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Donnerstag. Leipzig. DI- Zeitung erscheint mit Ausnahme de« Sonntag« tLglich zwei mal und wird auSgegeben i»E«ip- zig Vormittags ll Uhr, Abend« S Uhr; in wre»den Abend« 5 Uhr, Vormittag« « Uhr. Preis für da« Vierteljahr I</,Thlr.; jede einzelne Num mer l Ngr. Erste Ausgabe. Vormittags l1 llhr. ,3 November 185». —- Nr. 577. DkllWk Mgtmtiilt Zeitung. Zu beziehe» durch alle Post ämter dcSJn- und Auslände», sowie durch die Expeditionen in ikeipjig (Querstraße Nr. 8) und Dresden (bei s. Höckner, Neustadt, An der Brücke, Nr. 'S). «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Jnsertion-gebü-r für di, Raum einer Zeile li Ngr. Die Fortsetzung des Zollvereins. Unter dieserUeberschrist bringt die ofsicielle Preußische Zeitung vom 12. Nov. folgenden Artikel: Gerade zwei Monate sind seit der Unterzeich nung deS Vertrags verflossen, durch welchen zwischen den Negierungen Preu ßens und Hannovers die künftige Vereinigung des Steuervereins mit dem Zollverein festgesetzt worden ist. Der Weg, auf welchem man zum Abschlusse dieser Vereinbarung gelangte, war von beiden Regierungen als der einzige erkannt worden, der einzuschlagen war, um zum Ziele zu gelangen. Nur indem der Vertrag als vollendete Thatsache sich darstellen konnte, war den störenden Einflüssen vorgebeugt, an denen so manche frühere, auf die Förde rung der materiellen Interessen Deutschlands gerichtete Bestrebungen geschei tert waren. Als ein abgeschlossenes, in allen seinen Theilen fest zusammen hängendes Werk wurde der Vertrag dem Vaterlande vorgelegt. Der erste Eindruck, den seine Veröffentlichung htrvorbrachte, konnte kaum ein anderer sein als der der Ueberraschung. Wir sind berechtigt, hinzuzufügen, daß diese Ueberraschung eine freudige war. Die lebhafte Theilnahme, die Be friedigung, mit welcher die durch irregeleitetes Ringen nach politischer Um gestaltung erschöpfte Bevölkerung Deutschlands ein auf die Förderung und Verschmelzung wechselseitiger materieller Interessen abzielendes Werk be- grüßte,, konnte als Zeugniß dienen, daß durch den Abschluß des Vertrags einem allgemein gefühlten Bedürfniß entgegengekommen war. Wie zu er warten stand, gab sich nach dem ersten Eindrücke der Ueberraschung allsei tig das Bestreben kund, den Inhalt des Vertrags näher ins Auge zu fas- sen, und die Bestimmungen, die ihm als Grundlagen dienten, einer rei fer» Prüfnng zu unterwerfen. Wir selbst haben zuerst nach allen Sei ten hin zu einer unbefangenen, von Nebenrücksichten irgend welcher Art freien Prüfung aufgefodert. Es konnte uns daher nur zu wahrer Befrie digung gereichen, wenn wir sahen, daß dieser Einladung im weitesten Um fang entsprochen wurde. Seit zwei Monaten bildet der Vertrag vnm 7. Sept., nach allen seinen Theilen, einen der Hauptgegenstände der Besprechungen der Periodischen Presse. Wir sind, denselben mit Aufmerksamkeit gefolgt, ohne bisjetzt Veranlassung genommen zu haben, in den Gang derselben einzugrei fen. Wir konnten uns nicht verhehlen, daß der Standpunkt der Kritik ein schwankender sein mußte, so lange nicht die Stimme derselben von den ver schiedensten Seiten her, sei es in diesem, sei es in jenem Sinne, sich ver lautbart und in solchem Umfang ausgesprochen hatte, daß sich die Prüfung als erschöpft betrachten ließe. Wir glauben, daß dieser Zeitpunkt cingetre- ten, daß der Prüfung Genüge gethan ist. Der Vertrag ist durch die pe riodische Presse zum Gegenstände so erschöpfender Erörterungen gemacht wor den, daß sich deutlich erkennen läßt, in welchem Sinne die