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Mittwoch. Zweite Ausgabe. Abends k Uhr. 9. Juni 1862. HeiPziS. Di« Acitung er. scheint mit »»«nähme de« Dönntag« tlgllchzwti mal und auigegrben in Leiptig «.»mittag« ll Uh», «»end« « Uhr j in »««»»«« At«nd« t Uhr, Bormittag« 8 Uhr. Hir.it für da« Vierteljahr t^.Lhtd.; jedeeinjelneNum- mer l Ngr. —- Nr 2«« DtilWe Mgmmc Zritmg. «Wahrheit «»d Recht, Freiheit uud TeschI» Zu beziehen durch alle Post ämter de« In- und Auilau» de«, sowie durch die 8»p«di- tionen in Leipzig sOuer» straße Nr. 8/ und Dre«d«« (bei L. Höckner, Neustadt, Au der Brücke, Nr. I.) Anserttoatgebühr für de» Raum einer Zeile 2 Ngr. Die Zoüvercinseonfcrenzen in Berlin. Ueber dicentscheidende Erklärung Preußens in der Sitzung der ZollvereinSconftrcnz am 7. Juni: alles Verhandeln mit Oesterreich in der Hanvelsfrage auszuschließen, bevor nicht der Zollverein wiederhergestellt sei, weil es sonst an der Person einer Contrahentrn fehle, gehen uns von zweien unserer HH. Correspondenttn au-Berlin Mittheilungrn zu, die mit den be reit- von unSveröffentllchten (Nr; 265 und 265) übereinstimmen. Wirsehen düher vvn einer Wiederholung ab- theilen dagegen nachstehend die sehr -emerken-werlhen Äctrachtungm mit, die in den gedachten Correspondenzen ausgesprochen sind. tt Berlin, 8. Juni. Die in der gestrigen Sitzung der Zoll conferenz gegebene Nückäußörung der preußischen Regierung auf die in der Sitzung vom 25. Mai von Seiten der in Darmstadt verbundenen Staaken gestellten Anträge ist^Was wohl erwähnt zu werden verdient, in überaus höflicher und rücksichtsvol ler Form gehalten. Es kommt nun zunächst auf das moralische Gewicht der Er klärung an. Von ihrer früher« Stellung ist die diesseitige Regierung nicht ge- avichen, sie besteht nach wie vor darauf, daß die Unterhandlungen wegen Ab« Schlusses eines Handelsvertrags mit Oesterreich erst nach erfolgter Reconstruirung des Zollvereins stattfinden sollen, und nach wie vor will sie sich in Betreff der Zolleinigung picht binden. Gleichwol fehlt derselben die Energie, die ver schiedene Blätter von der in Aussicht stehenden Erklärung vorauszusagen in der Lage waren; einer Präklusivfrist, wovon ebenfalls die Rede war, d. h. wohlverstanden nur in der Presse, gar nicht zu gedenken. Aus der ganzen Erklärung, geht unzweideutig hervor, daß man die Sache vorläufig noch in Ler Schwebe lassen Will; denn es ist keine Frage, daß die Erklärung nur deshalb so und nicht anders gegeben wurde, weit man ein« Antwortserklä rung auf dieselbe seitens der in Darmstadt verbundenen Staaten wünscht, avodurch Zeit und vielleicht auch einig« Anknüpfungspunkte zu Verständi gung-Unterhandlungen gewonnen werden; In letzterer Beziehung wiederhole ich aber ausdrücklich das Vielleicht. Die Rückäußcrung seitens der in Darmstadt verbundenen Staaten dürfte noch nicht in der nächsten Sitzung, sondern wol erst in 8^-14 Tagen zu erwarten sein; denn die Bevollmäch tigten haben die Erklärung des diesseitigen Gouvernements ihren resp. Ne gierungen zur Kenntnißnahme, resp, Entschließung und desfallsigcn Jnstrui- rung eipzusenden. Uebrigens kann man eS schon jetzt als bestimmt betrach ten, daß di« in Darmstadt verbundenen Staaten auf die gestern erfolgte Erklärung der diesseitigen Negierung hin in keinem Pünktchen von ihren Anträgen abweichen werden. Die Situation ist also nach wie vor eine und dieselbe; nach wie vor steht man auf beiden Seiten auf dem Extrem der Position, und in Bezug auf die Erlangung einer Gewißheit über die künf- ckigc Gestaltung