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MW Leipziger Allgemeine Zeitung. ZM und Ausland-«. ' d' uWahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Spanien. (AParis.) - «rotzdritannien. (fLondon.) - Frankreich. (»Havre; »Metz.) — Deutschland. (Leipzig; Stuttgart; »Aus Holstein.) — Preußen. (»Von der Spree; ^Berlin.) — »esterreich. (sVon der türkischen Grenze.) - «chweiz. (»Bern.) — Italien. (»»Rom.) — Gervien. ('Von der serbischen Grenze.) — Türkei. (VKonstantinopel.) — Handel und Industrie. — yrnkündigungen. Spanien. 2s pstNS, Iv. Sept. Der Patriot« bringt unter dem Titel ein:r wichtigen Mitthcilung die Nachricht, daß Don Carlos allen wegen des Octobcraufruhrs flüchtig gewordenen Anhängern der Königin Marie Christine seine königliche Verzeihung für ihre der Usurpation geleisteten Dienste crtheilt, und daß er sogar mehre seiner Generale unter der Hand autorisirt habe, der Königin Marie Christine zu huldigen und sich den Interessen und Planen derselben zu widmen. Der Patriot« fügt hinzu, daß diese doppelte Maßregel natürlich Mr eine diploma tische List sei, mit deren Hülfe Don Carlos die Christines zutraulich zu machen und hinter ihre Geheimnisse zu kommen suche. — Die Ga- ceta de Madrid widerspricht der Angabe, daß die spanische Regierung Hrn. Cormenin mit der Ausarbeitung eines Gesetzentwurfs über Or ganisation des Staatsraths beauftragt habe. Das amtliche Blatt er klärt, daß nur Leute, welche bei jeder Gelegenheit darauf ausgehen, die Regierung lächerlich zu machen, diese Nachricht haben ersinnen und verbreiten können. Nichtsdestoweniger beharrt der Heraldo auf seiner Behauptung, die sich auf eine zu zuverlässige Autorität stütze, als daß selbst ein amtliches Dementi im Stande sei, sie zu erschüttern. — Die Ruhestörung in Benicarlo (Nr.25S) hat schleunige militairischc Vor kehrungen zur Verhinderung weitern Unwesens zur Folge gehabt. Aus Tarragona ist sogleich ein Bataillon Infanterie nach Benicarlo aufgebro chen und außerdem hat der Generalcapitain von Catalonicn das Dampf schiff Isabella It. mit Truppen dahin abgehen lassen. — Die ministe riellen Blätter fahren fort, die französische Regierung wegen der Beweise der aufrichtigen Gesinnungen zu loben, welche sic jetzt durch Handhabung einer strengen Grenzpolizei und durch die Ueberwachung der carlistisch -christinischen Umtriebe gebe. Der bekannte Pater Ca sares denuncirt diese Umtriebe von neuem in einer von London aus datirten Broschüre, in welcher er zugleich seine Anklagen gegen die bedeutendsten Chefs der carlistischen Partei als Verräther an ihrer Sache und an ihren; Herrn mit verdoppeltem Nachdrucke wiederholt.— Hr. Olozaga ist jm Begriff, eine Sendung, nicht nach Paris, wie mehre Blätter behauptet haben,, sondern nach Belgien und vielleicht auch nach Deutschland anzutrcten, allem Anscheine nach, um Handels zwecke zu verfolgen. — In Barcelona sind in diesen Tagen die Wahlen der Offiziere der Nationalgarde vor sich gegangen. Der Con- stitucional erklärt, daß es von dem Ausgange derselben abhänge, ob Katalonien einen ruhigen oder einen stürmischen Winter haben solle. Das cxaltirte Blatt scheint übrigens starke Zweifel darein zu setzen, daß jener Ausgang seiner Partei günstig sein werde. — Das Schiff, auf welches der Fürst Lichnowsky gebracht worden, ist die französische Fregatte Venus, welche sich anschickte, nach Toulon abzugchen. T»»Hbrito«Vien. stondon, s. Sept. Es ist schmeichelhaft, daß die Meinungen, die sich in Deutschland über die Negerfrage auSsfircchen, in Eng- land nicht mit Gleichgültigkeit beobachtet werden; denn da Deutsch- i land, ohne Colonialbesitzungen auf sich und Europa beschränkt, zunächst ' kein Interesse an -den praktischen Seiten der Ncgcrfrage haben kann, I so hätte man sich nicht zu verwundern, wenn die Engländer unbcach- ; tet ließen, wie man dort über die Sache urtheilt und was man von k dem englischen Philanthropismus denkt, so lange nicht allenfalls durch r politische Combinationen in Folge des Streites über das Schiffsuntcr- ü suchungsrccht deutsche Ansichten eine nähere Bedeutung erhalten wür- den. Durchaus frei von Rücksichten der lctztern Beziehung und daher i nur rein die Sache nehmend, ist aber jedenfalls eine hier erschienene v Streitschrift für die Farbigen und zunächst die Neger gegen das Convcr- r sationö-Lexikon der Gegenwart, das Ausland