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Weiheritz-Jetdmg Tageszeitung an- Anzeiger Pir Di-pol-iswalöe, Schmeoeverg u.L Mese« BUM «UM »le ««Mch« «ekanutomchrmre« De» «MshaLvvnmmfchast,Le» «mtsserichk» «H L« Dl»»olLi««alLe V«<m1»»»0ich«i N«d«»l«»r Se«L SeL»e- " Druck und Derla,: L«I SeL« i» Nr. 243 Freitag, am 17. Oktober 1930 "6 Jahrgang Anzeigenpreis: Die 42 Millimeter breite Pekikzeile 20 Reichspfennige, Eingesandt und Reklamen 50 Reichspfennige Bezugspreis: Für einen Monat 2.20 mit Zukragen: einzelne Nummern 15 3?/ : Gemeinde - Verbands - Girokonto Nr. 3 : Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 403 Postscheckkonto Dresden 125 48 Die für Dippoldiswalde auf das laufende Jahr ausgestellte SM»- Md MWIMMM liegt eine Woche lang, und zwar vom 18. dis mit 24. Oktober 1930, während der Geschäfts stunden (Sonntags von 11 bis 12 Uhr) beim unterzeichneten Staotrat (Zimmer 16) zu jedermanns Ein ficht aus. Innerhalb dieser Frist kann Einspruch gegen die Richtigkeit oder Vollständigkeit dieser Liste schriftlich oder zu Protokoll beim Stadtrat erhoben werden. Hierbei wird auf die W 31, 32, 33, 34 und 84 des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und auf 8 24 des Sachs. Gesetzes vom 1. März 1870, Bestimmungen zur Ausfüh rung dieses Gesetzes enthaltend, die hier jederzeit eingeschen wer den können, hingewiesen. Dippoldiswalde, am 16. Oktober 1930. Der Stadtrat. Sonnabend, den 18 Oktober, abends 8 Ubr Morgen > iv.Uebung Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Nach langer Zeit hat sich das Welker endlich einmal beruhigt. Seit Montag haben wir dauernd Sonnenschein gehabt, und die gute Witterung ist von der Landwirtschaft tüchtig ausgenutzt worden, die rückständigen Ernte- und Feldbestellungsarbeiten zu fördern. Nach dem schlechten Sommer und Frühherbst kommt nun vielleicht doch noch ein recht schöner Spätherbst. Dippoldiswalde. Aufgebote: Monteur Albert Friedrich Kurz in Bückingen mit Erna Frida Pietzsch in Dippoldiswalde, Kaufmann Paul Fritz Müller in Leipzig mit Hertha Marie Ibe Schäfer irr Dippoldiswalde, Schlojsergehilfe Karl Erich Schmidt in Dresden mit Maria Barz in Dippoldiswalde. Eheschließungen: Robert Hans Strahberger, selbständiger Schlosser in Dippoldiswalde, mit Frida Hilda Franke aus Sadisdorf, Sparkalsenoeaenbuchführer Friedrich Herbert Wittig mit Selma Elisabeth Feind, beide in Dippoldiswalde. — Die A r-N i - L i ch t sp i el e bringen diese Woche einen von t er Zensur sehr günstig bewerteten Film „Jenseits der Straße" außerdem die übliche Wochenschau und einen wertvollen Kulturfilm, wie bas übliche Beiprogramm. — 3n Lock wttz auf der Schlohstraße wurde am Don- merskag eine 65 Jahre alte Frau von einem Motorradfahrer umgefahren. Die Frau hatte die Straße überschritten und befand sich noch etwa einen Meter auf der Fahrbahn, als sie Ler Kraftradfahrer anfuhr. Sie kam unter das Motorrad zu liegen und wurde mit einer klaffenden Kopfwunde zu Be kannten in Lockiwitz gebracht. Obercarsdorf. In der Kurve beim Sägewerk der Firma Bruno Ebert trug sich gestern abend ein Unfall zu. Der Schmledemeister Rühle aus Naundorf überfuhr mit feinem Motorrade eine Frau Schmidt aus Oberpöbel, die dabei schwere Berletzungen davontrug. Dr. Germar, Schmiedeberg, leistete ihr erste Hilfe. Der Motorradfahrer gibt an, durch «in entgegenkommendes Auto geblendet worden zu sein. Spechtritz. Am Donnerstag beging hier