese Verzögerung lautgewordenen Gerüchte mit Vorsicht aufzuneh- men, als es sich augenscheinlich nur noch um einige hoffentlich leicht zu er ledigende Rückfragen handelt. — Man schreibt der Kölnischen Zeitung aus-Berlin vom 6. Febr.: Gestern vereinigte Hr. v. Pommer-Esche bei sich alle die Männer, welche bei der Vereinbarung des Handelsvertrags mit Oesterreich thätig gewesen sind. Preußen hat freilich keine Ursache, den Vertrag besonders zu feiern. Für die industriereichern Provinzen wird für eine kurze Reihe von Jahren der Vertrag sich nicht gerade unmittelbar nachtheilig erweisen. Für die größern Beschränkungen des Verkehrs nach Westen werden die Er weiterungen des Verkehrs nach Osten vorerst hinreichenden Ersatz geben, zumal eine Vertheuerung der Roh- und Hülfsstoffe undHalbfabrikate nicht in Aussicht stehen wird. Allein auf die sämmtlichen Ostseeprovinzen dürfte der sie treffende Schlag auch ökonomisch von vornherein ziemlich hart fallen And, was das Wichtigste ist, für die gesammte Zukunft und die politische Stellung Preußens ist diese verschleierte „Zolleinigung" sicherlich schwer oder gar nicht wieder zu verwinden Die Fesselung an den Osten und die grö ßere Loslösung vpnr Westen, die ausgesprochene Scheidung von den atlan tisch, germanischen und die ausgesprochne engere Verbindung mit den roma- nisch-slawischen Völkern ist ein Schritt von einer für jetzt noch unabseh baren politischen Tragweite! Es mag sein, daß man es hier nicht mehr für möglich halten konnte, denselben abzulehnen- Es mag sein, daß Preußen das Bedürfniß der Einigkeit der deutschen Großmächte noch lebhafter em pfunden har als Oesterreich. Es liegt dann hierin nur ein neuer Beweis dafür vor, daß eine unabhängige deutsche Politik nicht möglich sein wird, bevor nicht die große politische deutsche Frage, die seit dem November 1850 «mstweilen ruht, ihre befriedigende Lösung gefunden hat. Die Sache steht für jetzt nicht in der Hand sterblicher Fürsten und Staatsmänner. Aber wenn es wahr sein sollte, was auf dem vorgestrigen Feste der Freiwilligen erzählt wurde, daß infolge französischer Reklamationen bereits der Befehl zur Concessionsentziehung gegen die Neue Preußische Zeitung erlassen ge wesen und diese Verfügung durch die Fürsprache einflußreicher Männer der Partei wieder rückgängig gemacht wprden sei, wenn dies wahr sein sollte, was wir übrigens bis auf nähere Bestätigung noch durchaus nicht glauben mögen, so würde die Nemesis allerdings gerade die Partei am unmittelbar- sten anfassen, welche zum Scheftern aller deutschen nationalen Einheits- »nd Kräftigungsplane am eifrigsten mitgcwirkt hat. — Das berliner Correspondenz-Bureq» pom 7. Febr. schreibt: Tsen sich immer wiederholenden Nachrichten gegenüber, daß Oesterreich die Zollfrage, «sp. den mit Preußen vereinbarten Handelsvertrag in der Bundes versammlung zur Sprache bringen wolle, hören wir von glaubhafter Seite, daß - Qestcrnsch Lei Verhandlung ühgr den Handelsvertrag diese auch jetzt noch behauptete Intention gar nicht kundgegeben habe, daß es ferner nach wirklich erfolgtem Abschlusse des Vertrags zwischen Oesterreich und Preußen gar keine rechte Form gebe, diesen vor den Bundestag zu bringen. Einseitig sei dies geradezu unmöglich. Wolle man, was ganz außer jedem Gebrauche liege, den Vertrag durch die Bundesversammlung garanliren lassen, so sei dazu der Antrag aller Betheiligten erfodcrlich. Oesterreich habe aber dazu gar keinen Grund, der abgeschlossene Vertrag sei hinreichend bin dend in jeder Weise. So sei denn auch nichts weniger als eine Verhand- lung des Bundestags über den abzuschlicßendcn preußisch-österreichischen Han delsvertrag zu erwarten. Deutschland. Preußen. Berlin, 8. Febr. Die I. Kammer beendete noch ge stern die Berathung des Gesetzentwurfs über die Bildung der I. Kam mer. Sie nahm die Regierungsvorlage mit 70 gegen 42 Stimmen an. Dieselbe lautet: Art. 1. Die I. Kammer wird durch königliche Anordnung gebildet, welche nur durch ein mit Zustimmung der Kammern zu erlassendes Gesetz abgeändert werden kann. Die I. Kammer wird zusammengesetzt aus