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Weitzeritz-Jeibmg rageszeilung m» Anzeiger Mr DiPp«l»iswal»e, Schmieüeberg n. u Bezugspreis: Für einen Monat 2.26 UM. mit Zuiragen, einzelne Nummern 1S Reich». Pfennig« :: Demeiniie - Verband» - Girokonto Nr. S. :: Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 403 :: Postscheckkonto Dresden 12 »48 Lett»«« De» Le-irk» Diele» Lia« eulhSU -le amtliche« Lekaoulmachlm-r« -e» Amlshau-lmamsschast» -e» Amlsgerichl» «D -e» Sta-lral» -u Dl»»al-l»»al-a Auzeigenprei«: Dir « Millimeter breit« Pttlizeil« rv Reichtpfenntge. Lingesandt und Reklamen Dy Reichspfennig« DerantworLich« Medakteu» Selir — Druck und Derlagr Sari Set« de »i»»»ltl«oal-«. Nr. 61 Donnerstag, am 13 März 1930 96. Jahrgang MSS--———————! > —-sissss^s»»isssMSSS»»»iS»-s^^—— Versteigerung. Freitag, am 14. Mürz 1930 sollen 10 Uhr vormittags im gerichtlichen Derstelgekungsraume 1 Stanze mit Krastbetrieb und 1 Ausputzmaschiue öffenMch und meistbietend gegen Barzahlung versteigert werden. Der Gerichtsvollzieher de» Amtsgericht» MppoldiSwalde. Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Fast regelmäßig setzt gegen Ende der ersten Märzhälfte ein Nachwinter ein. Auch diesmal ist er nicht ausgeblieben. Den schönen Tagen zu Beginn des Monats ist Schnee und Kälte gefolgt. 2m Laufe des gestrigen Tages war mehrmals ein so lebhaftes Schneetreiben, wie wirs den ganzen Winter über nicht gehabt hatten. Der Schnee blieb auch liegen, so daß es in der vergangenen Nacht zu ziemlich starkem Strahlungsfrost kam. Das Thermometer sank bis auf 8 Grad Kälte. Allzulange wird aber des Winters Herrlichkeit nicht dauern, die warmen Sonnenstrahlen, die durchs Gewölk dringen, werden wohl bald wieder siegen. Dippoldiswalde. Am Sonntag Reminiscere, 16. März, wird in weiten Teilen des Deutschen Reiches Volkstrauertag zum Gedächtnis der Gefallenen des Weltkrieges gehalten. In Berlin findet im Reichstagsgebäude eine große Gedächtnisfeier statt. In Preußen und anderen Bundesstaaten werden die Kirchenglocken von I —ns Uhr geläutet. Der Volksmund Deutscher Kriegsgräbersürsorge, der sich um Schaffung eines Volkstrauertages sehr bemüht hat und sehr verdient gemacht, zielt darauf hin, daß der Tag im ganzen Reiche als Ge dächtnistag begangen werde, aber auch wirklich als stiller Tag, unter den: Schutze des Staates stehend. Sachsen steht noch zuwartend der Sache gegenüber. Doch begehen eine große Anzahl von Gemeinden von sich aus den Volkstrauer- tag am Sonntag Reminiscere. Auch in unserer Kirche wird nächsten Sonntag Eedächtnisgottesdienst gehalten. — Der in Glashütte festgenommene Zechbetrüger Kaufmann Grundig aus Georgenfeld hat, wie inzwischen festgestellt wurde, auch in Reichstädt, Schellerhau, Seyde, Burkersdorf Zechbetrügereien verübt. Es ist anzunehmen, daß er auch noch in weiteren Orten aufgetreten ist. Geschädigte wollen sich bei dem Zuständigen Gendarmerieposten melden. — Die christlichen Gewerkschaften Sachsens befaßten sich mit den drängenden Tagesfragen. Das Ergebnis der Aussprache war folgendes: Eine höhere Belastung durch in direkte Steuern und Zölle ruft bei der Arbeiterschaft Ab lehnung hervor. Eine Erhöhung der Lebenshaltungskosten wird naturgemäß eine Erhöhung der Löhne notwendig machen. Starkes Befremden erregt es auch, daß die bisher zu viel gezahlten Lohnsteuern nicht zurückgezahlt werden sollen. Das empfindet die Arbeiterschaft als starke Ungerechtigkeit. Was bei anderen Volkskreisen als selbstverständiich angesehen wird, wird hier verwehrt. Der gesunde Gedanke eines Dolksnot- opfers scheint gefährdet. Es ist in dieser Notzeit eine soziale Pflicht aller, den Volkskreisen, die am meisten geschädigt sind, zu Helsen. Die