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Leipziger Allgemeine und Auslandes. 2 Ngr. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Portugal. — Großbritannien. — Frankreich. (-j-Paris.) — Niederlande. ('Amsterdam; ^Aus dem Haag.) — Deutsch land. (ch München; Hannover; Osnabrück; Stuttgart; Karlsruhe; Darmstadt; Aus Nassau. — Preußen. (HAus Preußen; ^Berlin; Berlin.) svefterreich. ("Prag; Pesth.) - BtaUen. ("Rom.) - Dänemark. (Kopenhagen.) - Schwede» und Norwegen. (Stock holm) — Rußland und Polen. (Petersburg.) - Bereinigte Staaten von Nordamerika. - Haiti. - Mejico. - Süd amerika. - Handel und Industrie. - (Leipzig.) — Ankündigungen. Portugal. Lissabon, 24. Jan. Das bcmcrkenswertheste Ercigniß in der lehlvergangcncn Woche bestand in einer Miltheilung von Lord Howard de Walden an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten, daß die bri tische Regierung unverzüglich dcn Gchcimrathsbefchl zurücknehmen werde, der sämmtlichc portugiesische Güter und Schiffe in britischen Häfen mit einem Diffcrenzzoll von 20 Procent belegte. Nachdem die por tugiesische Regierung diese Versicherung empfangen hatte, brachte sie sogleich das Gesetz in Ausführung, was nach Erfüllung dieser Bedin gung schon vom 18. Jan. an gelten sollte, und den Diffcrenzzoll von 15 Procent abschafft, der seit der Revolution im September 1836 von britischen Waaren und Schiffen in portugiesischen Häfen erhoben wurde. So befindet sich also der britische Handel wieder in der günstigen Lage wie früher, ohne daß z. B- Frankreich etwas dagegen cinwendcn kann, da es nur sein eignes Prohibitivsystem aufzugebcn braucht, um diesel ben Vorthcile zu genießen. — In Portugal finden fast eben so viele Preßprocesse statt wie in Frankreich, sie enden aber nicht wie die französischen, sondern fast ohne alle Ausnahme stets mit einer Frei sprechung.— Monsignore Capaccini ist noch nicht bei Hofe vorge stellt worden, obwol er sich jetzt bereits über eine Woche hier befin det. — Aus Oporto ist hier die Nachricht eingetroffen, daß am 19. Jan. Costa Cabral dort unter großem Jubel der Cartistcn ge landet sei. Am folgenden Abend sei der Oberst eines dort gar- nisonirenden Regiments mit einem Volkshaufen in die Oper gekom men, und während der Vorstellung habe man wiederholt die Her stellung der Carta gefodcrt. Am nächsten Morgen sei Costa Ca- bral's Bruder an der Spitze einer Volksmenge vor die Wohnung Les Militairbefchlshabers der Provinz, General Baron Santa Ma ria, gezogen und habe diesen aufgefodert, daß er sogleich die Trup pen ausrückcn lasse und die Carta proclamire. Der General er widerte, jeden Soldaten, der sich für die Carta aussprechc, werde er erschießen lassen, worauf die Cartistcn lärmend die Straßen durch zogen und sich dann ihrer Sicherheit wegen über den Douro nach Villa Nova de Gaja begaben, wo sie mit den Stadtbehörden eine Bittschrift an die Königin entwarfen, daß diese die Proclamirung der Carla genehmigen möge. Beim Abgänge dieser Nachrichten war Oporto in der größten Aufregung, und verschiedene Häupter der Anti cartisten hatten bereits die Stadt verlassen. Großbritannien. London, I- Febr. Das Parlament wird am 3. Febr. eröffnet und die Adresse wahrscheinlich sogleich in derselben Sitzung vorgclcgt, erörtert und an genommen werden, wie dies in England Gebrauch ist. Bekanntlich wird in der Regel eins der jüngsten Mitglieder des Unterhauses mit Beantragung der Adresse beauftragt. Diesmal soll der Graf March sie beantragen und Hr. William Decket den Antrag unterstützen. Graf March ist ein junger Mann von 23 Jahren, ein Sohn Les Herzogs v. Richmond und Gardcofsizicr. Der Herzog v. Richmond, einer^der größten Grundbesitzer in England, ist einer der eifrigsten Verthcidiger der Gctrcidegesctze und thcilt mit dem Herzoge v. Buckingham den Titel eines Oarn Ian- äuke oder Gctreidegesetz-Herzogs. Er war cs, von dem in der vorigen Session im Oberhause die Erklärung ausging, wenn Sir N. Peel die Schutzgesctze des Ackerbaues antastc, werde die Partei der Grundbesitzer ihn eben so leicht wieder außer Amt brin gen, wie sie ihn ins Amt gebracht habe. Daraus läßt sich abnchmen, daß die vom Grafen March beantragte Adresse wahrscheinlich in einem jeder Reform entgegengesetzten Sinne abgcfaßt sein wird. Im