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Mittwoch. Di« S«ip«n, «' schein, ttglich ,«et MNl nnd wird au«zegeb«n in Etlpttg Vormittag« l I Uhr, Abend« « Uhr; in Dv««b«>e Abend« t Uhr, WoriNiltag« 8 Uhr. Drei- fü/- da« Wiertelsahr I Thlr.; jede einzelne Num mer 1 Ngr. Zweite Ausgabe. Abends ö llhr. S. Juli 18SL. Nr. 33S. -— DeuWc Mgkmmc Zeitmg. -Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Zu beziehen durch aUe Post tmter de» In- undLuilende«, sowie durch die Srpeditionen in Eeipzig (Ouerstraßc Nr. 8) und Dretde« (bei E. Höckner, Neustadt, An der «rstcke, Nr. »). gnsertlonlgetübr für den Raum einer Zeile r Ngr. Oesterreichische Völkerschau vor dem Gesammtcintritt Oesterreichs in den Deutschen Bund. xu>. 6° Wien, im Juni. Von der Opposition der Italiener ausführlich zu sprechen, ist überflüssig. Die Regierung selbst gesteht ein, daß in Italien die Sache aufs äußerste gespannt, daß jeden Augenblick der Aus bruch einer neuen Revolution zu erwarten ist. Der Kampf zwischen Oesterreich und Italien ist beiderseits ein erbitterter Verzweiflungskampf. Er reißt jetzt Oesterreich zu dem äußersten Ertrem hin, seine italieni schen Königreiche in den Deutschen Bund Hineinzwängen zu wollen. Bei der ersten Kunde von dem Projekte des Eintritts von Gesammtösterreich in den Bund glaubte man allgemein, daß wenigstens das Lombardisch- Venetianische Königreich ausgenommen sein würde, denn Niemand hielt «s für möglich, daß Schwarzenberg seine Consequenz bis zu dem Ertrem führen werde, dje politischen Sympathien der Lombarden und Ve- netianer nach Frankfurt a. M. dirigiren zu wollen. Er thut eS und rechtfertigt das verzweifelte Beginnen damit, daß ja Mailand, Mantua, Verona w. einst deutsche Reichsländer gewesen. Seine Absicht ist klar. Er sieht ein, daß Oesterreich für sich allein nicht im Stande ist, Italien für die Dauer zu behaupten und er weiß zugleich, daß auf die Hülfe Frankreichs nicht immer zu rechnen sein wird. Er will also Deutsch land ins Mitleid ziehen, indem er ihm durch die scheinbare Wiederer werbung der oberitalischen Reichsländer zu schmeicheln versucht. Nach diesem Plane soll Deutschland in Zukunft wieder wie in alten unglück lichen Jahrhunderten von Zeit zu Zeit die Blüte seiner wehrhaften Män ner nach Italien seichen, damit sie dort ihr Grab finden. Oesterreich weiß, wie viel Menschenleben die Bezwingung Italiens gekostet. Vor Venedig allein sind 15,000 Männer, weniger durch die Kugeln der Ve- netianer als durch daö Lagunenfieber dahingerafft worden! In Zukunft soll auch Deutschland sein TodeScontingent nach Italien senden. Der politische UltramontaniSmuS, d. i. die unselige Begierde, über Italien zu herrschen, hat noch größeres Verderben über Deutschland ge bracht als der kirchliche UltramontaniSmuS. Die Geschichte der Ver bindung Italiens mit Deutschland ist eine ununterbrochene Reihe von Empörungen Italiens gegen die deutsche Herrschaft. Durch diese Kämpfe wurde das Deutsche Reich im eigentlichen Sinn deS Wortes außer sich gebracht, es vergeudete die Zeit und Kraft, die eS zu seiner innern volkswürdigen Entwickelung und Confolidirung hätte benutzen sollen. Mit einem Wort, die Verbindung Italiens mit Deutschland wurde für beide Nationen die Hauptursache ihres jetzigen Elends. Und jetzt will Oesterreich, welches zu