der Tischler meister Ernst Härtwig sein 46 jähriges Geschästsjubiläum. Die Tischler-Zwangs-Innung Dippoldiswalde ernannte den Jubilar zum Ghrenmeister und überreichte ihm durch «den stell vertretenden Obermeister Gohlau, Schmiedeberg, im Beisein des Gesamtvorstandes das Ehrendiplom. Höckendorf. Die nächste Mütterberatungsstunde findet Montag, den 20. Oktober, nachmittags oon 2—3 Uhr, in der Volksschule statt. Bärenstein. Privatus Otto Mende konnte am Montag im Kreise der Geschwister, Kinder und Verwandten- in noch großer geistiger Regsamkeit seinen 80. Geburtstag feiern. Dem greisen Geburtstagskinde, der ein Veteran von 1870/71 ist, gingen zur Feier des Tages zahlreiche Glückwünsche und Geschenke zu. Reichspräsident v. Hindenburg sandte ein Bild mit Widmung, und die Schützengesellschaft und der Militär verein ehrten ihr Mitglied in besonders würdiger Meise. Dresden. Die Voruntersuchung in dem vor Monaten ein geleiteten Disziplinarverfahren gegen Ministerialrat vr. Maier vom Arbeits- und Wohlfahrtsministerium und gegen Regierungs- rat vr. Böhme wegen der bekannten Kreditgewährung an Seidemann, durch die der Sächsischen Wohlfahrtshilfe ein Verlust von über 2 Millionen RM. entstand, ist nunmehr abgeschlossen. Das Gesamtministerium wird sich jetzt über die Erhebung der Anklage vor der Disziplinarkammer zu ent scheiden haben. Dresden. Am Donnerstag gegen mittag unternahm in einer Großbäckerei in Dölzschen ein Schlosser mit einem Re volver einen Mordversuch auf den Direktor der Fabrik. Glücklicherweise versagte die Waffe. Mährend der Direktor nach dem Fernsprecher lief und die Polizei benachrichtigte, entkam der Tater. Der Direktor nahm in seinem Kraft- Die Regierungserklärung Alle müssen Opfer bringen! Auf der Tagesordnung der außerordentlich stark be suchten Reichskagssihung stand als erster Punkt die Ent gegennahme einer Erklärung der Reichsregie rung. Damit verbunden waren die Notverordnung vom 2ö. Juli 1930, das Schuldentilgungsgeseh und 21 Anträge, die von den verschiedenen Parteien auf Aufhebung der Not verordnung, Aufhebung oder Revision des Houng-Plans. auf Durchführung der Feme-Amnestie und zp anderen innen- und außenpolitischen Fragen gestellt sind. Präsident Löbe teilte zunächst das Ergebnis der Schriftführer-Wahl mit und gab dann dem Reichskan-le'- das Wort zur Regierungserklärung. Reichskanzler Dr. Brüning wurde von den Kommunisten mit dem Ruf empfangen: „Nieder mit dem Hunger-Diktator!" Er begann seine Red Berlin, 16. Oktober H: Der Reichstag nahm am Donnerstag bei gut be setztem Hause und starker Publikumsbeteiligung die Re gierungserklärung entgegen. Der Kanzler beschränkte sich darauf, das Programm der Regierung an Hand des seiner zeit veröffentlichten ausführlichen Kommuniques zu unter streichen und einzelne Punkte, die die besonders kritische Lage, in der sich Deutschland zurzeit politisch und wirtschaft lich befindet, besonders hervorzuheben. Er hielt sich dabei sorgfältig an das Manuskript, ein Beweis dafür, daß jedes Wort vorher sorgfältig im Kabinett überlegt worden ist. Um so mehr muß es auffallen, mit welchem Ernst der Kanz ler die augenblicklichen Schwierigkeiten kennzeichnete und andeutete, daß das deutsche Volk vor einem Abgrund steht. Er hob hervor, daß durch die Andauer der Weltwirtschafts krise das Haushaltsdefizit für das laufende Etat jahr mit einer Milliarde anzunehmen ist. Diese Ausführungen des Kanzlers