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TL" Erstes Blatt. -MZL MchM sM^rU WM, Wi>, Ziedmichil md dir IlWMdm. AmtsbLcrtL für die Kgl. Umlshauptmannschaft zu Meißen, das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Srschti nt wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Psg. — Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Rr. 101. Freitag, den 18. Dezember 1885. Zufolge anher erstatteter Anzeige ist in der Zeit entweder vom 29. November dieses Jahres V- 6 bis V- 8 Uhr Abends oder vom 30. November or. früh von 4 bis 6 Uhr dem Rittergutsverwalter Otto Lohfink in Limbach aus dessen, in der ersten Etage des zum Ritter gute Limbach gehörigen Seitengebäudes belegener, unverschlossen gewesener Wohnstube von einem Nagel am Thürstocke weg ein dunkelblaues, gerieftes Zacket im Werthe von 25 M. entwendet worden. Dasselbe war mit einer Reihe Steinnußknöpfen, zwei äußeren Seitentaschen, einer Brust- und einer sogen. Billettasche an der rechten Seite versehen, mit schwarzseidener Borde eingefaßt, im Rücken mit schwarzem Wollatlas und in den Aermeln mit weiß- und blaugestreiftem Kattune gefüttert. Zwecks Ermittelung des, bezhtl. der Diebe und Wiedererlangung des Gestohlenen mache ich dies hiermit bekannt. Wilsdruff, den 14. December 1885. Der Köniql. Amtsanwalt. —vr. Zimmer. 'Wüscli'nkk- Vom 2. Januar bis 15. Februar 1886 ist die hiesige Sparkafsenerpedition jeden Wochentag außer Mittwoch geöffnet. Wilsdruff, am 15. Dezember 1885. Der Stadtrat h. Ficker, Brgmstr. DageSgeschichte. Die deutschen Fürsten hatten vor, dem Kaiser Wilhelm zu seinem 25jährigen Regierungsjubiläum als König von Preußen in feierlicher Weise zu gratuliren. Der Plan mußte aber aufgegeben werden, weil der Kaster seine Betheiligung an jeder offiziellen Feier seitens der Bevölkerung versagt hatte. Die sozialdemokratische Partei des Reichstages beantragt zur zweiten Berathung des Etats im Militäretat in Kap. 31 der Aus gaben (Verpflegung der Ersatz, und Reservemannschaften 2,276,726 Mark) 2,150,000 Mark mehr auszuwerfen, und zwar als folgenden neuen Titel: „Für die Familien der zur Hebung einberufenen Re servisten und Landwehrleute: für Preußen 2,000,000 Mark, für Sach, sen 100,000 Mark, für Württemberg 50,000 Mark." Dem Titel soll folgende Anmerkung beigefügt werden: „Das Geld wird als Berech- nungSgekd bewilligt. Die Kriegsministeriell haben auf Ansuchen der Betheiligten nach Zahl der Familienmitglieder und nach der Vermö genslage aus diesen Fonds einen ausreichenden Unterstützungsbeitrag zu leisten, dem der Verdienst der zu den Truppen eingezogenen Re servisten oder Landwehrleute zu Grunde zu legen ist. Das Deutsche Reich zählt nach der neuesten Volkszählung nicht weniger als fünfundzwanzig Städte über 100,000 Einwohner. Es sind dies Berlin, Königsberg, Danzig, Breslau, Stettin, Magdeburg, Altona, Hannover, Frankfurt a. M., Hamburg, Bremen, Dresden, Leipzig, Chemnitz, Straßburg, Köln, Elberfeld, Barmen, Aachen, Düsseldorf, München, Nürnberg, Stuttgart, Dortmund und Krefeld. Das ungeheure Anwachsen der großen Städte zeigt sich wieder deut lich. Noch in der Mitte der fünfziger Jahre gab es in Deutschland nur vier Städte über 100,000 Einwohner. Es waren dies Berlin, Hamburg, Breslau, München. Köln und Dresden hatten damals die Zahl 100,000 noch nicht erreicht, obwohl sie sich lange Zeit dicht da vor befanden. Berlin das jetzt 1,300,000 Einwohner zählt, hatte da mals 450,OM. Die außerordentlich rasche Vermehrung der über 100,000 Bewohner zählenden Orte beginnt erst nach 1866. Altona, 8. Dezember. Der „Kreuz-Ztg." schreibt man: Als gestern Nachmittag ein Korbmacher aus der Bismarckstraße in Otten- en die Zollgrenze überschreiten wollte, fiel derselbe durch seine beson dere Leibesfülle auf. Die Zollbeamten luden den anscheinend Wohl- »eleibten in ein Neben-Cabinet des Hauptzoll-Amtes ein, unterzogen ihn hier einer gründlichen Untersuchung und fanden zahlreiche Exem plare des „Züricher Sozialdemokrat", welche behutsam unter den Klei dern verborgen waren. Die Polizei behielt denselben in Haft. Der Reichstagsabgeordnete Liebknecht hat, wie verschiedene Blätter berichten, sich dem Nationalexekutivkomitee der sozialdemokratischen Partei Nordamerikas gegenüber bereit erklärt, in einer Reihe von Ver sammlungen in Amerika als Redner aufzutreten; er sowohl wie Be bel waren von dem im Laufe dieses Herbstes in Cincinnati abgehal- trnen Kongreß der sozialdemokratischen Partei Nordamerikas dazu ein- geladen worden. Bebel hat sich bis jetzt noch nicht zur Annahme ent schlossen, doch hofft man noch aus dessen schließliche Zustimmung. Vom