Volltext Seite (XML)
Staatsanzeiger für das Königreich Sachsen. Zeitweise Nebenblätter: Landtagsbeilage, Synodalbeilage, Ziehungslisteu der Verwaltung der K. S. Staatsschulden und der K. Alters- und LandeSlulmrrentenbank, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der Landes-BrandversicherungSanstalt, BerkausSliste von Holzpflanzen auf den A. S. Slaatsforstrevieren. M. U7. Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesetzlichen Vertretung): Hofrat Doenges in Dresden. Mittivoch, 2. August abends 1916. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Geschäftsstelle, Große Zwingerstrabe 1«, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mark 50 Pf. vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint nur Werktags. —Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr 21 SSL, Schriftleitung Nr. 14 574. Ankündigungen: Die Ispaltige Grundzeile oder deren Naum im AnkiindigungSteile 30 Pf., die 2spaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf, unter Eingesandt 150 Pf. Preisermäßigung auf Geschäftsanzeigen — Schluß der Annahme vormittags 11 Uhr. Amtlicher Teil. Dresden, den 1 August 1916. An das IHesamtminifterinm. Bei der zweiten Wiederkehr des Tages, an dein der gegenwärtig? Weltkrieg ausgebrochen ist, gedenke Ich von neuem aller Sohne Meines Landes, die ihre Treue zu König und Vaterland mit ihrem Blute besiegelt haben. Ich gedenke auch aller derer, die durch den Krieg ihre Gatten, Söhne und andere teuere Angehörige verloren haben. Mit ihnen und Meinem ganzen Volk weiß Ich Mich eins in dem Gefühle dankbaren Stolzes angesichts der unvergleichlichen Heldentaten Meines Heeres, ebenso eins ab r auch in dem unerschütterlichen Willen, auch weiter die Opfer zu bringen, die die Sicherheit unserer Grenzen und das Wohl des deutschen Vaterlandes erheischen. Der bewährten Pflichttreue alter Stellet! des öffentlichen Dienstes und der Opferwilligkeit in allen Schichten der Bevölkerung in Stadt und Land ist eS auch im zweiten Kriegsjahr gelungen, die Ernährung des Volkes sicherzustellen, die Lasten des Krieges nach Möglichkeit auszugleichen und alle Zweige des StaatS und Wirtschaftslebens tat kräftig zu fördern. Die mit diesem Geiste erzielten Erfolge erfüllen uns mit der.Zuversicht, daß es uns gelingen werde, nach endgültiger Bergung einer guten Ernte alle ferneren Schwierigkeiten zu überwinden, sie eröffnen uns damit auch den Ausblick auf einen ehrenvollen Frieden. Ich beauftrage das Gesamtministerium, Meinem getreuen Volke Meine vollste Anerkennung und Meinen wärmsten König^schen Dank zum Ausdruck zu bringen Friedrich August. Finanzministerium. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Materialienverwalter Haugk beim Königl. Blau farbcnwerk Oberschlema das Albrechtskreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Poslsekretärcn a. D. Loose in Waldheim und Otto Ludwig in Dresden das Albrechtskreuz, dem Ober- Briefträger a. D. Herold in Leipzig das Ehrenkreuz sowie dem Postschaffner a. D. Storch in Zwickau die Friedrich August-Medaille in Silber zu verleihen. B mislcrinm des Innern. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Werkmeister, jetzt Vizeieldwebel d. L. beim 1. Ers.