seinem eigenen Unglück noch immer den altdeut schen politischen und kirchlichen UltramontaniSmuS repräsentier, auch Deutschland wieder in dieses Unglück hineinziehen. Auch in Zukunft werden die Italiener gegen die Fremdherrschaft sich empören und immer wieder empören, und die blutige Bezwingung der Einen Revolution wird keinen andern Erfolg haben als eine imnier kürzere Frist zur Vorberei tung auf eine andere Revolution. Den Grimm, mit welchem die Lombarden und Venetianer von der Einverleibung ihrer Länder in den Deutschen Bund hören, kann man auch' danach ermessen, daß selbst diejenigen österreichischen Italie ner, welche schon zum Deutschen,Bunde gehören, diese Verbindung stets mit Abneigung betrachtet haben. ES sind dies die Italiener in Süd tirol und im Küstenlande von Triest und Istrien. Die Wälschtiroler haben im Jahre 1848 zwar ohne Widerrede nach Frankfurt gewählt, aber ihre Deputirten haben dort sogleich einen An trag auf Trennung ihres Landes von Deutschland eingereicht. Ebenso haben sie auch auf dem österreichischen Reichstage verlangt, daß ihr Gebiet in administrativer und repräsentativer Beziehung von Deutsch- tirol getrennt und zu einem eigenen Kronlande erhoben werden möchte. Und doch sind die Wälschtiroler seit Jahrhunderten mit Deutschland ver bunden, find' der deutschen Bildung befreundet, sprechen größtentheilö neben ihrer Muttersprache auch die deutsche. Im istrtschen Küstenlande ist zwar daS wichtige Triest durch große Begünstigungen und dadurch, daß eS den Vorthell, der Hafenplatz Deutschlands am Mittelmeere zu sein, wohl einsieht,und vortrefflich zu benutzen versteht, für Deutschland gewonnen; allein gerade wegen der Begünstigung Triests sind die Bewohner des übrigen Küstengebiets, so weit eS schon jetzt zu Deutschland gerechnet wird, noch heftiger gegen diese Verbindung, als sie eS an und für sich anS nationaler Abneigung wären. Als aber ein österreichisches Mitglied deS Fünfziger-AuSschusseS den Antrag stellte, die ganze Halbinsel Istrien sammt den dazu gehöri gen Inseln in den Deutschen Bund aufzunehmen, da erhoben dieJstria- ner energischen Protest gegen eine solche Unterjochung ihres Landes, wie sie es nannten. Und nun soll sogar Dalmatien und Ragusa zu Deutsch land kommen! Die dortigen Italiener sind natürlich für die Befreiung und Einigung Italiens begeistert, aber sie würden sich im schlimmsten Falle lieben mit den Slawen vereinigen als mit Deutschland, denn in einem dort zu bildenden jungen Slawenstaate dürfen sie hoffen, daS Hanoelöleben wie jetzt zu beherrschen, während sie in der Verbindung mit Deutschland nur auf eine untergeordnete dienende Rolle rechnen können. Deutschkar»-. Frankfurt a. M., 30. Juni. Der Bundestag leidet noch an der alten deutschen Erbsünde, an der Uneinigkeit nämlich. Wol alle deutschen Regierungen nähmen mit Dank daS viel besprochene Bun despreßgesetz aus den Händen des Bundestags hin; der Siebener- Ausschuß hat daran gedacht, hat darüber verhandelt; aber waS hilft's? in Berlin und Wien hat man sich noch nicht geeinigt. Man wartet hier auf die Verbrüderung der beiden Großstaaten, man kommt in den 'Ausschüssen zusammen und anderSwo, aber man geyk um die brennen den Fragen scheu und ehrfurchtsvoll herum. Man schiebt hinaus, mau zögert und gibt sich alle mögliche Mühe, nichts