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Nummer 78. 10. Jahrgang. Sonnabend, den 10. Juli 1897. Rab-«-' Atts Nah und Fern. endlich hervor. „Aber mit meiner Laufbahn ist's zE!§' Wir werden wohl so eine Art von Landstreicher- lge "Ä i beginnen müssen." !G "Bernd!" schrie sie auf. „Was sagst Du da? Ich gewesen sein, ich, die Deine Zukunft vernichtet ^>lpi IS d"' 6 --Daran ist kaum zu denken. Er hat sich in seinem mit einer Entschiedenheit ausgedrückt, die mir es -^upt unmöglich macht, meine Bitte jemals zu wieder- ^„Das ist schrecklich, Bernd! Und was soll nun Er antwortete ihr nicht sogleich, sondern durchmaß ^.büarmal das Zimmer wie Jemand, der sich in höchster ^gung befindet. h., --Ich werde Dich natürlich nicht im Stiche lassen," Preis mit ihm zu versöhnen, und Du wirst nie vergessen dürfen, Helene, daß es Dein Wille ist, nicht der meinige, der uns trennt" Die junge Lehrerin hatte das Gesicht in den Händen verborgen und schüttelte statt aller Antwort nur den Kopf. Es war also doch wohl nothwendig, ihr noch etwas Tröst liches zu sagen. „Wie ich es übrigens ertragen soll, ein Leben ohne Dich zu führen, ist mir in diesem Augenblick noch völlig unfaßlich," meinte er, indem er die Zitternde an sich zog. „Wir hätten so glücklich sein können — und nun — er wird eine recht trostlose Wüstenreise werden." Für eine kurze Zeit nur hatte sie seine Liebkosung geduldet, mit sanfter Entschiedenheit machte sie sich dann aus seinen Armen los und drückte das Taschentuch an die Augen, um die Spur ihrer Thränen zu trocknen. „Laß uns tapfer sein, Bernd! — Unsere Liebe wird ja nicht enden, auch wenn wir einander nicht mehr sehen und sprechen dürfen. Feierlich gelobe ich Dir in dieser schweren Stunde, daß ich nie einem anderen Manne an gehören werde." „Ein solches Gelöbniß kann ich unmöglich annehmen, liebste Helene! Du bist ja noch so juug — mit der Zeit wirst Du es schon lernen, mich zu vergessen und wirst irgend einen braven, tüchtigen Menschen —" Sie ließ ihn nicht aussprechen, sondern fiel ihm mit einem energischen Kopfschütteln in die Rede. „Niemals! So wie ich Dich geliebt habe, liebt man nur einmal im Leben. Könntest Du denn in diesem. Augenblick daran denken, Bernd, früher oder später eine Andere an meine Stelle zu setzen?" „O gewiß nicht!" versicherte Treysa sehr eifrig. „Es ist eine ganz unmögliche Vorstellung." „Und doch wolltest Du mich einer solchen Schlechtig keit für fähig halten?" fragte sie mit sanftem Vorwurf. „Nein, mein Geliebter, wir wolle» uns Treue halten, auch wenn es hier auf Erden keine Hoffnung für uns giebt. Diese Zuversicht ist ja meine einzige Stütze — sie allein wird mir die Kraft verleihen, weiter zu leben." Er gab es auf, sie von der romanhaften Ueber- schwenglichkeit eines solchen Glaubens zu überzeugen. Daß sich die Lösung ihres Verhältnisses so über Erwarten ein fach und friedlich vollzog, war ja eine Annehmlichkeit, der zu Liebe man schon ein wenig Komödie spielen konnte. „Du bist mein starkes, hochherziges Mädchen!" sagte er, indem er ihre Hand an seine Lippen führte. Und nach einer kleinen Kunstpause fügte er in sanftestem Tone hinzu: „Aber bei all' Deiner Tapferkeit darfst Du Dir