Volltext Seite (XML)
WM Leipziger Allgemeine Zeitung. ZNS unk Auslandes. 2 Ngr. « Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Nortuga». - Spanien, (nParis.) — «»»Hvrttaanien. - Frankreich. (»Paris.) — Deutschland. (»Ansbach; »Leipzig.) — DreuOen. (--Berlin; ^Berlin.) — ivefierreich. (^Wien) — Schwei,. - statten. (»»Rom; Rom; »Palermo; Neapel; Florenz.) Msldau und Walachei. — «eretntgte Staaten von Nordamerika. — Mejieo. — S-ntralaw-rika. — Handel und AndUfirie. (»Wim; Leipzig; »»Breslau) — Ankündigungen. Mpvtugar. Lissabon, 23. Mai. Abermals hat sich der Unterzeichnung des HandelStractats mit England sowie des Tractats wegen Unter drückung des Sklavenhandels ein Hinderniß in den Weg gestellt: der Staatsrath nämlich, dem der Herzog v. Palmella über die vorläufig von ihm zum Abschlusse gebrachten Unterhandlungen Bericht erstattet hat, erhebt Schwierigkeiten in Bezug auf einzelne Punkte, und es wird dadurch eine neue Korrespondenz Lord Howard's de Walden mit dem britischen Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Lord Aberdeen, »othwendig. Man fürchtet sogar, der Herzog v. Palmella werde aus Ueberdruß sich weigern, die Unterhandlungen weiter zu führen, wie er denn auch schon in Bezug auf die Unterhandlungen mit dem päpstli chen Stuhle seine Vollmacht zurückgegebcn hat. CS heißt, daß die er hobenen Schwierigkeiten in Betreff des HandelStractats die sogenannte Maneiosteuer, und zwar die von dem Herzoge v. Palmella zugcstan- dene Erhebung dieser Steuer durch eine gemischte Commission betreffen, während bei dem Tractat wegen Unterdrückung des Sklavenhandels die von dem Herzoge v. Palmella eingegangene Verpflichtung wegen eines von der portugiesischen Regierung zu erlassenden Decrels, das den Sklavenhandel für Seeraub erklären soll, das Hinderniß ausmacht. Dreißig Tuchhändler in Oporto haben für de» Handelstractat petitio- nirt, vornehmlich aus dem Grunde, daß der jetzt bestehende hohe Ein fuhrzoll von Wolle den Schmuggelhanbel in diesem Artikel von Spa nien nach Portugal über die Maßen begünstige. (Moro. Okr.) EkHsnie«. 2s Varis, I Jun. Die madrider Blätter reichen bis zum 25. Mai, und sie lassen die auf telegraphischem Wege gemeldeten Ereignisse (Nr. 157) der folgenden Tage bereits voraussehen. Madrid war in gespannter Erwartung der Dinge, die da kommen sollten. Beunruhigende Gerüchte über die innere Verfassung des Ministeriums und über die Absichten eines LheilS der Bevölkerung der Hauptstadt waren schon seit meh ren Tagen im Umlauf und hatten am 24. Mai einige Konsistenz ge wonnen. Man sprach von einem bevorstehenden Pronunciamiento zu Gunsten der Constitution von 18l2, welches im Circus der Stier- gefechte vor sich gehen solle, allein diese Befürchtung hat sich, vielleicht nur Dank dem Einflüsse eines heftigen Regens, nicht bewährt. Als unvermeidlich betrachtet man die Alternative zwischen einem Cabinets- wechsel und der Auflösung der Kammer. Es war nämlich schon am 23. Mai von Seiten eines bedeutenden Theileö der Majorität im Con- gresse in der Stille ein Schritt bei dem Regenten gcthan worden, um ihn zu der Entlassung deö Ministeriums zu vermögen. Da dieser Schritt ohne Erfolg blieb, so traten die verschiedenen Fraktionen der «xaltirten Partei zu zwei großen Abtheilungen, Clubs wenn man will, zusammen, und verständigten sich über ein gegen die Regierung aus zusprechendes Votum des Tadels. Für dieses Votum wurden die Un terschriften der einzelnen Abgeordneten gesammelt, die sich für dasselbe erklärten, und man behielt sich vor, dasselbe in dem Congresse in Form eines Antrages vorzulegen, sobald man der Majorität völlig gewiß sei. Eine große Schwierigkeit, die der Koalition gegen das Ministerium noch zu lösen übrig blieb, war die Zusammensetzung eines eventuellen Cabinetö. Ma» war namentlich um einen Minister der auswärtigen Angelegenheiten vrrlegen, da die beiden einzigen Männer, welche die» sem Posten gewachsen schienen, Hr. Olozaga und Hr. Cortina, der frühere Minister deö Innern, einer den ander» vorzuschieben suchten, indem fie beide vorauszusetzen schienen, daß das Amt seinen demnäch- stigen Inhaber rasch abnutzen werde. Das quasi-officielle Morgenblatt, der Espectador vom 25. .Mai, spricht noch mit der größten Zuversicht von der Lage des