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Sonntag Nk- 15«. s. Juni 184L WM Leipziger Allgemeine. "und Auslandes. ? ^r. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Spanien. (2tParis.) — Großbritannien, (sLondon.) - Frankreich. (»Paris) — Niederlande, (-sAmsterdam.) — Deutschland. (München) j-Hannover; Stuttgart; Karlsruhe.) - Preußen. (X Aus Preußen; »Berlin.) - »««erreich. (»Wien.) - Italien. (Pisa) Schweden und Norwegen. (»»Christianis.) — Türkei. (»Konstantinopel; Konstantinopel.) — Brasilien. (»»Hamburg.) — Handel NN» Andustkie. — dtnkündigungen. Zur Nachricht. Auf das am I. Juli 1842 beginnende neue vierteljährige Abonnement der Leipziger Allgemeinen Zeitung werden bei allen Postämtern und Aeitungsexpeditionen des In - und Auslandes Bestellungen angenommen. Der Preis beträgt in Sachsen vierteljährlich 2 Thlr., in den übrigen Staaten aber wird derselbe nach Maßgabe der Entfernung von Leipzig erhöht. Leipzig, im Juni 1842. A» NroBhaUs» Spanien. Ss Paris, 30. Mai. Der spanische Senat beschäftigt sich fort während mit der Discusston des Gesctzvorschlags über die Umgestaltung der Gemeindeverfassung. Die conservative Minorität enthält sich aller Theilnahme an den Verhandlungen über diesen Gegenstand, um, wie der Correo nacional erklärt, durch ihr Schweigen gegen die Rechts beständigkeit der gegenwärtigen Gemeindeverfassung und mittelbar gegen die zur Aufrechthaltung derselben veranstaltete Septemberrevolution zu protestiren. Dem Correo nacional zufolge besteht das Gesetz über die AyuntamientoS von 1840, obgleich es nie zur Anwendung gekommen, in ungeschwächter Rechtskraft, und die conservative» Senatoren würden sich daher durch das Eingehen auf eine Debatte, welche dessen Nicht- existenz voraussetzt, in Widerspruch mit ihren eignen Principien setzen. — Der Congreß verhandelte in seiner Sitzung am 23. Mai einen Gesetzvorschlag über die Gründung neuer Ortschaften in unangebauten Gegenden. Nachdem der erste Artikel desselben votirt war, ging man zur Discusston deS Regierungsantrags über, durch welchen die Stärke des Heereö für das laufende Jahr auf 90,000 M. stehende Truppen und 40,000 M. Reserve (die sogenannten Provinzialregimenter) fest- gestellt wird. Ein Amendement des Hrn. Mendez Vigo, dahin gehend, Laß die stehenden Truppen auf 60,000 M. herabgesetzt, die Reserve dagegen auf 80,000 M. erhöht werde, wurde mit 80 gegen 33 Stim men in Betracht gezogen. Die legislative Debatte wurde unterbrochen durch die Vorlesung eines Schreibens, in welchem der Graf de las Naves den Congreß benachrichtigte, daß Hr. Espronceda, der Abgeordnete für Almeria, vor einigen Stunden gestorben sei. Diese Botschaft brachte einen um so tiefem Eindruck hervor, als man den Verstorbenen drei Tage zuvor noch frisch und gesund in der Versammlung gesehen hatte. Mit Hrn. Espronceda hat Spanien seinen ausgezeichnetsten Dichter in der Blüte des Lebens, er war erst 33 Jahre alt, verloren. MS Poli tiker gehörte Hr. Espronceda der exaltirten Partei an, was jedoch die Organe der conservative» Interessen nicht verhindert, ihre Trauer über seinen Vetlust in wahrhaft ergreifender Weise auszusprechen. — Die Gaceta de Madrid veröffentlicht das Gesetz, welches den ehemaligen Studiosen der Theologie die Erlaubniß gibt, gleichzeitig zwei Kursus einer andern Fachwissenschaft durchzumachen, und das Gesetz, welches denprivilegirtenGerichtsstand der militairischen Ritterorden aufhebt. — Die christinischen Blätter rügen mit Entrüstung den unerhörten Scandal, den die Gräfin Mina dadurch gegeben, daß sie Arm in Arm mit der Königin Isabella und ihrer Schwester im Retiro spa zieren gegangen. Was aus der Monarchie werden solle, wenn man, nachdem der Thron seiner reellen Macht beraubt sei, auch die Achtung vor der monarchischen Etikette so völlig aus den Augen setze? Solch ein