christliche Arbeiterschaft sordert, daß alle Maß nahmen, die die Arbeitslosenversicherung gefährden, abgelehnt werden. Der Vereinfachung in der Verwaltung in der Arbeits losenversicherung, wenn notwendig und möglich, wird zuge stimmt. Die christliche Arbeiterschaft warnt aber vor Erperi- menten im politischen Leben. — Im Gelände Cossebaude, Ober- und Niederwartha/ wo sich bekanntlich die Großbaustelle der hydro-elektrischen Speicheranlage befindet, wurden vermutlich schon vor längerer Zeit von zwei großen Trockenbaggern und vier Feldbahn- lokomotioen nach und nach die sämtlichen Armaturen ab montiert und gestohlen. Die unbekannten Spitzbuben dürsten die wertvollen Metaltteile zerschlagen und als sogenanntes Altmetall veräußert haben. Der Wert der entwendeten Arma turen beträgt rund 8000 Reichsmark. Nach den Tätern wird gefahndet. keinkolcksftaln. Der Turnverein beabsichtigt seinen vor kurzem in Oberhäslich mit großem Erfolg aufgeführten Theaterabend am Sonnabend, 15. März in Reinholds hain' zu wiederholen. Es ist nur zu begrüßen, daß der Turn verein zu diesem Entschluß gekommen ist. Aufgeführt wird „Gutsbesitzer Holm", Schauspiel.in 4 Akten. Die Rollen waren gut besetzt, manche wurden sogar sehr gut wieder gegeben. Es ist zu wünschen, daß dem Verein zu seiner zweiten Aufführung abermals ein volles Haus beschieden ist. Ulberndorf. Ein Auto-Unglück, bei dem viel, sehr viel Glück dabei war, trug sich gestern abend hier in der Nähe von Blankes DUla gegen I I Uhr abends zu. Tin mit vier Personen besetzter Personenkraftwagen kam, wie Augenzeugen behaupten, in rasender Fahrt von Altenberg her gefahren, wo die Insassen vorher im Raupennest einen fröhlichen Abend verbracht hatten. Am genannten Platze kam der Wagen ins Schleudern, riß das am Weißeritzufer hinführende Ge länder um und blieb mit Vorderrädern und Kühler über dem Flußbett hängen. Von den Insassen wurde niemand verletzt, der Wagen wurde noch in der Nacht abgeschleppt. Die Gendarmerie, die rasch am Orte war, mußte eingreifen, da der Wagenführer ohne Papiere gefahren war. Cunnersdorf. Am Sonnabend hielt der Gesangverein „Sängerlust" einen öffentlichen Unterhaltungsabend unter Leitung des Lehrers Richard Graf ab. Eine sehr stattliche Teilnehmerzahl konnte im festlich geschmückten Saale von Vor steher Henker begrüßt werden. Der Gesang einiger herrlicher Lieder vom Männerchor und Gemischten Chor leitete über zur Hauptveranstaltung dieses Abends, der Aufführung des Theaterstückes „Versprechen Hinterm Herd". Daß die Spieler ihr Bestes gaben, bewies der starke Beifall, den man ihnen am Schlüsse spendete. Nach Ueberreichung von Ehrenzeichen an einige Mitglieder des Vereins für 10- und 20 jährige treue Dienste huldigte jung und alt dem fröhlichen Tanz. Echte Fröhlichkeit beherrschte alle Teilnehmer bis zum Schluß. Cunnersdorf. Ain kommenden Freitag abends 7 Uhr wird an hiesiger Volksschule eine Elternversammlung abge halten für die Eltern der Kinder des I. Schuljahres und der Schulneulinge. Am 21. März vormittags '/210 Uhr findet die öffentliche Entlassung der Konfirmanden statt. Am 31. März verläßt Lehrerin Leonhard unseren Ort. Die Stelle wird nunmehr von Lehrer Schäfer aus Schreiersgrün i. V. eingenommen, der vom Ministerium für Volksbildung hierher berufen worden ist. Er wird am 1. April vormittags 1/210 Uhr in sein Amt eingewiesen. Am gleichen Tage nachmittags 2 Uhr findet die Aufnahme der Schulneulinge statt. Dresden. Der politischen Abteilung des Polizeipräsidiums Dresden war bekannt geworden, daß unter dem Namen „Antifa" (Antifaschistische Arbeiterwehr) eine sogenannte Rote Loge gegründet wurde. Die Aufgabe der Mitglieder dieser Roten Loge, die zum ersten Mal bei den Vorkommnissen am 6. März aufgetreten ist und auch am Donnerstag anläßlich des kommunistischen Hungermarsches nach Dresden wieder in Tätigkeit treten sollte, besteht vor allen Dingen darin, bei Umzügen usw. sogenannte Rollkommandos zu bilden. Am Mittwoch abend haben einige Beamte der politischen Ab teilung des Polizeipräsidiums Dresden diesen kommunistischen Geheimbund bei einer Besprechung der Pläne für Donners tag überrascht und ausgehoben. 