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««I« r>^»» - »"» »» »<-I«- ««I »«»— A «—»IM»«!»«. Sk. Jahrgang Montag, am 27. Oktober 1930 Nr. 251 Anzeigenpreis: Die 42 Millimeter breike Petikzeile 20 RelchSpfennige, Eingesandt und . Reklamen 80 Reichspfennige «KM «ütziw »le amMch« »ekaunwrachimi« - L, »e. «mlsgericht. Bezugspreis: Für einen Monat 2.20 mit Zutragen: einzelne Nummern 15 - Gemeinde - Verbands - Girokonto Nr. 3 : Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 403 Postscheckkonto Dresden 125 48 WeikeritzZeilung Das im Grundbuch- für GroMsa Blatt 43, °uf den Namen des Stuhlbauers Emil Hermann Lindner in Oelsa eingetrage Grundstück s°»g°m 1930, vormittags S Uhr, an der Gerichtsstelle im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert ^«LeA KL« Am- b7träA°11^ s LLL L'i ° L WftL UfraA Liese sowie Garten und i mit einem Wohngebäude nebst Werkstalkanbau und einem Schuppen bebaut. Die Einsicht der Mitteilungen des Grundbuchamts und der übrigen das Grundstück betreffenden Nachweisungen, insbeson dere der Schätzungen, ist jedem gestattet (Zimmer 16). Rechte auf Befriedigung aus dem Grundstücke sind, soweit sie zur Zeit der Eintragung des am 15. ^pni 1930 verlautbarten Bersteigerungsvermerks aus dem Grundbuche nicht "sichtlich waren, spätestens im Versteigerungstermine vor der Anforde rung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläu biger widerspricht, glaubhaft zu machen. Die Rechte sind sonst bei der Feststellung oes geringsten Gebots nicht zu berücksichtigen und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachmsetzen. Wer ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht Yak, mutz vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Einstellung des Verfahrens herbeiführen, widrigen falls für das Recht der Versteigerungserlös an die Stelle deS versteigerten Gegenstandes tritt. Za. 9/30. Dippoldiswalde, den 23. Oktober 1930. Das Amtsgericht. Oerlliches und Sächsisches. Dhqwttltwalde. Ein recht trauriges Wetter beherrschte den ganzen gestrigen Sonntag. Ununterbrochen fiel der Regen, weichte das Erdreich auf, zog Furchen in abfallende, nicht sonderlich befestigte Straßen, und ein später nachmittags auf- kommender Wind riß das Laub von den Bäumen, daß es dann klatschend vor übermäßiger Nässe zu Boden fiel. Im Gebirge aber stellte sich bereits der Winter ein. Schon hinter der Buschmühle begann der Matsch und ganz oben auf dem Kamm blieb der Schnee fest liegen. Kraftwagen, die trotz des Regens im Niederland hinaufgefahren waren, vor allem auch die Wagen der staatlichen Kraftwagenlinie, kamen mit dick verschneidem Dache herab, und selbst die Eisenbahnwagen hatten heute morgen verschneite Dächer, ein Beweis, daß es schon in Kipsdorf Schneefall gegeben hat. „Oben" wehte es aber auch und türmte den Schnee zu Wehen bis 1/2 Meter auf, so daß es den großen Bussen schwer wurde, durch den doch immer noch nassen Schnee durchzustoßen. Am Abend fuhr „für alle Fälle" noch der große Schneepflug hinauf. Bon Verkehr kann an solchem Tage nicht gesprochen werden. Die Eisenbahnzüge waren nur ganz mäßig besetzt und die Straßen geradezu leer. Wir gehen dem Winter entgegen und die Uebergangszeit ist die schlechteste. — Wie