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Fremdes in seiner Arbeit zu überwinden und zur eigenen Aussage, zur selbständigen Form vor zudringen." In seinem letzten Lebensjahrzehnt gelangte der vielseitig gebildete und für alle Probleme seiner Zeit interessierte Komponist dann zu einem deutlich national ausgeprägten Stil. Er setzte sich mit der originellen Volksmusik der Goralen, der Bergbewohner der Hohen Tatra, auseinan der. Besonders deutlich fand dies in dem an vie len europäischen Bühnen aufgeführten kraft strotzenden Ballett „Harnasie" seinen Nieder schlag, Andere bedeutende Werke Szymanows kis sind die Oper „König Roger", das „Stabat B.ater", die 3. und 4. Sinfonie sowie Kammer musik, Lieder und Klavierstücke. Szymanowski gehörte zu der Komponistengruppe des soge nannten „Jungen Polen" und hatte großen Ein fluß auf die Entwicklung der polnischen Musik bis in die Gegenwart. Mit der heutigen Aufführung der selten zu hö renden SinfonieNr. 2 B-Dur op. 19 be ginnen die Dresdner Philharmoniker ihre Eh rung des großen polnischen Meisters anläßlich seines 100. Geburtstages, dessen die Musikwelt am 24. September d. J. gedenken wird. In den Zyklus-Konzerten der kommenden Spielzeit wer den einige seiner bedeutendsten Schöpfungen erklingen. Auf Reisen nach Deutschland und Österreich in den Jahren 1906/07 setzte sich Szymanowski vor allem mit der deutschen Musik auseinander, mit Richard Wagner, Richard Strauss, mit Jo hannes Brahms und Max Reger. Strauss beein flußte seine Orchesterpalette, die bunter und beweglicher wurde, aber auch seine Harmonik, Reger wurde ihm Vorbild auf dem Gebiet des Kontrapunkts und der Variationstechnik (Szy manowski war der erste Pole, der ernsthaft kon- trapunktisch komponierte). Regers konstruktiver fcnfluß läßt sich in der 2. Sinfonie wie auch in "er 2. Klaviersonate, die in den Jahren 1909 bis 1911 entstanden, nachweisen: in beiden Wer ken begegnet in der Mitte eine Variationsserie und steht am Schluß eine große Fuge. Szyma- nowskis 2. Sinfonie ist in ihrer Stellung in der polnischen Musikgeschichte mit der der sinfoni schen Dichtungen von Strauss und der Orche stervariationen von Reger in der deutschen ver glichen worden. In der Herausbildung des ganz eigenen Kompositionsstils Szymanowskis reprä sentiert das Werk, das zweifellos noch kein ty pisches Werk für den Komponisten ist, eine erste Etappe, unüberhörbar sind noch Anklänge an den Stil von Richard Strauss und Alexander Skrjabin. Bei aller leidenschaftlichen, üppigen, ja eksta tischen künstlerischen Aussage besticht die Par titur durch eine hier gezeigte vollkommene Be herrschung der Kompositionstechnik. „Der erste Satz ist ein Allegro mit leidenschaftlichem Aus druck; der zweite ein Thema mit 5 Variationen, von welchen zwei Tanzcharakter haben (Varia tion 4 Tempo di Gavotte und Variation 5 Tem po di Minuetto). Dann folgt Variation 6 (Vivace e capriccioso), die die Einleitung zum Finale, einer Fuge mit fünf Themen bildet. Die Fugen themen werden aus den musikalischen Grund gedanken aller anderen Sätze des Werkes ab geleitet. Im ganzen gesehen sind für diese Sin fonie ein sehr reicher Orchesterapparat und eine komplizierte, klanggesättigte Faktur kenn zeichnend", stellte die polnische Musikwissen schaftlerin Zofia Lissa fest. Auch die solistische Behandlung der Orchesterinstrumente, beson ders der Violinen, spielt eine wichtige Rolle. Die Uraufführung der 2. Sinfonie fand am 7. April 1911 in Warschau statt, war jedoch kein Erfolg, dieser stellte sich erst bei den nächsten Aufführungen des Werkes in Wien, Berlin, Leip zig und Krakow ein. Dirigent war Szymanowskis Freund, der Dirigent und Komponist Grzegorz Fiteiberg, mit dem zusammen er in den Jahren 1930 bis 1936 eine Neufassung der Sinfonie er arbeitete, in der vor allem die Faktur aufgelok- kert, aufgehellt wurde. Diese Neufassung wird heute vorgestellt. Dr. Dieter Härtwig VORANKÜNDIGUNGEN : Sonnabend, den 10. April 1982, 20.00 Uhr (Freiverkauf) Sonntag, den 11. April 1982, 20.00 Uhr (AK/J) Festsaal des Kulturpalastes Dresden 6. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Serge Baudo, Frankreich Solist: Michail Pletnjow, Sowjetunion, Klavier Werke von Schumann, Grieg und Franck Freitag, den 16. April 1982, 20.00 Uhr (Anrecht A 1) Sonnabend, den 17. April 1982, 20.00 Uhr (Anrecht A 2) Festsaal des Kulturpalastes Dresden Einführungsvorträge jeweils 19.00 Uhr Dr. habil. Dieter Härtwig 8. PHILHARMONISCHES KONZERT Dirigent: Johannes Winkler Solist: Vaclav Hudecek, ÖSSR, Violine Werke von Berg, Brahms und Beethoven Programmblätter der Dresdner Philharmoniker Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Spielzeit 1981'82 — Chefdirigent: Prof. Herbert Kegel Druck: GGV, Prod.-Stätte Pirna 111-25-12 ItG 009-23-82 7. PHILHARMONISCHES KONZERT 1981/82