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1. Juni L8SI Ins«r«»nfg»»-Hr für dm Raun« einer Zeile I N-r. Bomittaz» 11 Uhr Nr. 27S. Zn beziehen durch alle Veste t»tcrd««Zn- und «u«lan»t«, sowie durch die «rxedUione« in EeiPzig (Ouerstrase Nr. 8) und »»«»de« (bei L. Höckner, Neustadt, An »er Brücke, Nr. 8). Deutsche Allgemeine Zeitung «Wahrheit und «echt, Freiheit aud Gesetz!» Sonntag. firüs Viloets-i^ Dstihbjig. Vte Zeitünz er scheint tltAich pn»t »al und wir» -u»ge»«d«» In »«sp»tG Vonnitt,,« l» Uhr. Ab««»« » Uhr i in ivoxSb«« Abend« i Uhr, Bvrmtttag« S Uhr. »«ist für da« Bierteljahr » Lhlr.; sedt einzelne Num mer l Ngr Die Friedrichsfeier in Berlin. Am 31. Mai fand in Berlin die feierliche Enthüllung deö auf dem Opernplatz am AuSgange der Linden errichteten Denkmals Friedrich'S deS Großen statt. Der Preußische StaatS-Anzeiger berichtet darüber Folgendes: Nachdem die Hauptstadt schon in den letztverfloffenen Tagen, na mentlich gestern, wo von allen Seiten Truppen, Deputationen und Fremde in großer Menge eintrafen, ein ungewöhnliches festlich reges Leben angenommen hatte, welches sich vorzüglich um den Schauplatz deS Festes, unter den Linden und auf dem Opernplatze, zu concentriren schien, war heute vom frühen Morgen an Alles in freudiger Bewegung, um demselben zuzueilen und die allgemeine Theilnahme an dieser in ihrer Art einzigen wahrhaft patriotischen Gedächtnißfeier an den Tag zu legen. Während die Truppen nach der Disposition deS Prinzen von Preußen theilS in der Nähe des Denkmals und am Zeüghause, wo die zum Feuern bestimmten Geschütze aufgestellt waren, theilS jenseits der Schloßbrücke aus dem Platz am Museum in Paradeanzug aufmarschirten, zogen die Gewerke mit ihren Fahnen und Insignien von ihren Sammelplätzen nach den Linden, wo sie die Nordseite von dem Akademiegebäude bis zum Pariserplatz einnahmen; die berliner Schützengilde und die Veteranen- veretne folgten ihnen. Gleichzeitig, schon von 6 Uhr an, füllten sich die den Zuschauern bestimmten Tribünen am Opernplatze, im Vorhof deS UntverfitätSgebäudeS und am Eingänge der UniversitätSstraße. Alles prangte in dem Festschmuck von Fahnen, Laubgewinden und Frühlings blumen; das Denkmal selbst war noch von seiner Hülle umgeben, die glrtchfallS mit Blumen, Kränzen und Fahnen geschmückt war; der ganze weite Platz, der wie kein anderer zu dergleichen Festlichkeiten geeignet ist, bot in diesem Festschmuck einen wahrhaft imposanten großartigen An blick dar. Unter den Linden und in den benachbarten Straße», welche schon vom frühen Morgen an dem Verkehre mit Fuhrwerk entzogen wa ren, wogte, die freudig bewegte unabsehbare Menge auf und ab. Nachdem dft Truppen und die Gewerke die ihnen bestimmten Plätze eingenommen hatten, brachte die Leibcompagnie deS ersten Garderegi- mentS die Fahnen und Standarten deS Gardecorps, sowie die nüch Berlin -eputirten Fahnen und Standarten der Armee, unter denen sich noch viele befanden, welche Zeugen der Siege des großen Königs gewesen waren, vom tö Schlosse aus nach dem Denkmale, zu dessen bei den Seiten sie M,«Wellten. Wol felten sah man einen solchen Ver ein ruhmreicher Siegeszeichen an würdigerer Stelle. Während sich hier so nach und nach Alles zum Beginn der Feier ordnete, hatten sich gleich- -eitig die an dem Fest-uge theilnehme^en Personen und Deputationen im königlichen Schlosse versammelt. Von hier aus setzte sich der Zug, Nachdem das Zeichen zum eigentlichen Beginn der Feier durch drei Ka nonenschüsse gegeben worden war, kurz nach 11 Uhr unter dem Geläute aller Glocken der Stadt nach dem Platze des Festes hin in Bewegung; voran die für die Enthüllungsfeier gebildete Commission, in Begleitung der Künstler, Werkmeister und Gehülfen, welche