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Dienstag. Zweite Mzakk^MeM S Uhr. 28. Oktober 1831. Nr. ssv Vonxtag« t-qÜch z»ei mal Mutscht Mgkmilit Zcituug «Wahrheit »ad Recht, Freiheit and Gesetz!» 8»^,; »tb«« ' HM-Ml« »p, . »tniv« I Ubr; in »»««d«« ME« - whrj Vrrmlttaß« »Uhr. *rti« filr da» Biert-ljahr >V,Thlt.; j«»« «l»iel»«Num- . . , mn t Ngr. m>» »t» -n«g»,ebkg ty Prip. KtO Vormittag« ll Uhr, Zu bezichen durch alle Poff- tmter dt« In- und Aullande«, sowie durch die Srpeditionen in Leipzig (Querstraße Nr. 8) und »re«den (bei E. Höckner, Neustadt, An der Brücke, Nr. 2). Jastrti»n--«bühr für den Raum einer Zeile r Ngr. Le«Kschra«d. * AuS -er Provinz Preußen, 25. Oct. Das strenge Auftreten neuer Beamten, welche um jeden Preis den „demokratischen Geist" auSrotten wol- len, macht sich besonders im Regierungsbezirke Gumbinnen fühlbar. Aus Tilsit, wo der neue Regierungspräsident v. Byern allerdings nicht sehr zuvovtommend empfangen wurde, berichtet man über traurige Veränderung in den Verhältnissen dieser bis dahin von den Maßregeln der Reaction we nig berührten Stadt; polizeiliche Haussuchungen nach verbotenen Büchern oder verdächtigen Schriften, Verhaftungen anständiger, als friedliebend be- kannter Personen, Auflösungen öffentlicher ruhiger Gesellschaften, Dinge, die man dort früher nur dem Namen nach kannte, sind jetzt an der Tagesord nung. Der tilsiter Bürgermeister v. Göllnitz, welcher sein Amt 25 Jahre lang ehrenvoll verwaltet und sich in treuer Pflichterfüllung von jeder Par- teistcllung fern gehalten, hat infolge der ihm von dem Präsidenten v. Byern widerfahrenen Behandlung sein Amt niedergelegt. In andern Städten jener Gegend sind in neuester Zeit ähnliche Veränderungen im öffentlichen Leben vorgekommen; Beamte, die nicht eifrig genug nach dem Willen der Negie rung wirken, werden bedroht, unter Nachtheilen versetzt oder abgesetzt; bei allen Gelegenheiten macht sich die Polizei in Verbindung mit dem Denun- «iantenwesen rücksichtsloser als je bemerklich, und es ist daher kein Wunder, wenn seit dem Amtsantritte des Hrn. v. Byern in dem ihm untergebenen Regierungsbezirke eine sehr gedrückte und unzufriedene Stimmung herrscht. — AuS Nürnberg wird unterm mitgetheilt, daß die gegen den Arbeiter Faasen verfügte Ausweisung als auf einem Jrrthum beruhend vorläufig wieder zurückgenommen worden sei. ! —- ;,In uomins 8ersni88imi" sind nun auch im Fürstenthum Lippe die deutschen Grundrechte durch Veröffentlichung des bekannten Bundcs- -eschlusses vöm 25. Aug. außer Wirksamkeit gesetzt worden. ! — Unter der.Ueberschrift: „Die Schleswig-Holsteiner in Brasi liens, veröffentlicht die Hamburger Börsenhalle Folgendes: Der als Com- mandeur von den für Brasilien in Hamburg mit completer Mannschaft, so wie sonst auf das vollständigste ausgerüsteten vier Batterien engagirte schles wig-holsteinische Artillerieoffizier ist am d. Sept, in Rio-Janeiro angekom men und hat einen vorläufigen Bericht erstattet, welcher in nahen und fer- nen Kreisen Interesse erregen dürfte, und aus dem wir daher nach freund licher Mittheilung folgenden Auszug veröffentlichen, indem wir ihn selbst reden lassen. Am 4. Sept, lagen wir vor Bahia und erreichten am 9. Sept, das ersehnte Ziel. Um 1 Uhr Mittags warfen wir die Anker vor Rio-Janeiro und betraten eine Stunde darauf da« Land. Die nicht geringen Erwartungen und Vorstellun gen, welche ich mir von dieser Stadt und deren Umgebungen gemacht, habe ich beiweitem noch übertroffen gefunden. Die bezaubernde Natur und deren Einflüsse ungerechnet, findet man hier Alle«, was man wünschen kann, um bequem und komfortable zu leben, freilich theuer, aber weit billiger al« in London. Das Klima, jetzt noch