Verfahren entwürdige die königliche Majestät und gehe daraus aus, das Prästigium des Throns in den Augen des Volks vollends zu zer stören. — In Catalonien ist, ungeachtet der drohenden Andeutun gen, welche die madrider Blätter seit mehren Tagen gaben, die Ruhe bis jetzt nicht anderweitig als durch die fortdauernden Raubzüge Fclip's und seiner Genossen gestört worden. — Das barceloneser Blatt La Ley enthält einen angeblichen Brief der Königin Christine an ihre Tochter Isabella, in welchem der jungen Königin Haß und Miötraucn gegen ihre ganze Umgebung, vorzüglich aber gegen ihre Tante, Donna Car lota, Gemahlin des Jnfanten Don Francisco de Paula, zur dringend sten Pflicht gemacht wird. Von Espartero spricht der Brief mit der größten Verachtung, Arguelles wird darin ein Jakobiner genannt und die Gräfin Mina als die Witwe des Mannes, der Ferdinand Vik. an die Stufen des Schaffots geführt habe, dem Abscheu der jungen Isabella preisgegeben. Aber heftiger als gegen irgend eine jener Per sonen eifert der Brief gegen die Infantin, welche er den weiblichen Philipp Egalite Spaniens nennt, und der er alles Unglück deS ThronS und des königlichen Hauses zuschrcibt. Obgleich es schwer ist, diesen Brief für echt zu halten, so wird er doch eine gewisse Wirkung kaum verfehlen. — Der Constitucional sagt: „Der Herr Jnfant war krank und befindet sich jetzt etwas besser; das heißt mit andem Worten, daß eS mit Spanien etwas schlechter geht." Dasselbe Blatt enthält folgendes von mehren Offizieren der Armee unterzeichnete Schreiben: „Ein schmutziges, nichtswürdiges Blatt dieser Stadt betrachtet den Triumph seiner Partei alS so gewiß, daß es in seiner heutigen Nummer ein Spottbild auf den erlauchten Regenten enthält, wie derselbe Schläge bekommt. Wir werden sehen, wer Schläge geben und wer Schläge bekommen wird." Beredte Sittenbilder! London, 29. Mai. Auf der Universität Oxford ist der geistliche Zwist auf dem Punkte, sich von neuem zu entflammen. Vor einigen Jahren war ein Censurvotum über den Professor vr. Hampden beschlossen; jetzt habe» einige Mitglieder der Universität auf Zurücknahme desselben angetra gen, andere aber auch bereits gegen diese Zurücknahme protestirt. Bei der Stellung, welche die Hochkirche in England einnimmt, ist diese Angelegenheit von solchem Interesse, daß alle Joumale sich damit be schäftigen, und so wird die alte Frage, ob Dr. Hampden ein Censur votum verdiene oder nicht, von neuem vor dem ganzen Publicum abge handelt werden. j-London, 28. Mai. Die Bestechungen bei den letzten Wah len nehmen noch immer einen großen Theil der Unterhausverhandlun gen weg und werden vermuthlich auch so bald nicht aufhören daS HauS zu beschäftigen. Die Abstimmungen über die nach einander vorkom menden Motionen jur Untersuchungen über einzelne Fälle fallen sehr verschieden aus und tragen etwas Schwankendes an sich, sodaß eö bald scheint, als wenn man ernstlich daran wolle, dem BestechungSwcsen ein Ende zu machen, und bald wieder, als wenn nichts weniger als so etwas zu erwarten wäre. Man kann für diese Unbestimmtheit eine Entschuldigung darin finden, daß die Zahl der Unterhausmitglieder, welche mit Hülfe von Bestechungen ihre Sitze erworben haben, zu groß ist, um nicht mit einer gewissen Diskretion zu Werke gehen und häufig ein Auge zudrücken zu müssen, damit nicht die Untersuchungen endlos werden und das Parlament nicht als aus lauter Corruption zusammen gesetzt dasteht. Man beschränkt sich daher bei dem Zugestehen von Un tersuchungen auf die allerscandalöscsten Fälle. Ein solcher ist derjenige der kleinen Stadl Bridport, über welchen daö Unterhaus gestern auf den Antrag Charles Bullcr'S eine Untersuchung beschloß. Die Unver schämtheit, mit welcher hier herüber und hinüber gehandelt, getäuscht und bclistct wurde, sucht ihres Gleichen. Aber noch größer ist die