der deutschen Zoll- und Handelsverhältnisse ist erst in eini gen Wochen die Möglichkeit gegeben, d. h. nach der gegenwärtigen Sach- äag«, denn eine Bürgschaft dafür, daß die Entscheidung alsdann nicht wie- Ler in die Länge gezogen werde, ist natürlicherweise nicht gut zu überneh- anen. Möglich ist es, daß der Wunsch nach einer Verständigung mit Oe sterreich, wovon die diesseitige Negierung sich beseelt erklärt, Weiterungen im Sinne einer gegenseitigen Annäherung und womöglich Ausgleichung zur Folge hat, eine Möglichkeit, die übrigens sehr weit in das Feld der Con- jeeturalpolitik hinüberstreift, denn mit diesem Wünsche ist ja die Erklärung verbunden, daß man von der bisherigen Position in keinem Stücke abwei chen wolle. Ll Berlin , 8. Juni. Welche Wendung der Sache nach der Erklärung unserer^Regierung eintrettn wird, ist schwer zu sagen, soviel ist indeß ge wiß, daß, wenn sich einzelne Regierungen weigern sollten, auf der von Preu ßen für richtig erkannten Bahn mitzugehen, dies wol mehr, aus politischer Sympathie und Antipathie als aus-Rücksichtnahme auf die wirklichen In teressen Deutschland- geschieht. Diese Interessen fodern den Fortbestand des Zollvereins auf das dringendste und werden sich nicht für befriedigt und getröstet halten, wenn man die-Schuld des Scheitern- auf Preußen-Eigen sinn und Herrschsucht schiebt. Es- setzt geradezu in Verwunderung, daß die alten, bi- zum Ueberdruß gehörten Klagen über die Verletzung, welche Preu ßen den übrigen Staaten durch den. Abschluß de- Septembervertrags zuge- gefügt/ noch immer nicht, verstummt,.sind. Einerseits hat man damit ent schieden Unrecht. Besonder- dis Miltelstaaten sollten darüber erfreut sein, Laß ihr Gewicht Preußen gegenüber durch die Aufnahme Hannovers ver stärkt wird. Andererseits fördert man damit- jetzt nicht- m«hr. Man, sollte also aufhören zu schmollen- Man mußte, entweder mit Preußen brechen, die Kündigung des Zollvereins acceptiren und sich anderweit arrangiren, oder man, mußte von jener Verletzung abstrahiren und die Sache nehmen wie sie war. Daß man keins von beiden gethan hat, sondern nur eben schwierig, Verstimmt und miSmüthig ist, und mehr für die Erregung von Schwierig- kstten al- für die Sicherung der nicht mehr entfernten Zukunft außerhalb des Zollvereins Anhaltcpunkte sucht, ist auf keine Weise das Richtige. — In dem von den Aeltrsttn dSr berliner Kaufmannschaft im Na- men de- HandelSstandtS von Berlin den» Handelsministerium erstatteten Be richt (Nr. 261) ist auch mit sehr eindringlichen Worten der Umstand wieder hervorgehoben worden, daß Rußland sich noch immer nicht hat dazu ver stehen wollen, mit dem Zollverein als solchem in Unterhandlung zu treten; sondern biSjeht hartnäckig dabei beharrt ist, in Handel-verhältnissen nur mit den einzelnen ZollvereinSstaaten Verträge abzuschließen und nur ihnen Be willigungen zu machen. Bekanntlich hat Preußen die Begünstigungen, welche Rußland ihm allein angeboten hat, aus Rücksicht für die übrigen Zoll- vereinsstaaten von der Hand gewiesen. Die berliner Kaufmannschaft setzt nunmehr dem HandtlSminister auseinander, wie dringend nothwendig der Abschluß eines Handelsvertrag- mit Rußland sei und wie sehr ein großer Theil des Handels wegen Etmangelung eines solchen Vertrags leide. Wir wollen noch folgende Stellen aus dem in jeder Beziehung höchst beachtrnS- werthen Berichte mittheilen: „Berlin hat sich in den letzten Jahren nach allen Seiten hin so thatkräftig entfaltet, und seine Handelsbeziehungen ha ben einen solchen Umfang gewonnen, daß cs