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Staatsanzeiger für das Königreich Sachsen. Zeitweise Nebenblätter: LandtagSbeilage, Synodalbeilage, Ziehungslisten der Verwaltung der K. S. Staatsschulden und der K. Alter»- und LandeSlulturrentenbanl, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der Landes-BrandvcrsicherungSanstalt, Verlaufsliste von Holzpflanzen auf den K. S. Staatsforstrevieren. Nr. 79 1916 > Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesetzlichen Vertretung): Hofrat Doenges in Dresden. < Mittwoch, 5. April abends Ankündigungen: Die tipallige Gnmdzeile oder deren Raum im Anlündigungskeile SV Pi die 2spaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf, unter Eingesandt 150 Pi Preisermäßigung auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags ir Uhr. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Geschäftsstelle, Große Zwingerstraße 15, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mark 50 Pf. vierteljährlich Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint nur Werktags. — Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr.21295,SchristleitungNr. 14574. Die kurz vor Beginn des Drnlkes eingehenden Meldnngen befinden sich ans Seite 8 dieser Ansgabe. * Wir veröffentlichen hente die Berlnstlifie Nr. 271 der Sächsischen Armee. * Ter Ltenerausschutz des Reichstages hat gestern die erste Lesung des Gejekcntwnrfes über die neuen Post- und Tclegraphengebtthren erledigt. * Tie niederländische Regierung erklärt, daß die Suspen dierung der periodischen Urlaube eine Vorsichtsmaßregel sei, die mit der Wahrnng der unerschütterlichen Neutralität im Zusammenhänge stehe. * Vin Geschwader vou zehn österreichisch-ungarischen Seeslngzeuge» hat Ancona mit großem Erfolg mit Bomben belegt. , Tie griechische Regierung plant die Aufnahme einer Anleihe von 125 Millionen in den Bereinigten Staaten von Amerika, da mit dem Bierverband eine Berständigung nicht erzielt werden kann. * In Risch ist die erste bulgarische Schule eröffnet worden. * Im Kreise Kiew kommen nach der neuesten amtlichen Liste nicht weniger als 22S deutsche Güter zur Liquidation, darunter drei Zuckerfabriken. Amtlicher Teil. Finanzministerium. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Bauamtmännern bei der Staatseisenbahnverwaltung, Finanz- und Bauräten Lincke in Ebersbach (Sa.), Richter in Altenburg, Köhler in Pirna, Heckel in Dresden und Haase in Dresden den Titel und Rang als Obcrbaurat, ferner den Bauamtmännern bei derselben Verwaltung Zeuner in Dresden, Friedrich in Dresden und Neu mann in Leipzig den Titel und Rang als Baurat in Klasse IV Gruppe 14 der Hofrangordnung sowie dem Finanzamtmann bei derselben Verwaltung vr. jur. Gelbke in Dresden den Titel und Rang als Finanzrat in Klasse IV Gruppe 14 der Hofrangordnung zu verleihen. Ministerium des Jauern. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Fürstl. Schönburgischen Hofrate vr. pkil. Lamprecht in Waldenburg den Titel und Rang als Geheimer Hofrat, dem Ratsobersekretär Walther in Dresden aus Anlaß seines Übertrittes in den Ruhestand und dem Privatmann und Gemeindeältesten Rothe in Erdmannsdorf das Ver dienstkreuz zu verleihen. tFortsetzung des amtlichen Teiles in den Beilagen.) Nichtamtlicher Teil. Bom Königlichen Hofe. Dresden, 5. April. Zur Königlichen Mittagstafel war an Se.Durchlaucht Clemens Prinzen