doch nichts Uebermenschliches zumuthen, mein Lieb! (Fortsetzung folgt.), Experimente, daß die Theorien, welche Falb für seine Wetterprognosen anfstellt, ganz unzweifelhaft richtig sind. Die Lösung des Problems betreffs die Nutzbarmachung der Luft- oder Gewitterelektricität zum Betriebe elektrischer Maschinen wird Herr Schubert ebenfalls darthun und experimeniell beweisen, daß unser jetziges System der elek trischen Anlagen in nicht mehr allzuferner Zeit eine voll ständige Umwälzung erfahren wird. Obwohl derartige Experimental-Vorträge selbstredend mit bedeutenden Unkosten verbunden sind, ist doch das Entree, welches dabei erhoben wird, derart niedrig bemessen, daß Jedermann die Mög lichkeit geboten ist, diesen lehrreichen Vortrag anhören zu können- — Auf das in heutiger Nummer befindliche Inserat, betr- öffentliche Versammlung, machen wir noch an dieser Stelle besonders aufmerksam. Bei der für unsere Stadt und Umgebung so wichtigen Frage, welche die Neubesetzung der hiesigen Pfarrei bildet, wäre eine rege Betheiligung sehr erwünscht. — Selbstmord eines Liebespaares. Vor etwa zehn Tagen wurde im Grunewald unweit der Bahn station die Leiche des 32jährigen Kaufmanns Solack auf- gefunden, welcher sich inittels eines Revolvers erschossen hatte. Den Angehörigen des pecuniär in guter Lage be findlichen Mannes war die Veranlassung zu dieser That nicht bekannt. Erst jetzt haben sie Aufklärung über die Ursache zu dem Selbstmord erhalten. Solack hatte im vergangenen Jahre ein junges Mädchen kennen gelernt, welches als Cassirerin thätig war. Das Mädchen, die 23jährige Martha Radloff, die aus Oesterreich stammt und deren Eltern in einem Vororte Wiens wohnen, kehrte anfangs dieses Jahres auf Wunsch ihres Vaters »ach Hause zurück. Die jungen Leute blieben zwar in brief lichem Verkehr, doch scheinen sich einer ehelichen Verbindung :ii»^ - zwischen Beiden erhebliche Schwierigkeiten entgegengestellt zu haben. Vor einigen Tagen erhielt ein hier wohnender Bruder des jungen Mannes von den Eltern des Mädchens die Mittheilung, daß es sich in der elterlichen Wohnung vergiftet habe. In einem zurückgelassenen Schreiben, wel ches dem Briefe ebenfalls beilag, erklärte die jugendliche Lebensmüde, daß sie im Einverständniß mit ihrem Geliebten handele, welcher zur gleichen Stunde wie sie in Berlin sterben werde. Thatsächlich haben auch Beide an dem selben Tage den gesuchten Tod gefunden- — Aus Liebe ermordete in Kopenhagen eine arme Frau ihr einziges Kind, einen zehnjährigen Knaben. Die 38 alte Marie Jörgensen war in der Nachbarschaft als eine ruhige und arbeitsame Frau bekannt. In der letzten Zeit war sie jedoch schwermüthig geworden infolge der Krankheit ihres Sohnes. Dieser, ein hübscher Knabe, litt an einer Halskrankheit und war kürzlich operirt worden. Doch hustete er' noch immer, worüber die Mutter sehr un glücklich war- Dieser Tage hörten die Nachbarn in der Frühe einen schrecklichen Lärm in dem von Marie Jörgen sen bewohnten Zimmer. Kurz darauf erschien sie mit auf gelöstem Haar und rief: „Jetzt ist es vorbei! . . . Nun hat mein Kind es gut!" Dann ging sie zur Polizei. Im Zimmer fand man auf dem Bette die Leiche des Knaben, nackt, mit