in Wahrheit als der Mittel- punkt des Verkehrs für den ganzen Zollverein gelten kann. Wir heben in- drssen hier besonders hervor, daß wir durch viele Mitglieder unserer Cor poration wiederholt auf die schweren Ucbelstände aufmerksam gemacht wor den sind- welche unserm Handel durch den Druck bereitet werden, der auS den Maßregeln der dänischen Regierung gegen Schleswig-Holstein und na mentlich aus dem Fortbestehen des Sund^ll- fortwährend erwächst. Bei dem Handelsstande Berlins waltet auch der ernstliche Wunsch vor, unsere Beziehungen zu Frankreich recht bald in ein besseres Verhältniß als bisher gesetzt zu sehen, um nach Westen hin für Deutschland und den Zollverein endlich diejenigen Bedingungen des Handels und Verkehrs herbeizuführen, welche dir ganze Entwickelung Europas und die Höhe seiner Cultur uner» läßlich erfodern. Eine Abänderung des bestehenden Tarifsystems in Frankreich ist seit längerer Zeit nicht allein von Seiten anderer Ratio nen gewünscht worden, sondern im eigenen Lande sind mächtige Bestrebun gen in theoretischer Weife gerade auf diesen Punkt gerichtet, ohne bisjetzt, selbst nach den Ereignissen des 2. Dec., auf welche eben in handelspoliti scher Beziehung manche Hoffnungen gebaut wurden, etwas erreichen zu kön nen. Es geht daher das Verlangen unsers Handelsstandcs, im Einklang mit dem aller Zollvereinsländer, auf den Abschluß auch eines Handelsver trags mit Frankreich. Die Uebelstände in dem Verkehr mit Frankreich sind in der That so beklagenswerth für den Zollverein, daß wir nicht dringend genug empfehlen können, wenigstens den erneuerten Versuch einer Beseiti gung derselben zu machen." Diese auf praktischer Erfahrung und wirklicher Einsicht in die Handelsverhältnisse beruhenden Vorstellungen werden höhern Orts, wo in Bezug auf handelspolitische Dinge willig den Stimmen sol cher Männer Gehör geliehen wird, ihre Wirkung keineswegs verfehlen. Deutschland. Rhein, 6. Juni. Eine deutlichere Erklärung ihrer Schwäche hätte die dermalige französische Regierung Europa nicht geben können als die war, welche sie soeben im Moniteur veröffentlichte, nämlich daß die Kaiserplane vertagt seien. Das heißt nach der russisch-österreichischen Note und der verfehlten Sendung nach Berlin sich vor den Kosacken zurückziehen. Dieser Rückzug muß aber der napoleonischen Regierung unendlich in der Meinung der Völker schaden, und diese Maßregel ist nicht im Geiste Napo- lcon's I., der es, sür ein Axiom seiner Regierung erklärte, nie einen Schritt zurückzuweichen, weil ein solcher Schritt der erste zum unvermeidlichen Falle seiner Macht sei. Zwar ist Frankreich nicht im Stande, einer kräftig und weise ausgeführten Invasion der drei nordischen Großmächte auf die Länge zu widerstehen; allein eiNestheils ist dieselbe noch nicht so entschieden ange kündigt worden, anderntheils können mancherlei Umstände ihren Gang auf- haltcn und schwächen. Auch war es später immer noch zum Nachgebcn Zeit. Aber einer bloßen DrühÜng weichen, heißt ein Bekenntniß seiner Schwäche ablegen. Wir werdStt nicht irren, wenn wir glauben, daß diese Maßregel die Bonapartistett in Frankreich niederschlagen, die Legitimisten ermuthigcn, die Franzosen im Allgemeinen über die Macht des Präsidenten enttäuschen und da- Urtheil Europas über die Kraft und den Muth des Prätendenten berichtigen wird. — Aus München vom 6. Juni heißt es in der Allgemeinen Zeitung: Frankfurter Berichte in berliner Blättern sprechen davon, daß die früher ! von einzelnen Patrioten für eine deutsche Flotte zusammengekommenen