bei der.Ausführung und Aufstellung deS Denkmals thätig gewesen waren. Aller Augen richteten sich da vorzugsweise auf die würdige Gestalt des edlen Mei sters, dessen schöpferischem Geiste dies großartige Werk entsprungen ist, das nun in seiner Vollendung, dem ruhmreichen Gegenstände auf so erhabene Weife entsprechend, den begeisterten Blicken des dankerfüllten PublicumS därgeboten werden sollte. Sobald die verschiedenen Abtheilungen des Festzuges, welcher sich ebensowol durch den Glanz der hervorragendsten Persönlichkeiten wie durch die Menge der Deputationen auSzeichnete, welche aus allen Thel- len der Monarchie herbeigeeilt waren, um die Theilnahme deS ganzen Landes und aller Stände an diesem seltenen, bedeutungsvollen Feste zu bekunden, die ihnen im voraus bestimmten Plätze eingenommen hatten und auch die Noch Übrigen Veteranen aus der Zeit Friedrich'S des Großen, etwa 80 an der Zahl, auf dem ihnen vorbehaltenen Ehrenplätze in un mittelbarer Nähe deS Denkmals erschienen waren, wurde der König da von benachrichtigt, daß Alles zu seinem Empfange bereit und der wei tern Befehle zur Enthüllung des Denkmals gewärtig sei. Der König erschien zu Pferde, umgeben von den hier anwesenden Prinzen deS königlichen Hauses unv mehren fremden fürstlichen Perso nen und von einem glänzenden Gefolge — in welchem sich auch als Re präsentant der noch unter Friedrich dem Großen gedienten MilitairS der General v. Hiller zu Pferde befand — begleitet, von dem königlichen Schlosse aus gegen 12 Uhr auf dem Platze der Feier und verfügte sich, begrüßt durch den vön den am Denkmale ausgestellten Musikchören gespielten Marsch König Friedrich'S II. .und von vem Jubel der Versammlung em pfangen, sofort in die Nähe des noch verhüllten Standbildes. Die Königin und die hier anwesenden Prinzessinnen deS königlichen Hauses wohnten der Feier auf dem Balcon deS PalaiS deS Prinzen von Preußen bei. Sobald der König vor dem Denkmale Platz genom men hatte, näherte sich der Ministerpräsident, Frhr. v. Manteuffel, dem- felben, um den Befehl zur Enthüllung mit folgenden Worten zu erbitten: Elf Jahre — Jahre von schwerer Bedeutung — sind verflossen, seit an dieser Stelle der Grundstein zu einem Denkmale für Friedrich II. gelegt wurde. DeS hochseligen Königs Majestät hatten e« zu errichten befohlen, daß e» «ine Foderung der Dankbarkeit erfülle und ein Denkmal sei für künftige Zeiten. Aber schon we nige Lage nach der Grundsteinlegung hatten die getreuen Unterthanen Friedrich Wilhelm'« III. den Verlust eine» frommen und tapfer» Königs und Herrn, der Freud' und Leid getreulich mit ihnen g-theilt, mit herbem Schmerz zu beklagen. ES folgten Jahre einer friedlichen, einer für dieser Land so reich gesegneten Ent wickelung, bis über Europa jene- Jahr der Zwietracht und der Verwirrung her- einbrach, jene- Jahr, welche» auch die Monarchie, die von der Kraft der Hohen- zollern gegründet, von ihrer Weisheit gemehrt und durch ihre Pflichttreue wie durch die Lreue und Ausdauer eine« fleißigen und tapfern Volks groß und, mäch tig geworden war, an den Rand deS Verderbens brachte. Wie aber unfer könig licher Herr der ererbten Pflicht der Dankbarkeit gegen den großen Ahnherrn auch in den verhängnißvollsten Zeiten eingedenk war, wie die Künstlerhand de» greisen Meisters auch in trüben und bösen Tagen an dem Bilde deS großen Königs und seiner ihn umgebenden Getreuen mit Flelß gearbeitet, so hat auch in den Jahren deS Unheils der Geist Friedrichs, so hat der altpreußische Sinn nicht geruht, bis dieses Land aus Nöthen und Gefahren gerettet war. Der altpreußische Sinn — das ist das Selbstgefühl, mit dem Friedrich II. jeden Preußen dadurch erfüllt hat, daß ex dieses Königreich zu einem