33 Teilnehmer an der Ver sammlung sind verhaftet worden. — Das Presseamt des Polizeipräsidiums teilt hierzu weiter mit: Das Abzeichen der Mitglieder der Roten Loge ist eine rote Armbinde, auf die mit gelber Farbe ein gebrochener Blitz aufgemalt ist, wie er sich u. a. an Hochspannungsleitungen als Warnungszeichen befindet. Außerdem trägt diese Armbinde, die bei einer ganzen Anzahl der Festgenommenen vorgefunden worden ist, einen Anilinstempel, „Antifaschistischer Schutzbund", Bezirkskartell Dresden. Dresden, 12. März. Die Organisation der Dresdner Gastwirte hat Stellung gegen den Entwurf des Gaststätten gesetzes und gegen die geplante Erhöhung der Biersteuer ge nommen und den in Frage kommenden Reichsbehörden zwei Entschließungen zugeleitet. In der ersten heißt es: Der volks wirtschaftliche Ausschuß des Reichstages hat in seinen Be ratungen zum Gaststättengesetz Bestimmungen angenommen, die geeignet sind, in ganz ungerechtfertigter Weise das East- stättengewerbe zu knebeln, ja sogar dieses Gewerbe dem Ruin zuzuführen. Im § l wurde die Relation 1:400 ausgenommen. 100 000 Gaststätten müssen im Deutschen Reiche also erst ein gehen, ehe überhaupt «ine neue Konzession erteilt werden kann. Die Folge davon wird u. a. eine Vergrößerung der Arbeitslosigkeit und damit eine Heraufsetzung der Lasten für die Arbeitslosen sein. Aber nicht nur diese Folge wird ein treten, sondern auch der Grund und Boden der Gaststätten, grundbesitzer wird beträchtlich in seinem Werte vermindert werden, so daß die Wirkung der Relation gleichbedeutend ist mit einer Konfiskation des Vermögens und mit einer Wert minderung von Grund und Boden. In allererster Linie werden die Mittel- und Kleinbetriebe vernichtet werden. Auch gegen die Festsetzung der Polizeistunde in diesem Gesetz wendet sich die Organisation mit aller Schärfe, ebenso gegen den § 16, der verbietet, an Personen unter 18 Jahren Branntwein und branntweinhaltige Genußmittel auszuschänken. Wie denkt sich der Gesetzgeber die Befolgung dieses Paragraphen in der Pratts? Von den Reichstagsabgeordneten wird erwartet, daß lei der endgültigen Verabschiedung des Gesetzes alle die Be stimmungen nicht Gesetz werden, die die Ettstenz des deutschen Gastwirtrgcwerbes, das anerkannt von großer volkswirt schaftlicher Bedeutung ist, zu vernichten geeignet sind. In der zweiten Entschließung heißt es: Die Reichsregierung beabsichtigt die Reichsblersteuer um 75 Prozent zu erhöhen. Die unabwendbare Folge einer Erhöhung der Reichsbiersteuer wird ein Konsumrückgang sein. Konsumrückgang ist gleich bedeutend mit der Vernichtung sehr zahlreicher Betriebe. Das deutsche Volksgetränk, das Bier, was als Nahrungs mittel anerkannt ist, wird der großen Masse des Volkes der artig verteuert, daß es auf dieses Nahrungsmittel verzichten muß. Es wird also das Gegenteil von dem eintreten, was die Reichsregierung beabsichtigt. Das deutsche Gaststätten- gewerbe ist über die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit hinaus belastet. Unübersehbar werden die Folgen sein, wenn auch die Gemeindegetränkesteuer durch die Länder wieder zur Ein- sührung gelangt. Die Wiedereinführung dieser ungerechtesten aller Steuern bedeutet weiteren Konsumrückgang. Die Folge wird eine erhöhte