blauen«, aufgeschwollenem Gesicht. Die Mutter hatte ihr Kind erwürgt, während es schlief. Auf der Polizeiwache verhielt die Mörderin sich ruhig, betrachtete nur mit starren Augen die Anwesenden. Auf alle Fragen antwortete sie nur, sie habe ihren Sohn von allen Leiden dieser Welt, in der sie selbst so viele Täuschungei« erlitte«« habe, befreien wollen. Die Unglückliche wurde vorläufig in eine Irrenanstalt gebracht, wo ihr Geisteszustand unter sucht werden wird. Daß sie für ihre grausige That nicht verantwortlich ist, scheint unzweifelhaft. Zeitung für Seifersdorf, ^roß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdors, Lübau, Borlas, Spechtritz ete «'n art^ (Nachdruck verboten.) Aie Gewalten der Wese. Roman von Lothar Brenkendorf. Mtt mild' agS Kock '"Ä «Aß -Ah rede nicht von etwas, das bereits geschehen ist, von dein, was unfehlbar künftig geschehen wird, k? die Unterstützung meines Vaters kann ich die be- ^ne Laufbahn nicht fortsetzen. Und da er geschworen "Ur keinen Pfennig mehr zu bewillige««, muß ich mich Zeiten nach etwas Anderem umsehen, nach Stellung als Schreiber vielleicht oder nach einem (,Wrpvsteu. Es sei denn, daß «vir den heroischen Miß fassen, gemeinsam einen Sprung in's Wasser Mn." sta,w jetzt mit über der Brust verschränkten ij, am Fenster und blieb beharrlich in dieser Stellung, ihm ersparte, Helenen in's Gesicht zu sehen. Er 'Uir ihr leises Schluchzen hinter seinem Rücken, und fühlte er, wie sich ihr Kopf an seine Schulter ih.--Womit haben wir es nur verdient, Bernd, so un- zu sein?" dürste nicht viel Nutzen haben, sich mit der Be- l^°"ung dieser, Frage den Kopf zu zerbrechen. Am ^."egmg ich eine Thorheit, mich meinen« Vater zu . u> aber es hätte mit der Geheimnißkrämerei doch nicht bis in alle Ewigkeit weitergehen könne««. Wir V" st"" also den Kampf mit den« Schicksal aufnehmen, so schön bei den Dichtern heißt, rind nach einer von Jahren, sofern «ms das Glück hold ist, werde«« vielleicht dahin gebracht haben, uns wie zwei "wen irgendwo hoch oben «intern« Dach unser trau . — Für eine so industrierciche Stadt wie Rabenau Me es lehr empfehlenswerth, wenn der Postschalter auch ?en Mittagsstunden geöffnet wäre; das Postpersonal «i Zahlreich vorhanden, daß recht gut eine Person stets Platze sein könnte. So aber drängt sich immer der Malische Verkehr auf die Abendstunden zusammen, «veil w der Fabrik beschäftigte Arbeiter auch nur in dieser sw seine Angelegenheit erledige«« kann. Es wird zwar Aer fallen, in dieser Richtung einen Wandel zu schaffen, A siir die Dauer läßt es sich nicht mehr Hinhalten, da- r der postalische Verkehr gleichmäßiger auf alle Tages- -Mdei« vertheilt wird. Auch bei verkommenden Unfällen, A erst kürzlich auf einem nahen Dorfe die Erfahrung wurde, ist es schlimm, wenn das Postamt zu "uagsstunde nicht zu erlangen ist. — Ueber eil« hochinteressantes und besonders lehrreiches Ava, welches jetzt alle Welt bewegt und in Athen« hält, A heute Sonnabend, den 10. ds. Atts., im Saale der liches Nest zu baue««. Es wird nicht sehr lustig sein; aber die Liebe muß uns eben helfen, es zu ertragen." „Und wenn Du mich jetzt aufgeben würdest?" hauchte sie kaum vernehmlich. „Würde sich Dein