Krigsschauplatz in Serbien nicht viel Neues. Die Noten fliegen hin und her, gehen an die Großmächte und nach Kon stantinopel und kommen fein säuberlich beantwortet zurück. Wenn einmal etwas Absonderliches in einer solchen Note stehen sollte, wer den wir es mittheilen. England und Frankreich haben ihre militäri schen Attaches in Wien ebenso wie die übrigen Großmächte angewiesen, sich zum Anschluß an die Kommission bereit zu halten, die nach dem Kriegsschauplatz gehen wird, um die Grenze abzustecken. Für diese Arbeit werden die Herren Grenzer Diäten und vom Battenberger sowohl wie von Herrn Milan höchst wahrscheinlich Sterne erhalten. Die Kommission soll schon in den nächsten Tagen ihre Arbeit beginnen. Sonst ist Alles beim Alten, der Battenberger avancirt nicht mehr und Herr Milan concentrirt sich nicht mehr rückwärts. Die größte Frage ist noch die: werden die Serben sich bereit finden, das Terrain um Widdin zu räumen. Fürst Alexander wünscht es. Am Ende geräth die Kommission sich darüber in die Haare. Wollen's nicht wünschen, doch auf der Balkanhalbinsel ist kein Ding unmöglich. Am 8. Dezember jährte sich zum vierten Male der Tag, an wel chem jenes furchtbare Flammenzeichen in Wien aufstieg, welches den Feuertod von vierhundert Menschen verkündete: der Tag des Ring theater Blandes. An der Stelle, an welcher das Unglückshaus stand, erhebt sich jetzt ein seltsamer Bau, halb Kirche, halb Wohnhaus. Ei nes jener steinernen Märchen, so schreibt man in dieser Hinsicht aus Wien, hat der Dombaumeister Schmidt da wieder hervorgezaubert, wie sie seit einem Dezennium in der österreichischen Metropale in so erfreulicher Zahl entstanden sind. Die Ringstraße, unser Boule vard, unsere „Linden", ist eine Musterkarte der Stilarten, ein Wandel panorama der Baukunst aller Zeiten, ein offenes Buch der Architektur aus aller Herren Ländern. Neben der mittelalterlichen Architektur des Rathauses die deutsche Renaissance, neben den romanischen Formen das altklassische Tempelmotiv, dann wieder der Rococostil, die Spätrenais sance. Eine der seltsamsten Bauarten weist nun aber das neue palast ähnliche Gebäude auf, von dem hier die Rede ist. Der Kaiser hat bekanntlich die Mittel zur Ausführung dieses Baues gespendet und der Bolksmund hat ihm den zutreffenden Namen „Sühnhaus" gegeben. Am Sonnabend war die Nachricht verbreitet, Papst Leo XIII. solle plötzlich gestorben sein. Diese Nachricht hat keine Bestätigung gefunden, wohl aber heißt es jetzt, der Papst habe einen schweren Ohnmachtsanfall gehabt und sein Zustand sei nicht ganz unbedenklich. Am 6. d. M. Morgens 10 Uhr fiel in Neapel im Mittelpunkt der Stadt, nahe der Wohnung der Professoren Domenico und Gui- seppe di Lucca ein Meteor. Z)ie Bewohner des Hauses fühlten eine Erschütterung des Bodens wie bei einem Erdbeben und waren nicht wenig erstaunt, als ihnen von den Professoren als Ursache der Be wegung ein Aerolith von 6Vs Kilogramm Gewicht gezeigt wurde. Der Meteorstein ist kegelförmig; die Spitze desselben ist durch den Fall zerbröckelt und zeigt im Bruch Eisenkrystalle. Der Stein wurde zur näheren Untersuchung an den Astronomen der Sternwarte von Moncaglieri abgesandt. Der letztbeobachtete Fall eines Meteors in Neapel war am 29. November 1839. Madrid. Am 12. Dezember hat die offizielle Leichenfeierlichkeit für den verstorbenen König mit allem Pomp, dessen der spanische Hof fähig ist, stattgefunden. Alles, was Madrid an offizieller Vor nehmheit, an Titeln und Würden aufzuweifen hat, war in der Kirche San Francisco el Grande vereinigt, deren überladene Pracht durch die schwarzen, mit Gold umsäumten Vorhänge vor den Seitenkapellen gedämpft war: Tausende von Kerzen erleuchteten das Innere des Baues, in dessen Mitte sich der Katafalk erhebt, über welchem ein reichgesticktes Tuch sich ausbreitet. Hier sind die Kränze niedergelegt, welche die fremden Souveräne, die Provinzen und Korporationen ge sandt haben. Am Fuße des Haupraltars stehen der Jnfant August von Portugal, Prinz Ludwig von Bayern, die Erzherzöge, Brüder der Königin, die Abgesandten der Höfe; die Minister, das diplomatische Corps. Achtunddreißig Erzbischöfe und Bischöfe schaaren sich um den Altar. 20 Minuten nach 10 Uhr begann die Feier; alte aus dem 16. Jahrhundert stammende Knchengesänge ertönen. Der Bischof von Madrid besorgt die Leichenfeier, der Erzbischof von Valadolid hält die Gedächtnißrede, vier Bischöfe ertheilen die Absolution. Plymouth, 13. December. Heute früh brach hier in dem am dichtesten bewohnten Theile der Stadt eine Feuersbrunst aus, die sich so rasch verbreitete, daß, bevor Hilse möglich war, 12 Personen in