Volltext Seite (XML)
WW Leipziger Allgemeine Zeitung. ZU- und Auslandes. 2 Ngr. » Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz! - Spanien. (AParis.) — Wrpßvritannien. (s London.) — Frankreich. (^.Paris; -Paris.) — Deutschland. (Karlsruhe; sFrank- furt'a. M.) — Peeutzen. (-Aus Preußen; — Berlin; "Berlin.) — iVesterreich. (-Wien; -Aus Ungarn.) — Schweiz. (--Genf.) — Italien. — Schweden und Norwegen. (-Christiani») — Rußland und Polen. (Petersburg) - Bereinigte Staaten von Nordamerika. — Handel und Industrie. (Altona; -Mainz ) - Ankündigungen. Spanien. 2sParis, 18. Jan. Die uninteressanten Verhandlungen der Cor tes über die Gültigkeit einer Menge bestrittener Wahlen wurden in her Sitzung vom 10. Jan. durch eine Interpellation des Hrn. Accbo unterbrochen, welche eine außerordentlich lebhafte Discussion zur Folge hatte. Der genannte Deputirte zog das Ministerium wegen der Ver ordnung zur Rechenschaft, durch welche für alle bis zum I. Dec. v. I. in die baskischen Provinzen eingeführten steuerpflichtigen Waarcn ein Hollnachlaß von 15 — 20 Proc. ausgeschrieben ist. Die Minister, welche zur Rechtfertigung dieser Verordnung das Wort nahmen, stell ten dieselbe als eine durch die Rücksicht auf die bisherigen exceptio- nelle» Verhältnisse des Baskenlandes nothwendig gewordene Billig keitsmaßregel dar, während mehre Oppositionsdepulirte in dem dem baskischen Handel eingeräumten temporairen Vorthcil ein Privilegium sehen wollten, das nur auf Losten der übrigen Provinzen des König reichs habe crthcilt werden können, und zu dessen gültiger Einführung jedenfalls ein Beschluß der Legislatur nöthig gewesen wäre. Auf diese Ansicht wurde der Antrag gegründet, die Kammer möge erklären, daß die Regierung durch die fragliche Verfügung ihre konstitutionellen Be fugnisse überschritten. In der Sitzung vom 11. Jan. indessen, wo dieser Antrag zur Verhandlung kommen sollte, wurde er einstweilen mit dem Bemerken zurückgenommen, daß man es für geeigneter halte, ihn bei der Discussion der Antwortsadresse auf die Thronrede zur Sprache zu bringen. Es steht übrigens nicht zu bezweifeln, daß das Ministerium aus dem ihm bevorstehenden Kampfe siegreich hervorgehen werde. — Man ist in Madrid vollkommen ruhig über die Folgen der Abreise des französischen Botschafters. Der Herzog yon Glücksburg führt den Verkehr mit dem spanischen Minister der auswärtigen An gelegenheiten in herkömmlicher Weise fort, nur bemerkt man, daß er seine Noten blos mit seinem Namen, ohne Hinzufügung eines Titels unterzeichnet, was wol in dem Umstande seine Erklärung findet, daß seine Bestallung als Geschäftsträger noch nicht in allen Formen erfolgt ist. Von der am Jan. zu Gunsten des Regenten gefaßten Beschlußnahmc der beiden Kammern der Costes (Nr. 22) hat der Herzog v. Glücks burg den bereits auf der Reise befindlichen Grasen Salbandy sogleich durch einen Kurier benachrichtigt.— Die Aufhebung der Gesellschaft der Weber in Barcelona ist ohne alle Schwierigkeiten vor sich gegan gen, und die militairifchen Vorkchrungsmaßreacln, welche man gegen mögliche Widersetzlichkeiten und Unruhen treffen zu müssen geglaubt, haben sich glücklicherweise als überflüssig erwiesen. Etwas auffallend ist es, und zu manchen Spöttereien hat cS Anlaß gegeben, daß die Regierung zur Motivirung des Aufhebungsdecrcts bis zu der novi- «iinu rvcaprlnoion hinauf gestiegen, welche allerdings in einem ihrer Artikel die Stiftung geschlossener Gesellschaften von der Autorisation der Obrigkeit abhängig macht, deren Anwendung bei dem heutigen po litischen Verhältnisse Spaniens jedoch in Punkten dieser Art jedenfalls hie höhere Connivcnz gegen sich hat.— In dem Gefängnisse von Bar celona befinden sich gegenwärtig außer einem konstitutionellen Alcal- den, welcher am Tage den Angelegenheiten seiner Gemeinde vorstand und Nachts die Functionen eines Räuberhauptmanns versah, ein Pro- vinzialdcputirtcr, ein Richter erster Instanz und ein städtischer Mu- nicipalrath von 18-11, sämmtlich wegen gemeiner Verbrechen in Un tersuchungshaft. Diese Erscheinung ist um so auffallender, als Cata- lonien in der Criminalstatistik Spaniens gewöhnlich einen sehr ehren vollen Platz cinnimmt. In letzter Zeit wird übrigens die Polizei in Spanien so nachdrücklich gehandhabt, daß die öffentliche Sicherheit au genscheinlich zugenommen.hat. — Die Gegner des Regenten hatten das Gerücht ausgesprengt, daß Espartero die Husaren von Lüchana und noch ein anderes Regiment