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««Sa»,e«i> »-Itt! SK»«« - »ruck und Verla, r S«! Se»« ix «!»».»,«o«Uöe. Donnerstag, am 27. November 1930 96. Jahrgang Nr. 276 Bezugspreis: Für einen Monat 2.20 mit Zutragen: einzelne Nummern IS : Gemeinde - Verbands - Girokonto Nr. 3 : Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 40S Postscheckkonto Dresden 125 48 Anzeigenpreis: Die 42 Millimeter breite Petlkzelle 20 Reichspfennige, Eingesandt und Reklamen! 60 Rekchspfennige WeHeritz-Zettung mt Anzeiger iiir Dippoldiswalde, Schmiedeberg Wil. «rttrftr - örtliches und Sächsisches Dippoldiswalde, 27. November. Gestern abend hielt der Gewerbe- und Volksbildungsverein wieder einen Vortragsabend ab, den dritten in der jetzigen Reihe. Dtt große Schützenhaussaal war besetzt bis hinten. Man versprach sich viel von dem heiteren Ludwig-Thoma-Abend. Und man hatte sich nicht zu viel versprochen, sicher nicht. Iul. WilI zeigte sich als vollendeter Interpret Thomascher Eigenart. Mit kurzen Strichen zeichnete er einleitend den Lebenslauf des vom Rechtsanwalt zum Schriftsteller hinüber- wechselnden Thoma, erzählte, wie er gewissermaßen über Nacht berühmt wurde, und gab dann Proben der Kunst Ludwig Thomas, gut gewählt nach einem auf Erfahrung beruhenden Wissen. Welch tiefes Gemüt offenbart die Er innerung an die Kinderzeit des Dichters; einen ernsten Ein schlag hat die letzte Stunde des sterbenden Bauern. Aber der gestrige Abend wollte und sollte uns ja zeigen Thoma von der heileren Seite. Er tat es mit großem Erfolg. Wie der Dichter die Dachauer Bauern schildert, ist einzig und erreicht wohl seinen Höhepunkt in der Brautschau. — Ländlich, sittlich! — Aber auch die Lausbubengeschichte, die Bismarckehrung und, und — na, jede Nummer brachte so köstlichen Humor, das; wohl „kein Auge trocken" blieb. Dabei fühlt der Tiefer schürfende oft nicht nur eine Pointe. Auch fehlt's nicht an scharfer Satyre und abgeklärter Weltweisheit. Da können Herz und Gemüt, aber auch der Verstand profitieren. Der gestrige Abend war ein Gewinn so und so. Er warb neue Freunde für Ludwig Thoma, aber auch für den veranstalten den Verein. Wenn etwas den Genuß beeinträchtigte, und zwar für einen Teil der Zuhörer sogar stark beeinträchtigte, so war es wieder der Betrieb auf den Kegelbahnen unterm Saale. Theaterdonner — so klingt es — wird ja auch ge braucht, aber an Vortragsabenden ist er mehr als überflüssig. Leipzig. Nm Mittwoch vormittag war in einem Leipziger Hallenbad unter Führung eines Lehrers eine Verufsschulklasse zum Vaden eingetroffen. Als der Lehrer die Schüler ausforderte, sich zum Fortgang fertigzumachen, zeigte es sich, daß der 16 Jahre alle Schlosserlehrling Walter Köhler aus Böhlitz- Ehrenberg fehlte. Vom Sprungturm aus wurde der Lehrling schließlich aus dem Grund des Bassins liegend gesichtet. Wieder belebungsversuche blieben erfolglos. Seifersdorf. Zu dem Einbruch ins Pfarrhaus wird uns noch berichtet: Die Diebe sind durch das Studierzimmer des Pfarrers nach Eindrücken einer Fensterscheibe eingestiegen und haben hier und im Flur alles durchwühlt, haben aber außer einigen Ehwaren nichts gestohlen. Vermutlich haben sie nach Geld gesucht, das sie aber nicht vorfanden. Einiges Kleingeld verstreuten sie in der Stube. Der Spürhund ver folgte eine Spur in Richtung Borlas. — Gegen °/»4 Uhr versuchten Einbrecher, anscheinend die gleichen, bei Bruno Hegewald einzusteigen, sie wurden aber verscheucht, als der Besitzer zum Fenster herausschaute. Glashütte. 