erhalten durch einen vom Reichsfinanzminister Dietrich im Hauptvorstand der Deutschen Demokratischen Partei eingebrachten Antrag eine sehr ernste Unterstreichung, in welchem von Stürmen die Rede ist, die den Verblendeten die Au^en öffnen und die Gefahren zeigen würden, „in die blinder Radikalis mus einerseits und byrnierte Jnteressenpolitik andererseits unser Volk zu treiben drohen". Die Regierungserklärung wendet sich aber mit ebenso ernsten Worten der Mahnung an das Ausland, das immer noch nicht die enge Verflechtung zwischen Weltwirt schaftskrise und Reparationsverpflichtung erkannt, auf jeden Fall daraus nicht die logischen Folgerungen gezogen hat. Die Feststellung des Kanzlers, daß, nachdem die internatio nalen Sachverständigen ihr Urteil über Deutschlands Lei stungsfähigkeit abgegeben hätten, die deutsche Wirtschafts lage von Monat zu Monat schlechter geworden wäre, wie vor allem sein« Worte, daß die Reparationspflicht nicht dazu führen dürfe, daß das deutsche Volk seiner sitt lichen und sozialen Grundlagen beraubt werde, enthalten den Hinweis, daß die Reoisionsfrage jederzeit in ein akutes Stadium treten kann. Von seinen Erläuterungen zu den innerpolitischen Maß nahmen zur Wiederankurbelung der Wirtschaft und zur Be seitigung der drückenden Arb«ltslosigkeit sind jene Ausfüh runyen besonders beachtenswert, die davon sprechen, daß dis Regierung keine dauernde Senkung des Reallohnes, da gegen eine gesunde Preispolitik, gegebenenfalls unter An wendung oon Zwangsmaßnahmen, erstrebe. Sehr stark be achtet wurde die Tatsache, daß der Kanzler den Berliner Metallarbeiter streik in diesem Zusammenhang nicht erwähnte und über entsprechende Zwischenrufe schweig sam hinwegging. Man will daraus folgern, daß die Regie rung zur Durchführung ihres Preissenkungsprogramms sich die Gesichtspunkte des Schiedsspruchs in dem Berliner Me- tallkonflikt zu eigen macht und eine Lohnsenkung für notwendig und tragbar hält. Der Gesamteindruck der Regierungserklärung war der, daß die Reyierung hofft, bei der außerordentlich ernsten po litischen und wirtschaftlichen Lage die Unterstützung aller verantwortungsbewußten Kreise des Parlaments zu finden. : Wit einem Hinweis auf die schwere Wirtschaftskrise, s die sich nicht auf Deutschland allein beschränke. Die Reichs regierung lege ein Wirtschafts- und Finanzprogramm vor, mit dem sie die schlimmsten Wirkungen der wirtschaftlichen Krise zu beheben gedenkt. poraussehung für dte Durchführung des wirtfchaNs- und Finanzreformprogramms sei dte Aufrechterhaltung der Notverordnung, die die Reichsregierung am 26. Juli 1930 erlassen hat. Die Verordnung ermögliche die Balancierung des Reichshaus halts und damit eine Durchführung der Sozialpolitik (Lär mender Widerspruch bei den Komm.). Die Reichsregierung werde sich der Beratung der Notverordnung im Reichs- ! tagsausschuß nicht widersetzen. Das Defizit des laufenden Jahres werde auf eine Mil liarde geschäht. (Hört, hörtl) Mit seinen Steuern und Lasten sei die Not Nicht zu beheben. Daher habe die Regierung sich bisher mit Anleihen beholfen. Aber inzwischen habe der Geldmarkt sein Gesicht verändert, viele deutsche Kapitalisten hätten Verblendung und mangelnder Staaksgesintzung ihr Velo ins Ausland gebracht. (Lebhaftes Hört, hörtl) Vom Ausland hätten wir die erforderlichen Mittel zu befriedigenden Bedingungen erhalten unter der BakäM setzung, daß die Ermächtigung zur