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Nr. 81 22. März 1843 Mittwoch Melgien. Gesetz über die Wahlbetrügereien. Deutschland, x Lon der Elbe. Ueber die Erleichterungen des i kehrs. L München. Verhandlung der Kammer über die Verwen dung der Staatseinnahmen. Dotation der Pfarrstellen. Kassel. Staatswaldungen. MreuHen. »Aus den kheinprovinsen. Maßregeln zur Besserstellung der Soldaten. Gr »Hbritannien London, IS. März. Uevervrick. Großbritannien. Oberhaus. Unterhaus. Verfahre» der Tories bei dem Tadel gegen Lord Ellenborough. Curiofitätenliebhaberei. Die Boers. »London. Chinesische Verhältnisse. Frankreich. Deputirtenkammer. I)r. Barrachin's Vorschläge zur Um gestaltung der Türkei. Aufreizung gegen England. --- Paris. Die Ausschließung der Beamten aus der Kammer. — Im Gegensätze zu den gestern aus der Rhein- und Moselzeitung mitgctheilten Nachrichten vom Eap der guten Hoffnung melden die dortigen Zeitungen vom 9. Dec., daß das Gerücht, als hätten die I Boers beschlossen, aufs neue die Waffen gegen die englischen Trup pe« und Kaffern zu cmreifen, rein erdichtet sei. Seit dem Tage, an welchem der Colonel Cloete Port Natal verlassen hat, herrsche voll- I kommene Ruhe, und die Boers haben beschlossen, gegen die englischen l Truppen die Waffen nicht mehr zu erheben. * London, 14. März. Die Nachrichten aus China werden hier ziemlich allgemein als beunruhigend angesehen. Es läßt sich auch schwer läugnen, daß sie die Hoffnungen auf unmittelbaren Gewinn aus den Zugeständnissen der Chinesen sehr herabstimmcn müssen. Zweierlei geht aus diesen Nachrichten hervor, und zwar erstens, daß der Volks geist der Chinesen sich in dem tiefsten Hasse gegen die Engländer aus- I spricht, und dann, daß die englischen Kaufleute und Seeleute diesen Haß durch ihr Benehmen nur vermehren können. Sir H. Pottinger klagt die Engländer als Ursache der letzten Ereignisse an, er klagt, daß die englischen Kaufleute in China ihm nicht nur nicht mit Rath und That zur Seite gestanden, sondern im Gcgentheil ihm sehr oft Ver legenheiten bereitet hätten. Die Times sagte gestern zwar, daß die letzten Vorfälle in China nichts Anderes seien, als was in ähnlicher Art im Anfänge der Eroberung in allen englischen Colonien der Fall ge wesen sei. In dieser Erklärung liegt ein Geständniß, das die Timcö wahrscheinlich nicht hatte machen wollen, das nämlich, daß man in England China Halbwegs als eine zukünftige Colonie Englands be trachtet, dem Auslände gegenüber ist nur von Handelsverbindungen mit China die Rede. Doch sei dies hier nur beiläufig berührt. Die Hauptsache ist, daß die Times im Jrrthum ist, wenn sie die chinesi schen Ereignisse mit den Ereignissen, die Englands Colonien gründen halfen, zu vergleichen sucht. Alle größern Colonien Englands waren nicht Folge der Rcgicrungsthäligkeit, sondern Folge der Volksthätig- keit. In China ist die Negierung bis jetzt allein handelnd ausgetreten, und wie auS der Proclamation Sir H. Pottinger's hervorgcht, ist cs grade das Benehmen der englischen Kaufleute, das der Colonie Ge fahr bringt, und zwar so große Gefahr, daß der englische Agent sich andere Rechtslords sprachen sich in gleichem Sinne aus, und der Lordkanzler empfahl, die Oberrichtcr zu berufen und, wie das Oberhaus berechtigt ist, auch öfter wirklich thut, dieselben förmlich und insgcsammt in be stimmten Worten aussprcchcn zu lassen, was in ähnlichen Fällen der Vorsitzende Richter den Geschworenen als Anleitung zu sagen habe. — Zm Unterhaus erklärte am 13. März der Colonialministcr Lord Stanley auf eine an ihn gerichtete Frage, daß die Negierung die Bewilligung einer Darleihe für die durch das Erdbeben in Westindien Wer- beschädigte Colonie Antigua beantragen werde, sobald sie ausführlichere Nachrichten darüber erhalten habe, als ihr bis jetzt zugckommen seien. Lobend erwähnte er dabei, daß die Arbeiter auf dieser Insel sich frei willig vereinbart hätten, in Folge des Mehrbedarfs an Arbeit, den die ! vom Erdbeben verursachte Zerstörung hervorgerufcn, keinen höhecn Lohn , zu verlangen oder anzunehmcn. Defferreich. ° Vien. Jesuitismus. — Der Globe behauptet, das Ministerium sei entschlossen gewesen, «chweiz. »Von der nördlichen Grenze- Ultramontane Bestrebungen ^enn die Bischöfe, wie ihre Pflicht geboten und sie auch anfänglich hatten