Arbeitslosigkeit und das Hereinbrechen einer neuen Lohnwelle infolge der Verteuerung des Genuß- und Nahrungsmittels Bier sein. Das deutsche Eaststättengewerbe fordert von der Reichsregierung und dem Reichstag, daß im Interesse des Gewerbes, das von hoher volkswirtschaftlicher Bedeutung ist, von der Erhöhung der Biersteuer Abstand genommen wird und daß die Gemeindegetränkesteuer nicht wieder zur Einführung gelangt. Zpecktskaulen. Bei den jetzt öfters stattfindenden Ver steigerungen im Tharandt-Erillenburger Staatsforstvevier ist die Wahrnehmung gemacht worden, daß Holzkäufer im Wald nicht die bezahüe Menge vorfanden. Es sollen Holzdiebstähle größeren Umfanges vorgekommen sein. Forstbeamte wie auch die Gendarmerie kontrollieren und überwachen die Holzabfuhr. LeipFg. Die Leipziger Stadtverordnetenversammlung hat in ihrer Sitzung am Mittwoch einen soziawemokratischen Antrag mit 30 gegen 36 Stimmen angenommen, dem zufolge den „Leipziger Neueste Nachrichten" wegen groben Vertrauens bruches der Charakter als amtliches Blatt zu entziehen sei. Die „Leipziger Neueste Nachrichten" haben die Kandidaten zur Oberbürgermeisterwahl in Leipzig, wie sie am ver gangenen Montag vom Wahlausschuß der Stadtverordneten versammlung in engere Wahl gezogen worden sind, trotz des Beschlusses des Wahlausschusses, daß diese Nemination zunächst noch geheimzuhalten sei, veröffentlicht. liartmannsckork. Anläßlich eines Bockbierfestes in einer hiesigen Schankwirtschaft goß sich ein fremder, hier wohn hafter Maler eine verderbliche Flüssigkeit in sein Bierglas, trank aber den Rest nicht aus, sondern gab ihn zurück. Da durch wurde das Spülwasser verunreinigt und das später verschenkte Bier ungenießbar, bis man dem Rätsel auf die Spur kam und den Täter feststellte, der bisher noch keinen Grund zu seinem gefährlichen Dummenjungenstreich angeben konnte. Lhemnih. Auf der hiesigen Jacob-Straße wurde ein 31- jähriger Geschirrführer von zwei vorübergehenden Männern dabei ertappt, wie er eine 19 jährige Arbeiterin in gröb lichster Weise unsittlich belästigte. Die beiden Männer machten nicht viel Federlesen und verprügelten den Sittlichkettsverletzer, wodurch die Nachtruhe so erheblich gestört wurde, daß die Polizei aufmerksam wurde und den Uebeltäter festnahm. kakttou i. Erzgeb. Der hiesige sozialdemokratische Bürger meister Seifert hat durch seine vorschriftswidrige Geschäfts führung das Kassenwesen der Gemeinde in Verwirrung ge- nacht. In der letzten Sitzung der Eemeindeverordneten wurde beschlossen, zur Deckung des entstandenen Schadens das Privat vermögen des Bürgermeisters für die Gemeinde zu sichern. kack Elfter. Gemeinde mit Gutsbezirk beschlossen die Ein führung einer Katzensteuer. Da hiergegen einige Einsprüche erhoben worden sind, erteilte der Bezirksausschuß Oelsnitz im Vogtlande die Genehmigung nur unter Vorbehalt des Wider rufs bis zum 31. März 1932. Löbau. Freiwillig aus dem Leben geschieden ist am Diens tag vormittag ein hiesiger Tertilwarenhändler. Der Grund zu dieser Verzweiflungstat ist allem Anschein nach in finan ziellen Schwierigkeiten seines Geschäftes zu suchen. Der Tote hat im Weltkriege seine beiden Söhne verloren. ftödou. In Ausübung seines Berufs ist in Lawalde der Schornsteinfeger Richter vom Dache gestürzt und hat sich da bei so schwere Verletzungen zugezogen, daß er ins Löbauer Krankenhaus überführt werden mußte. Für den Verun glückten besteht Lebensgefahr. . wrttei' kül» morgen: Fortdauer des unbeständigen Wetters, wechselnd bewölkt und zeitweilig Niederschläge, im Gebirge als Schnee, Flach land teils als Schnee,, teils als Regen Nachtfrost, Tages temperatur im Flachland über Null, in Richtungen und Stärke veränderliche Winde.