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Mittwoch Nr 212 — 3t. Julius 183». DU S-Uung «schein» lagUch oeö Abende. — Bestetlungen werde» angenommen von al len Postämtern des In - lind Auslandes. Leidiger Astgemeine Zeitung. ML l»/, Ar. «Wahrheit und Richt, Freiheit und Gesetz! - / Gyanien. ('Madrid.) — Grotzbritannten. ("'London.) — Krankreich. ('-j-Paris;) — Deutschland. ("München; sDrcsden; Hanover; chHanover; 'Stuttgart; sTsarmstadl)'-— PreuHen. ('Äus Preußen; Berlin.) — Ostreich. (sPresburg.) — Rußland und Polen. — Türkei. — Ägypten. (Alexandrien.) — Ankündigungen. Spanien. * Jiladrid, 18. Jul. Wir haben, jetzt nähere Nachrichten über die Entführung mehrer Reisenden, welche sich am 8. Jul. von hier in der Mallepyst nach Saragossa begaben (Nr. 207). Einer der beiden französischen Offiziere hatte die Tollkühnheit, sich, obgleich nur mit einem Stocke bewaffnet, den Karlisten, derer« Anzahl sich auf 20 belief, zu widersetzen. Nachdem ec darauf mehre Lanzenstiche und zwei Schüsse erhalten hatte, ließ man ihn für todt liegen, allein d, er erholte sich späterhin und wird vermuthlich gerettet werden. Die M übrigen Reisenden mußten Maulthiere ohne Sättel besteigen und wurden nach Segura gebracht. Dort gab sich Hr. Büschenthal, der ' mit einem auf London ausgestellten englischen Gesandtschastspasse versehen war, für einen englischen Legationssecretair aus und wurde darauf sogleich von Balmaceda, der in Segura befehligte, in Frei heit gesetzt. Auch gelang es Hrn. Büschenthal, einen spanischen Fi- nanzbeaMen, der sich, um Contracte abzuschließen mit ihm zur Ar mee des Centrums begeben wollte, zu retten, indem er ihn als sei- nen Bedienten geltend macht«. Da es kaum zu bezweifeln ist, daß Balmaceda bald von dem wahren Verhältnisse der Sache unterrichtet werden wird, so befürchtet man, daß die Karlisten künftighin bei An erkennung der englischen Pässe einjge Schwierigkeiten machen dürf ten. Bis jetzt galten sie für so sichere Geleitsbriefe, daß sogar der hiesige mejicanische Geschäftsträger sich mit einem englischen Passe versah, als er neulich eine Reise nach Andalusien antrat. — Hier richtet man mit Ungeduld die Blicke nach der Nordarmee und er wartet vergebens die Sieg«, di« den Herzogstitel des Grafen Luchana rechtfertigen sollten; die Unzufriedenheit über den Stillstand der Ope rationen spricht sich mit jedem Lage lauter aus, und auf diese Kla gen antwortet der Oberfeldherr mit — Drohungen. Sein ganzer Unwille ist gegen das nichtsbedeutende, elende Blatt el Guirigay, das bereits unterdrückt ist, gerichtet. Der Herzog „della Vittoria^ hat einen Artikel Hierher geschickt, in welchem er unter Anderm mit dürren Worten sägt: „Fürchten die Minister etwa das Volk, von dem der Guirigay spricht? Die Armee ist das Volk, und wenn etwa die Hände einiger Verwegenen die schändlichen Lehren, welche die Zungen und Federn der Demagogen predigen, ins Werk setzen wollten, so wird die Armee in Eilmärschen auf die Hauptstadt los rücken gegen die Rebellen, welche die erhabene Mutter der unschul digen Isabella beleidigen. In sechs Tagen wird die Armee vor den Stufen des Thrones " stehen, um die Unruhestifter zu vernichten." Vor einer solchen Sprache verstummen die Blätter der Exaltirten, obgleich sie sonst keine Mittel scheuen, die Plane der Regierung dein Volke zu verdächtigen. Übrigens behauptet Espartero , er hätte durch Anlegung ausgedehnter Befestigungen den Besitz des dem Feinde entrissenen Terrains sichern müssen- Die von Ramales, Guardamino, la Nestosa, los Tornos seien so weit beendigt, daß sie sich an San- tona und Laredo anschlössen. La Pena, Orduna, Amurrio,.Respal- .diza, Menagaray und Arciniega näherten sich ihrer Vollendung, und jedes derselben werde so stark befestigt, daß die Karlisten einen Feld zug daran wenden müßten, um ein einziges einzunehmen. Ferner kündigt Espartero an, daß er, falls Maroto forlführe, ihm gegen über eine verschanzte Linie