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Dr. habil. Dieter Härtwig VORANKÜNDIGUNGEN: Freier Kartenverkauf Philharmonie Freier Kartenverkauf Freier Kartenverkauf sogleich mit dem durch den Solisten erklingenden, ein wenig ungarisch gefärbten tänzerischen Hauptthema, das durchweg in Doppelgriffen erscheint. Von den Sei tenthemen des Finalsatzes wird besonders ein energisch-markantes, aufsteigen des Oktaventhema der Violine bdeutsam, daneben eine zarte, lyrische G-Dur- Episode. In einer Stretta gipfelnd, die das Rondothema noch einmal in rhythmisch veränderter Form bringt, beendet der glanzvoll virtuose, spritzige Finalsatz mit einer Fülle origineller Einfälle das Konzert. 8. AUSSERORDENTLICHES KONZERT 1970/71 Stimmungsreichtum dieses Satzes, das naturhafte Wachstum der einzelnen Melodien, die „tief seelisch getragene" Dynamik (H. Werle). Wie eine überdimensionale Liedform mutet der zweite Satz, das Andante, an, mit seiner begnadeten Fülle von musikalischen Gedanken, die episch verströmen, österreichisch-schwärmerisch, melancholisch, verträumt-innig, aber auch energisch und immer gesund, echt, zum Herzen gehend. Das Scherzo (Allegro vivace) gibt sich zunächst mit den rumpelnden Vierteln seines Hauptmotivs derb-polternd, aber auch heiter, graziös und mündet schließlich in eine herzhafte Wiener Ländlerweise, während das Trio in melodi schem Gesang schwelt. Das Finale (Allegro vivace) umfaßt mehr als 1000 Takte. Immer und immer wieder stellt der Komponist seine musikalischen Einfälle vor, spürt ihren Ver wandlungsmöglichkeiten nach, ohne sinfonische Auseinandersetzungen herbeizu führen. Das epische, nur von Stimmungskontrasten getragene Ausmusizieren dominiert. Farbig ist der Orchesterklang, kühn die Harmonik. Dieses Finale zeigt Schubert auf dem Gipfel seiner Themenerfindung und -behandlung. Der Hörer wird von der Innigkeit des Gefühls und von der heldischen Kraft dieser Musik zutiefst berührt. Das ist der beglückende Eindruck, den die Sinfonie immer wieder hinterläßt. Franz Schuberts 7. Sinfonie C-Dur sollte besser seine „Zehnte“ genannt werden. Infolge der falschen Zählweise in der Gesamtausgabe der Schubertschen Werke hat man allgemein übersehen, daß zu einer 7. (D) und 8. (E) Sinfonie Skizzen vorliegen (die E-Dur-Sinfonie hat Felix Weingartner voll endet) und folglich die sogenannte „Unvollendete" in h-Moll — übrigens fast zur selben Zeit wie die Beethovensche „Neunte" entstanden - in der Numerie rung eigentlich die Nr. 9 (statt Nr. 8) sein müßte. Der englische Musik wissenschaftler M. J. E. Brown hat festgestellt, daß die große C-Dur-Sinfonie, eben die fälschlich als „Siebente" bezeichnete, identisch ist mit der lange ver geblich gesuchten „Gmundener oder Gasteiner Sinfonie". Die Entstehung des Werkes ist nach neuesten Erkenntnissen in den Jahren 1825 bis 1828 anzuneh men, ein Zeitraum, der die oft zu hörende Behauptung widerlegen dürfte, daß Schubert alles im Augenblick komponiert habe, ohne danach beharrlich zu fei len. Erst elf Jahre nach der Fertigstellung entdeckte Robert Schumann die Sin fonie unter Schuberts Nachlaß in Wien. 1840, zwölf Jahre nach dem Tode des Komponisten, erklang erstmalig das Werk, das dieser für seine bedeutendste Sinfonie hielt, unter der Stabführung Mendelssohns in Leipzig. Ihrer „himmlischen Längen" wegen nannte Schumann die „Siebente" einen „Roman in vier Bänden von Jean Paul" und schrieb über die Uraufführung: „Die Sinfonie hat unter uns gewirkt wie nach den Beethovenschen keine noch. Künstler und Kunstfreund vereinigten sich zu ihrem Preise. Daß sie vergessen, übersehen werde, ist kein Bangen da, sie trägt den ewigen Jugendkeim in sich ... In dieser Sinfonie liegt mehr als bloßer schöner Gesang, mehr als bloßes Leid und Freud' verborgen, wie es die Musik schon hundertfältig ausge sprochen; sie führt uns in eine Region, wo wir vorher gewesen zu sein uns nirgends erinnern können." Unbegreiflich will es uns erscheinen, daß damals die meisten Hörer vor den Längen und Schwierigkeiten kapitulierten, während uns heute die Einmaligkeit des Werkes in der gesamten nachbeethovenschen Sinfonik voll bewußt geworden ist. Das, was die C-Dur-Sinfonie immer wieder zu einem nachhaltigen Erlebnis werden iäßt, ist die rätselhafte Kraft ihrer Melodik, ist das Lebensstrotzend- Volkshafte ihres Ausdrucks. Die Melodik ist es, die den Riesenbau dieser Sin fonie trägt, nicht die Form, obwohl auch sie klassisch proportioniert ist. Man hat einmal treffend von der „pflanzenhaften Schönheit" dieses großartigen „Lieder zyklus ohne Worte" gesprochen, der nach Harry Goldschmidt die „Zeit der Tat und Kraft" — als poetische Idee — besingt, realistisch, national zwar, doch nicht im Sinne von Programmusik. Die C-Dur-Sinfonie zeigt Schubert auf der Höhe seiner Meisterschaft. Seine Tonsprache hat hier wohl die optimistischsten und heroischsten Elemente, deren sie fähig war, entfaltet. Eine breit angelegte langsame Einleitung steht am Beginn des ersten Satzes. Die Hörner stimmen einen ruhigen Gesang an, das Motto gleichsam, das gegen Schluß des Satzes in einer Steigerung wiederkehrt. Holzbläser, Streicher und Posaunen tragen diese Einleitung, die allmählich in das Allegro ma non troppo übergeht mit seinem rhythmisch gestrafften Streicherthema und seinen schwerelosen Holzbläsertriolen bei typischem C-Dur-Glanz. Dem Haupt- und Seitensatz folgt eine durchführungsartige Schlußgruppe. Wunderbar ist der Sonnabend, den 27. März 1971, 19.30 Uhr, Kongreßsaal DISKUSSIONSKONZERT Dirigent: Lothar Seyfarth Solist: Rolf Dieter Arens, Leipzig, Klavier Werke von Köhler, Kurz, Zimmermann und Kunad Sonnabend, den 10., und Sonntag, den 11. April 1971, jeweils 20.00 Uhr, Kulturpalcst 9. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Juan Pablo Izquierdo, Chile Solist: Jürgen Pilz, Dresden, Violine Werke von Liszt, Prokofjew und Beethoven Programmblätter der Dresdner Philharmonie — Spielzeit 1970/71 — Chefdirigent: Kurt Masur Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Druck: veb polydruck Werk 3 Pirna - 111-25-12 3,2 ItG 009-24-71 Sonnabend, den 8., und Sonntag, den 9. Mai 1971, jeweils 20.00 Uhr, Kongreßsaal 10. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Kurt Masur Solist: Ruggiero Ricci, USA, Violine Werke von Gottfried von Einem, Liszt und Paganini