wir noch weiter erfahren, mußte der Olbernhauer Autobus auf der Nassauer Höhe ausgeschaufelt werden. Auf der Hennersdorfer Höhe ist «in Kraftwagen infolge des Schnees an einen Baum an gefahren und ein zweites in den Graben geraten, als sich dessen Fahrer nach dem ersteren umschaute. Auch auf der Nassauer Höhe liegen einige Autos fest. Die stark steigende Straße von Geising nach Zinnwald wurde nahezu unfahrbar. Der Kraftwagenverlehr wurde über Altenberg geleitet. — Die Arbeiten am Straßenbau bei der Talsperre Lehnmühle mußten des Wetters wegen eingestellt werden. Die Arbeiter, die sich morgens zur Arbeit.begaben, kehrten gegen 9 Uhr wieder zurück. Mppoldtswalde. Die Bezirkspflegerin, Frl. Günther, hatte am vergangenen Sonnabend gegen l Uhr das Unglück, im Korridor der Amtshauptmannschaft, deren Diensträume ge reinigt und die Fußböden geölt wurden, zu stürzen, so daß sie sich nicht wieder erheben konnte. Sie wurde zu l)r. Back gebracht, der einen'Wadenbeinbruch und eine Knöchelfraktur am Fußgelenk des rechten Beines feststellte und die Ueber- führung der Verletzten in ein Dresdner Krankenhaus anordnete. Oelsa. Ein hier in Lehre stehender Klempnerlehrling von l 7 Zähren überfiel am 22. d. M. auf dem Wege zwischen Rabenau und Spechtritz in Flur Spechtritz eine 23jährige Frau und hat sie sittlich belästigt. Der hiesigen Gendarmerie gelang es bereits am Freitag das Bürschchen sestzunehmen. wurde ins Dippoldiswalde Amtsgericht eingeliefert. Pofsendorf. Am Sonnabend gegen 1 Uhr mittags kam es an der Kreuzung der Staatsstraße Dresden—Teplitz mit der Straße Freital—Kreischa zu einem Verkehrsunfall. Der Lieferwagen der Firma Körner in Freital wollte von Wilms dorf kommend nach Kreischa fahren und hatte die Straßen- kreuzung bereits zu N überquert, als er von einem in Rich- fahrenden Personenkraftwagen der Selbstfahrer Neue Grubenkatastrophe! Schlagwetterexplosion in einer Saargrube. — ^00 Tote! Saarbrücken, 27. Oktober. wenige Stunden nach der Beisetzung der 262 Opfer de» furchtbaren Grubenunglücks in Alsdorf, als noch die Trauer fahnen im ganzen Reiche wehten und das ganze deutsche Volk unter dem Eindruck diese» Schicksalsschlages stand, bat sich eine neue Katastrophe ereignet, diesmal im Saargeblet, der wiederum eine große Anzahl deutscher Bergleute zum Opfer fiel. In der bei Ariedrlch »lhal gelegenen Schachtanlage Maybach ereignete sich am Sonnabendnachmillaa gegen 15,30 Uhr im Hauptquerschlag der vierten Tiefbausohle - eine Schlagwetterexplosion; aus dem Unglücksschacht stiegen ! sofort Wolken von Qualm und Rauch aus. Von den drei j Abteilungen, die sich zur Zeit des Unglücks im Schacht befan den, konnten zwei Abteilungen ausfahren, während die dritte Abteilung mit mehr als 120 Mann eingeschlossen wurde. Der Ablellungsführer, ein Steiger, wurde als erster Toter geborgen. Bis gegen 20.30 Ubr waren von den eingeschlossenen Bergleuten vier Tote und zwanzig Verletzte geborgen. Von den Verletzten sind fünf schwer verwundet. Vie Zahl der geborgenen Leichen erhöhte sich bis Sonn lagvormittag S Uhr auf 84. Sechs verletzte Bergleute sind inzwischen im Lazarett gestorben, so daß bisher neunzig Tote »u beklagen sind. Drei Vermißte konnten sich durch den be nachbarten Inngenwald-Schacht retten. Etwa zwanzig Berg leute werden noch vermißt. Ls besteht keine Hoffnung, daß sie noch am Leben sind. Schwierige Rettungsarbeiten Die Rettungsarbeiten gestalteten sich Sonntag- früh besonders schwierig, da sich im Stollen eine große Hitze entwickelt, so daß es kaum möglich ist, mit den Rettungs- geräten vorwärts zu kommen. 