öffentliche Mei nung ihren Ausspruch gefällt hat. Wir wollen keineswegs in Abrede stel len, daß einzelne Theile des Vertrags hier und da zu Einwendungen und Bedenken Anlaß gegeben haben. Das an Hannover bewilligte Präcipuum, als Princip, und seinem Umfange nach, die Bestimmungen über Acnderun- gcn des Tarifs und die Nachsteuer, sind je nach dem Standpunkte vorge faßter Meinungen mit größerer oder minderer Unbefangenheit ins Auge ge faßt worden. Wir gaben bei der Wahrnehmung solcher Ausstellungen die Ueberzeugung nicht auf, daß die hervorgetretencn Bedenken alsbald vor einer bessern Verständigung, einer richtiger» Auffassungsweise weichen würden. Diese Ueberzeugung sieht sich gerechtfertigt. Gründliche Widerlegung der erhobenen Einwürfe fanden Platz in den gediegensten und verbreitetsten Blät tern innerhalb und außerhalb des Zollvereinsgebiets, während nur einige un scheinbare, von Sondereinflüssen beherrschte Organe der öffentlichen Meinung sich die Aufgabe stellten, dem Gange besonnener Erörterung die Richtung einer gehässigen Polemik zu ertheilen, den Vertrag zum Hebel politischer Anfeindung zu machen, oder an seine Bedeutung den Maßstab hohler Theorien und einseiti ger Systeme zu legen. Wer dem Gange der periodischen Presse mit Aufmerksam keit gefolgt ist, wird sicher nicht verkannt haben, wie diese leicht gezählten Blätter ihren Stoff, mögen sie ihn immerhin an der Elbe, am Neckar oder an der Fulda verarbeiten, doch von einer und derselben Quelle her beziehen, wie sie den selben Inspirationen gehorchen, denselben Zweck im Auge haben- Wir glau ben uns jeder nähern Andeutung dieser Zwecke entheben zu dürfen. An dem gesunden Sinne der Nation sind jene Machinationen gescheitert. Vor dem Eindrücke der materiellen Bedeutung deS Vertrags hat selbst die Be- redtsamkeit des Parteigeistes verstummen müssen. Die Einstimmigkeit, mit der bei uns die öffentliche Meinung sich ausgesprochen hat, dient dem Ver trage als festeste Stühe. Sie hat diesmal alle kleinlichen Rücksichten bei Seite gesetzt. Die öffentliche Meinung hat die wahre Bedeutung des Ver- trags, seine ausschließlich auf die naturgemäße Förderung der materiellen Interessen nach möglichst ausgedehntem Umfange hinwirkende Schwerkraft gehörig gewürdigt, und in dem geschlossenen Bündnisse nur eine Erweite ¬ rung deS bereits bestehenden Zollvereins erblickt. Mit dem Vertrage vom 7. Sept, ist der Zollverein in ein neues Stadium seiner Entwickelung ein getreten. Je näher der Zeitpunkt rückt, den frühere Verträge als den der Kündigung und Erneuerung des bisher bestehenden Zollvereins festschen, um so dringender niuß auch die Regierung die Verpflichtung fühlen, sich über die Wahl des Weges zu entscheiden, den sie einzuschlagcn hat, um die Aus führung des neu geschlossenen Bündnisses in einem den gemeinschaftlichen Interessen entsprechenden Sinne anzubahnen. Es darf kein Zweifel darüber bleiben, daß nicht eine Auflösung, daß vielmehr nur eine Befestigung des bestehenden Vereins auf erweiterter Basis das Ziel sein muß. Eine Kündigung ist durch die bestimmten vertragsmäßigen Abreden nothwendig geboten, aber sie wird nichts sein als eine Form, lediglich um mit den er- fodcrlichen Modifikationen, wenn solche verschiedentlich gewünscht werden, in die neue Vcreinsperiode überzugehen und um für den Beginn der gemein samen Verhandlungen über die Fortdauer des Vereins den Weg zu eröffnen. Deutschland. Dem Hamburgischen Correspondentcn schreibt man aus Frankfurt vom 9. Nov.: Rcgierungsräthe kommen als Preßgesetzkünstler; vielleicht daß man auch