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Gonnabend. Zweite Ausgabe. Abends 8 Uhr. II Januar I8SI. EckßyßiO» »I» A'in», «r- schehu t»-üch ^«i M«l »n» wir» a»»g-g«b«» t» ««N»«tß Bormittag« ll Uhr, «bnib« « Uhr; in »«»» » »bn>d« » Uhr, »or»itt»S« « Uhr. »rrt» st» da« »letteljahr 2 Thlr. i jede «in»«!«« SUu«- mrr l Ngr —- Nr. 21. -— Dtlitscht AllMMt Ztiwg. «Wahrheit und Recht, Freiheit «nb GesetzI» Zn bejlehrn durch alle Post ämter de« In-und Aulland««, sowie durch dl« Erpeditioxen in «eipzig (Querstraße Sir. «) und »««»da« (be< «. Höckner, Neustadt, An der Brücke, Nr. I). Jnsertlo,«gebühr für de« Raum einer Zeil« » Ngr. Die Dresdener Conferenzev. Ddeipzia« 11. Jan. ES ist freilich ein etwas sonderbares Schau- Aiel, wenn in einem und demselben Blatte gerade entgegengesetzte An sichten über eine wichtige Frage sich bekämpfen; tndeß da die Redaction selbst zur Fortsetzung dieses Zwiegesprächs gewissermaßen auffodert, so will auch ich den Kampf nochmals aüfnehmen.*) Nur muß ich im voraus bemerken, daß ich die Ausschmückung dieses Dialogs mit dramatischen Effecten, wie mein Gegner solche in seinem Artikel in Nr. 17 versucht hat, nicht nachahmen, auch auf die Frage wegen der Forteristenz der Go thaer Partei nicht zurückkommen werde. Es gehört nun einmal zum po litischen baut-goüt des Tages, über diese Partei zu spötteln, und als die für den Augenblick besiegte kann sie sich Dies um so ruhiger gefallen las sen, da ja nicht, sie allein die Erfahrung macht, daß die Catone heut zutage noch seltener sind als im Alterthume. Mein.Gegner findet eS inkonsequent, daß ich der Amalgamirung des Kleinsten mit dem Größ ten (der kleinen Staaten mit Preußen) das Wort rede, von einer Amal gamirung des Kleinsten mit dem Größern aber (der kleinen mit den Mittelstaaten) nichts wissen wolle, da doch Letzteres das zur Zeit allein Ausführbare, auch der natürliche Uebergang zu der angestrebten, nicht im Sprunge zu erreichenden Einheit sei. Ich muß nun freilich diese doppelte Behauptung in jedem ihrer Theile leugnen, und glaube mich dabei auf Thatsachen berufen zu kön nen. Zunächst halte ich eine „Amalgamirung" der kleinern Staaten mit den größern für viel weniger ausführbar als die mit einem großen, welche letztere erfahrungsmäßig bereits soweit angebahnt war, daß nur durch die geflissentlichste Zerstörung ihres eigenen Werks von Seiten der preußischen Cabinetspolitik die Union wieder zerfiel. Von den Schwie rigkeiten dagegen, die sich einer „Amalgamirung" der kleinern Staaten mit den Mittlern entgegenstellen, selbst wo es auf „Arrondissements, die sich durch die unmittelbare Nachbarschaft machen", abgesehen ist, kann sich mein Gegner eine lehrreiche Geschichte von einem gegenwärtig wie der in Dresden anwesenden ehemaligen sächsischen Minister des Auswär tigen erzählen lassen. Und damals konnte man noch sogar demokrati sche Sympathien mit inS Spiel ziehen, um den Verhandlungen Nach druck zu geben; heutzutage möchte schwerlich die Bevölkerung z. B. des in seiner konstitutionellen Ausbildung und seiner innern Verwaltung wäh rend der letzten Jahre so glücklich vorgeschrittenen Weimar besondere Lust nach Veränderung ihrer Lage durch Arrondtrungen der angedeuteten Art empfinden. Von den Fürsten aber glaube ich noch viel weniger, daß sie sich gutwillig werden „arrondiren" lassen. Daß der Krieg Verträge bricht, wird mein Gegner so gut wie ich wissen; übrigens hätte eS für Preußen nicht deS Krieges bedurft, um die kleinern Staaten sich anzu- schlteßen; sie waren ihm schon angeschlossen durch freie Uebereinkunst. Wenn man aber ohne erklärten Krieg, ja neben ausdrücklicher Berufung auf die Heiligkeit der Verträge von 1815, etwa im Wege diplomatischer Einschüchterung, die kleinen Staaten, Fürsten und Völker — zwingen wollte, sich den größern unterzuordnen, so wäre Das ein Gewaltstreich der unerhörtesten Art. Und dieser Gewaltstreich wäre um so ungerechtfertigter, als nicht einmal irgend ein großes nationales Bedürfniß dadurch seine Befriedi gung fände, sondern nur, daß ich eö gerade heraussage, die Großmanns sucht einiger Dynasten oder ihrer, Minister. Denn eS ist nicht wahr, daß Deutschland in. der Form einer Heptarchie oder Pentarchie (unter sieben oder fünf Herrscher vertheilt) der Einheit näher stehen würde als jetzt. Die Geschichte lehrt, daß von jeher die Mittelstaaten in Deutsch land eS waren, die, zu schwach, um ein wirklich selbständiges, großes politisches Leben zu führen, zu stark, um in Selbsterkenntniß ihrer Unzu- reichendhett sich dem größern Ganzen willig etnzuordnen, gegen alle Be strebungen zur Schaffung eines starken gemeinsamen Mittelpunktes sich feindlich abstoßend verhielten, auswärtigem Einflüsse aber am leichtesten zugänglich waren. *) Die Gründe, warum wir Die« gethän, haben wir bereit« mehrfach auS> gesprochen. Wir werden auch ferner den Artikeln unserer beiden geehrten Ä-Cor- respondenten unsere Spalten öffnen, vorausgesetzt, daß sie nicht persönliche Erwi derungen, sondern principiell« Widerlegungen enthalten. Auch können wir den Gegensatz in den Ansichten Beider nicht so bedeutend finden, als eS auf den er sten Anblick scheinen mag. Da« Ziel ist Beiden dasselbe: ein einiges starke« Deutsch land, nur daß der Eine eS allmälig durch Verschmelzung Bieler zu Wenigen, der Andere eS nur durch Vereinigung Aller zu einem Staate erreichen zu können glaubt. Im gegenwärtigen Augenblicke ist eine Beleuchtung dieser wichtigsten deutschen Frage von verschiedenen Seiten gewiß nöthiger und gerechtfertigter al« je. D. Red. Vor allem dürfte es nothwendig sein, sich darüber ganz klar zu werden, was man eigentlich mit jener empfohlenen Amalgamirung der kleinern mit den Mittlern Staaten will. Mein Gegner scheint Dies noch nicht zu sein, denn er spricht neben den„ArrondiffemzntS, die sich durch unmittelbare Nachbarschaft machen", auch wieder von der Bildung eines „ursprünglichen Deutschland auS Dem, was nicht Preußen, nicht Oester reich ist", also wol einer Verschmelzung aller übrigen Staaten in einen Bundesstaat, einer Idee, die, neben dem Gruppensystem seinerzeit von manchen Cabineten, z. B. dem sächsischen, mit Vorliebe gehegt ward, vielleicht noch wird. Die Bedingungen für eine solche politische Gestal tung würden natürlich wieder ganz andere sein, als die für die Bildung einzelner Staatencomplere; handelte eS sich bei letztem nur um die Un terordnung kleiner Staaten unter größere, so würde dort noch eine fer nerweite Unter- oder Einordnung der mehren ungefähr gleich großen unter eine gemeinsame Einheit hinzukommen müssen. Dies aber zu- standezubringen halte ich für so schwer, daß ich meinem