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Noch immer hielt er den Stutzen fest, aber sein Rausch ivar infolge der furchtbaren Erregung wirklich verflogen. Keuchend rannte er über den Weg. Folgte man ihm denn schon? Ja, allmächtiger Gott! Da sprang ein Mann über den Rain und versuchte ihn zu erfassen. „Holla! Steh Bursche!" schrie derselbe. Aber Breitmeier von einer höllischen Angst gepackt, strengte alles an, zu entkommen. Der Verfolger blieb aber hinter ihm. Da, dicht vor dem Dorfe, in der Nähe des Marterl- krenzes, strauchelte Johannes und stürzte. Im nächsten Moment hatte ihn der Verfolger erreicht und warf sich auf ihn, suchte den am Boden Liegenden zu überwältigen. Aber obwohl bedeutend kräftiger, wehrte sich Breitmeier mit solcher Verzweiflung, daß die Fest nahme nicht gelang. Ein wilder Kampf entbrannte zwischen den Beiden, wobei kein Wort gesprochen wurde. Auch vermochte keiner das Gesicht des anderen zu erkennen, denn der Mond hielt sich hinter einer Wolke versteckt, so daß in diesem Augenblicke tiefe Dunkelheit herrschte. Jetzt hatte der Verfolger das Gewehr dem keuchen den Breitmeier entrissen. Dieser bekam dadurch etwas Luft und in dem nächsten Moment war er emporgeschnellt und entfloh. Gerade jetzt zertheilte sich die Wolke, so daß der Mond seinen fahlen Schein auf die Erde werfen konnte. Der große, breitschulterig gebaute Mann sah den Flüchtling in großen Sätzen davoneilen. Eben im Begriff, die Verfolgung fortzusetzen, warf er einen Blick aus die Waffe in seiner Hand. „Heiliger Gott!" entfuhr es ihm. „Stehen denn die Todten wieder auf! Das ist ja der Stutzen Jakobs! Der Schuß im Schloß — ? Wenn er dem Forster ge golten hätte, wenn Jakob Burger — !" Er vollendete den Satz nicht, den Flüchtling zu ver folgen halte er ganz vergessen. Fassungslos starrte er auf den Stutzen in seiner Hand. Da plötzlich zuckte Fackelschein über den Weg, laute Rufe'schlugen an sein Ohr. Dort — seht! Er steht auf dem Weg! — Eilt! Eilt!" Erst jetzt schien ihm der Gedanke zu kommen, daß unter Umständen Gefahr für ihn noch selbst entstehen konnte, wenn man ihn mit der Büchse in der Hand an treffen würde. Er machte einige Schritte nach dem Marterl zu, aber gleich darauf wurde er von mehreren Fäusten derb an den Armen gefaßt. „Laßt los!" rief er, „Was wollt ihr eigentlich von mir?" „Wir haben den Schuft!" schrie einer der Männer. „Kein anderer, als er hat den Schuß abgegeben. Da hält er noch das Gewehr in der Hand; der eine Lauf ist ja noch brennend heiß!" „Loslassen sollt Ihr mich!" schrie in dumpfer Wuth der Festgenommene. „Ich weiß nichts von dem Schuß." Ein rauhes Gelächter aus den Kehlen der Umstehen den antwortete. Unter den gegebenen Umständen war es auch wirk lich lächerlich zu leugnen. „Mach Deine Dummheiten einem anderen weiß!" hieß es, „Die Laterne her, damit wir sehen, wer der Vogel ist!" Zwei Laternen wurden gehoben. Ihr Schein traf das Gesicht des Eingefangenen. „Der Lechnerbauer!" rief ein Arbeiter vom Schloß. „Dem ist so ein Streich gegen das Schloß freilich zuzu trauen!" 