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ich weiß, ist Herr Kommerzienrat Brandenstein in der ganzen Stadt als ein Ehrenmann und tüchtiger Finanzmann bekannt." „Ich konnte den Pfennigfuchser schon nicht leiden, als wir noch hier wohnten." „Du urteilst zu ungerecht." „Nein, höre nur weiter. Mein Gatte war mit einer hohen Summe in der Lebensversicherung. Der Bankdirektor verkaufte dann noch Gut Schweikershof sehr günstig, setzte in einem Prozeß durch, daß die Wechselsummen an zwei Falschspieler nicht bezahlt zu werden brauchten, die eigentlich Hanno vollends kopflos gemacht hatten, und bezahlte die übrigen Gläubiger. Es blieben dann noch vierzigtausend Mark übrig —" „Vierzigtausend Mark," wiederholte Frau Waltershausen ganz erstaunt über diese Summe, nachdem die Freundin kurz vorher noch behauptet hatte, ihr verstorbener Gatte habe das ganze Vermögen verspielt. „Ja, nun fängt aber die Niederträchtigkeit Brandensteins an. Er behauptete, ich habe gesetzlich nur den vierten Teil zu beanspruchen, das übrige Vermögen gehörte den Kindern und dabei bleibt er." „Aber von den Zinsen ist doch zu leben. Ich würde zufrieden sein." „Du ja, aber ich nicht und dann in Berlin, wo das Leben so teuer ist. Ja, erst wollte ich mich wieder ver- hüraten, aber die Männer von heute sehen nur auf ein großes Vermögen und verlangen obendrein noch eine wirt schaftlich erzogene Hausfrau — nein, da verzichte ich lieber. Mein Vermögen ist alle geworden, ach,.wie unglücklich ich bin. Aber ich denke, Brandenstein hat mich benachteiligt." „Das glaube ich nicht. Aber zu Deiner Beruhigung kannst Du ja einen Rechtsanwalt befragen. „Das dachte ich auch und deshalb bin ich gekommen, um Dich um Deine Meinung zu befragen." „Nur deshalb, Adelheid?" „Und um wieder einmal in Deiner Nähe weilen zu können, liebe Franziska," verbesserte sich Frau v. Königsheim, „ich habe so gar niemand mehr." „Und Deine beiden kleinen Mädchen, wie müssen diese herangewachsen sein, seit ich sie das letzte Mal sah. Ach, es ist die? schon lange her, wie doch die Zeit so schnell verrinnt." „Gott Lob, die Mädchen sind vortrefflich aufgehoben. Sie sind groß und hübsch geworden und machen mir gar keine Sorgen, da ihr Vormund, eben der Bankdirektor Branden stein, ihr väterliches und großväterliches Vermögen verwaltet. Ich höre nur Gutes von ihnen." „Da befinden sie sich gar nicht bei Dir in Berlin?" „Was sollen sie bei mir, sie müssen doch vornehm er zogen werden. Sie befinden sich in einer Pension im Harz, welche sie in zwei Jahren verlassen werden, dann will ich sie in die Gesellschaft einführen, wo sie mir und ihrer Er ziehung Ehre machen sollen." „Eben darum, liebe Adelheid, hat Herr Kommerzienrat Brandenstein ganz recht, wenn er auf die Erhaltung des Vermögens der Kinder bedacht ist." „Bist Du auch der Ansicht? Ich komme aber doch vor den'Kindern. Warum soll ich miHihretwegen jetzt alle Freude versagen müssen?" „Hier teile ich Deine Ansicht nicht ganz, Adelheid. Du hast eine schöne, eine herrliche Jugend, hast alle Freuden des Lebens genossen." „Ist nur ein Traum." „Aber ein sehr schöner. Junge Mädchen aber, die aus einer vornehmen Pension entlassen werden, haben in der Regel mancherlei gelernt, verstehen französisch oder englisch zu plaudern, musizieren wohl auch ein wenig für das Haus, an Arbeit aber pflegen sie nicht gewöhnt zu sein; wie schlimm steht es dann mit ihnen, wenn sie kein Vermögen besitzen, sie finden sich schwerer durch das Leben wie andere Mädchen." „Du bist aber auch zu naiv, liebe Franziska!" entgegnete Frau v. Königsheim mit heiter sein sollendem Lächeln. „Ich glaube, Arbeit ist Dein Tag- und Nachtgedanke! Als ob alle Menschen nur deshalb auf die Welt kommen, um zu arbeiten." „Ich finde in der Arbeit nur Befriedigung, ohne diese käme mir das Leben öde und leer vor." „Beengend und in jeder Weise das Leben