Ober hause soll der Marquis v. Abcrcorn die Adresse beantragen wollen. — Wie cs erwartet wurde, ist Lord Morpcth auch bei der Par- lamcntswahl in Dublin durchgcfaüen, indem er nur 3435 Stim men erhielt, sein Mitbewerber Hr. Gregory aber mit 3825 Stimmen gewählt worden ist. Außer dem von O'Connell selbst hervorgehobencn Eigennutz der liberalen Partei und der offenbaren Begünstigung, welche der Lordlieutenant dem Torycandidaten angcdeihcn ließ, bezeichnet man als einen Hauptgrund für diesen Ausgang der Wahl, daß die Tory- bcamten, welche mit deren Leitung beauftragt waren, für jeden Buch staben des Alphabets nur einen einzigen Ort zur Abgabe der Stim men bezeichnet hatten, daß dadurch ein großer Theil der katholischen Eingeborenen, die vorzugsweise für Lord Morpcth gestimmt hätten, am Abgeben ihrer Stimme verhindert gewesen sei, weil ihre Namen alle mit Mac beginnen und sic nicht alle an dem einzigen für N be stimmten Orte Zulaß finden konnten, und daß der Sachwalter Lord Morpeth's in dem Augenblicke, als der Wahltermin abgelaufen war, dem Sheriff noch 400 Wähler, deren Namen mit M beginnen, zu bezeichnen sich erbot, was dieser Beamte aber nicht annehmcn wollte, sodaß die erfolgte Wahl wahrscheinlich angefochten werden dürfte. — Als den ersten Schritt, der zur Repeal führen werde, bezeichnete O'Connell seinen Anhängern in Dublin die Nachweisung ihrer An zahl. Sie müßten bedenken, daß kein Land, was stark genug sei, einen Staat zu bilden, eine Provinz bleiben dürfe. Daß sie diese Stärke besäßen, lasse sich nicht läugnen. Es handle sich nur darum, wie sic dieselbe benutzen sollten. Das Erste, was geschehen müsse, sei deshalb, einen Nachweis der Irländer zu entwerfen, welche für die Repeal- Wären sämmtlichc 8 Mill, dafür, so würde sie offenbar sogleich durchgeführt sein. Lord Althorp habe erklärt, wenn ganz Ir land die Repeal verlange, solle cs sie erhalten. Die Wahrheit sei, daß dann keine Macht sie ihnen vorcnthalten könne. Er wisse wohl, daß die Irländer jetzt für die Repeal seien, aber Das genüge nicht, auch England müsse von dieser Thatsache überzeugt werden, und die einzige Art, wie die Irländer England überzeugen könnten, bestehe darin, daß alle Mitglieder des Rcpcalvcreins würden. Jeder könne eine Petition unterzeichnen, wer aber zum Rcpcalverein bcistcuere, unterzeichne seinen Entschluß, für die Repeal handeln zu wollen. Al les, was er verlange, sei jährlich 1 Schill., oder monatlich I Penny, oder wöchentlich '/, Penny mit 4 Wochen Discont. Man möge be denken, daß jeder Schilling einen Mann bezeichne, daß er ein festes Herz und zwei kräftige Arme bezeichne. Nun wisse er aber, daß die Bereitwilligkeit zum Eintritt in dem Mangel an Gelegenheit dazu ein Hinderniß finde. Es sei Mancher ein Rcpcalsammler geworden, der, sobald seiner Eitelkeit Genüge geschehen, die Pflichten dieses Amtes vernachlässige. Das sei ein Mißbrauch, dem abgeholfen werden müsse, da er durchaus wünsche, den Irländern die Gelegenheit zum Eintritte zu erleichtern. Demgemäß schlage er vor, seinem Freunde Tom Steele Munster zu überweisen, sein Sohn John habe Connaught übernom men, Hr. Rae wolle nach-Ulster gehen und er selbst nehme Leinster. Seine Absicht sei, daß Jeder die Verpflichtung übernehme, sogleich ein regelmäßiges Verzcichniß aller Kirchspiele cinzusenden, und daß Tom Steele zum Oberrepealsammler von ganz Irland ernannt werde. Er schlage vor, die Verzeichnisse der Kirchspiele in alphabetische Ordnung zu bringen, jeden Monat einen Bericht abzustatten und darin anzu geben, wie viele Kirchspiele sich dem Repcalvercin angcschlosscn hät ten, wie viele Repealcr dort wären, wer darin Sammler sei rc. Auf solche Weise werde man allmälig und ruhig erfahren, wie viele Re peater es in Irland gebe. Er werde die Frage nicht vor das Unter haus bringen, bis er 4 Mill. Repealcr gewonnen habe. Wenn er diese besitze, werde er das Parlament auffodern, den gerechten Erwar tungen und Anfodcrungcn Irlands Genüge zu leisten. Es solle keine Abgeordneten, keine Vertreter, keine Gesetzvcrlehung geben, nur Kirch- spiclsvcrsammlungcn und Rcpcalsammler, und wo ein Kirchspiel es nicht für gut finde, sich zu versammeln, solle der Sammler herumgehen und die Zahl der Repealcr aufzeichnen. Als er zuerst die katholische