12. Kapitel. Die Angst eines Kindes. Herr von Buchau hatte sein Gut mit Lilli erreicht. Auf dem ganzen Wege verhielt er sich schweigsam, so daß sein Kind wiederholt die ängstliche Frage that, ob dem Papa etwas unangenehmes begegnet wäre. 4 Aber Buchau schüttelte nur den Kopf. „Frage mich nicht Lilli; das was mich so bewegt, verstehst Du noch nicht, wirst es vielleicht erst später begreifen." Traurig über diese Auskunft, schwieg das Kind. Der Wagen erreichte das Gut, welches in der Richtung nach Wiesan zu lag, ziemlich spät. Von Schloß Fuchsberg bis nach Buchau hatte man etwa eine Stunde zu gehen- Mit einem Gutnachtkuß verabschiedete sich der Guts herr von seinem Töchterchen, welches von einer alten Amme in Empfang genommen wurde. Die Mutter war seit einigen Jahren todt. (Fortsetzung folgt.) iider, -iitell- MU- tt, und - !ehm^ me NB'-, Magd« Eduard amidB Juli. r diä^ lstE )ir geschieh ! diE deuüO werl^ hinig^ aus ds' ide latm'd NwA ncl u«' vnt«- iE ig »«r Schiek ist loiidc^ ird ä»' sie» 'len ig bun^ 1 LE ch rici^ s ung/ I värli^ 11 ang« »st in fWt rs^ r jedK .'n, dÄ se niO werd" stenb" wch ü" eb. HuB ri'ssn^ » icbt e» i b lB>k h, 1 se ' Xi wird k i. I Jeitimg fnr Seifersdorf, Groß- und Klemölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz etc. Donnerstag, den 17. Juli 1895. 8. Jahrgang Nummer 84. Bekanntmachung. Eingegangen ist: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen 6. Stück vom Jahre 1895, enthaltend: Nr. 82. Verordnung, die Aufnahmcbezirke der Landes-Heil- und Pfleganstalten für Geisteskranke betr. Nr. 33. Verordnung, die öffentliche Ankündigung von Ge- heimmitteln betr. Ferner ist eingcgangen: Reichs-Gesetzblatt Nr. 17. Gesetz wegen Abänderung des Gesetzes vom 23. Mai 1873, betreffend die Gründung und Verwaltung des Reichs-Jnvalidenfonds. Bekanntmachung, betreffend die Anzeigepflicht für die Schweineseuche, die Schweinepest und den Rothlauf der Schweine. Nr. 18. Allerhöchster Erlaß, betreffend den Abgabcntarif für den Nord-Ostsee-Kanal. Nr. 19- Gesetz, betreffend die Feststellung eines zweiten Nachtrages zum Neichshaushalts-Etat für das Etatsjahr 1895/96. Gesetz, betreffend die Feststellung eines Nachtrages zum Haushalt-Etat für die Schutzgebiete auf das Etatsjahr 1895/96. Gesetz, betreffend die Kontrole des Reichshaus- Halts- des Laudeshaushalts von Elsaß-Lolhriugen und des Haushalts der Schutzgebiete für das Etatsjahr 1894/95. Nr- 20. Gesetz, betreffend die Ausführung des mit Oester reich Ungarn abgeschlossenen Zolttartells. Gesetz, betreffend Abänderung des Znckersteucrge- setzes. Gesetz über den Beistand bei Einziehung von Abgaben und Vollstreckung von Vermögensstrafen. Gesetz, betreffend die Kaiserlichen Schutztruppen! für Südwestafrika und für Kamerun. Bekanntmachung, betreffend die Anzeigepflicht für die Schweineseuche, die Schweinepest und den Rothlauf der Schweine. Str. 21. Gesetz, betreffend die Fürsorge für die Wittwen und Waisen der Personen des Soldatenstandes des Reichsheeres und der Kaiserlichen Marine vom Feldwebel abwärts. Nr. 22. Gesetz, betreffend die Abänderung des Brannt weinsteuergesetzes vom 24. Juni 1887. Bekanntmachung, betreffend die Redaktion des Branntweinsteuergesetzes vom 24. Juni 1887. Nr- 23. Gesetz, betreffend die privatrechtlichen Verhältnisse der Binnenschiffahrt. Gesetz, betreffend die privatrechtlichen Verhältnisse der Flößerei. Nr- 24. Allerhöchster Erlaß, betreffend die Einrichtung und den Geschäftsgang des Kaiserlichen Kanalamts. Nr. 25- Bekanntmachung,betreffend die Unfallversicherungs pflicht der Besatzung von Hochseefischereidampfern. Bekanntmachung, betreffend die Anzeigepflicht für die Schweineseuche, die Schweinepest nnd den Nothlauf der Schweine. Diese Eingänge liegen 14 Tage lang zu Jedermanns Einsicht hier aus. Rabenau, am 17. Juli 1895. Der Bürgermeister. Wittix Bekanntmachung. Um in Zukunft bei Alarmirung der Feuerwehr nicht mehr in Zweifel zu sein darüber, ob das Schadenfeuer in der hiesigen