3m Rathaus fanden gestern Verhandlungen über Maßnahmen statt, die gegen Betriebe angewendet werden sollen, die seit geraumer Zeit mit Ueberstunden arbeiten. An den Verhandlungen nahmen teil ein Betriebs leiter und die Betriebsräte der betr. Unternehmungen, ein Gewerkschafts- und ein Regierungsvertreter. Gerade in der gegenwärtigen Zeit, in der bei der Regierung die Ab sicht bestanden hat, evtl, die 40 stündige Arbeitswoche durch Notgesetz einzuführen, um die Arbeitslosen in den Pro duktionsprozeß einzugliedern (worüber man natürlich sehr gekeilter Meinung sein kann, denn das bedeutet neue Be lastung für den Betrieb und ein Opfer des Arbeitnehmers), hat es hier berechtigtes Aergernis hervorgerufen, daß bei spielsweise in einem Betrieb täglich 2—3 Ueberstunden ge arbeitet worden sind, was natürlich auf allzugroße „Bereit willigkeit" einzelner Arbeitnehmer mit zurückzuführen ist. Die Verhandlungen haben hoffentlich ergeben, daß durch Innehaltung der 48 Stunden-Woche, mehrere Erwerbslose eingestellt werden können. Dresden. Als am Dienstag nachmittag der seit Oktober wegen schwerer Privaturkundensälschung in Untersuchungshaft befindliche Paul Näcke im hiesigen Landgerichtsgebäude zur Vernehmung geführt worden war, sprang Nücke plötzlich auf und entfloh. Obwohl sofort das Gerichtsgebäude mit Hilfe von Polizei eingehend durchsucht wurde, gelang cs nicht, des Flüchtlings, der früher schon Fluchtversuche unternommen hat, habhaft zu werden. Dresden. Wie seinerzeit berichtet, wurde am 16. Septem ber eine 15 jährige Kontoristin, die 80 Mark vom Post scheckamt geholt hatte, in der Lößnitzstraße auf der Treppe zum Büro niedergeschlagen und beraubt. Der Täter war Deutsche Polennote an Genf Sondertagung des Bölkerbundrates? — Gegenmanöver Polens Berlin, 27. November. Las Neichskabinelt Hal sich eingehend mit dem Mate rial über die polnischen Terrorakte in vstoberschlesien be schäftigt und die Note festgesetzt, die auf Grund des genauen authentischen Materials des deutschen Generalkonsuls den Generalsekretär des Völkerbundes von der Vergewaltigung und Mißhandlung der deutschen Minderheit in Ostoberschle- sien in Kenntnis seht. Die Reichsregierung erhebt auf Grund dieses Materials entschiedenen Protest gegen das Verhalten Polens an den Völkerbund. Die Rote wird vor aussichtlich am Freitag der Oeffentlichkeit übergeben werden, nachdem sie inzwischen in den Besitz des Generalsekretärs des Völkerbundes gelangt sein wird. Das Reichskabinett hat auch die rechtliche Frage ge prüft, ob es möglich ist, auf Grund des vorliegenden Tat sachenmaterials die Einberufung einer außerordentlichen Ratstagung des Völkerbundes zu beantragen. Nach Artikel 1 Absatz 5 und 6 der Geschäftsordnung des Völkerbundrates muß unter Einhaltung einer ausreichenden Frist eine außerordentliche Tagung des Rates einberufen werden, wenn rin Mitglied des Rates oder drei Mitglieder des Völkerbundes rinen dahingehenden Antrag an den Generalsekretär stellen. Un berührt von dieser Bestimmung muß der Rat zu einer außerordentlichen Tagung zusammentreten, und zwar aus Grund des Artikels 11, der die Frage einer Kriegs gefahr, und des Artikels 15, der Konflikte unter Mit gliedern behandelt, die nicht schiedsrichterlich beigelegt wer den können. Nach einem