in eine Leibwache für seine Person'zu verwandeln beabsichtige, was denn freilich bei der erst vor einigen Wochen erfolgten Auflösung der königl. Garde nicht blos eine schreiende Inkonsequenz, sondern sogar eine Handlung von wirklich usurpatori- schem Charakter gewesen sein würde. Dieses Gerücht, das mehre Tage lang ziemlich accrcditirt in Madrid war, wird jetzt von dem halb- officicllen Abendblatt El Espectador für eine reine Erfindung erklärt. Großbritannien. London, 17. Jan. Das Court Journal theilt mit, daß eine uralte Hofsitte es nöthig mache, sogleich nach der Geburt eines Prinzen von Wales rechts vom Thron einen Lehnstuhl für ihn aufzustcllen. Demgemäß habe man denn auch bereits die erfoderlichcn Befehle ertheilt, im St.-James-Palast, im Hause der Lords rc., Stühle zu diesem Zweck aufzustellen und das Wappen' mit dem Molto: „lok die»" darauf sticken zu lassen. — Lord Ashburton bekommt noch mehr Hühner mit unserm achtba ren Vetter Jonathan zu pflücken. Außer dem streitigen Prüfungsrecht und den Ruhestörungen an der kanadischen Grenze scheint soeben ein kleiner Vorfall stattgcfunden zu haben, der, nach den Journalen zu urtheilen, die südlichen Staaten der Union in Feuer und flammen ge bracht. Die Brigg Creole ward auf der Fahrt von Richmond nach Ncuorleans mit einer Ladung Taback, 133 Sklaven und einigen Pas sagieren am Bord von den Sklaven in Besitz genommen, indem sie zuerst einen Passagier, Namens Hewett (dem ein Theil von ihnen ge hörte), ermordeten, den Capital» und einen Matrosen gefährlich, den Odcrstcucrmann und einen andern Matrosen stark verwundeten, die Koffer erbrachen, die ganze Ladung umkehrten und die Mannschaft zwangen, sie nach dem englische» Hafen Nassau auf der Insel Neuprovidence zu führen. (Nr. 3.) Als sie dort ankamen, ersuchte der amerikanische Consul den Gouverneur, eine Wache an Bord zu schicken und die Skla ven am Landen zu verhindern, was auch geschah, bis zwei Justizbeamte die .Sache untersucht hatten. „Der Capitain ließ die Passagiere und die Mannschaft als Zeugen verhören; 19 Sklaven wurden als Theil- nchmer an der Meuterei und dem Morde wieder erkannt. Diese wur den in Hast genommen; die übrigen 114 Sklaven aber von den bri tischen Behörden in Freiheit gesetzt." Die Journale in Neuorleans geben noch einen Umstand an, der die Aufregung vermehrt, welche diese Meuterei und dieser Mord verursacht hat. „Hr. Bourn, cm Baptistcn-Geistllcher in Richmond, gab den Sklaven vor dem Absegeln Anweisung, wie sie es machen müßten. Dies ergab sich beim Befra gen der Sklaven in Nassau und scheint auch zum Theil durch denUm- stand.bestätigt zu werden, daß die Sklaven so viel Kenntniß von den englischen Gesetzen hatten, um zu wissen, durch Einlaufen in einen enMchen Hafen würden sie frei." Alle diese Umstände commentirt ein amerikanisches Journal in dem Tone, den Schriftsteller anzuwcn- den pflegen, wenn sie alle Vortheile der Verdrehung, ohne Verant wortlichkeit dafür, zu gemeßen wünschen. Es behauptet zwar nicht, daß Großbritannien irgend Schuld habe an diesem Mord und Raub, stellt aber die Nachricht von dem Verbrechen und den Namen Eng lands so nahe und in solchen Ausdrücken zusammen, daß sich auch ohne ausdrückliche Behauptiing leicht eine thatsächliche Verbindung dar aus entnehmen läßt, sodaß es einem aufgeregten Publicum, dessen ein ziges.Gefühl wahrscheinlich in Sam Wellcr's Ausruf: „Ist denn Kei ner nicht hier, dafür ausgcpeitscht zu werden? " enthalten ist, über lassen bleibt, sein Misverständniß selbst zu begehen- „Ein anderer Fall, sagt das Journal, voll Schwierigkeiten und die Gcmüther im Süden im höchsten Grad aufregend, hat sich zwischen den Vereinigten Staaten und Großbritannien ergeben. Bet ihm kommt zu dem Verlust von Menschenleben doch der erschwerende Umstand des Verlustes von Eiaen- thum, sowie Unsicherheit und Gefahr für die Schiffahrt an unserer Südküste." Endlich schließt cs mit den Worten: „Unsere Leser wis sen, daß vor einiger Zeit ein ähnlicher Fall vorkam, der einen Gegen stand des Streits zwischen Lord Palmerston und Hrn. Stevenson bildete, worauf, wenn wir uns recht erinnern, Großbritannien für die verloren gegangenen Sklaven bezahlte, aber mit dem Hinzufügen, cs werde der gleichen Rechnungen nicht wieder bezahlen. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß Großbritannien unsere Vorstellungen in diesem Fall abzuwcisen ver sucht rc. Jedenfalls wird Hr. Everett am Hofe von St.-JameS alle