Buchhändler beruft, Schriftsteller kommen nicht. Trotz alledem sind cs gerade diese, besonders Zeitungsrcdacteure, welche die Prcßzustände kennen und den strengen Represfivmaßregeln am wirksamsten entgegentreten. — Die handelspolitischen Plane Oesterreichs sind hier gescheitert; einst weilen bemüht es sich, in Dresden, München und Stuttgart zu arbeiten, nicht gegen die Ratification des Vertrags vom 7. Sept. 1851, sondern in Bezug auf die nach Neujahr zu eröffnenden Unterhandlungen in Berlin. — Gelegentlich sei es uns erlaubt, auf die letzten Nachrichten in Betreff der deutschen Flotte hinzuweisen. Endlich kommt es überall aufDas hin aus, was wir als bevorstehend bezeichneten, auf ein Liquidationsgeschäft. — Die Verlegung des Bundestags nach Dresden ist eine Lieblingsidee der äußersten Rechten, stößt aber auf Hindernisse, welche einstweilen jeglichen Plan desavouiren lassen. Hier gewöhnt man sich an die Idee und findet sich in den Verlust, welcher am Ende gar nicht so groß ist und eigentlich nur die Miethpreise betrifft. — In Frankfurt a. M. wird, wie die österreichische Neichszeitung schreibt, dem Vernehmen nach ein Kongreß für Gefängnißreform abgehalten und von sämmtlichen deutschen Regierungen durch Fachmänner beschickt werden. — In der Bundesversammlung soll am 7. Nov. die bekannte Eingabe und Bitte des Generals v. d. Horst bezüglich der Ansprüche von Mitglie- dern der schleswig-holsteinischen Armee auf Gehalte, Pensionen rc. auf die Jncompetenz der Versammlung gestoßen und zugleich hcrvorgehobcn wor den sein, der General sei nicht legitimirt, da der nöthige Vollmachtgeber fehle, indem weder die schleswig-holsteinische Negierung noch die schleswig- holsteinische Armee vorhanden sei. Berlin, 12. Nov. Dem Buchhändler Nelte ist von der Polizei die Concession entzogen worden, weil er die erfoderliche Unbescholtenheit nicht mehr besitzen soll, indem er Druckschriften verbreitet habe, die den Zweck haben, das Volk an den Mord und speciell an den Königsmord zu gewöh nen. Bekanntlich hatte er die „Große französische Revolution" von Streck fuß verlegt. Es ist gegen diese Concessionsentziehung bei dem Minister des Innern recurrirt.— Vor wenigen Tagen ist ein Selbstmord begangen worden, der allgemeines Interesse erregt. Es hat sich nämlich ein Mitglied einer in Ber lin bekannten Familie, der Instrumentenmacher F. um deshalb erschossen, weil ihm die Furcht vor dem Ausgang einer gegen ihn erhobenen Anklage wegen Majcstätsbeleidigung den Verstand geraubt hatte. — Der Rheinischen und Düsseldorfer Zeitung schreibt man aus Duis burg vom 8. Nov.: Wir sind im Stande, bas Misverständniß, welches sich über die Stellung des Hrn. v. Bethmann-Hollweg zu unserer rhei nischen Gemeindeordnung erhoben hat, und welches auch in dieser Zeitung besprochen worden ist, auf authentische Weise zu heben. In einem Briefe desselben, der heute an den Einsender dieses hier eingetroffen ist, heißt es wörtlich: Ucbcr die von manchen Seiten erhobenen Bedenken kann ich genügende Aus kunft geben. Ich bin allerdings der Ansicht, daß die Gemeindeordnung vom »I. März »850 in den beiden westlichen Provinzen und in den Städten der östlichen fortbestehen muffe, weil sie deren Verhältnissen in der Hauptsache entspricht und eine abermalige Veränderung derselben Verwirrung hervorbringen müßte. Die Aeußerungen meiner Denkschrift gehen auf die ländlichen Gemeinden der sechs öst lichen Provinzen, auf welche nach dem Zeugnisse der unbefangensten Kenner jener Provinzen das Gesetz durchaus nicht paßt, also umwälzend wirken würde. Noch