Winter (den 23. Sept. Frühlingsanfang), ist äußerst angenehm, und wenn auch die Temperatur nach den Jahreszeiten nicht sehr wechselt, wird es doch im Deccmber und Januar viel heißer und soll im ersten Sommer, den man hier zubringt, lästig werden, sodaß ich mich glücklich schätze, sehr bald nach Rio-Grande, der südlichsten Provinz, zu kommen, wohin unsere Truppen schon meistentheils ab- gegangen find. Schon in Bahia, wo ich während eines zwölfstündigen Aufent halts an« Land stieg und bei deutschen Kaufleuten freundlich ausgenommen ward, hörte ich von den kriegerischen Begebenheiten zwischen dem Kaiserreich und der ar gentinischen Republik, auch vernahm ich gleich nach meiner Ankunft in Rio-Ja- neiro, daß die deutschen Truppen bis auf circa 100 Mann schon fort seien. Am 10. Sept, fuhr ich daher nach dem Fort Praia Bermelha, wo dieselben bi- zu ihrem Abgänge mit einem schwarzen Jägerbataillon zusammengelegen, hinaus und fand dort auch nur da« letztere sowie eine unserer Batterien, commandirt von hem Eapitän Brinkmann, früher Adjutant der schleswig-holsteinischen Artillerie. Alle-, waS man von der Antipathie der Bevölkerung gegen die ausländischen Trup pen in Europa sagt und hört, ist vollkommen aus der Luft gegriffen. Daö deut sche Militär steht noch von den Jahren 1826 und 1827 her in gutem Ansehen, und wenn damals manche Erwartungen nicht erfüllt wurden, so lag dies an den Zerwürfnissen jener Zeitperiode. Seitdem haben sich hier die politischen und so cialen Verhältnisse so sehr consolidirt, daß wir dergleichen nicht zu befürchten ha ben. Die Regierung thut alle- Mögliche, um un- zufrieden zu stellen; sie hat den Sold der Gemeinen fast auf daS Doppelte erhöht und auch den Offizieren mehr gegeben, al« diese zufolge ihrer Contracte vrrlangen konnten; ich meineStheilS habe auch nicht die mindeste Veranlassung, den Schritt zu bereuen, welchen ich gethan habe. Der KricgSminister, dem ich bereits meine Aufwartung gemacht, hat mich schon ausführlich von der Dislokation der Armee in Rio Grande und den dortigen allgemeinen Verhältnissen in Kenntniß gesetzt. In acht bis zehn Lagen werde ich mit dem LranSportdampfschiffe dahin abgehen und das Com- mando unserer vier Batterien, unter dem Namen 2. Artillerteregiment, überneh men; doch werden wir in längerer Zeit und weil noch die meisten Geschirre und Lafftten unterwegs sind, nicht schlagfertig sein und bis dahin in San Pedro oder Port Alegre vermuthlich bleiben, von woher also mein nächster Brief erwartet werden kann. Beim Schluffe meine« Briefe« erhalte ich noch die Nachricht von der Ankunft des Lieutenant« v. Becher, welcher zu meinem Adjutanten bestimmt ist. Er ist am 12. Sept. Abend« hier mit einem Transportschiffe von Hamburg gesund und wohl gelandet, sowie denn auch alle vor ihm von dort abgegangenen Schiffe hier glücklich angekommen sind. Gkchßvoiß. X Von der Limmat, 25. Oct. Am stürmischen Vorabend der Na- tionalrathSwahlen schreibe ich Ihnen und als ordentlicher Berichterstatter sollte ich von der Herrschaft ungeheurer Aufregungen rc. erzählen. Leider vermag ich meine Phantasie dazu nicht aufzustacheln und in Wahrheit exi- stirt von äußern Zeichen dieser Aufregungen, wenigstens in der Nordhälfte der Schweiz, nur wenig. Im Interesse der Extreme scheint es dagegen zu liegen, von solchen Aufregungen zu sprechen, und namentlich die radical- ultramontane Partei versucht sie wol auch auf cismontanischem Boden zu erzeugen. Ihre alten Gestalten tauchen wieder auf, angeblich zufällig, wahr scheinlich keineswegs ohne Absicht. Hr. Ammann, der berufene Verhörrichter, erschien plötzlich in St.