zu thun. Hr. v. Ro chow will nichts unternehmen bis auf weitere Aufträge, und die lassen schon lange auf sich warten. Hr. v. Manteuffel aber soll nicht mehr so zähe sein, soll nicht mehr auf den Vorsitz im Bundestage so viel Ge wicht legen; aber von anderer sehr einflußreicher Seite ist man in diesem Punkte noch nicht so nachgiebig. Fürst Schwarzenberg aber treibt und drängt zur Entscheidung, sein Bevollmächtigter in Berlin drängt, Graf v. Thun hier treibt und drängt, und Preußen wird sich wol fügen. So nachgiebig die Politik Hrn. v. Manteuffel'S auch nach außen er scheint, im Innern ist sie streng und hart, und was ich Ihnen früher angedeutet, daß die Kreuzritter auf Absetzung und Maßregelung der wie- derspänstigen Beamten dringen, eS soll bald in Erfüllung gehen. Ober präsidenten und Landräthe sollen auö Amt und Stelle verjagt werden, wenn sie länger in ihrer Opposition gegen die Gültigkeit der Kreisstände ugd Provinziallandtage verharren. (Das stimmt mit der Angabe der Neuen Preußischen Zeitung in unserer Nr. 334.) Aus guter Quelle erfahre ich sonst noch aus Berlin, daß Hr. v. Prokesch noch nicht auf seinen Posten nach Konstantinopel gehen, daß er noch länger der österreichischen Politik vorzügliche Dienste in Berlin leisten, soll, bis der Eintritt GefammtösterreichS in den Bund zuge standen sein werde. Man spricht von einer Anfrage des französischen CabinetS in Preußen, was die Truppenzusammenziehungen bedeuten sollen? ÄuS Berlin soll darauf erwidert worden sein, daß die Truppen nur zum Schutze des Bundestags und zur Durchführung seiner Beschlüsse aufge stellt würden und nur in der Stärke von 10,000 oder 15,000 Mann in und um Frankfurt. "Berlin, 1. Juli. Die „Neuen Gespräche" deS Hrn. v. Rado- witz werden vielleicht einen Vorwurf erfahren, der im Munde der Presse sich in eine Anerkennung verwandeln muß; sie entbehren vollkommen Das, was man diplomatische Zurückhaltung zu nennen pflegt. Selbst wo der Verfasser der „Gespräche" schweigen zu müssen erklärt, geschieht dies so, daß er Alles aussagt, was sich von den Dingen, , um die eS sich handelt, sagen läßt. Waldheim entwickelt (Th. Il, S. 9), warum Hr. v. Radowitz eS keiner Partei habe recht machen wollen? Er gibt eine retrvspective Revue über die Stellung, welche der Begründer des Maibündnisses zu den Parteien eingenommen hat. „Die sogenannten specifischen Preußen sagten zu ihm: du gehörst zu unS, denn dein Herz ist dem Könige, deine Treue dem Dienste, Beides dem Lande unauflös lich verpfändet. Ergreifen wir also den Moment, den nicht leicht wie derkehrenden, um Preußen auS dem deutschen Wirrsale reichen Vortheil zuzüwenden. Er mußte antworten: eS handelt sich nicht bloS um Preu ßen, sondern nm Deutschland; Preußen hat eine« hohen Beruf empfan gen, den Beruf zur Wiedergeburt der Ration, diesen Beruf muß eS er füllen; durch und in diesem Berufe wird eS groß und herrlich werden, nicht durch den Zuwachs einiger Ouädratmeilen und (Anwohner. Die Cöntrerevolutionatre sagten' zu ihm: du gehörst zu uüS, denn du hast in inniger Gemeinschaft mit unS den Kämssf geführt gegen die Ursachen und Vorboten deö Jahres 1848. Vettinige dich also mit unS, brich mit der Revolution, tilge ihre Spuren in der Verfassung vom 31. Jan. Er mußte antworten: das darf und will ich nicht; nicht brechen, sondern