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Sonntag —— Rk. 335. — I Dccembcr 183» Leipziger Allgemeine Zeitung. An » und Auslandes " -Wakrkeir und Recht, Freibeit und Gesetz!. «yanien. s z Paris.) — «Sroßbritannien. - Frankreich. (s Pans; "Bayonne.) - Leutfchland. ( :Dresden; Leipzig; Ham. - bürg.) — Montenegr». CVon der Montenegriner Grenze.) — Ägypten, (f Alexandrien.) — «nkündigungen. ' Z u r R a ch r i ch t. Auf das am 1. Januar 1810 beginnende neue vierteljährliche Abonnement der , . . Leipziger Allgemeinen Zeitung «erden bei allen Postämtern und Zeitungsexpeditionen des In- und Auslandes Bestellungen angenommen, welche die unterzeichnete Verlagshandlung zeitig zu machen bittet, um die Auflage bestimmen zu können^ Der Preis beträgt in Sachsen vierteljährlich 2 Thlr., jn Preußen 2 Thlr. 22^ Sgr., in den übrigen Staaten aber wird derselbe nach Maßgabe der Entfernung von Leipzig erhöht. «etyzig, im December I83S. F« Vt. Brockhaus. Spanien. Madrid, 18. Nov. Di« Provinzen, besonders Cordova, Gra nada, Cadiz, Murcia und Alicante, geben die Absicht kund, die Steuern zu verweigern. Man scheint überall zu glauben, daß, so bald die Armee unter Espartero irgend eine Niederlage erlitte, sich di« Ereignisse von I8Z6 wiederholen würden. Einige Provinzial- deputationerz scheinen den seltsamen und neuen Gedanken gefaßt zu haben, die Steuerpflichtigen zu veranlassen, ihre Abgaben direct an den Oberbefehlshaber der Armee zu senden, statt sie dem Staatsschatz« zu übermachen. Die Regierung hat, um den Folgen dieses Ent schlusse« vorzubeugen, fliegende Brigaden errichtet, die beauftragt sind, da« Volk im Zaume zu halten. Man zweifelt allgemein an dem glücklichen Ausgange der neuen Wahlen, besonders wenn man bedenkt, daß Catalonien, Valencia, Granada, Malaga und andere Punkte sort- während unter dem unmittelbaren Einflüsse der Männer des Fort schrittes, eines Seoane, Infante, Alvarez stehen, die dort gebieten. Die Exaltirten zu Madrid verdoppeln ihre Anstrengungen; es hat sich ein Blutclub gebildet, welcher die Stelle des Clubs der Föderieren vertreten soll. Aus diesen Orten gehen Schmähschriften und furcht bare Drohungen hervor. Der Justizminister Arrazola soll nur noch unter Bedeckung auszufahren wagen. Der Geist der National garde und die Anwesenheit bedeutender Streitkräfte in der Haupt stadt beruhigt jedoch die Minister. Der Brigadier Balboa, dem man den Oberbefehl über diese Streitkräfte gegeben, hat erklärt, daß er jeden widerspänstigen Steuerpflichtigen erschießen lassen werde. — Das Eco de Aragon veröffentlicht eine Bekanntmachung des Generalcapitains der Provinz Aragonien, wodurch in Folge eingegan- gener officieller Nachrichten das tragische Ende des karlistischen Ge- n«rals, Grafen d'Espasia, bestätigt wird. s AariS, 25. Nov. Seit mehren Tagen ist das Ministerconseil beinahe ununterbrochen versammelt. Wie leicht zu denken, ziehen die letzten Begebenheiten in Spanien die ganze Aufmerksamkeit der französischen Politik auf sich. Man fürchtet, und mit Recht, daß neue Unruhen in Madrid ausbrechen könnten, denn die Wuth der Exaltados ist aufs äußerste getrieben. Man wirst der Königin ins besondere vyr, daß sie unnölhigerweise das Elend der Nation den Augen von ganz Europa so schonungslos preis gegeben habe, denn am nämlichen Tage, als der Schatzmeister der Civillist« in die Zei tungen «inrücken ließ, daß di« Königin 62 Mill. Rei« rückständigen Einkommens vom Staate zu federn hätte, hat der Finanzminister aus drn Kassen der Inseln Havana, Puerto Rico und der Philippinen 28 Mill. Reis füx die laufenden und 1V Millionen für die rück ständigen Federungen der Königin Isabella II. auszahlen lassen. Rach Abzug jener Summen, welche fowol der Königin als dem Infante» Don Sebastian