zur Lippe- Weißenfeld Einladung ergangen. Se. Majestät der König wohnte nachmittags der Beerdigung des verstorbenen Kommandeurs einer mobilen Ersatz Infanterie-Brigade, Generalleutnant v. Schönberg, Exzellenz, ans dem alten Johanniskirchhvfc in Meißen bei. Dresden, 5. April. Ihre König!. Hoheit die Frau Prinzessin Johann Georg wird heute abend 8 Uhr im Gewerbehause dem Vaterländischen Konzert des Ge sangvereins der Staatseisenbahn-Beamten zum Besten des Bulgarischen Roten Kreuzes beiwohnen. Gestern besuchte die Frau Prinzessin den Klavier abend von Claudio Arrau im Palmengarten. Generalseldmarschall v. Hindenburg. Zu seinem 50. Militär-Dienstjubilänm, 7. April. Geueralseldmarschall v. Hindenburg begeht über morgen sein 50. Militär-Dienstjubiläum und damit eine Feier, die das deutsche Volk zum willkommeneu Anlaß nimmt, dem gewaltigen Rnssenbezwinger den aus der Tiefe der Volksseele strömenden Tank von alt und jung zum Ausdruck zu bringen. Hindenburg ist mit dem ganzen deut schen Volke so nahe und fest verwachsen, wie der erste Hohen- zollernkaiser und der eiserne Kanzler cs sind. Er gehört den Deutschen, nicht nur deueu innerhalb des Deutschen Rei ches, sondern auch all denen, die über See wohnen und um das Schicksal Deutschlauds in diesem Weltkriege oft bang ten, bis die Nachricht der Siege Hindenburgs die gauze Welt durcheilte u«d die unbedingte Siegeshoffnung aller Deutschen begründete und dauernd befestigte. Der frühere Chef des Generalstabs der Armee Alfred Graf Schliessen sagte in seiner Gedächtnisrede aus seinen hochberühmtcu Vorgänger, indem er die weltgeschichtlichen Ereignisse des Jahres 1866 berührte: „Da erklang zum ersten Male der Name Moltke. Wer ist Moltke? So fragten sich viele nnd nicht die schlechtesten. Aber schon der ver hallende Donner der Geschütze von Königgrütz trng den Namen Moltke über alle Lande, und man wußte, einer der größten Feldherren aller Zeiten war erstanden." Diese Worte passen ebenso ans Hindenburg. Alle, die es erlebt haben, werden die schicksalsschweren Tage des Augnst 1914 nie vergessen, als unsere in Belgien und Frank reich siegreich vorstürmenden Heere an der Westfront im erbitterten Kampfe mit einem starken Feinde standen und gleichzeitig im Osten die russischen Milliouenhecre immer näher kamen, um alles, was ihnen entgcgentrat, uiedcrzu- walzen. Nicht nur in den hartbedrohten östlichen Provin zen Preußens, auch im übrigen Deutschland schwebte bei vielen die bange Frage auf den Lippen: Wer wird in dieser Stnnde der furchtbaren Gefahr unser Retter sein? Da tauchte Hindenburg auf, ganz plötzlich. Und gerade dieses Tauchen aus der Tiefe erweckte den Eindruck des Helfers, den Gott gesandt. Bon dem Augenblick an, wo Hindenburgs Name zuerst öffentlich genannt wurde, war er der volkstümlichste Deutsche. Tas war die Stnnde, da am 30. August des ersten Kriegsjahres die Kunde durch die Welt flog: „Unsere Truppen in Preußen unter Führung des Generalobersten von Hindenburg haben die vom Narcw vorgegangene russische Armee in Stärke von fünf Armeekorps und drei Kavalleriedivisionen in dreitägiger Schlacht in der Gegend von Gilgenburg nnd Ortelsburg geschlagen und verfolgen sie jetzt über die Grenze." Und als am 12. Sep tember die Kunde kam: „Die Armee ,des Generaloberst von Hindenburg hat die russische Armee in Ostpreußen nach mehrtägigem Kampf vollständig geschlagen; der Rückzug der Russen ist zur Flucht geworden," als dann die Nachrichten von der ungeheuren Sicgesbeute kamen, da jubelte nur ein Name von allen deutschen Lippen: Hindenburg!