-Gallen, brüSkirte durch sein öffentliches Auftreten in einem Gasthause die alte gereizte Stimmung gegen ihn und der ultramon tane «Wahrheitsfreund» des Hrn. Gmür machte aus der Mücke einen Ele- phanten, um die liberale Partei zu verdächtigen und seine nachgerade ver gessenen Nationalrachscandidaten aus dieser Folie etwas glänzender erscheinen zu lassen. Trotzdem wird dort aller Wahrscheinlichkeit nach di« liberale Partei morgen den Sieg davontragen, an erster Stelle Hr. Hoffmann. In Appenzell scheint sich ebenfalls das Gewicht der Stimmen dieser Seite zuzuneigen. In Schwyz, wo plötzlich Abyberg wieder aus der Vergessenheit emporstieg, nach dem andere Agitationen erfolglos verpufft, scheint kaum ein Zweifel, daß die vorigen Nationalräthe C. Schuler und R. R. Steinegger aus der Wahl urne hervorgehen werden. In Zürich dürften die sieben Wahlen wol sehr gemischt ausfallen, in Aargau mehr progressiv, in Basel-Stadt radikal, wozu auch in Bern eine nicht geringe Neigung vorhanden, in Genf gemäßigt. Im Allgemeinen glauben wir annehmen zu können, daß die Vertretung der ganzen Nordschweiz einen gemäßigten Charakter tragen wird. Man ist hier den deutschen Ereignissen zu nahe gestanden und hat deren Gänge zu un mittelbar beobachten können, um nicht überall erkannt zu haben, wie die jetzt dort herrschenden Mächte auch ihre Einflüsse zu gern auf die Schweiz ausgedehnt haben würden, wenn da nicht eben das Positive, die Verfassung, den am meisten hindernden Wall entgegenstellte. Diese also nach allen Sei ten auszubauen und zu kräftigen, einen innerlich consolidirten Bundesorga nismus zu gestalten, das ist die nächste Aufgabe. Nur eben die Extreme, ebenso güt die ultramontanen als radikalen, sind jetzt die eigentlichen Ver treter des CantönligeisteS, indem sie (gerade wie in Deutschland) fort während von nothwendiger Kraft der obersten Negierung sprechen und jede Kundgebung derselben als Eingriff in die Executive, als Verletzung der kantonalen Selbstverwaltung, als Unterdrückung der kleinen Cantone hinstellen. Aus ihnen tauchen 1>enn auch die meisten Gegner der engern materiellen Verbindung derj Eidgenossenschaft untereinander durch die Ei senbahnen auf. Dagegen sind es gerade die Nordcantone, St.-Gallen und Zürich voran, in denen die desfallsigen Plane ihre eifrigsten Förderer finden. Ja, es scheint fast entschieden, daß die Rorschach-Züricher Eisenbahn, wenn auch eine Bundesangelegenheit nicht daraus zu machen, durch Privat- kräste wirklich ihre Ausführung finden wird. Ebenso ist vorzugsweise St.-Gal- len eifrig in den Verhandlungen über die Ausdehnung (resp. Anschluß) des österreichischen Telegraphennehes über die Nordschweiz und bereits haben sich viele Handelshäuser sehr zuvorkommend über Aufbringung der dazu nöthi- gen Kosten ausgesprochen. Preußen und Oesterreich scheinen außerdem mit Lebhaftigkeit den Plan einer Bahn über die Alpen zu betreiben. Einige technische Commissäre bereisen bereits di« betreffenden Gegenden und jüngst hat sich auch ein badischer Beamter dieser Mission angeschlossen, welche sich mit der eidgenössischen Eisenbahnbehörde in enge Verbindung gesetzt hat. Die Stimmen gegen Schienenwege überhaupt kommen fast nur auS der Süd schweiz. Sie werden aber voraussichtlich bald verhallen. London,. 25. Oct. Lord Palmerston's "merkwürdiges Schreiben an den hiesigen nea politanisch«« Gesandten, Fürst Castelcicala (Nr. 556) wurde hier zutrst durch kontinentale Zeitungen bekannt. Leise Zweifel an der Echtheit des Dokuments stiegen anfangs in den liberalsten englischen Kreisen, und ge wiß noch mehr in den diplomatischen Cirkeln des Festlandes auf, wo man eine solche Sprache selbst auS Palmerston's Feder nie gehört hat; denn sie erinnert nur zu lebhaft an das Beispiel Webster's und riecht unverkennbar