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UZE Leipziger Allgemeine und Ausland. 2Ngr. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Spanien. (rrParis.) — Großbritannien. ((-London.) — Frankreich, (z Paris; 'Paris; -hParis.) — Niederlande. ('Aus dem Haag.) — tventschland. (Hannover; Heidelberg; -sDarmstadt; 'Lus Holstein; "Hamburg.) — Mreußen. (/»Berlin; (-Königsberg.) — Vefierreich. (Klausenburg.) - Schweiz. ("Genf.) - Hande» und Industrie. (Wien; 'Neuyork.) — Stnkündigungen. SPa « ie «. 2». Paris, 10. Febr. Ich komme auf die Sitzung der spanischen Abgeordnetenkammer vom 2. Febr. zurück, um die Rede des Hrn. Fontan wörtlich zu geben, welche so großes Aufsehen, resp. Anstoß er regt hat, daß die heutigen madrider Blätter sich fast ausschließlich mit ihr beschäftigen: „Ohne das von Hrn. de las Naves vorgeschlagene Amendement, sagt Hr. Fontan, würde ich mich dem eben in DiScus- ston begriffenen Paragraphen nicht widersetzen. Unser Zweck muß sein, den Frieden unter allen Spaniern zu befördern und jeden Grund des Zwiespalts zu entfernen. Der Septcmberaufstand ist ein Ereigniß, wel ches von der Geschichte gerichtet werden wird. (Mehre Abgeordnete bit ten rasch nach einander ums Wort.) Wir sind die Urheber dieses Er eignisses, und wir können uns unserer Leidenschaften, unserer Parteilich keit bei der Beurthcilung desselben nicht entäußern. Ohne den Scptcm- berausstand würden die unglücklichen Ereignisse des vorigen October nicht eingetreten sein. (Lautes Murren.) Es ist mir gleichgültig, ob man mich unterbricht. Wenn Das, was ich sage, Jemanden ver letzt, so will ich schweigen oder fortgehcn, aber man wisse, daß ich in meinen Meinungen frei bin und daß ich in der Aeußerung der selben Niemandem an Muth nachstehe. Die Septcmberrcvolution war eine unglückliche Nothwcndigkeit für uns, und es ist nicht passend, an Vorfälle zu erinnern, welche Nachtheile zur Folge gehabt haben, deren Wiederholung zu fürchten ist, wie hier alle Tage einacstanden wird. Die Geschichte wird sagen, was Ruhmvolles an der Septemberrevo lution war. Halten wir uns an die wohlthätigcn Folgen derselben, und kommen wir nicht immer mit Worten auf sie zurück. Lassen wir das Wort «ruhmvoll » bei Seite, denn ruhmvoll ist nurDas, was keinen Flecken hat; ich habe aber viele mit der Septemberrevolution zusam- menhäncstnde Ungerechtigkeiten gesehen, die noch nicht gesühnt sind. Meine Meinung geht also dahin, daß der Paragraph aut ist, wenn man darin nicht von der Septembcrrevolution redet und sie zumal nicht ruhmvoll nennt-",— In der Sitzung am 3. Febr. wurden die Ver handlungen über das Adreßprojcct fortgesetzt. Hr. Ruiz del Arbol nahm zuerst das Wort gegen die Art, in welcher die Eommission von der Erklärung des Belagerungszustandes redet. Hr. Ruiz del Arbol, ob gleich er als Mitglied der Audicncia von Burgos vor allen Dingen auf Gesetzlichkeit halten zu sollen schien, billigte namentlich die Erklä rung Bilbaos in Belagerungszustand und äußerte sich überhaupt in einer Weise über die letzten Ereignisse in den Nordprovinzen, welche die sämmtlichen Abgeordneten der Baskenländer veranlaßte, um das Wort zu bitten. Nach ihm sprach Hr. Mendez Vigo gegen das von der Negierung in jener Zeit beobachtete Verfahren, das seiner Mei- nnng nach nicht kräftig genug gewesen ist. Don Faustino Rodriguez beklagte sich über die Verletzung der gesetzlichen Formen bei den Hoch- verrathsprocessen in Madrid, und noch mehre andere Abgeordnete spra chen für und wider den fraglichen Satz des Adreßentwurfs. — Aus mehr als Einer Quelle, der wir Vertrauen zu schenken ge wohnt sind, erhalten wir Nachrichten, die uns fürchten lassen, daß die misvcranügten Parteien, welche der jetzigen Regierung Spaniens fejnd sind, im Begriffe stehen, von neuem einen gewaltsamen Versuch zum Umsturz Espartcro's zu machen. Die Christinos und Carlisten, deren Häupter jetzt meist in Frankreich sind, sollen mit den Republi kanern in Barcelona eine Verschwörung angezcttelt haben, um einen Aufstand zu machen, der auf das Leben des Regenten und die völlige Vernichtung des englischen Einflusses in der Halbinsel gerichtet ist, und es sind Gründe vorhanden zu glauben daß bald neue Unruhen auö- brechen werden. Je gewaltthatiger diese Proiecte sind, desto minder können sic Besorgniß erregen. Während der spanischen Revolution ist eine beträchtliche Anzahl von Männern, die zu den verschiedenen äu ßersten Parteien gehören, aus dem Lande getrieben worden, und es kann Ludwig Philipp nicht schwer fallen, den Regenten von Spanien durch einen Haufen