92 Tote geborgen Die Verglnspektlon S teilte Sonntag um 17 Uhr mit: Bis jetzt sind 85 Tote geborgen. Im Lazarett sind 3 Berg leute gestorben. Unter Tage liegen an einer Stelle, die nicht zugänglich ist, 4 Tote. Außer diesen 92 Toten fehlen noch k Bergleute, die an einer Stelle liegen, wo die Wetter noch brennen, die aber ebenfalls tot sind. Die Schlagwettergefahr in der Grube Maybach Die von der Explosion betroffene Grubengegend galt von jeher als stark schlagwetlerhaltig. Die Abteilung 9, der ast sämtliche Verunglückte angehören, stand unter der be sonderen Aufsicht de» Aahrhauers Meiser, der sich unter den „och nicht geborgenen Toten befindet. Die bergamtliche Mitteilung Da» Oberbergamt teilt mit: »Am Sonnabend, dem 25. Oktober, gegen 15^0 Mr ereignete sich im Flöz 4 a der vier ten Tiesbausohle der Grube Maybach eine Schlagwetter-Kohlenstaubexplosion. Vie beiden Abbauflügel der Sleigerabteilung 9 wurden von der Explosion durcheilt, die auf die benachbarten Abteilungen nicht übergreisen konnte, da die Gesteinsstaubsperre da» wei tere Umsichgreifen der Explosion verhinderte. Da die Wet terführung nicht gestört wurde, konnten die Rettungsarbeiten sofort ausgenommen werden. Bis Sonntagvormitlag 10 Uhr waren 82 Tote und 24 verletzte geborgen. In den beiden Abbauslügeln befinden sich noch 7 Tote, die wegen der hereingebrochenen Gesteins massen nicht geborgen werden konnten. Die bergpolizeiliche Untersuchung, die sofort eingeleitet wurde, bat bi» seht keine Klärung der Ursache der Explosion erbringen können." Bergungsarbeiten eingestellt . Aegen der bis zur Unerträglichkeit gestiegenen Hitze in ollen sind die Bergungsarbeiten Sonntagabend einge stellt worden. Man vermutet noch etwa zehn verunglückte unter Lage, von denen indes keiner mehr am Leben sein dürste. G. m. b. H. in Essen hinten angefahren wurde. Durch den Anprall stürzte der Lieserkraftwagen um. Jedes Fahrzeug war Zwei Personen besetzt, die sämtlich unverletzt blieben. Der Sachschaden dagegen ist an beiden Fahrzeugen erheblich. Die Cchuldfrage ist noch nicht geklärt; die Schuld dürfte aber wohl den Personenkrastwagenfahrer treffen, der, wie Zeugen behaupten, einen „tüchtigen Zahn drauf gehabt hat." Im Laufe des Sonntags sind die Angehörigen der Ver unglückten an die Bahren geführt worden, um die Toten zu identifizieren. Vie Beischungsfeierlichkeilen sind auf kom menden Mittwoch angeseht. Beileid und Hilfsmaßnahmen der Regierungsrommission Die Regierungskommission des Saargebiets trat aus Anlaß des Unglücks auf der Grube Maybach Sonntagvor mittag zu einer Trauerst tzun g zusammen. Sie beschloß, den Angehörigen der verunglücktn Bergleute sowie der Berg- oerwaltung ihre innigste Anteilnahme und ferner allen an der Rettung Beteiligten für das selbstlose Einsetzen ihres Lebens zur Bergung der Verunglückten ihre Bewun derung und Anerkennung