Ratsbeschluß vom 24. März 1922 kann der Generalsekretär des Völkerbundes eine außerordentliche Ta gung nur einberufen, wenn der amtierende Präsident des Rates die Frage der Dringlichkeit geprüft und die Ratsmitglieder über ihre Meinung zur Frage der Dringlichkeit gefragt hat. Die der außerordent lichen Ratstagung vorzuleaenoen Drucksachen müllen min destens fünf Tage vor Zusammentritt des Rates den Mit gliedermächten zugesandt werden. Seit Bestehen des Völ kerbundes ist der Rat erst dreimal zu außerordentlichen Tagungen zusammenberufen worden. Zum ersten Mal im November 1923 zur Regelung der Oberschlesienfrage, so dann im Februar 1925 zur Beilegung des griechisch-bulga rischen Grenzkonflikts und schließlich im Februar 1926 zur Beratung über das Aufnahmegesuch Deutschlands in den Völkerbund. Rach Auffassung in Berliner politischen Kreisen liegen die formellen Voraussetzungen für die Einbe rufung einer außerordentlichen Ratstagung nicht ungünstig. Sollte ein solcher deutscher Antrag gestellt werden, dann darf angenommen werden, daß die Dringlichkeit ohne weiteres bejaht wird, da die Zustände in Oslober- ichlesien einen derart gefährlichen Charakter angenommen haben, daß weitere Ruhestörungen bei Fortdauer des pol nischen Terrors unvermeidlich wären. Der Auswärtige Ausschuß des Reichstages wird sich gleichfalls, und zwar am Dienstag, mit den Zwi- chenfällen in Oberschlesien befassen. Es besteht kein Zweifel »arüber, daß der Ausschuß nicht nur einmütig die Absen- >ung der deutschen Protestnote an den Völkerbund billigen, andern wahrscheinlich auch die Einberufung einer Sonder tagung des Völkerbundsrates fordern wird. Ein Eingreifen des Völkerbund srates zu Gunsten der deutschen Minderheit in Polen erscheint aus mehrfachen Gründen als unerläßlich. Während auf der einen Seite im Falle Hohenbirken auf Grund der nicht zu ver wischenden Tatsachen der zerstörten Häuser und schwerver letzten Deutschen die polnische Behörde angeblich gegen die schuldigen polnischen Beamten und Aufständischen oorge- aanaen ist, bat sie den Fall von Golassowih zum Anlaß genommen, um Mallenverhaltungen von polnischen Staatsbürgern deutscher Rationalität l durchzufübren. In den letzten 24 Stunden sind weitere : 10 Deutsche verhaftet worden, so daß die Gesamtzahl der Verhafteten jetzt auf 40 gestiegen ist. Es handelt sich hier- bei fast ausschließlich um Angehörige des Evangelischen Männer- und Iünglingsvereins. von den 25 Aufstän dischen, die von auswärts ln Golassowih einzudrlngen und die deutsche Schule auszuheben versuchten, wodurch ' der Verzweiflungsausbruch der gequälten deutschen Bevölkerung überhaupt erst veranlaßt wurde, ist noch niemand verhaftet worden. Zur Irreführung der öffentlichen Meinung im Ausland, das bereits in zunehmendem Maße gegen den polnischen Blut terror Stellung nimmt, hat das polnische Innenministerium durch die Amtliche Polnische Telegraphenagentur eine Dar stellung verbreitet, die sich bemüht, denTatbestand ge rade auf den Kopfzustellen. Es wird ernsthaft behauptet, die Behörden hätten Ruhe und Wahlsicherheitz sowohl in der Vorwahlperiode wie auch am Tage der Äahl! zum Senat und zum Schlesischen Sejm gewährleistet. Dio Ruhe sei nur in einigen Ortschaften „wegen allzu lebhafter! Wahlagitation gestört"(I) worden, „am erheblichsten durch! herausforderndes Auftreten des schon seit einer Reihe von! Jahren durch