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Nr. 247 4. September 1842. Sonntag Spanien. (A Paris.) — Großbritannien. (8 London.) — Frankreich. (Algier.) — Belgien. — Deutschland. (^Dresden; Chemnitz; Karlsruhe; "Kiel; -sFrankfurt a. M.) — Preußen. (vBcrlin; 'Kbln.)—»esterreich. ((-Wien; "Wien.)— Schweiz. — Jtalie«. (Rom) — Schweden und Norwegen. (Christianis) - Bereinigte Staaten von Nordamerika. — Handel und Industrie. Ankündigungen» Spanien. H Paris, 29. Aug. Nach madrider Journalen vom 22. Aug. spricht man von einer Anleihe, welche die Negierung zu Stande zu bringen suche, und da der Patriot« selbst cingesteht, daß, wenn dies nicht geschehe, ein Herauskommen aus der gegenwärtigen Lage nicht abzuschcn sei, so gewinnt jene Angabe allerdings an Wahrscheinlich keit. Em anderes ministerielles Organ regt die Frage der Auflösung der Cortes an, ein Beweis, daß dieselbe im Cabinet zur Sprache gekommen ist. Dieses soll den Plan zu Erbauung von nicht weniger als 60 Kriegsschiffen verschiedener Art und Größe genehmigt ha ben, unter welchen man 20 eiserne Dampfschiffe nennt, während für die übrigen der Tonnengehalt vorausbestimmt und der Bau nach ei nem festgesetzten Modelle geregelt werden soll. Die Zeit, in welcher dieses Werk, wodurch die spanische Marine wieder zu neuem Flor ge bracht werden könnte, vollendet werden soll, wird auf vier Jahre an gegeben, und zur Deckung der Kosten würde Bauholz aus den Wäl dern von Libiena in der Gegend von Santander und nicht weit vom Meere entfernt, wo an prächtigen Eichbäumen der üppigste Reichthum herrschen soll, verwendet werden.— Nach Cadiz ist der Befehl gege ben worden, die Kriegsbrigg Manzanares für den Sohn des Jnfanten Francisco de Paula, der sich der Marine widmet, würdig auSzu- stattcn und einzurichtcn. Der Prinz wird aber die Fahrt nach Mon-' tevidco, welche man angckündigt hatte, für den Augenblick nicht Mchen. Sein Vater war mit seiner Familie am 21. Aug. a«S dem Setbade von San Sebastian nach Bilbao abgercist, um dort -den Stierg^fech-- tcn bcizuwohncn.—'Der Globo von Cadiz meldet, durch den Tele-' graphcn sei zu Lissabon die Nachricht eingetroffen, die spanischen Truppen an der portugiesischen Grenze hätten Befehl erhalten, sich von dort weg mehr in das Innere des Königreichs Leon zurückzuzie-- hem Dies steht aber im Widerspruche mit den directcn Nachrichten, wonach nicht nur von der Seite von Galicien, sondern auch von allen andern Seiten im Gegentheile Verstärkungen für die spanische Armee gegen die Grenze zu auf dem Marsche waren, darunter daS Regiment Saragossa mit drei Bataillonen und das Provinzialbataillon von Avila. Unter den Veranlassungen zu den Differenzen zwischen beiden Regie rungen nennt man auch, daß Spanien zur Zeit der Anerkennung Dom Miguel's durch den König Ferdinand V II. mehre Vortheile durch einen Specialvertrag über die Tajoschiffahrt wol zugcsagt, aber nie wirklich gewährt worden seien. Der Vertrag, kam nie zum Vollzüge, und die bisher auf einander gefolgten Ministerien ließen hie Sache ruhen, ohne eine Entscheidung hcrbeizuführcn. Der jetzige Minister des Auswärti gen aber soll energischer zu Werke gegangen sein und in einer kräf tigen Note den Vollzug des Versprochenen endlich verlangt haben, und da er Schwierigkeiten fand, wären dann die Truppen an die Grenze beordert worden, um durch diese Demonstration Portugal zu imponi- rcn. Nun hätte aber-England für Portugal Partei genommen und kategorische Noten an das spanische Cabinet gerichtet, die jedoch noch kräftiger gehalten gewesen sein würden, wenn man nicht in Rücksicht dcs wachsenden französischen Einflusses zu Madrid seit dieser Zeit wieder einen etwas mildern Ton anzustimmcn für zweckmäßig angese hen hätte. Mehre Ministerconfcrenzen und Berathungcn im Palastc des Regenten seihst und unter seinem Vorsitze, wobei auch die Bot schafter von England und Portugal zugegen waren, sollen auf diese Frage Bezug gehabt haben.