aus dem Ertrag obengenannter Inseln, de ren Einkünfte gewöhnlich aus 100 Mill. Reis sich belaufen, im Lauf« dieses Jahres ausgezahlt worden sind, blieben, sagt eine Privat- <orr«spondenz,. noch 8,166,000 Reis im der Staatskasse zurück, um damit die Hälfte der Interessen von acht-Procent, für rückständige Zod«rungen der Lieferanten zu decken. Während demnach die Arme« und die Nation mit allen möglichen Entbehrungen mulhig und er geben kämpfen, beschwert sich der Hof, der in Üppigkeit schwelgt. Das neue spanische Ministerium ist nicht von der Art, daß es auf eine längere Existenz Anspruch machen könnte; zwar ist es homogen zu nennen, da dessen Mitglieder insgesammt der constitutionellen Minorität entlehnt sind; allein diese Partei ist zu schwach, um der Opposition Stand zu halten, und unter den neuen Mini stern ist nur der greise Perez de Castro ein Mann von bewährter Capacität zu nennen. Gewöhnlich Gutunlerrichlet« behaupten noch ' immer, daß der Marquis de Miraflores Hrn. Perez de Castro ersetzen, und Graf Toreno als Gesandter nach Paris kommen werde. Schon vor vier Tagen habe ich Ihnen geschrieben, daß der Tod des Gra fen d'Espana gewiß wäre, und habe dazu die Umstände dieses Mor des angeführt. Erst gestern und heut« wird das nämliche Factum von der pariser Presse als positiv anerkannt, und unter den Um ständen, die ich angegeben, wiederholt. Nicht so bestätigt sich die Niederlage Cabrera's; allein zu meiner Entschuldigung bemerke ich, daß Tags darauf, als ich Ihnen diese Begebenheit gemeldet, das Journal le Temps und der Moniteur parisien, und gestern noch die Times davon sprachen, als hätte das Ministerium diese Nachricht auf ofsiciellem Weg erhalten. Nichts indessen ist leichter, als unter den gegenwärtigen Umständen in Jrrthum zu geralhen; denn einer Begebenheit, die vor dem Abgänge der Post als factisch angegeben wurde, wird in der Nacht durch spätere Depeschen widersprochen; man braucht nur den Moniteur parisien zu lesen, um zu sehen, daß die Minister selbst heute eine Begebenheit als ofsiciell bekannt machen lassen, die sie morgen verneinen müssen. Großbritannien. London, 23. Nov. Der Globe sagt in einer zweiten Ausgabe: „Die Mitglieder des geheimen Raths versammelten sich heute auf Befehl der Königin um 2 Uhr, und wie sich erwarten ließ, war die Versammlung sehr zahlreich. Ihre Majestät kündigte ihre Absicht in folgenden Worten an: «Ich habe Sie jetzt berufen, um Ihnen meinen Entschluß in einer Angelegenheit zu eröffnen, welche das Wohl meines Volks und da« Glück meines künftigen Lebens nahe berührt. Es ist meine Ab sicht, mich mit dem Prinzen Albert von Sachsen-Koburg-Gotha «he- lich zu verbinden. Da ich tief fühle, wie feierlich die Verbindung ist, die ich «ingehen will, so bin ich zu diesem Entschlusse nicht ohne reife Erwägung und ohne die feste Zuversicht gekommen, daß die selbe unter dem Segen des allmächtigen Gottes sowol mein häus liches Glück, sichern als die Interessen meines Landes fordern wird. Ich habe es für angemessen erachtet, Ihnen frühzeitig diesen Ent schluß zu eröffnen, damit Sie vollständige Kenntniß von einer An gelegenheit erhalten, die für mich und mein Königreich so hochwich tig »st und, wie ich überzeugt bin, allen meinen mich liebenden Un- terthanen sehr angenehm sein wird.» Da Ihre Maj. diesen erlauch ten Prinzen unter den protestantischen Fürsten Europas zu ihrem künftigen Gemahl ausersehen hat, so ist er in eine Stellung ge kommen, welche ihn zu einem Gegenstände der Theilnahm« für die Nation und des Neides für die Welt macht. Prinz Albert, auf solche Weise vor seinen Standesgenossen geehrt, ist, wie uns Die jenigen versichern, die Gelegenheit hatten, mit ihm umzugehen und sein Benehmen gegen Höher« und Untergeben« zu beobachten, der