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Montag London, 21. Nov. Die Chartisten hielten vor einigen Tagen unter dem Vorsitze teS Parlamentsmitgliedes Duncombe eine Versammlung, um einen Nn- terstühungSfondS für die in Folge der Arbeiterunruhen Verurtheilten oder Angeklagten zu bilden. Unter den Rednern'in dieser Versamm lung war auch O'Connor, der sich bekanntlich selbst noch aus dem be zeichneten Grunde in Untersuchung befindet. Außerdem beschloß die Versammlung, eine Petition anö Parlament zu richten, daß es Lord Abingcr, der sich OlS Vorsitzender Richter gegen die Chartisten ausge sprochen, zur Untersuchung ziehen und bei der Königin auf AmtScnt- setzung gegen denselben antragen möge. — Das Gericht der Queen's Bench hat den Antrag auf Freilas sung des Capitainö DouglaS, weil er auf dem Rückwege vom Ge richt, vor dem zu erscheinen er unrechtmäßigerweise veranlaßt worden (Nr. 330), in Verhaft genommen sei, zurückgewiesen, weil dir Verhaf tung unter einer Criminalanschuldigung stattgefunden habe, die Freiheit des Rückwegs vom Gericht aber nur für Civilansprüche gelte. — Auf Ansuchen deS Herzogs Karl von Braunschweig sind drei Besitzer deS Journals Age vor Gericht gefodert worden wegen einer Reihe von Artikeln, die in diesem Blatte gegen den Herzog erschienen, und unter denen sich auch die Fabel von dessen Verhaftung als Taschendieb (Rr. 270) befindet. Spanien. (»Paris.) — Vroßp-itannien. — Frankreich. (f-PariS; * Paris.) — »eutfchland. (f-Leipzig; *'Kiel;-Aus Schles wig-Holstein; Luxemburg.) — Preußen. (-Berlin; --Berlin; liBerlin.) — »esterreich. ((-Aus Oesterreich.) — Schweiz, (chVon der nördlichen Schweizergrenze.) — Dänemark. (Kopenhagen.) — SerHten. — Moldau und Walachei, (f ' Paris.) Türkei. Kon ¬ stantinopel) — Handel und Industrie. — «nküudigungen. Frankreich. Paris, 22. Nov. Das in Toulon erscheinende Journal Scntinclle berichtet untcrm 18. Nov., daß von dort in den letzten drei Tagen 2761 M. Trup pen nach Algerien eingeschifft worden seien. In den letzten Tagen >eS Oktobers gingen aus dem Hafen von Toulon über 2V0V M. zu derselben Bestimmung ab. -j-Paris, 22. Nov. Man hat sich in Paris anfangs fast mehr als in Deutschland mit den Ausschüssen der preußischen Pro vinzialstände beschäftigt, vermuthlich weil man sich in der Entfer nung mehr von ihnen versprach, als man in der Nähe von ihnen er warten durfte. Dafür ist denn aber auch jetzt hier eine Enttäuschung «getreten, welche einen nichts weniger als günstigen Einfluß auf die rtheile über die neuesten Zustände in Deutschland hat. Täglich kann man in den öffentlichen Blättern eine überreiche Aernte bitterer Worte >er Personen und Richtungen halten, zu denen sich hier früher cini- cs Vertrauen äußerte, und leider geht dann bei solchen Gelegenheiten auch das deutsche Volk gewöhnlich nicht leer aus, dessen politische In differenz und Resignation der französische Unmuth mit ganz cigcnthüm- lichcn und keineswegs wohlklingenden Ausdrücken zu bezeichnen weiß. In diesen Urtheilen ist manche Uebertreibung, große Einseitigkeit, ost Spasie«. 2s Paris, 22. Nov. In den Sitzungen des Senats und dcsCon- grcsscs am IS: Nov. constiluirtrn sich die beiden gesetzgebenden Körperschaften durch die Ernennung oder Ergänzung ihrer Burcaux. Der Senat, welcher 50 anwesende Mitglieder zählte, hatte nur seine Secretairs zu wählen, da die Ernennung des Präsidenten und Vice- präsidcnten durch die Verfassung der Regierung Vorbehalten ist. Der Kongreß, in dem 130 Abgeordnete anwesend waren, ernannte Hrn. Olozaga, wie bekannt ist, mit 83 Stimmen zum Präsidenten, die HH. Cortina, Cantaro, Caballero und Domenech zu Vicepräsidenten und die HH. Galvez Canero, Mata, Poz Garcia und Garnica zu Secrc tairen. Die Berichte der Abendblätter reichen nur bis zum^Schluf dicscr vorbereitenden Operationen. — Der Chef deS Gcneralstabs de ersten MilitairdistrictS erklärt in einem an die Journale gerichteten Schreiben, daß die Angaben, denenzufolge in dcrNacht vom 12. au den 13. Nov. die, Wachen verdoppelt gewesen und die Garnison un ter den Waffen gestanden, durchaus ungegründet seien. Diese Erklä rung fällt um so mehr auf, alS auch der ministerielle Patriot« di Nachricht von jenen militairischcn Vorkehrungen wiederholt und zugleich