Cabinetö. „Die Nachrichten über einen bevorstehen den Ministerwechsel, sagt er, welche in der Stadt umlaufen, sind durck- auS grundlos. DaS Cabinet ist eben so einig und fest wie am ersten Tage seiner Einsetzung. ES besitzt daö Vertrauen deö Regenten und der Majorität in beiden Kammern, Wd unter solchen Umständen ist an keine Veränderung desselben zu denken." DaS ministerielle Abendblatt, der Patriot«, sieht sich dagegen bereits genöthigt, seinen College» Lügen zu strafen, und nachschristlich anzuzeigcn, daß einer der Minister seine Entlassung gegeben habe, und daß dessen Stelle nur provisorisch besetzt werde, um Zeit und Ruhe für eine passende definitive Besetzung zu gewinnen. — Der Senat fährt fort mit der Berathung des Gesetz vorschlags über die AyuntamientoS, dessen zahlreiche Artikel jetzt größ- tcntheils angenommen sind- Der Kongreß votirte am 24. Mai den Gesetzentwurf über den Anbau verödeter Gegenden, und begann am 25. Mai die Discussion eines RegierungöantragS auf Ermächtigung zur Aushebung von 25,00V M-, zum Ersatz für die nach beendigter Dienstzeit entlassenen Soldaten. — Das Leichenbegängniß deS Hrn. Espronceda ist am 24. Mai unter großem Zudrange von Leidtra genden und Schaulustigen begangen worden. Mehre Kongreßmitglieder sprachen über dem Grabe des jungen Dichters, aus dessen letztem noch nicht gedruckten Werke: „M viablo Dlunäo", zum Schlüsse einige ausgezeichnete Strophen vorgelescn wurden. — Der Geldmangel in dem Staatsschätze muß einen hohen Grad erreicht haben, denn man hat sich genöthigt gesehen, die Niederreißung deö Klosters del Espi ritu Santo, an dessen Platze das neue Cöngreßgebäude errichtet wer den soll, einzustellen, weil man den dabei beschäftigten Arbeitern einen Rückstand von 5VVV Realen nicht zu zahlen vermochte. Der Postdata versichert, daß wenige Tage vor dem Eintreten dieser demüthigenden Nothwendigkeit der Regent eine Zahlung von 1 Mill, auf feinen Ge halt erhalten habe. — In mehren großen Provinzialstädtrn sind ähn liche Gerüchte auSgesprengt worden, wie diejenigen, durch welche Ma drid in den letzten Lagen beunruhigt ist. In Katalonien spricht man fortwährend von einem carlistischen JnvasionSplane, über dessen Bestand bestimmte Angaben gemacht werden, welche schwerlich ganz aus der Luft gegriffen sein dürften. Die barceloneser Leh versichert unter Anderm, daß der päpstliche Stuhl mehren ausgewanderten carlistischen Priestern durch den Cardinal Mezzofanti habe Geld geben lassen, da mit sie an der Jnsurgirung der Provinzen Mitarbeiten sollen. Gro-Hpitannie«. London, 31. Mai. Der Graf Wilton soll bestimmt sein, dem Könige von Sachsen im Namen der Königin den Hosenbandorden zu überbringen. (Obs.) — Nach dem Newcastle Journal hat die Regierung sich mit de» einflußreichen Besitzern der Kohlengruben dahin vereinbart, daß der Ausfuhrzoll auf Kohlen nicht, wie ursprünglich die Absicht war, 4 Sch., sondern nur 2 Sch. auf die Tonne betragen solle. — Als die Einkommensteuer in Berathung war, wurde dem Publi cum versichert, es werde durch die Verminderung der Kosten des Le bensunterhaltes mehr gewinnen, als es zu dieser neuen Abgabe bei zutragen habe, und besonderes Gewicht legte man dabei auf die Zu lassung von ausländischem Vieh zu einem niedrige« Zoll. Wie die Einkommensteuer fortschritt, so verschwanden diese schönen Verspre chungen, und jetzt steht vollkommen fest, daß keine Verminderung der Fleischprcise eintreten soll und daß der neue Zolltarif bloS den kleinen Vorzug haben wird, das Steigen der Fleischpreise wegen der Zu nahme der Bevölkerung zu verhindern. Die Einkommensteuer wird daS Publicum einstweilen bezahlen müssen, ohne die versprochene Ver- güligüng durch Minderansätze in der Fleischerrechnung. Indessen hat Sir R. Peel uns in seinem Zolltarif in Bezug auf Fleisch den rich tigen Grundsatz gegeben, es fehlt nur noch die Anwendung. Wie Goldsmith's gutmuihiger Mann nicht abgeneigt war, Gründe anzuhö ren, sobald er seinen Entschluß gefaßt hatte, weil diese dann keinen Schaden mehr rhun könnten: so hat der Premierminister auch gar nichts dagegen, die Grundsätze der Handelsfteiheit anzunehmen, wenn diese keine Anwendung finden können, weil sie dann unschädlich sind. So will er denn auch die Einfuhr von ausländischem Vieh gestatten,