- Bat. Nr. 102 Konrad Mertsching für die von ihm am 20. April 1915 nicht ohne eigene Lebensgefahr bewirkte Errettung eines Knaben vom Tode des Ertrinkens in der Flöha die bronzene Lebensrettungsmedaille mit der Befugnis zu verleiben, sie am weißen Bande zn tragen. (Fortsetzung des amtlichen Teiles in der 1. Beilage.) Wir veröffentliche» heute die Verlustliste Nr. 312 der Sächsischen Armee. * Die kurz vor Beqinn deö Druckes einftehenden Meldungen befinden sich auf Seite 8 dieser Ansgabe. * Die „Deutschland" hat nach einer Rentermeldnug antz Baltimore gestern ihre Rückreise angetrcten. * Die Kümpfe bei Molodylow nordwestlich von Kolo nien sind für die Russen völlig ergebnislos verlaufen. * Nördlich der oberen Durha, im Ltochodkuie bei Ka« szowla und nördlich der von Sarny nach Kowcl führen den Straße sind heftige russische Anstürme überall zurüü- gewvrfeu worden. * Südlich des Pripjet sind an der rnssischen Front im Auli insgesamt 00 russische Offiziere, 18 000 Mann und 70 Maschinengewehre eingebracht worden. Nach italienischen Blättermeldnugen sind bei Saloniki serbische Unternehmungen im Gange. * Dem „Giornale d'Ftalia" zufolge finden zurzeit Ver handlungen zwischen Italien nnd Großbritannien statt wegen Überlassung des Hafens Kismaja in Britisch-Ost- afrika an Italien. Nichtamtlicher Teil. Dresven, 2. August. (X. >1.) Se. Majestät der König hat heute nach stehenden Allerhöchsten Erlaß allen sächsischen Heeres- rmgehörigen bekanntgeben lassen: ' An Meine Armee! Zum 2. Male jährt sich der Tag, an dem unsere Aembe uns in hinterlistiger Art und Weise überfielen. Auch im 2. Kriegsjahre haben Meine Truppen, eingedenk unseres alten Waffenruhmes, überall, wo sie zur Ver wendung kamen, dem sächsischen Namen Ehre gemacht. In Litauen, Wolhynien, Frankreich und Flandern haben ie Schulter an Schulter und im Vereine mit den Truppenteilen aller anderen deutschen Stämme in hervor ragender Weise den übermächtigen Feind von den Grenzen unseres geliebten Vaterlandes ferngehalten. Im vorigen Herbste in der Champagne und jetzt an der Somme haben große Teile Meiner Armee in Kämpfen, die zu den chwersten und ruhmreichsten der Geschichte gehören, einen wesentlichen Anteil an den Erfolgen der deutschen Waffen an sehr schwierigen Stellen gehabt. Aber auch die Truppen, die das ganze Jahr hindurch an derselben Stelle im Schützengraben gelegen haben, sind ihrer Pflicht in herrlicher Weise uachgekommen und haben prächtige Soldateneigenschaften bewiesen, ohne daß ein äußerer in die Augen springender Erfolg ihnen beschieden war. Durch Ausdauer und Geduld haben sie sich um das Vater land in besonderer Weise verdient gemacht. Es drängt Mich am heutigen Tage, allen Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften der Armee Meinen besonderen herz lichen Dank nnd Meine wärmste Anerkennung für die im 2. Kriegsjahre bewiesene Treue, Tapferkeit und Hingebung auszusprechen. Gott, der allmächtige Lenker aller irdi schen Tinge aber, der bis jetzt unsere Waffen in so augenscheinlicher Art nnd Weise gesegnet hat, lasse uns auch im 3. Kriegsjahre, wie bis jetzt, seine Gnade und seinen Schntz znteil werden, so daß wir in die Lage kommen, die schwere Kampfesarbeit zu einem glücklichen Ende zu bringen. Er segne und beschütze Sie alle und lasse Sie recht bald als Sieger in die Heimat zurück- kehren. (Nachdruck in allen sächsischen Zeitungen erwünscht.) Währung und Wechselkurse. ük. Dem in Stuttgart erscheinenden „Neuen Finanz- und Vcrlosungsblatte" entnehmen wir folgende Aus führungen. Währung nennt man diejenige Geldart, in der Zahlungen nach gesetzlicher Anordnung zu leisten sind. Als Träger der Währung dienten seit langen Zeiten die Edelmetalle wegen ihrer Kostbarkeit, wegen ihrer Eig nung zu Münzprägungen und wegen ihrer Unempfind lichkeit gegen chemische Einwirkungen usw. Lange be standen Gold und Silber als Münzmetalle neben einander, bis in den 70er Jahren des verstossenen Jahr- Hunderts bei Übergang Deutschlands zur Goldwährung und infolge der großen Silberfunde in Amerika und Mexiko das Silber der Entwertung anheimfiel, daß eS al» Münzmetall immer mehr ausgeschaltet wurde. In den großen Kulturländern ist nach moderner Entwicklung überall die Goldwährung die herrschende; nur das Gold dient als unveränderlicher Wertmesser für alle