Vcrräthcr an ihrem Vaterland und Feinde ihrer Königin, die nördlich von den Pyrenäen herumlaucrn, beunruhigen oder mindestens bedrohen zu lassen. Wir können diese Jntrigucn jedoch nicht mit ernster Bcsorgniß betrachten, bis man- uns beweist, daß die jetzige spanische Regierung nicht so fest begründet sei, wie sic uns scheint, oder daß Frankreich den Entschluß gefaßt habe, allen Zufällen zu trotzen, alle Versprechungen zu brechen und mit offener Gewalt einzuschrciten. Die rasche Unterdrückung des Octoberaufstandes, das Verfahren Espar- tero's und der Regierung bei diesem Vorfälle, die Verachtung, welche die feindlichen Manoeuvres einer Königin erregten, die vom spanischen Volk unterhalten wurde, bis sie zu einem Spielball der Tuilcricn ge worden, und der Ton der neuesten Cortcsverhandlunacn geben uns die Ueberzeugung, daß Spanien Don Carlos und Christine, einzeln oder vereinigt, mit doppelter Entrüstung zurückweisen wird, wenn französi scher Einfluß sie diesem Land auszudringen unternimmt. Es mag ge lingen, die Unzufriedenen um Eine Fahne zu versammeln und den nie ruhenden Geist der Zwietracht in einigen Nordprovinzen wieder zu be lebe»; es ist aber ganz klar, daß die Masse des Volks, die Armee und die Cortes dem Regenten zugethan sind, und daß solche Angriffe von besiegten Parteien und entthronten Regenten wenig Wahrschein lichkeit haben, den Kern Spaniens zu berühren. Wir halten sic für eben so ohnmächtig und verzweifelt wie schlecht. Was anders kann dann aber diese undehülflichcn Complotc und mislungcncn Revolutionen unterstützen als der angebliche Einfluß Frankreichs? Da es aber dem geheimen Einfluß und Rathe Frankreichs gänzlich mißlungen ist, nicht blos der von ihm bevorzugten Partei ein Uebergewicht in der Halbinsel zu geben, sondern sogar sich selbst als Verbündeter der Regierung der Königin Isabella zu behaupten: was läßt sich jetzt davon erwarten, nachdem die Ereignisse der Regentschaft Esparteros den Sieg verliehen und die Nation derselben ihre wichtigsten Interessen anvertraut hat? Ist Frankreichs Einfluß geheim und verläugnet, so hat er keinen Er folg; ist er offen und eingestanden, so bedeckt er die Gewalt, die cr einzuführen sucht, mit unheilbarer Schmach und regt die ganze Energie des spanischen Volks dagegen auf, unterstützt durch thatige Hültlci- stung seines treuesten Verbündeten. (7imv8.) Großbritannien. London, S. Febr. Die Königin beabsichtigt, sich der Luftveränderung wegen, welche für die Gesundheit der Prinzessin nothwendig erklärt ist, aus Schloß Windsor nach Brighton zu begeben, wo man bereits glänzende Voranstaltcn zu ihrem Empfange trifft, da Prinz Albert noch nie dort war. Auf ausdrückliche Anordnung der Königin hat die Admiraliät den Befehl erlassen, daß das Dampfschiff Firebrand, auf dem der Kö nig von Preußen die Ucberfahrt gemacht, in Zukunft „klack Lagt«" (Schwarzer Adler) heißen soll. Schon bei der Rückfahrt des Königs nach Ostende hatte das Schiff die Figur eines Adlers vorn angebracht. — In der gestrigen Sitzung des Unterhauses erklärte Sir R. Peel auf eine Anfrage Lord Palmcrston's, daß der Vertrag über das gegenseitige Durchsuchungsrecht nicht ganz in der Fassung, in welcher er ursprünglich von Frankreich und England entworfen gewesen, abge- chlostcn worden sei, was bekanntlich auch Hr. Guizot schon in der ranzösischcn Dcputirtcnkammer mitgetheilt hat. Sir R- Peel fügte >i»zu, daß der 2V. Febr. zur Auswechselung der Ratificationen be- iimmt sei, und daß bisher, so viel er wisse, noch kein Antrag aus Ab änderung des Vertrags in London eingetroffen. — Ueber die Politik des Ministeriums sagt der Examiner: „Als Sir R. Peel sein Ministerium bildete, fragte man allgemein, warum nimmt er den Herzog v. Buckingham hinein? Diese Frage ist jetzt beantwortet. Sir R- Peel nahm den Herzog v. Buckingham in sein Ministerium, wie ein Aeronaut Ballast cinnimmt: um durch Auswer fung desselben wieder zu steigen. Der Herzog hat dem Ministerium durch sein Auötrcten sehr genutzt. Sein Abgang über die Getreide- gesctzfragc ist ein praktischer Puff von der ingeniösesten Art, da der natürliche Schluß ist, die beabsichtigte Abänderung der Getreidegesetze sei grade in eben so weit gut, wie des Herzogs v. Buckingham Wi derspruch dagegen. Der Hosenbandorden ist deshalb nicht mehr als billig eine Belohnung stcr den Dienst, den der Herzog der Regierung dadurch geleistet, daß er sic verließ. Der Herzog hat aber mehr als Ein Mal gedient. Wie das Streichen desselben ein Signal war, so war das Aufziehen desselben es ebenfalls. Als es noch zu früh war,