seine Hetztätigkeit bekannten Harlfinger." In! der Darstellung wird weiter behauptet, daß der Polizeihmk- tionär Schnapka im Augenblick, „da er seiner DienstpWcht! nachkam", ermordet worden sei. Entgegen den tendenziös verbreiteten Nachrichten habe kein polnischer Bürger deut scher Nationalität das Leben verloren. Auch sei es mit Aus-! nähme der oben genannten Fälle zu keinen ernstlichen, dm Wahlverlauf störenden Zwischenfällen gekommen. Dmnr beißt es wörtlich weiter: Polnische Aus-Schte Bei dieser Gelegenheit kann di« Feststellung nicht um gangen werden, daß die Aufgabe der Behörden durch einen verleumderischen Feldzug gewisserOrga n » der Auslandspresse (??) planmäßig erschwert wird, die es sich augenscheinlich zum Ziel gesetzt haben, zwischen! Deutschland und Polen ständig zu Hetzen und sogar dre aller kleinsten (??) Zwischenfälle zum Schaden des friedlichen Zusammenlebens der dortigen (ostoberschlesi^chen) Bevölke rung ins Ungeheuerste zu vergrößern. Gleichzeitig kann man nicht umhin, die Aufmerksamkeit auf die Tatsache zu lenken, daß die polnische Bevölkerung seit einer genviffe« Zeit alarmiert ist durch die revisionistische Kam pagne gewisser deutscher Faktoren sowie durch die Nach richten über das Schicksal der polnischen Bevölkerung jen seits der Grenze, wo letzthin Ueberfälle von Stoßtrupps aüs die volnische Bevölkerung und Zerstörung von Schulen und Wohnungen stattgefunden haben. Deutsche Zurückweisung Hierzu wird von zuständiger Stelle erklärt: Diese Mel dung ist eine vollkommen tendenziöse Entstellung der wahren Tatsachen. Die deutsche Regierung wird Gelegenheit neh men, den wirklichen Sackverhalt eingehend in der Rote dor- zustellen, die sie wegen der Terrorakte dem GeneraljekrM- rial des Völkerbundes übermittelt. Die Kabinettsihung über die Note an den Völkerbund. Berlin, 27. Nov. Die Sitzung des Reichskabinetts, in der über die deutsche Note an den Völkerbund wegen der Terrorakte gegen die deutsche Minderheit in Oberschlesien beraten wurde, dauerte bis gegen Mitternacht an. Ein amt licher Bericht wurde nicht ausgegeben. entkommen. Bei der kriminolpolizeilichen Untersuchung des neueren Uebersalles aus der Großenhainer Straße stellte sich heraus, daß der Haupttäter dieses glücklicherweise mißglückten Naubüberfalles, der Monteur Walter Thürbach, auch den Uebersall aus der Lößnitzstraße verübt hat. Nach längerem Leugnen gab er beide Ueberfälle zu. Oslsnttz. Der ledige Milchhändler Adler fuhr am Diens tag abend mit seinem Biotorrade auf der Straße von Oelsnitz nach Adorf an einen Baum. Adler wurde dabei so schwer verletzt, daß er im Krankenhaus gestorben ist. Sein Mitfahrer erlitt nur leichtere Verletzungen. Hartha. Eine schwere Wasserhose ging über die benach barten Dorfgemeinden Wallbach, Gersdorf, Erlbach und Rinnmühle nieder. Besonders heimgesucht wurde der Ork Gersdorf. Die im Nu durch das Dorf flutenden Wasser mengen drangen in die Wohnräume der Schmiede Gers dorf ein, so daß dieselbe vorübergehend geräumt werden mußte. Wiesen und Felder sind vollständig verschlammt, In Gersdorf und Wallbach sind durch Anstauungen der ge waltigen Massermengen auch die Straßen schwer beschädigt worden. wetten fün morgen: Nur zeitweise etwas aussrischendc Winde aus südlichen Richtungen, vorübergehend stark bewölkt, zeitweilig auch auf heiternd: Tempcralurvcrhällnche wenig geändert: kein erheblicher Niederschlag.