Güter, während Silber zn Scheidemünzzwecken herabgesunken ist. In Deutschland haben wir die Mark-, in Frankreich, Italien, Schweiz, Belgien die Francs-, in England die Sterling-Währung usf. Der Wert von Mark, Franc, Pfd. Sterl., ist natürlich nicht willkürlich von der Staats hoheit festgesetzt, sondern er wird nach dem stofflichen Goldinhalt der Münzeinheit bestimmt. Die Frage lautet überall gleichmäßig. wieviel Mark, Francs oder Pfd. Sterl. prägt man aus 1 üß Feingold? Je nachdem mau aus dieser Goldmenge eine größere oder kleinere Zahl von Währungseinheiten darstellen will, bestimmt sich der Wert der Währung. Durch das deutsche Münzgesetz vom 4. Dezember 1871 wurde angevrdnet: „ES wird eine ReichSgoldmünze ausgeprägt, von welcher aus einem Pfunde seinen Goldes 139'2 ^tück ausgebracht werden. Der zehnte Teil dieser Goldmünzen wird Mark genannt nnd in hundert Pfennige eingctcilt. Außer der ReichSgoldmünze zu 10 M- sollen ferner aus geprägt werden: Reichsgoldmünrcn zu 20 Ä., von welchen au? einem Pfunde feinen Goldes 69^ Stück ausgebracht werden. Tas Mischungsverhältnis der Rcichsgoldmünzen wird auf 900 Tausendteile Golo und 100 Touscndtcile Kupfer f stgesetzt. Es werden demnach 125,Zehnmark-Slücke 62?75 Zwanzigmark-Stücke je 1 Pfund wiegen." Legt man 1 kg seinen Goldes zugrunde, so werden daraus geprägt: 279 Zehnmark-Stücke oder 139'/^ Zwanzig- mark-Stückc; ein Zehnmark-Stück hat ein Äauhgewicht von 3,98247 g, davon 3,58422 ß Feingo d, ein Zwanzig- mark-Slück ein Rauhgew'cht von 7,96495 Z, davon 7,16845 K Feingold. In Frankreich ordnete das Münzgesetz vom 28. Mai 1803 an, daß anS 1 üx -- 0,9000 feinem Golde 3100 Frcs. und aus 1 — 0,900 seinem Silber 200 Frcs. geprägt werden, Gold- nnd Silbermünzen also nach dem Verhältnis von 1:15^ Frankreich bat mithin Doppelwährung. D m französischen Münzgesetz schlossen sich am 23. Tezembcr 1865 auch Italien, Schweiz, Belgien an, so daß der sogenannte lateinische Münzbund entstand, der freilich in der Folgezeit den Be teiligten manche Beschwerden verursachte. In England besteht seit 22. Juni 1816 die Gold währung. Es werden geprägt aus 1 Kz- Rauhgold 125,'^ Sovereigns oder, da dessen Feingehalt 0,916^ betrügt, ans 1 üß Feingold 136,^7« Sovereigns. Es wiegen somit 1000 Sovereigns 7,"^ Kß rauh, 7,«-»» Kg fein. Ein Sovereign wiegt 7,""-» g rauh, 7g fein; er ist somit etwas schwerer als das Zwanzigmark-Stück. Wie in England noch mehrfach rückständige Einrichtungen be stehen, so ist auch das amtliche englische Münzgewicht nicht das Kilogramm, in welchem Gewicht der leichteren Vergleichung wegen die vorstehenden Ausrechnungen be rechnet sind, sondern das Troy-Pfund (so genannt nach der französischen Handelsstadt, die im 14. Jahrhundert Bedeutung hatte). Geteilt wird das Troy-Pfund in 24 Karat und das Karat in 4 Grän. Die Goldmünzen enthalten ans 24 Karat rauh 22 Karat Feingold, daher ihr Feingehalt 22/24 -- 0,916^ beträgt: 1 kz 2,679227 Tron-Pfund. In Holland wurde durch Gesetz von» 6. Juni 1875 das Recht der freien Silbermünzenprägung aufgehoben und die Ausprägung von Zehngnldenstücken in Gold (Willemsd'or) wieder angeordnet. Demnach besteht in Holland die Goldwährung. Alls 1 kx Feingold werden 165?" Zehnguldenstttcke geprägt. In Dänemark ist gemeinsam mit Schweden und Norwegen durch Gesetz vom 23. Mai 1873 (skandinavischer Münzbund) die Goldwährung eingeführt worden. Man rechnet nach Kronen — 100 Ore. Aus 1 kß Feingold werden 124 Zwanzig- oder 248 Zehnkronen-Stücke ge prägt. Rußland hatte bis 1899 Silbcrwährung; daun wurde die Goldwährung eingeführt. Münzeinheit ist der Rubel, der 17,424 Doli -- 0,674234 s Feingold enthält. AuS 1 kx Feingold werden 129,16 Zehnrubelstücke geprägt; demnach haben 1000 Zehnrubelstücke ein Feingewicht von