—Tannen berg, Masurische Seen, Lodz nnd Lowicz, die Winterschlacht, der unerreichte Rückzug von Warschau, der Ritt nach Liv land und Kurland, Warschau, Modlin und Brest-Litowsk, das Ringen um Libau und Wilna — soviel Namen, soviel Ruhmeskränze, die sich auf das Haupt des verchrungswürdi- gen Mannes senken. Nach der Eroberung vou Kurland und der Zerschmette rung der Njemenfestungen ist Hindenburg einen langen Winter in der Defensive geblieben, hat an der Düna und weiter südlich bis in die Nähe der großen Sümpfe treue Wacht gehalten. Nun richtet sich wieder gegen die eherne Mauer, die er mit seinen treuen Truppen aufgcrichtct hat, der wütende Ansturm der Russen. Wie er sie bisher emp fangen hat, das haben die amtlichen Berichte der letzten Wochen bewiesen. Hekatomben opferte ein das einzelne Menschen leben für weniger als nichts achtender Feind in der Hoff nung, durch brutale Gewalt unsere Front znm Weichen zu bringen. Es hat ihm nichts geholfen. Alle Angriffe endig ten ergebnislos. So hat der Name Hindenburg bis zur Stunde seinen alten, zaubermäßigen Klang. Was dem deutschen Volke an diesem großen Heerführer noch besonders gefällt, das ist seine schlichte Bescheidenheit. Wie ist er gefeiert worden in diesem Kriege! Er hat aber immer den Hauptteil des Verdienstes seinen prächtigen Mit arbeitern nnd vor allen Dingen auch seinen tapferen Trup pen zugewiefen. Danken wir Gott, daß er uns in schwerer Zeit einen solchen Mann gegeben nnd wiedergegebcn hat l Danken wir dem Kaiser, daß er ihn an die Stelle rief, an die er gehörte! Wenn nach Jahrzehnten nnd Jahrhunderten unser Volk, in hoffentlich ruhigen und gesegneten Zeitei, seiner Besten gedenkt, da wird nicht nnr auf den cheruen Tafeln der Geschichte, sondern in den Herzen aller leben und leuchten der Name Hindenburg. Ter Brotkartengcist. Wie lange der Krieg dauern wird, weiß kein Sterb licher. D csem Nichtwissen aber steht ein sicheres Wiss n gegenüber, dessen wir bedürfen, um uns über das Nicht wissen der Kriegsdauer keine Sorge zu machen. Wir wissen, daß keine Kriegsläuge uns besiegen kann, w.il wir genug Brot haben; und wir haben genug Brot, weil wir über den Brotkartengeist verfügen. Kraft dieses Geistes haben wir uns auf jede Kriegsdauer eingerichtet. Eine dnnkle Ahnung von der Bedeutung dieses Geistes scheint dem englischen Minister Lloyd George erfüllt zu haben, als er einmal seine Landsleute warnte, den deutschen Kartosfelbrotgeist zu belächeln; man habe ihn eher zu fürchten. Wir ziehen cs vor, lieber vom Brot- kartengeist als vom Kartosfelbrotgeist zu sprechen, weil die Brotkarte als die Einrichtung, die so wie keine andere kriegswirtschaftliche Maßnahme vorbildlich wirkt, das Sinnbild dessen ist, was uns zu jeder Kriegsdauer befähigt.. Der Brotkarteugeist ist der Wille und die Fähigkeit, unsere Ernährung so zu regeln, daß wir unbedingt aus kommen. Er ist Gemeinschaftsgeist, der von jedem fordert, daß er sich dem Ganzen so eiuordnet und so beschränkt, daß die Gesamtheit zu bestehen vermag. Er ist der (steift der Ordnung und zugleich der Gemeinbürgschast, der jedeu verpflichtet, auf feine Sonderrechte zu verzichten und seine Souderanfprüchc dem höchsten