Aufnahme und Tilgung der Anleihe durch Gesetz planmäßig festgelegt wird. Ich richte, so erklärte der Kanzler, an Sie, meine Herren, die Aufforderung, dasselbe Vertrauen zur deut schen Wirtschaft und zur Regierung zu haben wie das Ausland. (Lärm und lebhaft« Zurufe rechts und b. d. Kommunist««.) Die Reichsreierung habe ihr Sanierungsprogramm bereits veröffentlicht. Seine Grundlage sei ein vollkommen aus geglichener haushalt für 1931, die Selbständigmachuna bei Arbeitslosenversicherung, Sparsamkeit aus allen Gebieten, auch bei den Gehältern (Unruhe), Vereinfachung des behörd lichen Apparats, besonders auf dem Gebiet der Steuerver- wallung sowie die Vorbereitung eines endgültigen Finanz ausgleichs, durch den den Gemeinden auch die Verantwor tung für die Einnahmen auferlegl wird. Die Reichsreaierung wolle keine dauernde Senkung de» Reallohns, Ne wolle aber da» unhaltbar gewordene deutsche Preisgebäude unter allen Umständen in« Wan ken bringen. Eine blutleere Volkswirtschaft und ein zusammengebrocke- ner Staatsbauskalt wären nicht mehr in der Lage, oiss Sozialpolitik weiter durchzuführen. Die Regierung werde alles tun, um möglichst viele Arbeitswillige und Arbeits fähige wieder in Arbeit und Brot zu bringen. Unter alletz Umständen aber werde sie eine ausreichende Unterstütz un dec Arbeitslosen sicherstellen. Sie werde da» Arbeiksschuhgeseh wieder vorlegen, dam eia verg- arbeitergesetz. eine Neuregelung der UnfallverhütunH und Sozialversicherung. Ler Entwurf eines Tarifvertraysgesetzes gebt seiner Vollen dung entgegen. Die Koylenpreisoildung sei für die Selbst kosten der ganzen Produktion grundlegend. Die Berabau- inoustrie hat sich bei den von der Regierung eingeleiteten Verhandlungen letzt bereit erklärt, vom 1. Dezember ab die Kohlenpreise um 6 Prozent zu senken (Beifall oet der Mehr heit. Unruhe links). wenn nötig, werde die Regierung auch zu Zwangs maßnahmen zur Preissenkung greifen. Besonders leide die Landwirtschaft. Ihre Not ist zu- rückzuführen auf den Zusammenbruch der Preise auf dSch Weltmarkt. Die Regierung betrachte es daher als ihre Aufgabe, die Ueberschwemmung Deutschland» mit auslän dischen Agrarprodukten einzudämmen. Ferner sei eine He bung des Verzehrs des Roggens, des Produkts unserer hei mischen Scholle, notwendig (Beifall rechts). Die Magazi nierung werde fortgesetzt werden. Durch die Reichstags auflösung sei die Verabschiedung des Osthllfe- gesetzes verhindert worden, aber die Reich?regie.- wagen -ie Verfolgung des stadtwärts Fliehenden auf. Mit Hilf« zweier Polizeibeamten gelang es, den Täler auf dem Münchner Platz dingfest zu machen. Man nahm dem Schlos ser die mit fünf Patronen geladene Pistole ab und brachte ihn in polizeilichen Gewahrsam. Hetzdorf-Herrndorf. Der mit der Stellvertretung der Ac- - vierförsterstelle in Herrndorf betraute Förster Rudolf Rosig ist als etatsmäßiger Förster nach Mendischearsdorf Kei Dip poldiswalde versetzt worden. Chemnitz. Im Borort Glösa fuhr auf der Mittweidaer Straße ein Lastkraftwagen, der nicht abgeblendet hatte, eine Limousine an, die dadurch an einen Baum geschleudert wurde. Dem einen Insassen wurde durch die zertrümmerte Auko- scheibe die Halsschlagader durchschnitten: auch der zweite In sasse hat schwere Verletzungen davongetragen. Wetter für morgen: Meist schwache Winde aus Süd bis Ost, vorwiegend heiter, aber Neigung zu Äebelbildung, nach kühler Nacht am Tage stark« Erwärmung.