— Die Marquise von Belgida, welche so viel von sich zu reden gemacht hat, ist durch den Tod ihres Gat tcn, der am 20. Aug. starb, nachdem er längst an Geistesabwesenheit gelitten hatte, zur Witwe geworden. — Das Eco del Comcrcio citirt einen Brief von Zurbano an einen seiner Freunde, worin der Ge neral sich rühmt, durch seine allerdings strengen Maßregeln einem gro ßen Blutvergießen vorgcbcugt zu haben, das unvermeidlich cingetretcn wäre, wenn er dem Treiben der Banden nicht ein schnelles Ende ge macht hätte. Die Presse möge dazu sagen was sic wolle, er küm mere sich nicht um sie. — Aus einer Mittheilung des Präfccten der Ostpyrcnäen an die spanischen Behörden von Katalonien geht her vor, daß Planademunt, Pitpoti und andere Factiosen, die bei dem letzten Streifzugc von den französischen Truppen gefangen und nach Perpignan cingebracht worden sind, nach Calais geschickt wurden, um nach England cingcschifft zu werden. Die drei Brüder und der Neffe Fclip's sind nach Aurillac gebracht worden. Nach dem Corrcsponsal vom 22. Aug. ist eine Bande von 5V M. in der Gegend von Jl- lcscas in der Manch« gesehen worden, aber die Nationalmiliz setzte sich sogleich von allen Seiten zu ihrer Verfolgung in Bewegung. — Der ehemalige spanische Finanzminister Mendizabal ist am 25. Aug. zu Bayonne cingctroffcn. Großbritannien. London, 28. Aug. In Portsmouth sind zwei schöne kleine Rcgierungsdampfschiffe gebaut worden, die beide den Namen „Königin" führen. Das eine ist zum Gebrauche der Lords der Admiralität bestimmt, wenn sie die königl. Werste amtlich besuchen; mit dem, andern wird die Königin hcm Imam von Muskat ein Gegengeschenk für die Kanoncnbarke Arab und die auf derselben angclangtcn Geschenke machen, und die mit dem Arab nach London gekommenen arabischen Seeleute werden, sobald die „Königin" zur Abfahrt bereit ist, darin die Rückreise nach Muskat machen. — Die Times sucht den Nationalstolz der Engländer über die den Vereinigten Staaten bewiesene Nachgiebigkeit zu trösten. „D-cr Präsident, sagt das genannte Journal, hat dem vom Kongreß angenommenen Zolltarif von neuem sein Veto entgegengesetzt, und die Maßregeln, welche die bankrotte Staatskasse wieder füllen und den gebieterischen Anfoderungen des Staatsdienstes genügen sollten, sind wieder zu einem Gegenstände dcs heftigsten Streites zwischen der Re gierung und der Gesetzgebung geworden. Eine Kollision zwischen der Cxccutivgewalt und der Lcgislativgcwalt über einen Gegenstand, der alle Handclsinteresscn der Nation in Ungewißheit eöhält und der Mög lichkeit, auch nur unter den lästigen und schmachvollen Bedingungen, denen man sich sonst hätte unterwerfen müssen, Geld zu bekommen, völlig ein Ende macht, würde in jedem Lande und zu icder Zeit als eine höchst gefährliche Unordnung betrachtet werden, nicht blos in Be zug auf die Wohlfahrt, sondern selbst die Verfassung dcs Staa- fcs. Eine Regierung, die zwar in ihren eignen Absichten redlich ist, aber durch die liederlichen Grundsätze der Losfagung von allen Staats schulden und durch die infamen Beispiele von Privatbetrug, welche die finanziellen Verhandlungen der Vereinigten Staaten neuerdings gezeigt haben, zu Boden gedrückt wird, ist unfähig, die wichtigsten Pflichten M erfüllen, um derentwillen sie da ist. Schon jetzt hat sic keinen Credit mehr; nächstens wird sie kein Heer und keine Flotte mehr be sitzen, denn diese Streitkräfte sind fortwährend ohne Sold, und selbst in dieser Bedrängniß behalten die Interessen der einzelnen Staaten in dem Grade die Oberhand über die Interessen bcr Bundesregierung, daß der Congrcß diese lieber der Infamie und dem Untergänge prcis- gibt, als die Einkünfte aus dem Verkaufe der Staatsländcrcien wie der ihrer gesetzlichen Bestimmung überläßt. In einer solchen Krisis hat der Präsident und die Bundesregierung nicht die mindeste Stütze. Die Union ist eine abstracte Macht, deren Anfoderungen, wie dringend sic auch sein mögen, von Senatoren und Repräsentanten den Bedürf nissen ihrer eignen Staaten nachgcsetzt werden. Der Zolltarif selbst ist nicht sowol als eine Nationalfinanzmaßrcgcl, sondern vielmehr we gen der Vorurthcile und der Interessen derjenigen Partei, die Schutz für die Fabriken verlangt, unterstützt worden. Und doch kann nichts klarer sein als die ausdrückliche Anordnung dcs Gesetzes, welches die Erträgnisse aus dem Verkaufe der Staatsländcrcien den einzelne« Staaten zuthcilt, mit dem Vorbchalte, daß diese Vcrthcilung aufho- .ren und der Ertrag wieder in die Bundeskasscn fließen solle, sobald Allgemeine und Auslandes. 2 Rgr. «Wahrheit und Recht, Freiheit und GesetzI»