Gegner, der mich mit dem „Toggenburgartigen Harren auf Preußen" verspottet, ge trost die Wette anbieten Möchte: wer von uns Beiden eher sein politi sches Strebeziel erreicht sehen wird? — Das Correspondenz-Bureau schreibt auS Berlin vom 10. Jan.: Man erwartet die Rückkehr des Ministerpräsidenten v. Manteuffel aus Dresden, die übermorgen erfolgen soll, mit einiger Spannung. Eö sind in Dresden zwischen dem Fürsten Schwarzenberg und dem dies seitigen Ministerpräsidenten Verabredungen von großer Wichtigkeit zu treffen, da man zur Zeit in eine dissentirende Stellung leicht gedrängt werden könnte. Es ist gerade auf die Vorverhandlungen zwischen Schwar zenberg und Manteuffel über die Theilung der Executive Gewicht zu legen und Dies umsomehr, als man eö sich nicht verhehlen kann, daß die Verbindung zwischen Oesterreich und Baiern und den andern Mit telstaaten nicht aufgehoben ist. Diese günstige Position bei den Dres dener Verhandlungen aufzugeben, scheint Fürst Schwarzenberg nichts weniger als gewillt, bevor nicht wenigstens die Frage über die Execu tive entschieden ist. Schleswig-Holstein. Hannover, 9. Jan. Der österreichische F.-M.-L. Legeditsch ist heute Morgen hier angekommen. (Z. f. Nd.) — Man schreibt der Zeitung für Norddeutschland auS dem Göttin- genschen vom 7. Jan.: Heute Morgen um 10 Uhr war der verhäng nißvolle Augenblick, wo die erste Colonne der österreichischen Ere- cutionötruppen unter ungeheurem Getrommel bei Landwehrhagen die hannoversche Grenze überschritt. Deutschland» ^Berlin, 10. Jan. Die ll. Kammer wird morgen wieder eine Sitzung haben, die jedoch schwerlich von großem Interesse sein wird, in dem die wichtigern Gesetzvorlagen aus vem Schoost der Commissionen noch nicht hervorgegangen sind. Die I. Kammer wird vielleicht im Laufe der nächsten Woche schon an die Berathung deS Preßgesetzes kommen. Wie Ihnen bekannt, sind drei Vorlagen hierüber vom Ministerium ge macht. Zwei derselben sind die provisorischen Verordnungen vom 30. Juni 1849 und vom 5. Juni 1850; diese haben verfassungsmäßig der nach träglichen Genehmigung der Kammern zu unterliegen; die dritte ist ein ganz neues Preßgesetz. Das Hauptinteresse der Debatte wird sich um letzteres be wegen. ES wird Ihnen anderweitig wol der Hauptinhalt desselben bekannt geworden sein und wird Ihnen danach erklärlich werden, wie die allge meine Stimme sich energisch dagegen ausspricht. Mit einem solchen Preßaesetze kann von einer Freiheit der Presse in der That nicht mehr die Rede sein, der Buchhandel wird badurch zu einem Gewerbe, das Niemand mehr wird treiben wollen, der sich nicht täglich den Chicauen der Polizei und dem Verluste seines ElgenthumS ausgesetzt wissen will. Ich glaube daher nicht zu irren, wenn ich voraussage, daß die II. Kammer namentlich einen energischen Kampf gegen das Gesetz er heben wird. ES werden sich übrigens noch formelle Rechtsfragen an die Berathung dieses Gesetzes knüpfen. Art. 28 der Verfassung sagt: „Vergehen, welche durch Wort, Schrift, Druck oder bildliche Darstellung begangen werden, sind nach den allgemeinen Strafgesetzen zu bestrafen." Art. 113 bestimmt nun zwar, daß über diese Gegenstände bis zur erfolgten Revision des Strafrechts ein besonderes Gesetz ergehen soll. Nun ist aber das neue Strafgesetz jetzt ebenfalls den Kammern vorgelegt wor-