anzulegen und seine sämmtlichen Trup pen und Artillerie zur Vertheidigung derselben aufzustellen, ihn von Guardamino aus überflügeln und entweder zu einer Schlacht oder zu einem übereilten Rückzüge nöthigen würde. — Wenn demnach den Karlisten in den Nordprovinzen ein Riegel vorgeschoben zu sein scheint, so flößt Ser Zustand von Catalonien, Niederaragvnien und Valen cia um so gerechtere Besorgnisse em. Die treuen »Einwohner jener Provinzen, die sich von der Regierung nicht nur ohne Schutz gelas sen, sondern selbst den unerhörtesten Bedrückungen im Namen der Königin ausgesetzt sehen, verzweifeln an dem Gelingen ihrer Sache und lassen sich von dem Strome der karlistischen Horden verschlingen. Cabrera läßt ans den Glocken Kanonen gießen und unterhält in Villaluenga eine Gewehrfabrik. Großbritannien. London, 23. Jul. Der Standard äußert sich mit großer Zufriedenheit über die Annahme des von Darby gemachten Antrages, die Armenpfleger zu ermächtigen, in gewissen Fällen Hausalmosen zu geben. Die Ver besserung, die das bestehende Armengesetz dadurch erhöhe, sei zwar ' nur von beschränkter Art, aber sie hebe doch den ungemessenen Des potismus dec drei Obeccommissare, gebe den Armenaufsehern eine von denselben unabhängige Gewalt und greife das System von Mal- thus, auf welches jede Härte und Grausamkeit des Gesetzes gebaut sei, an der Wurzel an. Der Ausschuß könne die von Darby vorgeschlagene Anordnung verwerfen, und ohne Zweifel würden. die Minister Alles aufbieten, eine Mehrheit zu erlangen, oder das Oberhaus, das lei der mit einer unerklärlichen Verblendung in dieser Angelegenheit ge handelt habe, könne sie abweisen; aber das Werk sei dennoch gethan und.der Grundsatz festgestellt, daß Hausalmosen gewährt werden solle. Der Standard führt zur Erläuterung einen Fall an. Ein armer Mann, der eine Frau und drei oder vier Kinder hat, kann nicht mehr als höchstens zwei Schillinge verdienen, so gern er mehr erwerben wollte. Nach dem bestehenden Gesetze muß er in das Ar beitshaus gehen, und seinem Kirchspiele liegt die Last ob, sechs Per sonen mit einem weit größern Koftenaufwande zu ernähren, als wenn man ihn durch Unterstützung in Stand setzte, als freier Mann zu arbeiten. Lord I. Russell hat einen Ausweg gefunden, den Grundsatz des Gesetzes gegen den angenommenen Antrag zu retten. Er will, wie er gestern ankündigte, im Ausschuss« die Verfügung Vorschlägen, daß die Armenaufseher ermächtigt sein sollen, arbeit fähigen Armen, die sich vor der Erlassung des Armengesetzes verheira- thet haben, in der Art Unterstützung zu geben, daß sie die Kinder derselben in das Arbeitshalts aufnehme)!. — Nach einem Schreiben aus Bumingham vom heutigen Tag im Courier hat sich nichts gezeigt, was den befürchteten nahen Wiederausbruch der Unruhen ersparten ließe. Gerüchte von heim lichen Bewegungen der Chartisten hatten große Besorgnisse erregt. Die Behörden, die Truppen, die Polizei und die außerordentlichen Constables waren auf ihrer Hut. Die Schützeybrigade war gestern Abend unter den Waffen und die zahlreichen Cbnstables hatten sich in ihren Bezirken versammelt. — In Newcastle ward am 20. Jul. die Ruhe durch einen Stra ßenaufstand gestört. Ein Haufen von einigen hundert Menschen, meist Irländer, hatte sich um zwei Berauschte gesammelt, die sich balgten. Ein Polizeidiener kam dazu und machte der Fehde ein Ende, indem er einen der Fechtenden verhaftete. Als ec ihn aber zu dem Stationshause bringen wollte, ward er von deni Pöbel ver folgt, der ihn überwältigte und den Verhafteten befreite. Einige andere Polizeidiener kamen herbei, aber der Pöbel machte einen gleich zeitigen Angriff aus dieselben, trieb sie zurück, und als er die Ober hand erhielt, mishandelte er mehre auf das grausamste. Mehre Fenster wurden eingeworfen und die Gaslampen zerstört, bis endlich eine starke Polizeiabtheilung sich sammelte und die Aufrührer aus einander trieb, von welchen mehre verhaftet wurden. Die Wuth