Lord Ellenborough's Zurückholen der San- Türkei. »Konstantinopel. Unterhandlungen mit Griechenland wegen delholzthurcn für emc unstatthafte Begünstigung des Götzendienstes er- der Bakufs. Emir-Bcschir. Mützenstreit. Omar-Pascha. Fürst Bibesco, klart, den Generalgouvcrneur von Ostindien fallen zu lassen, beimBe- Aegypten. Expedition nach Darfur. Flucht des Wahabitenhäupt- ginne der Erörterung dcS Antrags auf einen Tadel gegen ihn sein lings Faisal. Lod des Mensen Ernst. Verfahren für unentschuldbar zu erklären und seine Zurückberufung zu Brasilien, »kio Janeiro. Eröffnung der Kammern. »Hamburg. I versprechen. Daneben habe aber Sir R. Peel den Auftrag gehabt, Grenzstreitigkeitcn mit Großbritannien. Alles aufzubicten, um die Bischöfe von einem solchen Schritt abzuhal- Hanbel und Industrie. Iund dies sei ihm auch, obwol erst nach langen Bemühungen und Brnkunvigungen. I ,m letzten Augenblick, in dem Grade gelungen, daß beim Beginne der Berathung im Obcrhause fast alle Bischöfe krank oder auf Reisen, jedenfalls nicht anwesend waren und das Ministerium sich demgemäß stark genug fühlte, Lord Ellenborough's Vertheidigung durchzuführen. — Ein neues Beispiel der krankhaften Sammclwuth in Eng land bietet die Thatsache, daß für die Kugel, mit der M'Naughten Drummond getödtet, von einem solchen Cvriositätenliebhaber bereits über 109 Guineen geboten worden sind. Im Oberhaus« brachte der Lordkgnzler am 13. März, wie bereits Nr. 80 erwähnt, M'NaughtöN's Freisprechung zur Sprache, um die im Publicum entstandene Auflegung zu bcschwich- ligen und namentlich die Besorgniß zu heben, daß irgend eine tolle Aee hinlänglich sei, um Jemand über das Gesetz zu erheben und, was er auch begehen möge, straflos zu machen. Zu diesem Zwecke legte er ausführlich dar, daß in England wie überall nur Derje nige für unzurechnungsfähig gelte, der im Augenblicke der Begehung der Thal nicht wußte was er thue, sei es, daß er die Beschaffenheit -er materiellen That nicht, oder daß er deren gesetzliche Strafbarkeit Nicht begriff. Ob dies der Fall sei, bleibe eine thatsächliche Frage, die nicht durch Gesetze, sondern nur in jedem einzelnen Falle von den Geschworenen entschieden werden könne. Uebrigens könne Jemand allerdings irrsinnig sein, obwol er sich in den gewöhnlichen Lcbcnsbe- üehungkn ganz vernünftig bewege, ja selbst sehr klug betrage. Als Beweis für diesen Sah führte der Lordkanzlcr verschiedene Thatsachen an, z. B. daß in England Jemand eine Entschädigungsklage wegen gewaltsamer Einsperrung in ein Irrenhaus anstellte und beim Verhör j vor Gericht von dem Vertheidiger des Beklagten in keiner Weise zu einer Aeußerung zu bewegen war, woraus sich irgend auf eine GcistcS- zerrüttung hätte schließen lassen, bis ihm endlich ein Zuschauer ins Ohr flüsterte, worin die fixe Idee des Klägers bestehe. Da erhob sich der Vertheidiger des Beklagten, machte.ihm eine ehrfurchtsvolle Verbeu gung und bat um Entschuldigung, daß er ihn bisher so respectwidrig mit Fragen bestürmt. Es sei ihm unbekannt gewesen, daß er die Ehre I habe, den Heiland vor sich zu sehen. „Dujsprichst die Wahrheit! Ich bin i der Heiland!" antwortete sich würdevoll erhebend der Kläger, und sein Proccß war entschieden. Lord Brougham hob hervor, daß bei M'Nauah- tcn's Proccß Manches nicht ganz zweckmäßig geschehen sei. So z. B. hätte der Richter die Verhandlung nicht unterbrechen und auf die Er klärung des Generalanwalts, daß dieser die Zeugnisse sür dessen Irr sinn zu entkräften außer Stande sei, nicht beenden, sondern, wenn dies auch überflüssig gewesen, doch des Publicums wegen Alles voll ständig durchführen sollen. Ferner habe der Richter geduldet, daß den Acrztcn die Frage vorgclcgt worden, ob sie nach den Umständen M'Naugh- tcn für irrsinnig hielten. Dies heiße dieselben aus Zeugen zu Ge schworenen machen und dürfe nicht geschehen, sondern die Frage müsse lautcti, ob Dies oder Jenes ein Kennzeichen des Irrsinns sei. End lich sei vom Richter darin gefehlt worden, daß er den Geschworenen als den Gegenstand ihrer Entscheidung bezeichnet, ob M'Naughten im Augenblicke der Begehung seiner That gewußt habe oder nicht, daß dieselbe unrecht sei. Er hätte sagen müssen, ob sie gesetzwidrig sei. Mehre Allgemeine UN» A„s,»nd-S. 2Ngr. « Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz ! »