Recht der staat lichen Gemeinschaft zu opfern. Kein Mensch hat vor dem Kriege daran gedacht, daß der Staat einmal vor schreiben würde, wieviel Brot jeder täglich verzehren dürfe. Für das Selbstverständlichste der Welt galt vor dem Kriege der Satz: Ich kann mit meinem Brote, mit meinen Kartoffeln machen, was ich will. Für ebenso selbstverständlich gilt jetzt irr der Kriegsgenreinschaft der Satz: Dein Brot, deine Kartoffeln gehören nicht dir, sie gehören dem Vaterlandc und das Vaterland verfügt darüber. Ter Krieg hat zum Brotkartengeiste erzogen. Aris ihm heraus hat bei der Eröffnung der Hauptversammlung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Dr. (straf v. Schwerin-Löwitz betont, daß jeder Landwirt die Pflicht habe, auch ohne lohnenden Gewinn so viel wie mvgl ch aus der Landwirtschaft herausznholen und dem Vater lande zur Verfügung zu stellen. Ter Leitsatz im Kampfe gegen Aushungerung müsse lauten: Nicht nur auf die Einteilung, sondern auch auf die möglichst volle Aus nutzung — und nicht nnr auf das zur Zeit Vorhandene, sondern auf die weitere Beschaffung, das heißt Erzeugung von Vorräten kommt cs an.. Derselbe Gedanke läßt sich auch so ausdrücken: zur allgemeinen Wehrpflicht muß die allgemeine Nährpslicht hinznkommen. Hente, so sagt cur Landwirt, sei cs dringend erforderlich, daß dieser Oiedanke zur Losung der nächsten Zukunft erhoben wird. Der Brotkartengeist ist der Wille zur allgemeinen Nährpflicht. Sie liegt aber jedem ob, auch wenn er nicht selber in der Lage ist, sie unmittelbar als Landwirt zu erfüllen. Das gebietet der Brotkartcngcist, daß jeder in seinem Haushalt unter dem Oiesichtspunkte der all gemeinen Nährpslicht wirtschaftet nnd in Rücksicht auf den Gesamtvorrat so sparsam wie möglich verfährt. Die Pflicht des sparsamen Verbrauchs, dem die Brot karte dient, sagt auch, daß jeder feine gesamte Lebens haltung auf das unerläßlich Notwendige beschränkt und sich alles das, was darüber ist, zugunsten der Gemein- wirtschast versagt. Der Brotkartcngeist ist der Geist der Verantwortlichkeit: jeder muß sich im Sinne der all gemeinen Nährpflicht mit verantwortlich fühlen und sich jede Beschränkung nnd Entsagung in dem Bewußtsein aufcrlegen, daß er damit die Kriegszwecke des Ganzen fördert. Keiner darf denken, daß es auf ihn als nur auf eiueu unter Millionen doch nicht aukommcn könne. Dächten so alle, so würden aus einem, der pflichtwidrig handelt, Millionen. Der Brotkartengcist, der Eigennutz und Eigensucht ausschließt, ist der (steift der Gleichheit der vaterländischen Pflicht, die gebent, dem Vatcrlande Opfer an Geld, Gut und auch an Gewinn zu bringen. Je mehr jeder einzelne den Brotkartengeist betätigt und seinen Opferwillen bis zum äußersten für das Vaterland einsetzt, um so herrlicher wird der Sieg sein; uud um so mehr Anteil daran wird jeder einzelne haben, je mehr er dazu mitgeholfen hat. Der Kries. Zur ^age. Im Westen wirv ver Krieg entschieden. Im „Morgcnbladct" vom 29. März schreibt der norwegische Milüärfchriftstcllcr Nörregaard: Tie Pariser Konferenz soll die Gumdlagen für die große, gemein same Offensive des Pürverbandcs schaff n. Tie Vorstöße d r Ri sscn und Italiener sind also nur Tcmonstralionen in großem Stil, denen cs jedoch schwerlich glücken wird, die Deutschen zu Truppenverschicbnngen von West nach Oft zu bewegen. Tic Italiener sind durch die Ungunst