Stadt oder auswärts ist, wird von jetzt an die Alarmirung der Feuerwehr für auswärtige Brände nur durch das Nebelhorn, bei Bränden im Orte hingegen durch die seither gebräuchliche» Signal- höruer erfolgen. Bei Bränden im hiesigen Orte wird außerdem Sturm geläutet. Rabenau, am 17. Juli 1895. Der Bürgermeister. Wachlaßversteigerung. Sonnabend, den 20. Juli, von Vormittags 10 Uhr an, sollen die Nachlaßsachcn der Johanne verw. Hofmann, bestehend in Kleidungsstücken, Wäsche, Betten, Möbel, Haus- und Küchengeräthen im Hause Nr. 61 b auf das Meistgebot gegen Baarzahlung versteigert werden. Großölsa, den 12. Juli 1895. Die Ortsgerichten. Auction. Sonnabend, den 20. d. Mts., Abends 6 Uhr, gelangen im Rathskeller zn Rabenau 1 Lvitreibsekretüu, matraKOiii, 1 8opba mit braunem küpsbeLUS, 1 Vertiko null 1 LtuAere öffentlich gegen Baarzahlung zur Versteigerung. Rabenau, den 17. Juli 1895. Vollstreckungsbcamter. Rus unserer Gegend. — Am Sonntag, Montag und Dienstag findet hier das Schützenfest, verbunden mit Fahnenweihe, statt. Es werden zu demselben viele fremde Schützen kommen, wes halb wir unsere Mitbürger daran gemahnen möchten, auch diesmal die alte, bekannte Gastfreundlichkeit Rabenan's den Güsten zu zeigen, ihnen zu Ehren die Häuser und Straßen mit Laubgewinden und flatternden Fahnen zu schmücken, damit sie ihren Daheimgebliebenen von dem srohen Feste erzählen und sagen können: es war schön in Rabenau. Wir können zu der Ausschmückung um so mehr auffordern, als Laub unentgeltlich dazu zur Verfügung gestellt wird. (Nachdruck verboten.) Die Holzrechtler. Sensation« Noma» aus dem Fichtelgebirge von Ira Pera. (16. Fortsetzung.) Damit schob er dem betrunkenen Manne das Gewehr in die Hand- „Ich — soll —?" stotterte Breitmeier. Noch in letzter Minute schien er zu zögern. „Km-bwu!" fluchte Hies ganz heiser. „Eil Dich Kamerad! Denk an Dein verhungertes Weib, an das Elend, das der Hund über das ganze Dorf bringt! Ein gutes Werk ist's das Du thust — rasch! Da — er will das Fenster anfriegcln; er hat etwas gehört! Feuer — sonst sind wir verloren!" Er versetzte dem fieberhaft erregten Mann einen förmlichen Stoß. Im nächsten Augenblicke krachte der Schuß. In tausend Splitter zersprang die Scheibe und eine Wolke Pulver stieg auf. Anton Waldner eben i n Begriff, das Fenster aufzu- ricgeln, sah einen Feuerschein aufblitzeu, Millionen Fincken schienen ihn zu blenden, ein Krachen erfolgte und die Arme mit einem Ruck hebend, stürzte der Förster nach rückwärts in die Stube. Krampfhaft hielt Johannes Breitmeier den abge schossenen Stutzen fest. Er starrte nach dem zertrümmerten Fenster. Aber dort oder gar im Innern der Stube war nichts mehr zn bemerken, da der Luftdruck die brennende Lampe ansgelöscht hatte. War dem Manne plötzlich der Schnapsransch ver flogen ? Sah er ein, was er begangen hatte? Es schien beinahe so- Ein Aechzen entrang sich der Tiefe seiner Brust. Hies riß ihn heftig zurück. „Fort jetzt! Zum Teufel, was stehst Du denn noch da. Nach den Steinbrüchen zurück! Lauf, was Du laufen kannst! Jeder von uns nimmt einen andern Weg, um die Verfolger irr' zu führen! Fort!" Damit schoß er auch schon durch den Schloßgarten. In dem Schlosse wurde cs lebendig; ein wirres Durcheinanderschreien entstand. Niemand wußte noch, was geschah, aber man hatte gehört, in welcher Richtung der Schuß gefallen war. Nnn kam auch Johannes Breitmeier zu sich. Er wählte den kürzeren Weg zur Flucht und rannte über den Schloßhvf, durch den aufgestellten Triumphbogen dem Torfe zu-