Vater dann versöhnen lassen?" „Er verlangt nichts Anderes als das. Aber es ist ein Unsinn, von solcher Möglichkeit zu reden." „Nein, Bernd, wir müsse«« gerade davon reden," und ihre Stimme, die anfänglich noch von Thränen erstickt war, gewann allgemach an Festigkeit, „dem« es ist selbst verständlich, daß Drr solche Opfer nicht für mich bringen darfst. Wie könnte ich glücklich werden mit dein Bewußt sein, daß Dl« alle Deine Hoffnungei« und Aussichten hin- gegeben hast um meinetwillen!" „Daran ist doch nun 'mal nichts zu ändern, und wir müsse«« eben versuchen, damit fertig zu werden. Ich hatte einigen Ehrgeiz, das ist richtig, und meine Aussichten waren nicht schlecht. Aber man lebt auch ohne das; und wenn es kein ordentliches Lebe«« mehr ist, so bleibt es doch vielleicht immer noch ein ganz leidliches Vegetiren." „Ich aber müßte das schlechteste und selbstsüchtigste Geschöpf auf Erden sein, wen«« ich das zugeben könnte. Wem« Du zu großmüthig und edel bist, um mich aufzu geben — nun wohl, so will ich es sein, die unser Ver löbnis; löst." Mit gut gespielter Ueberraschung wandte Treysa sich ihr zu. Er sah, daß ihr hübsches Gesichtchen ganz farblos geworden war, und daß es innerhalb der wenigen Minute«« verfalle«« schien, «vie das Antlitz einer Schwerkranken. „So ist Dir die Gelegenheit vielleicht sehr willkom men?" polterte er, um die Gelegenheit nach Kräften aus- zuuützen, aber er gab diese Taktik sogleich wieder auf, als er dem großen, hoheitsvollen Blick ihrer voll aufgeschlage nen Augen begegnete. „Du weißt, daß eS nicht so ist, Bernd," sagte sie ein fach. „Wem« ich Dir entsage, so entsage ich Allein, was mich froh und glücklich gemacht hat. Aber ich habe ja keine Wahl. Und jetzt, nachdem wir eingesehen haben, daß es nicht anders sei«« kann, jetzt wollen wir es uns nicht noch schwerer machen — es ist ja schon so hart, so grau sam hart." Ihre Kraft brach nuu doch zusammen und sie be gann auf's Neue zu schluchzen. Treysa fühlte, daß ein weiteres scheinbares Widerstreben ihren hochherzigen Ent schluß noch leicht genug würde erschüttern können, und e< schien ihin darum an der Zeit, die Sache zum Abschluß zu bringen. „Ich hätte nie geglaubt, daß es dahin kommen könne. Wahrhaftig, mein Vater wird es nicht leicht haben, sich meine kindliche Liebe zurück zu gewinnen. Nimmermehr wäre mir der Wunsch aufgestieaen, mich um einen solchen 'N Ilch bw <Mie vonnaoeno, oen ro. os. MIS., IM L>aa«e oer Alberthöhe hierselbst Herr Ingenieur Schubert H. Dresden, welchem, nebenbei bemerkt, eii« sehr guter s Redner und Experimentator vorausgeht, einen l ^Vkrimental-Vvrtrag halten. Außer der Vorführung ; h l Erklärung der neuesten Maschinen zur Erzeugung der 'A und Gewitterelektricität sowie die Lichterscheinungen ^ elektrischen Ströme in den verschiedenen Luftschichten, , A derselbe eine ganz neue epochemachende Entdeckung, er vor ganz kurzer Zeit selbst machte, behandel» M Adurch Experimente klar beweisen, daß diejenige Kraft, Ai unsere Erde um ihre Axe und tun die Sonne dreht, .„M anderes ist als diejenige Elektricität, welche wir A Gewitter als Blitze beobachten. Ferner will er be- Au, nicht nur theoretisch sondern ebenfalls durch