auszufprechen. Zur Linderung der ärgsten Not in den von der Kata strophe betroffenen Familien stellte die Regierungskommis sion einen Betrag von 200000 Franken zur Verfügung, der durch die Abteilung Volkswohlfahrt zur Verteilung gelangen soll. Die Anteilnahme des Reichspräsidenten Berlin, 27. Oktober. Der Reichspräsident hat an die Direktion der Maybach- Grube in Friedrichstbal (Saargebiet) solgendes Telegramm gerichtet: „In die tiefe Trauer, die ganz Deutschland um di« Opfer der Bergwerkkatastrovhe von Alsdorf erfüllt^fällt soeben die Nachricht von dem Unglück auf der Grube May bach. Tief erschüttert durch diese neue Heimsuchung bitte ich Sie, den Hinterbliebenen der Äerunglückten den Ausdruck meiner herzlichen Anteilnahme und den Verletzten meine innigen Wünsche für baldige Wiederherstellung zu über mitteln. Gott gebe, daß es gelingt, die noch vermißten Berg leute zu retten. von Hindenburg, Reichspräsident." Reichsaußnminister Dr. Curtius hat namens der Reichsregierung dem Präsidenten der Regierungskommisfion Les Saargebiets anläßlich des Unglücks auf Grube Maybach, dem zahlreiche treue Saarknappen zum Opfer gefallen sind, die aufrichtigste Teilnahme ausgesprochen und gebeten, diese Teilnahme auch den Berletzten und Hinterbliebenen ver mitteln zu wollen. Reichsarbeitsminister Stegerwald richtete, noch an der Unglücksitätte in Alsdorf weilend, an die Betriebsvertretung der Grube Maybach, Friedrichsthal, Telegramme, in denen er seine herzlichste Teilnahme ausdrückt und den Verletzten baldige Wiederherstellung wünscht. Die vermutliche Ursache. Saarbrücken, 26. Oktober. Ueber die Ursache schwirren alle möglichen Gerüchte umher. Die Vermutung, daß eine Benzollokomobile im Querbau der 4. Sohle explodiert ist, trifft nicht zu, da, wie dem Mitarbeiter der Telegraphen- Union von zuverlässiger Stelle versichert wird, auf Grube Maybach nur Preßluftlokomotiven verwendet werden. Wahr scheinlich handelt es sich um eine Schlagwetterexplosion, die sicher eine Kohlenstaubexplosion mit auslöste. Die Explosions- schwaden drangen hauptsächlich in die Abteilung 9, deren Be legschaft zur Zeit der Explosion etwa 90 Mann betrug. Auch mehrere Leute der Abteilung 3, die hart an der Grenze der Abteilung 9 beschäftigt waren, sind von dem Verhängnis überrascht worden. Nach der Wetterkontrolle war der Schlag wettergehalt nicht explosibel. In Abteilung 9 haben die Tem peraturmessungen 26—28 Grad Celsius ergeben. Die Grube Maybach ist als schlagwetterreich bekannt. Doch ist von der Behörde nichts unterlassen worden, um allen Gefahren vor zubeugen. Bon verschiedenen Seiten wurde betont, daß gerade die Grube Maybach mit zu den Mustergültigsten des Saar reviers gehört. kommunistische Kundgebungen Pari», 27. Oktober. Ein Korrespondent des „Echo de Paris" meldet aus For- bach, daß die Kommunisten in der Nacht gegen die Betriebs leitung der Bergwerke demonstriert hätten und daß saar ländische Gendarmerie habe eingreifen müssen. Wetter kür morgen: Nachdruck verboten! Zunüchst lebhafte, dann an Skürke abnehmende Winde aus Nordwest bis Südwest, allmählicher Bewölkungsrückgang, örtlich Nebel. Nach ziemlich kühler Nacht tagsüber nur müßige Erwar mung. Anfangs lelchl« Nlederschlagsschaoer.