verdüsternd sind diese bürgerlichen Ansichten, die man gewöhnlich ehrbar und solid nennt, doch da soll man immer arbeiten, zählen und rechnen! immer fragen: ist das nötig oder kann man es entbehren,' nie sich ein Vergnügen gönnen, ohne vorher mit sich zu Rate zu gehen, ob man es später vielleicht auch bereuen werde. Und vow Kleiderluxus soll nun vollends gar nicht die Rede sein! Als ob es möglich ist, in der Welt von feinem Ton, von gesellschaftlicher Bildung zu existieren, wenn man nicht eine gewisse geschmackvolle Ab- Wochenblatt für Reichenvmnd, Siegmar, Neustadt, Rabenstein nnd Rottluff Zol- r. Erscheint jeden Sonnabend nachmittags- Sonnabend, den 15. Dezember 1917 i Siegmar, am 20. November 1917. >ere» hen- Der Gemeindevorltand zu Rabenstein, am 14 Dezember 1917. 26. . 27 Ar Kaiser- und Volksspende wurden als Mk. Erlös für Broschen und Karten 1 35. 2 !52. W' stellt strie- tum, Kei» tr.S- r 1» na, rau ;mt Der Kriegshilfsausschutz Klinger, Vorsitzender. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. . Am 3. Advent, den 16. Dezember, Vorm. 9 Uhr Predigtgottes - 'ienst: Pfarrer Rein. Dienstag Abend 8 Uhr Jungfrauenverein. Amtswoche: Hilfsgeistlicher Schwarze. Parochie Rabenstein. . Am 3. Advent, 16. Dezember, Vorm. 9 Uhr Predtgtgottesdienst: Alfsgeistlicher Leidhold. Nachm. V22 Uhr Abmarsch der kirchl. Jugendvereine nach Chemnitz. Abends 8 Uhr Versammlung des ev. Jünglingsvereins. Wochenamt: Hilfsgeistlicher Leidhold. Weihnachtstiebesgaben. Das vierte Kriegs-Weihnachtsfeft naht wieder heran. Unsere Truppen »erden dasselbe nochmals fern der Heimat verleben müssen.! Wir wollen deshalb auch in diesem Jahre unseren Feldgrauen durch Msendnng von Liebesgaben eine Weihnachtsfreude bereiten. Die geehrte Einwohnerschaft bitten wir daher, unser Vorhaben durch Mweisung von Geldspenden freundlichst unterstützen zu wollen. Für Erfüllung unserer Bitte im voraus herzlichsten Dank. Bekanntmachung. Am 1. Dezember 1917 war der 4. Termin der diesjährigen Gemeindeanlagen und der letzte Termin des Schulgeldes fällig. Die Gemeindeanlagen und das Schulgeld waren bis zum 1S. Dezember dieses Jahres adzuführen. Bei nicht umgehender Zahlung wird das mit Kosten verbundene Mahn- bez. Zwangsvollstreckungs- Verfahren eingeleitet werden. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 15 Dezember 1917. Jagdverpachtung. Die Jagd des Rittergutes Niederrabenstein (ca. 250 Acker) soll zunächst bis 31. August 1919 krpachtet werden. Angebote für den Acker sind verschlossen bi» 18. Dezember I9>7 abends 5 Uhr "Nzureichen. Der Gemeinderat behält sich die Auswahl oder Ablehnung sämtlicher Angebote vor. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 12. Dezember 1917. Sämtliche Kuhhalter in Ravenstein werden auf die am Montag, den 17. Dezember 1917, abends 8 Uhr in Kühns Gastwirtschaft stattfindende Versammlung noch besonders aufmerksam gemacht. In Rücksicht auf die Wichtigkeit der Tagesordnung, Neuordnung des Milch- rc. Verkehrs, wird allseitiges Erscheinen zur Pflicht gemacht. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 13. Dezember 1917. Ladenschluß in Rabenstein. Zur Ersparung von Licht und Feuerung wird ab 16. Dezember 1917 folgende verkürzte Laden geschäftszeit bis auf weiteres eingeführt: 1 ., Bäckereien: Montag bis Freitag abends V Ilhr Sonnabends „ 8 „ Sonntags nachmittags -M „ 2 , Materialwaren- und Zigarrenhandlungen und sonstige Geschäfte: Montag bis Freitag abends s» Ahr - Sonnabends ., V „ 3 , Schnitt- und Papierwarenhandlungen: Montag bis Freitag abends s» „ Sonnabends „ 8 „ . Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 12. Dezember 1917. Neujahrsablösungen finden auch in diesem Jahre wieder zum Besten der Gemeindekrankenpflege statt. Gaben, soweit sie nicht an die beiden Sammler (Herren Arthur Gundermann und Schutzmann Lenk) übergeben werden, sind bis spätestens Sonnabend, den 22. Dezember d. I., mittags 12 Ahr ans Pfarramt oder an die Gemeinde ämter zu senden. Die Namen werden im Wochenblatt am 31. Dezember bekanntgegeben. Der Hausväterverband der Parochie Rabenstein-Rottluff. rl, 15. Rabenstein. Z Wer Beitrag 49,80 ^geschickt, sodaß durch die Schule i. g. 4l« 72 Mk. ^gebracht wurden: 272,82 Mk. Ergebnis der Haussammlung, ,4,10 Mk. Reinertrag einer Kinderaufführung und obige A80 Mk. für Broschen und Karten. Nachstehende Bekanntmachung wird hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht. Die Semeindevorständ« zu Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff, am 13. Dezember 1917. Hafer. Anträge aus Nachzahlung der Lieferungsprämie von 70 Mk. für die Tonne (3,50 Mk. für 1 Zentner) in einfachster Form bis zum 20. Dezember 1917 an den Getreideeinlauf zu Burlhardtsdorf i. E. 'Nzureichen. Später eingehende Anträge können nicht berücksichtigt werden. Den Anträgen sind die Getretdehändler ausgestellten Haferlieferscheine beizufügen. 1869 L. i'. 111. Chemnitz, am 11. Dezember 1917. Die Königliche Amtshauptmannschaft. Familien-Unterstützung. . Die Auszahlung der Bezirksunterstützung an die Familien der zum Heeresdienst einberufenen Mannschaften für den Monat Dezember 1917 soll Montag, den 17. Dezember d. I. von vorm. 8—12 Uhr für die Markeninhaber 1—260 und nachm. 2—5 Uhr für die Markeninhaber 261 —Gude im hiesigen Rathaus >»d zwar genau der Marlennummer nach erfolgen Der Gemelnd-vorstand zu Rabenitekn, am 14. Dezember 1917. Die Ausgabe der Nrichssteischkarten ör, ür die Zeit vom 24. Dezember 1917 bis 20. Januar 1918 erfolgt Freitag, den 21. Dezember 1917 abends 7—8 Ahr 'llrch die Vertrauensleute in den bekannten Ausgabestellen. Bezugspreis: Vierteljährlich 30 Pf. — Anzeigen werden außer in der Geschäftsstelle (Reichenbrand, Nevoigtstraße 11) von Herrn Friseur Weber in Reichenbrand und von Herrn Kaufmann Emil Winter k Rabenstein entgegengenommen und die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum mit 20 Pf. berechnet. Schlup der Auzeigen-Aunayme Freitags Nachmittag 2 Uhr. — Fernsprecher Amt Siegmar 244. Vereinsinserate können nicht durch Fernsprecher aufgegeben werden. Fundamt Rabenstein. 1 Schäferhund entlausen. 1 Sparkassenbuch Nr. 79 (Kriegsanleihe betr.) verloren. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 14. Dezember 1917. Schließung der Expeditionsräume. Die Geschäftsräume der hiesigen Gemeindeverwaltung und des hiesigen König!: Standes amtes bleiben wegen Reinigung Montag, den 17. Dezember d. I. für den öffentlichen Verkehr geschlossen. In der Zeit von 11 bis 12 Uhr vormittags «erden jedoch dringliche Angelegenheiten erledigt, wie auch standesamtliche Anzeigen entgegengenommen. Rottluff, am 12. Dezember 1917. Der Gemeindevorstand. Heimatdank Chemnitz-Land. Herr Direktor Knecht W der Sächsischen Maschinenfabrik Chemnitz-Kappel schenkte. W Verein Heimatdank Chemnitz-Land 1000 Mark zur Unterstützung bedürstigerKriegsbeschädigterundKriegerwitwen -Waisen in Schönau, und Herr Fabrikant Paul Nebel Schönau stiftete wie im Vorjahre 200 Mark für die odecke des Heimatdanks. Zwei Frane» von KUdung. Roman von E. Willkomm. Fortsetzung. Nachdruck verboten. , Bei dem herzlichsten Andenken, welches die Freundin stem Gatten bewahrte, überkam Frau v. Königsheim doch !'n eigentümliches Gefühl. Wie hatte sie damals selbst ^er diese Ehe ohne Vermögen gespöttelt und wie zufrieden ^»d glücklich war die Freundin bis zur Stunde, wenn nicht "er herbe Verlust ihres Gatten sie betroffen hätte. . „Was aus dem Gute wurde, fragst Du? Es wurde Erkauft. Gerade nach seinem Tode zeigte es sich, daß er Mch nie recht geliebt hat. Statt die Regelung und die Verwaltung seines Nachlasses in meine Hände zu legen, ^stimmte er hierzu noch kurz vor seinem Tode den Bank- "llektor Brandenstein." „Da ist die Verwaltung aber in guten Händen; soviel