selbständigen politischen Dasein unter den gro ßen Staaten Europas erhob; der allpreußische Sinn — das ist die opferwillige, die unerschütterliche Treue de« Volks zu seinem angestammten Fürstenhaus«; da ist die Freudigkeit, mit der sich alle Interessen dem einen Interesse deS Vater landes untervrdnen — das ist die tiefe Ueberzeugung, wie nur dann sein Wohl und das Glück seiner Bürger gedeihen und blühen kann, wenn, wie zu Friedrich'» II. Zeit, Fürst und Volt treulich zusammenstehen, stolz, dem Gesetze zu gehorchen; wenn sie in Zucht und Ordnung mit ausdauerndem Kleiße und weiser Sparsam keit vorwärts streben. Dieser altpreußische Sinn, der in der Armee seinen lebendigsten und treuesten Ausdruck findet, hat dieses Land von dem Drucke eines fremden Eroberer» befreie und durch unvergleichliche Anstrengungen zu neuem Glanze und Ruhm« emporge hoben. An ihm, an dem alten militairischen Geiste, hat sich auch in unsern Lagen die finstere Macht der Verführung, der Selbstsucht und der Untreue bre chen müssen. Soweit da» schwarz-weiße Banner weht, wird die dankbare Erinnerung an den König, der sich ebenso durch die Lhaten de» Krieg», wie durch die Werke de» Frieden» unsterblichen Ruhm erworben, in aller Herzen lebendig und wird die ser Lag gefeiert werde« al» ein preußischer Fest- und Freudentag. . Alle Theile diese» Reiche», alle Stände und BerufSkreise de» Volke», die Städte und da» Land, die Künste und die Wissenschaften, Handel und Gewerbe haben daher Zeugen zu dieser ernsten und schönen Feier hierher gesendet, denn sie Alle wissen, wa» Preußen, waö sie selbst dem großen Könige noch heute zu dan ken haben. Das Heer ist hier vertreten in allen seinen Abtheilungen, da» Heer, dessen Lreue und Gehorsam zur Zeit einer fast allgemeinen Verwirrung der Be griffe keinen Augenblick wankten, da» Heer, welche» glänzende Beweise gegeben hat, daß auch in seiner neuen Organisation der alte Geist de» ruhmgekrönten kö niglichen Feldherrn nicht erstorben, sondern lebendig und mächtig ist. Mit stolzer Freude sehen die ehrwürdigen Beteranen Friedrich'S de» Großen dieses Heer um das Standbild ihres unvergeßlichen, erhabenen Kriegefürsten versammelt. Allerdurchlauchtigster, großmächtigster König und Herr! Das unter Gotte» Hülfe vollendete Denkmal allerhöchst Ihres königlichen Ahnherrn soll und wird der Dankbarkeit dieses Volks eine sichtbare Erinnerung an den Monarchen sein, der ihm durch die treue und unermüdliche Erfüllung seines königlichen Beruf» für alle Zeiten ein leuchtendes Beispiel geworden ist. Dieses Denkmal soll und wird eine Mahnung sein, welche unö Allen verkündet, wie Preußen groß geworden und wie seine Größe erhalten werden muß. Ich bitte daher allerunterthänigst, Ew. Maj. wollen gnädigst gestatten, daß die Hülle falle, und somit diese» Denk mal dem jetzigen und den kommenden Geschlechtern, den Herrschern und den Un- terthaneN in diesem Lande, al» ein Wahrzeichen preußischer Lreue, Ehre und Größe übergeben werde. Hierauf ertheilte der KönP den Befehl zur Enthüllung, der sofort vollzogen wurde. Die Hülle fiel, und das großartigste Monument der Gegenwart, gewidmet dem unsterblichen Ruhme Friedrich'S des Einzi gen und dem Andenken seiner großen Zeit, stand in seiner ganzen Pracht, mit seiner wahrhaft imposanten Gewalt vor den staunenden Blicken der begeisterten Versammlung. Wir wollen eö nicht unternehmen, die Ge fühle zu schildern, welche in diesem feierlichen Momente Aller Herzen beseelten. Sie konnten nur in dem endlosen Jubel ihren Ausdruck fin den, welche unter dem Klaime deS von sämmtlichen Musikchören ange stimmten hohenfrledberger Marsches, dem Donner deS Geschützes und dem Geläute aller Glocken weithin die Lüfte erfüllte. Es war ein er-