gesucht hatte, diese Maßregeln der Regierung Lurch die Versicherung zu rechtfertigen, daß einige unruhige Köpfe darauf gesonnen, die Ord nung zu stören, in der Hoffnung, daß sie in neuen Wirre» und Er schütterungen Gelegenheit zur Befriedigung ihres Ehrgeizes finden könn ten. — Zu den gestern gegebenen Notizen über Catalonien kann ich heute nichts Neues hinzufügen, außer daß der General Zurbano am 13. Nov. in Barcelona eingetroffen ist, wo er, wie schön erwähnt, die ihm von der Regierung übertragene Zollvisitation anfangen wollte. Ob er bei den später» militairischen Ereignissen in dieser Aladt irgend eine AM gespielt, ist noch unbekannt. Die barcelöneser Blätter sind fort während im Rückstände. Die Nachricht von eiper revolutionairen Be wegung in Saragossa zu Gunsten des JnfaNte» Don Francisco de Paula hat sich als völlig ungegründet erwiesen. — Die französi schen Blätter nehmen ein sehr lebhaftes Interesse an de» neuesten Ereignissen in Spanien, und wir werden manche interessante Erschei nung der politischen Psychologie a» ihnen erleben, wenn der catalonische Aufstand sich einige Zeit halt. Die sonst ausnehmend konservative «Presse» macht schon jetzt ihrcö Wohlgefallens an demselben kein Hehl. — „ES ist ein großes Ereigniß, sagt das Jo urnal des DebatS, daß eine europäische Macht, die Waffen in der Hand, dem chinesischen Reiche eincn Frieden auferlcgt, das die Ausländer bisher mit so ent schiedener Verachtung behandelt. Es ist eine Thatsache, die sehr gro ßen Einfluß auf den Handel und auf die Politik im Allgemeinen üben kann. Eine ganze Welt hat sich dort jetzt für die eindringende Thä- tigkeit der Europäer geöffnet. Wir wolle» uns jetzt über die Folgen jeder Art, die daraus hervorgehen können, nicht weiter verbreiten, wir können jedoch nicht unbemerkt lassen, daß die Engländer als Sieger eincn Beweis von Mäßigung abgelegt. Einundzwanzig Millionen Dollars, oder wenn man die Kriegscontribution Kantons hmzurechnct, 14V Mill. Fr. zur Bezahlung der Kriegskosten ist nicht viel, wen» man be denkt, daß die Engländer außer diesen Kosten im Jahr 1839 22,00V Kisten Opium verloren, auf 62 Mill. Fr. geschätzt, und daß sie im Mai 1841 Massen englischer Waarcn, auf mindestens 35—40 Mill. Fr. veranschlagt, in den Flammen unteraehen sahen." — „Die englische Politik ist unwandelbar, sagt die «Presse.» In allen Verträgen, die sie mit andern Nationen schließt, finden sich Spuren derselben Idee, sich auf allen Punkten der Erde der besten Positionen zu bemächtigen... England hat von den Chinesen nicht blos eine ungeheure Kuegssteuer er langt, sondern ihm ist außerdem auf ewig die JnselHong-Kong abgetreten. Nach dieser Insel trug England längst Verlangen; cs ist di« beste Sta tion im chinesischen Meere, sie bildet einen unschätzbaren Vorposten für den oceanischen Archipel.... Da aber die Chinesen vielleicht nicht im Stande sind, Bezahlung zu leisten, so hat eS sich eine Hypothek geben lassen. Diese besteht in der Besetzung der Inseln Tschusan und Kolong, zwei anderer vortrefflicher Stationen. Es ist ihm deshalb jetzt sehr gleichgültig, ob die 21 Mill. Doll, je bezahlt werden. England wurde nichts dagegen haben, ja es vorziehen, Herr der beiden Punkte zu bleiben, die es jetzt bedingungsweise einnimmt. ES ist wahrschein lich, daß nächstens eine Vereinbarung mit dem Kaiser die Dinge so ordnet, und der englisch« Bevollmächtigte wird eS als eine großmüthige . Concession rühmen. Die Punkte, welche England nicht beseht hält und nicht besetzt halten kann, hat es seinem Handel geöffnet. DicS ist ein poßcr und herrlicher Erfolg, ein Erfolg, der die Civilisation unserer jeit ehrt, vor Allem aber die Nation, welche sie dem Kleinmuthe der öchördcn deö himmlischen Reichs abgczwungen."— Der Courrier ranvais meint dagegen, England habe nicht mehr erlangt, weil es licht mehr zu erlangen oder zu behaupten vermocht. Oer Kaiser werde den Vertrag nur so lange halten, bis er sich hinlänglich gerüstet habe, um ihn brechen zu können. DaS einzig Bcmerkenswerthe sei, daß Sir ). Pottinger erklärt habe, die englische Regierung werde die chinesi- che bei der Verhinderung deS Opiumhandels unterstützen. BW Leipziger Mllgemeine * UN» Ausland»«. 2 «sr. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!»