und einen Aufsatz von F. r Murhard in Bülau's Jahrbüchern. Wir möchten die Aufmerksamkeit auf n diese Broschüre lenken und ihre Ucbersctzung ins Deutsche wünschen, weil g sie ganz dazu gemacht ist, weitere Discussioncn zu erregen und so vielleicht r zur Entscheidung über manches Streitige nicht bloß hinsichtlich der Neger, „ sondern überhaupt hinsichtlich des Verhältnisses der Mcnschcnracen zu e einander bcizutragcn. Der Verfasser, Hr. Abdcy, in England wohl , bekannt durch ein Rciscjournal über die Vereinigten Staaten, bemerkt c sehr richtig, es sei höchst wünschenswcrth, daß man sich über den ; Gegenstand vollkommen in Deutschland verständige, da dessen Presse i einen Einfluß ausübc, der mit der Ausdehnung seiner Sprache im - Vcrhältniß stehe und dabei für frei von jenem Verdachte der Partci- , lichkeit gelten müsse, wie er den meisten andern Nationen Europas - wegen ihrer Colonialverbindungcn anklcbc. Obgleich Hr. Abdcy so , bescheiden ist, zu erwarten, daß er einen gewandter» Nachfolger in der - Vertheidigung der Ncgersache gegen deutsche Angriffe finden werde, - so darf man doch behaupten, daß der englische Philanthropismus wol , schwerlich einen rüstiger» Streiter hätte ins Feld schicken können als > grade ihn. Mit seiner ausgcbreitcten Sachkcnntniß und treffendem Witze weiß er dem Gegner, den er sich vorzugsweise in Murhard ! ausgesucht hat, mehr als Einen Streich zu versetzen. Auch ist er frei von manchen beschränkten Einseitigkeiten, wie er sich denn ent schieden gegen die Buxton'sche Ncgcr-Civilisationsthcorie erklärt, aber dafür natürlich seine eigne hat. Eben so ist er unberührt von politi schen Rücksichten, denn er hält die von der britischen Regierung ge machten Anstrengungen "gegen den Sklavenhandel für zwecklos. Die Broschüre ist überhaupt ganz vortrefflich geschrieben. Bei allem Dem läßt sich aber doch nicht verkennen, daß der Verfasser nicht über ge wisse Generalitäten, die nicht tief reichen, hinauskommt, besonders da, wo sich bei ihm die Negerfrage zu der mehr allgemeinen zu erweitern scheint, welche Bedeutung die farbigen Raccn für die Vergangenheit und Zukunft des Menschengeschlechts haben. Sind die farbigen Un- civilisirten bloße wilde, aber der Veredelung fähige Sprößlinge oder in Entartung verwildert und abgelebt? Unsere Philanthropen sind da gleich fertig. Sie nehmen Alles, Weiße, Schwarze und Kupferfarbige, unter dieselbe Schere. Eine ihnen allgemeine Idee ist, daß der geistige Zustand der Farbigen ganz derselbe sei wie bei unsern britischen und germanischen Urvätern, als sie in die Geschichte eintratcn, daß daher die erstem eben so gut wie die lctztern der höhern Cultur theilhaftig werden könnten, und wenn sie es bis jetzt noch nicht sind, davon Nie mand als die Weißen die Schuld trügen. Die Phantasie manches englischen philanthropischen Enthusiasten sieht in der Zukunft schon ei nen Bacon und Shakspeare an den Ufern des Niger erstehen, wie man sie an der Themse erlebt hat. Bei solchem »»sichtenden Durch einanderwerfen und dieser neuen Art der Gleichmacherei kommen erklärlich unsere Philanthropen oft zu den sonderbarsten Schlüs sen , wie wir es auch bei dem Verfasser der angeführten Broschüre er fahren, dessen weitausgreifcnde menschenfreundliche Folgerungen ihn auch dahin führen, gegen die Sympathie zu eifern, die Europa den Polen und den Tscherkcssen bezeigt hat. Eine Licblingsidee bei vielen unserer Philanthropen ist: ein allgemeines Vermengen aller Race» und Nationalitäten wie in einem einzigen großen Menschenhaus, in dem dann wol ein frostiges Quäkerthum oder ein ertödtender eisiger Des potismus die Ordnung zu handhaben hätte. Alle Unterschiede beru hen für sie nur auf menschlichem Vorurtheil. Solche Ansichten sind nicht ohne praktische Folgen bei großen wie bei minder bedeutenden Dingen. Hätten die Philanthropen ihre weißen Mitbrüdcr, die nach Port Natal gewandert sind, Nicht um der afrikanischen Barbaren willen in Schrift und Rede auf das ungerechteste gcmishandclt, so wären jene vielleicht jetzt nicht so voll Leidenschaft gegen die Engländer gestimmt, wie sic cs nach glaubwürdigen Nachrichten sind. Ucbertreibungcn füh ren gar oft zum Umgekehrten von Dem, was man beabsichtigt, und so wäre cs auch möglich, daß jene philanthropische Gleichmacherei zuletzt ganz ihren Zweck verfehlte, weil sic zu einer ernster» Untersuchung der