Mitgliedern, welche der König mit erblicher Berechtigung oder auf Lebenszeit beruft. Art. 2. Mit der Publica- tion dieser königlichen Anordnung treten die Art 65, 66, 67 und 68 der Vcrfas- sungsurkunde vom 31. Zan. 1850, und das interimistische Wahlgesetz für die Wah len zur 1. Kammer in den Fürstenthümern Hohcnzollern vom 30. April 1851 außer Wirksamkeit und! der vorstehende Art. 1 dieses Gesetzes an deren Stelle. Art. 3. Bis zu der Publikation der Art. I genannten königlichen Anordnung bleibt Pic Ver ordnung vom 4- Aug. v. Z. in Wirksamkeit für die Wahlen zur 1. Kammer. Einen Theil der Verhandlungen haben wir bereits mitgetheilt und tragen heute noch den Schluß nach. Ein sehr belachtes Amendement stellte der Abg. Graf v. Saurma-Jeltsch, nach welchem den Mitgliedern der U. Kammer für den ersten Monat 4 Thlr., für den zweiten 3 Thlr., für den dritten 2 Thlr. und für den vierten 4 Thlr. täglich Diäten gezahlt werden sollen. Der Abg. v. Below hielt eine complete Junkerrcde. Er sagft: Wir wer den zum Vertrauen aufgefodert, meine Herren, aber bedenken Sie, daß wir nicht blos ein Abrahamsopfer zu bringen haben, sondern in dem Art. 65 unsere Mutter ermorden. Ich kann dem hohen Inhaber der Krone das Recht nicht zugestehen, frei über die Monarchie zu verfügen, denn diese ist ein Fideicommiß und des Volks Eigenthum. Neben dem Vertrauen und dem royalistischen Gefühle, das ich freundlichst anerkenne, dürften auch noch Nebenabsichten Manchen zur Annahme des Gesetzes bestimmen. Es ist eine unbegründete Furcht, daß nur die „Junker" von der Verfassung Nutzen zie hen würden. Auf diesem Wege suchen die Junker ihr Recht nicht. Frei lich gefällt es Manchem nicht, daß Landräthe, die kaum den Staub ihres Ackers von den Füßen geschüttelt haben, Oberpräsidenlen und gute Ober- Präsidenten werden und als Gesandte Einfluß auf die preußische Politik ausüben. Und durch wen ist Preußen eine Großmacht geworden? Umstehen nicht Feldherren, die fast ausschließlich dem Adel entsprossen, die Statue des großen Friedrich? Sind nicht noch in der neuesten Zeit die Junker eine Stütze der Krone gewesen? Was wäre beispielsweise aus dem Hrn. Obcr- burggrafcn in Preußen geworden, wenn ihn yicht am 31. Oct. 1848 Jun ker vor den ihm vor Augen gehaltenen Stricken gerettet haben würden? Ein wenig Dankbarkeit, meine Herren, und ein wenig Rücksicht für das Junkerthum! Es dürften wieder schwere Zeiten kommen, wo die Hülfe der Junker nöthig wird. Das Ministerium kann wechseln, und dann? Nun selbst für diesen Fall würde ich die Ausführung des Gesetzes vertrauensvoll in die Hand Dessen legen, der dahinter steht. Denn der hohe Herr ruft mir schweigend zu: „Glaubst du, daß ich die Männer vergessen werde, die mir in Zeiten der Gefahr ihr Leben darboten? Glaubst du, daß ich die Geschichte meiner alten Provinzen vergesse.? Trage ich nicht die Krone zum Lehen, wie ich bei der Huldigung gesagt habe?" Dann bekomme ich mein Vertrauen wieder und spreche mit dem spanischen Dichter, zwar emphatisch, aber wahr: „Zweifle an der Sterne Klqrheit, zweifle an der Sonne Licht, zweifle, ob lügen tänn die Wahrheit, doch an Preußens König nicht." (Beifall.) Gleichwol muß ich mir zurufen: Baue mit Vorsorge, denn es kommen dic Tage der Prüfung, wo wir Stützen des Königs von Gottes Gnaden sein sollen. Es liegt in der Natur der rein absoluten Gewalt, daß sie ihre Freunde nicht kennt und hie Feinde stets sieht und furchtsam zählt. Daher fortwährende Zuge ständnisse an dic letzter»: Zugeständnisse bis zum Communismus. Anders ist es mit dem pgtriarchalischen Absolutismus, wie ihn Friedrich der Große begrüphetc, und wie wir ihn kräftige» müsse». Streiken nach dem Angc- ,führten zwei Principien gegeneinander, so bietet der Stahl-Ärnim'sche An trag eipe Hülfe. Wr sind aus dem Art. 65 hcrvorgegangen als eine le- gitikpe Geburt, der eine Erbschaft verheißen war. Nicht so dic II. Kam pier. Diese ist ein Provisorium und würde der rechtmäßigen l. Kammer in schlimmen Zeiten weichen müssen, wie Hagar mit Ismael weichen mußte. sHic II. Kammer ist unbeständig, wie wesches Wachs. Die I. Kammer ist